Referat Pflanzenbau 2019
Ackerbau 2019
Die Maisernte in der Steiermark belief sich auf 588.941 t (2018: 527.113 t) bei einem Durchschnittsertrag von 119 dt/ha. Der durchschnittliche Maisertrag war um 3 % höher als im Jahr davor, wo er noch bei 115,5 dt/ha lag. Die höhere Maisernte resultierte primär aus einer um 8 % höheren Körnermaisanbaufläche von 48.585 ha. Zentrales Problem des Maisanbaues 2019 war nicht die Trockenheit wie in den Vorjahren, sondern die extrem niedrigen Temperaturen im Mai, welche eine zwei- bis dreiwöchige Entwicklungsverzögerung bedeutete. Daraus resultierte eine deutlich verzögerte Blüte Anfang Juli im Vergleich zu Ende Juni im Jahr 2018. Die Erntefeuchtigkeit war damit höher und leider auch die Schäden durch den Maiswurzelbohrer, weil die kühle Witterung die Wurzelbildung des Maises verringerte und die Narbenfraßschäden durch die spätere Blüte verstärkt wurden.
Die Qualität des Maises war im Vergleich zu den vergangenen Jahren durch die Entwicklungsverzögerung ebenfalls schlechter, weil die Abreife verstärkt in die feucht-kühle Periode des Septembers und Oktobers hineinreichte. Bei den Untersuchungen des KOFUMA-Projektes der AGES mit den Ländern wurde im Durchschnitt der Maissorten 2015 693 µg, im Jahr 2016 528 µg, im Jahr 2017 862 µg, 2018 620 µg und im Vorjahr 1,693 µg DON/Kilogramm Futter festgestellt. Die Maispreise haben sich 2019 im Vergleich zum Jahr 2018 auf 141 € (2017 - 158 €) je Tonne inklusive Umsatzsteuer abgesenkt.
Die Silomaisfläche betrug im Berichtsjahr 2019 9.831 ha und lag damit um 3,4 % höher als im Jahr 2018 (9.505 ha).
Getreide
Bei den Getreideerträgen kann das Jahr 2019 trotz höherer Abreifetemperaturen als gut bezeichnet werden. Die hohe Erwartungshaltung von Rekorderträgen wurde leider enttäuscht. Wintergerste hat diese Hitze besser bewältigt als Weizen. Die Ertragszahlen der Statistik Austria zeigen dennoch deutlich höhere Erträge im Jahr 2019 bei Weizen (70,3 dt/ha, 2018: 51,9 dt/ha) und ebenfalls höhere Erträge bei Gerste (71 dt im Vergleich zu 54,8 dt/ha im Jahr 2018). Die Qualität hinsichtlich Fusariuminfektionen konnte bedingt durch die Trockenheit als äußerst zufriedenstellend dargestellt werden. Die Arbeiten des Ackerbaureferates im Jahr 2019 konzentrierten sich auf Vorträge zu den Themen Mais, Getreide und Alternativen, sowie das Abhalten von landwirtschaftlichen Meisterkursen und die Veranstaltung von Flurbegehungen zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen, wie Mais, Getreide, Soja und Hirse. Daneben wurden zahlreiche Artikel zu ackerbaulichen Themen verfasst.
Agrarpolitik
Die Regeln der gemeinsamen Agrarpolitik mit der verpflichtenden Bereitstellung von ökologischen Vorrangflächen im Rahmen des Greenings und das Umweltprogramm ÖPUL 2015 – 2020 zeigten weitere Auswirkungen auf den Pflanzenbau. So haben sich die Grünbracheflächen und die Stilllegeflächen in der Kategorie „Guter Ökologischer Zustand“ in der Steiermark im 5. Programmjahr 2019 beim guten Wert von rund 3.120 ha eingependelt. Viele dieser Flächen wurden mit insektenblütigen Saatgutmischungen eingesät, die besonders auf die Bedürfnisse der Bienen abgestimmt wurden. Dasselbe gilt für den Anbau von Zwischenfrüchten. Je nach Begrünungsvariante ist die Ansaat von Bienenmischungen mit bis zu fünf insektenblütigen Mischungspartnern vorgeschrieben. Es gibt dazu zahllose positive Rückmeldungen von Seiten der Bevölkerung, insbesondere der steirischen Jägerschaft und den steirischen Imkern.
Grundwasserschutz
Hopfen - Günstiges Hopfenwetter
Die Erntemenge 2019 betrug ausgezeichnete 196 Tonnen, um zwölf Tonnen mehr als im Vorjahr. Die Hopfenfläche in der Steiermark betrug 97 Hektar. Auch die Qualität des Hopfens war 2019 sehr gut. Das Wetter war großteils günstig für den Hopfen. Es gab keine Unwetter und keinen Hagelschlag im Hopfengebiet um Leutschach.
