Anneliese und Thomas Rossegger, Krieglach
Die lila Kuh ist zwar ein gern verwendetes, aber doch schon überholtes Symbol, wenn es zu demonstrieren gilt, wie sehr Kinder den Bezug zur Landwirtschaft verloren haben. Wer da auf aktuellere Beispiele zurückgreifen will, hat mit Anneliese Rossegger eine ideale Quelle. Nicht zuletzt deshalb, weil die fünffache Mutter kürzlich zum fünften Mal beim alljährlichen Bäuerinnen-Aktionstag Lebensmittelwissen in steirische Volksschulen getragen hat. Auch aus ihrer Erfahrung rund um „Schule am Bauernhof“ kann die engagierte Bäuerin im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied von der wachsenden „Lebensferne“ junger Menschen singen: „Da gibt es Kinder, die können kein Ei abschälen, die haben mit sieben Jahren noch nie ein Messer in der Hand gehabt, die haben motorische Defizite und können nicht stolperfrei über eine Wurzel steigen. Und wir reden da nicht nur von Stadtkindern. Auch in ländlichen Regionen gibt es vermehrt Kinder, denen der Bezug zum praktischen Leben fehlt. Vor allem auch deshalb, weil ihnen einfach zu viel abgenommen und zu wenig zugetraut wird.“ Anneliese Rossegger, die den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb gemeinsam mit ihrem Mann Thomas führt, ist es daher ein großes Anliegen, Kinder zurück zu einem möglichst natur- und praxisnahen Leben zu führen. Ihnen zu zeigen, wie Lebensmittel entstehen und woher sie kommen. „Die Kinder interessiert das. Wenn wir in den Wald gehen oder Brennsterz machen, sind sie mit Begeisterung bei der Sache. ‚Ich werde meiner Mama erzählen, dass ich ein Messer in der Hand gehabt und damit Äpfel geschält habe‘, hat mir ein Siebenjähriger voll Stolz gesagt“, gibt Rossegger Einblick. Und die diplomierte Buchhalterin, die auch eine Ausbildung zur Reitpädagogin absolviert hat, betont: „Vor allem wir Frauen haben dahingehend eine wichtige Aufgabe. Die Frau ist die wichtigste Stütze der Gesellschaft; besonders der Familie.“ Um das erfüllen zu können, müsse sie aber natürlich auch gut auf sich achten. Motto: happy wife, happy life! Umso bedauerlicher erachtet es Rossegger, „dass Frauen aufgrund ihrer Mutterrolle und ihrer beruflichen Aufgaben sozial sehr oft abgeschirmt sind.“
Dass sie als Vollerwerbsbäuerin Arbeit und Kinder ideal vereinen kann, ist für Rossegger einer der ganz großen Vorteile an ihrem Beruf. Kilian, 13, Kathleen, 8, Amadeus, 6, Antonia, 5 und Hubertus, 2, wissen das zu schätzen!