Das Land, das Aphrodite liebte
In Zypern soll Aphrodite, die Göttin der Schönheit und der Liebe, dem Meer entstiegen sein. Das landwirtschaftliche Interesse dieser Reise galt der Damaskusziegenzucht und der Herstellung des Halloumikäses, der in Zypern ein Grundnahrungsmittel ist und hierzulande ein beliebter Grillkäse ist. Weiters wurden Plantagen mit Bananen und subtropischen Früchten besucht. Ergänzend dazu waren wir bei einer Kooperative für Gemüse und Obst eingeladen. Interessant war auch der Besuch einer Johannisbrotplantage der Universität Zypern, weil Johannisbrot als Aromastoff und auch als Schokoladeersatz verwendet wird. Die Mittelmeerinsel Zypern ist ein uraltes Kulturland und daher gehören Besuche von Klosteranlagen und Kirchen mit dazu. Besonders zu nennen ist das in der Nähe von unserem Quartier in Paphos gelegene Kloster Chrysorrogiatissa. Reiseleiter Christos, selbst Nebenerwerbsbauer und ausgebildeter Geologe, wusste viel zu erzählen.
Diese Leserreise wurde in bewährter Form durch das Agrarreisebüro Neumeister (AGRIA) organisiert. Unser lokaler Reiseleiter war Christos Charalambous, ein studierter Geologe, der auch an der renommierten Schweizer Universität ETH als Studienassistent tätig war, jedoch aufgrund seiner großen Heimatverbundenheit nach Zypern zurückkehrte. Nunmehr Rentner, verfügt er als nun nebenberuflich tätiger Landwirt über große botanische Kenntnisse. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Erläuterungen galt auch der sehr komplizierten griechischen Mythologie, da er seit jeher von dem bedeutenden Dichter Homer fasziniert war.
Allgemeine Informationen über Zypern
Die gesamte Landfläche beträgt nur 9.251 Quadratkilometer, im Vergleich dazu hat die Steiermark 16.401 Quadratkilometer. Die im östlichen Mittelmeer gelegene geteilte Insel ist die drittgrößte Insel des Mittelmeers. 38 % der Fläche entfällt auf den nördlich gelegenen türkischen Teil der Insel, der nur von der Türkei anerkannten Republik Nordzypern. Die Einwohnerzahl beträgt 848.300, die Amtssprachen sind griechisch und türkisch.
Zypern zählt zu den besonders erdbebengefährdeten Gebieten, weil sich dort die Afrikanische Erdplatte unter die Eurasische Platte schiebt, die dort in tausende Teile zersprungen ist. Allerdings wurden in Zypern neue Häuser so gebaut, dass sie bislang zumindest einer Magnitude von 7,1 standhielten - das katastrophale Beben im heurigen Jahr in der teilweise im Norden der Insel sogar auf Sichtweite gelegenen Südtürkei hatte allerdings eine Magnitude von 7,8.
Der Hinweis vonseiten des Reisebüros, sich einen Adapter für den Anschluss elektrischer Geräte mitzunehmen, war wichtig, da man nicht davon ausgehen kann, dass in den Hotels solche Adapter ausreichend vorhanden sind. Eine weitere Besonderheit: In Zypern herrscht – als Erbe der englischen Herrschaft auf Zypern - Linksverkehr.
Zypern erreicht man mit dem Flugzeug von Wien aus in drei Stunden. Einen Linienverkehr mit Schiffen zwischen Griechenland und der Republik Zypern gibt es bis dato nicht, das heißt Zypern ist abgesehen von Kreuzfahrtschiffen oder Frachtschiffen nur mit dem Flugzeug zu erreichen.
Obwohl es ein gewisses Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln (nur Busse) gibt, wird dieses Angebot von Einheimischen kaum angenommen.