Zuckerrübe: Bescheidene Erträge auf trockenen Standorten
Pflanzenschutz
Im Getreide waren die Erträge sehr gut. Der Krankheitsdruck war in der Regel gering. Die Mykotoxinwerte waren wieder niedriger als im Vorjahr. Gemeinsam mit dem Versuchsreferat wurden ein Herbizidversuch und ein Fungizidversuch angelegt, um die Produkte unter steirischen Bedingungen zu testen.
Im Soja war erstmals das Produkt Proman mit dem Wirkstoff Metobromuron per Notfallzulassung in Verwendung. Um die Wirksamkeit auf die Ambrosia zu testen, wurde in Bad Radkersburg ein Versuch angelegt.
Die reguläre Zulassung von Beizmitteln mit Neonicotinoiden wurde zurückgezogen. Für die Zuckerrübe wurde jedoch eine Notfallzulassung für diese Beizmittel erreicht. Der Einsatz war mit Meldungen der Flächen und einer Fruchtfolgeauflage verbunden. Da im Folgejahr auch kein Mais angebaut werden darf, war die Fläche mit neonicotinoidhältigen Beizemittel in der Steiermark nur gering.
In der Kartoffel war letztes Jahr zur Drahtwurmbekämpfung ebenfalls Force Evo per Notfallzulassung zugelassen. Aufgrund der geringen produzierten Menge war das Granulat jedoch für viele Betriebe in der Steiermark nicht erhältlich. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass Mocap durch Force Evo ersetzt werden kann.
Im Reis wurde die Notfallzulassung von Stomp Aqua nicht nur unterstützt, sondern erstmals war die Landwirtschaftskammer Steiermark auch der Antragsteller.
2019 wurden in Österreich über alle Sparten hinweg 44 Pflanzenschutzmittel mit insgesamt 243 Indikationen per Notfallzulassung registriert (davon 14 biologische Produkte mit insgesamt 133 Indikationen). Notfallzulassungen sind somit weiterhin für den Pflanzenschutz, vor allen in den Spezialkulturen aber auch zunehmend im Ackerbau, von enormer Bedeutung.
Saatgutwirtschaft und Saatgutvermehrung
Saatenanerkennung 2019
- Beantragte Fläche in ha Winterungen: 727,54
- Zertifizierte Fläche in ha Winterungen: 683,25
- Beantragte Fläche in ha Sommerungen: 1.959,88
- Zertifizierte Fläche in ha Sommerungen: 1.866,28
Boden und Bodenuntersuchung
In der Steiermark wird diese Möglichkeit bereits seit über sechzig Jahren angeboten. Das Referat Pflanzenbau führt jährlich drei Bodenuntersuchungsaktionen mit unterschiedlichen Schwerpunkten – Grünland, Obst- und Weinbau, Acker- und Feldgemüsebau - durch.
Im Jahr 2019 rund wurden 1.741 Bodenproben von 346 Betrieben durch die Abteilung 10, Referat Boden- und Pflanzenanalytik in Haidegg, analysiert. Für 85 % der Ergebnisse sind 1.472 einzelschlagbezogene Düngeempfehlungen nach den Richtlinien für die sachgerechte Düngung unter Berücksichtigung diverser Förderungsauflagen (ÖPUL) erstellt worden.
Auch wenn es keine Verpflichtung zur Bodenuntersuchung gibt, soll dieses Instrument unbedingt zur besseren Nutzung unserer Ressourcen und Schonung der Umwelt verwendet werden.
EIP-Projekt „Innobrotics“
EIP-Projekt „Ammosafe“
Arbeitskreis Ackerbau
Die kleinbetriebliche Struktur in der Steiermark bringt produktionstechnische und betriebswirtschaftliche Schwächen sowohl im konventionellen als auch im biologischen Ackerbau mit sich. Aktuelles standortbezogenes, produktionstechnisches Know-How stellt eine Grundvoraussetzung dar, um im Ackerbau nachhaltig erfolgreich zu sein. Darüber hinaus stellen die klimatischen Veränderungen mit den daraus resultierenden Auswirkungen (Überflutungen, Starkregen, Hagel, Dürre) die Landwirtinnen und Landwirte immer wieder vor neue Herausforderungen. Zusätzlich steigt auch der Preis- und Wettbewerbsdruck im Ackerbau. Um erfolgreich zu wirtschaften ist permanente Weiterbildung erforderlich.
Neben der Steigerung der Produktivität ist vor allem die Kostensenkung ein wichtiger Faktor. Der Erfahrungsaustausch zwischen Landwirtinnen und Landwirten hat daher eine große Bedeutung, da das Spezialwissen einzelner Landwirte/innen bereits hohes Niveau hat und so auf eine breitere Basis gestellt werden kann.
Zentrales Ziel des Projektes ist die jahresbezogene Optimierung des Betriebsmitteleinsatzes im konventionellen und biologischen Ackerbau sowie die Schaffung optimierter Deckungsbeiträge. Neben der fachlichen Wissensvermittlung werden auch die unternehmerischen Kompetenzen der Teilnehmer/innen gesteigert.
Dies geschieht durch:
- Durchführung von Arbeitskreistreffen bzw. Flurbegehungen
- Abhaltung jährlicher Fachtagungen
- Regelmäßige Rundschreiben zu kulturbezogenen Anlässen
- Anlage von Praxisversuchen
- Betreuung und Dokumentation der Arbeitskreisbetriebe
- Organisation und Durchführung von regionalen Praxisseminaren
- Erstellung von Unterlagen und Broschüren
Die verschiedenen Leistungsbereiche im Projekt werden durch unterschiedliche Maßnahmen abgedeckt. Neben den notwendigen administrativen Tätigkeiten im Projekt stellen für die Betriebe vor allem die fachlichen Informationen, die Betriebszweigauswertung, der Betriebs-Check, sowie fachliche Veranstaltungen und die anschaulichen Praxisversuche die wichtigsten Maßnahmen dar.
Kompetenzzentrum Grünland
Heiße, trockene Phasen wirken sich im Grünland auf Grenzertragsstandorten besonders gravierend aus. Grünland benötigt für gute Erträge mindestens 800mm Niederschlag im Jahr, und das gleichmäßig auf die Aufwüchse verteilt. 2019 wurde im Frühjahr bei einem Symposium an der HBLFA Gumpenstein auf die Problematik hingewiesen. Bei insgesamt 66 Veranstaltungen, Kursen und Vorträgen wurde die Thematik von der Grünlandberatung besprochen, zusammengefasst sehen wir folgendes im Grünland, v.a. im Berggebiet:
- Erwärmung im Alpenraum bereits jetzt +2°C (A. Gobiet, ZAMG)
- Dürreperioden alle 6 Jahre (früher 20 J.)
- Schneebedeckungsdauer nimmt ab (bis aktuell 1500m SH)
- Niederschlagssumme gleich, aber Trockenphasen länger
- weniger Bodenfeuchte durch höhere Temperaturen (A. Gobiet, ZAMG)
- Bodenwasserbilanz LFZ Gumpenstein 2018 erstmals negativ
- Ausdehnung der Vegetationsperiode bereits jetzt + 13,1 Tage (Schaumberger, LFZ)
2019 war nach einem kühlen und noch regnerischen April ab Mai warm und trocken. Ab Juni kam zur Trockenheit auch noch die Hitze dazu, mit +5°C Durchschnittstemperatur. 45 Hofberatungen (Grünland-Spezialberatungen) wurden durchgeführt und 8 Infoblitze an TeilnehmerInnen der Informationsoffensive Grünland verschickt. Rund 200 Betriebe wurden telefonisch beraten.
Engerlingsituation
Im Fahrwasser der klimatischen Änderungen nehmen auch Schädlinge wie Engerlinge stark zu. Ab August verschärfte sich die Engerlings-Schadensituation in Teilen der Obersteiermark massiv. Im Ausseerland und regional in Landl verursachte der Maikäfer riesige Schäden. Eine Rekultivierungskampagne in Aussee des MR Gmunden wurde von der Grünlandberatung begleitet und zugleich ein Monitoring steiermarkweit gestartet. In den Bezirken MU, MT, LE und WZ traten Schäden durch Brachkäfer und Gartenlaubkäfer auf. Aufgrund dieser Daten wurde mit dem Land Steiermark eine Engerlings-Schadensförderung für betroffene Landwirtinnen und Landwirte erarbeitet, die bis ins erste Halbjahr 2020 reicht.
Kompetenzzentrum Acker-Humus-Erosionsschutz
Ein erster Feldtag mit ca. 50 TeilnehmerInnen zum Thema Begrünungen wurde ebenfalls am 18. November abgehalten. Erste Artikel, ein Vortrag und vor allem der Aufbau des "Praktikerforums" (Landwirte mit viel Erfahrung im Bereich Humusaufbau und Erosionsschutz) waren die Schwerpunkte bis Jahresende. Im Sommer wurden bereits einige Schlichtungsgespräche nach Erosionen zwischen Landwirten und Anrainern durchgeführt und Lösungen gefunden.
Bemerkenswert dabei war, dass diese massiven Erosionen im Juli entweder nach einer Begrünungsansaat mit Grubbertechnik oder im Mais auftraten. Die Erosionen im Mais bei voller Deckung des Bodens dürfte durch die Kombination des Starkniederschlages mit großen, aber wenigen Hagelkörnern ihre Ursache haben, ohne starke Schädigung der Kultur.