Basierend auf einer UNO-Resolution hat Österreich über drei Jahrzehnte die Friedenssicherung auf der Insel durch ein Truppenkontingent unterstützt. Dabei haben 16 österreichische UN-Soldaten ihr Leben verloren. Diese Truppenstellung im östlich gelegenen Famagusta ging 2001 zu Ende, seither wird nur mehr Personal für das UNFICYP-Hauptquartier abgestellt.
Ein großes Problem sind derzeit die Flüchtlingsströme, die von Schleppern über die Türkei aus dem nördlichen Teil der Insel über die Pufferzone geschleust werden und damit in die EU gelangen.
Energie und Klima
Auf Zypern herrscht mediterranes Klima. Durch heiße Wüstenwinde hat das Mittelmeer die höchsten Wassertemperaturen im gesamten Raum. Regen fällt von Dezember bis April, im Rest des Jahres ist es sehr trocken und heiß. Leider nehmen aufgrund der Klimaerwärmung die Temperaturen zu und die Wasservorräte ab. Die ausreichende Versorgung mit Wasser stellt eine riesige Herausforderung dar, da gerade auch die Landwirtschaft auf die Versorgung mit Wasser angewiesen ist, aber auch die vielen neuen Immobilien Wasser brauchen. Es gibt zwar sehr große Stauseen, die jedoch auch jetzt nach der Regenzeit nicht gefüllt sind. Wir besichtigten den in der Nähe von Pafos gelegenen großen Stausee Asprokremmos. Bei den Staumauern wird aufgrund der großen Erdbebengefahr kein Stahl und Beton verwendet, sondern im Kernbereich das Material Bentonit, das aufgrund seiner elastischen Beschaffenheit Zerstörungen verhindert. Bentonit ist ein Gestein aus verschiedenen Tonmaterialien, das sich durch starke Wasseraufnahme-und Quellfähigkeit auszeichnet.
Erneuerbare Energieträger sind viel zu wenig ausgebaut. Es müssen zwar bei neuen Häusern Warmwasserkollektoren vorgesehen werden, die Energieversorgung basiert jedoch im Wesentlichen auf dem Einsatz von Erdöl. Aufgrund der großen Gasfunde vor der Küste Zyperns ist zu erwarten, dass schon in wenigen Jahren der Schwerpunkt der Stromproduktion auf Erdgas verlagert werden wird. Damit entstehen neue Probleme, dass zum einen die Forcierung von Erneuerbaren Energieträgern schwieriger wird und weiters, dass die Gasfunde für militärisch weit stärkere Staaten als Zypern zum Objekt der Begierde werden könnte.
Geschichte Zyperns
Entwicklungsgeschichtlich bedeutsam war der Abbau von Kupfer (griech. Kypros). Kupfer konnte - vor allem zusammen mit Zinn als Bronze - zur Herstellung von vielen Geräten und Waffen verwendet werden. Das Kupfer wurde auch über weite Distanzen exportiert. Der Kupferreichtum gab der Insel ihren späteren Namen.
Die Geschichte Zyperns war durch die Lage der Insel im östlichen Mittelmeer geprägt durch verschiedene Eroberungen und immer neuen Zugehörigkeiten.
Nach einer frühen griechischen Besiedlung durch die griechischen Achäer wurde durch den Einfluss der Phönizier die Schrift auf dem in Stadtstaaten organisiertem Zypern verbreitet. Später kamen erneut griechische Einflüsse, aber auch Tributpflichtigkeiten gegenüber Assyrern, Ägyptern und Persern. Schließlich wurde Zypern auch einbezogen in die langewährenden Kriege der Griechen und Perser. Erst der Sieg Alexanders des Großen über die Perser bedeutete auch für das griechisch geprägte Zypern das Ende der Bedrohung durch die Perser. Nach Alexanders Tod kam Zypern unter die Herrschaft des in Ägypten regierenden Alexander-Nachfolgers Ptolemäus, und war somit unter den Ptolemäern Teil des griechischen Kulturraums, den man Hellenismus nennt. Ab dem Sieg von Kaiser Augustus über Marcus Antonius (und der letzten Ptolemäer Herrscherin Kleopatra) gehörte Ägypten und Zypern zum Römischen Reich.
Ab der Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus begann die Christianisierung durch Paulus und Barnabas. Gemäß seiner Lage gehörte Zypern schließlich zum Byzantinischen (oströmischen) Reich, die orthodoxe Kirche von Zypern konnte dabei eine Unabhängigkeit erreichen. Die Bedrohung durch die muslimischen Araber konnte letztlich abgewehrt werden, aber ab dem Ende des 12.Jahrhunderts wurde Zypern zu einem Ziel europäischer Kreuzritter. Nach einer kurzen tyrannischen Herrschaft eines byzantinischen Generals, der sich „Kaiser von Zypern“ nannte, eroberte 1191 der englische König Richard Löwenherz Zypern und überließ es der Herrschaft des Ordens der Templer, die Zypern wiederum an das französische Adelsgeschlecht Lusignan abtraten, die künftig als Könige von Zypern regierten abtraten. Deren Macht wurde kurzfristig bedroht, als Kaiser Friedrich II im Laufe eines Kreuzzugs Kontrolle über Zypern erlangte. Um 1300 wurde Zypern zu einem Zentrum für den Kreuzritterorden der Johanniter und konnte durch seine Lage im Ost-West-Handel wirtschaftlich profitieren. Später rivalisierten die italienischen Stadtstädte Venedig und Genua darum, Kontrolle und Tributpflichtigkeit auf Zypern zu erreichen, was beiden abwechselnd gelang. Von Ägypten aus konnten muslimische Mamelucken Zypern für eine Zeit in Tributpflichtigkeit bringen.
Ende des 15. Jahrhunderts konnte schließlich Venedig durch gezielte Heiratspolitik die Könige aus dem Geschlecht der Lusignan beerben, die 300 Jahre lang als Lehensträger die rechtmäßigen Herrscher auf Zypern gewesen waren. Von 1489 - 1571 hielt Venedig die Insel Zypern in Besitz, bis es schließlich Aufstände gegen die venezianische Herrschaft gab. Schließlich eroberten aber türkische Truppen Zypern und lösten die Venezianer ab.
300 Jahre - zwischen 1571 und 1878 - war Zypern dann Teil des Osmanischen Reichs. Neben der Stationierung von türkischem Verwaltungspersonal trugen auch Konversionen zum Islam dazu bei, dass es neben der griechisch-orthodoxen nun auch eine muslimische Bevölkerung gab. Die Behandlung der Christen war zunächst sehr tolerant, es gab aber auch Zeiten der Unterdrückung. Mit dem Niedergang des Osmanischen Reiches in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stiegen in Europa die Befürchtungen, dass Russland sich der wichtigen türkischer Gebiete im östlichen Mittelmeer und am Schwarzen Meer bemächtigen könnte, was dazu führte, dass England mit den Osmanen eine Art Schutzvertrag einging und die Türkei die Insel Zypern den Engländern überließ. Nach dem Bau des Suezkanals war Zypern für die Briten ein geostrategisch wichtiger Posten auf dem Weg zu ihrer Kolonie Indien. Die britische Herrschaft in Zypern dauerte von 1878 bis 1960.
Nach dem 2. Weltkrieg erhob man vonseiten Griechenlands sowie des zypriotischen Erzbischofs Makarios III erhobene Forderung nach einer Vereinigung Zyperns mit Griechenland, die die Briten ablehnten. Vonseiten der Zyperntürken verfolgte man das Ziel einer Teilung der Insel. Von beiden Seiten wurde auch Terror eingesetzt. Schließlich kam die Entlassung Zyperns in die Unabhängigkeit in Form eines Kompromisses zustande. Zypern wurde 1960 unabhängige Republik unter Makarios III als Präsidenten und einem Vizepräsidenten aus der türkischen Bevölkerung.
Die Briten konnten dabei zwei Militärbasen auf Zypern erhalten. Der Kompromiss hielt nicht lange und bald darauf mussten UNO Friedenstruppen auf Zypern zur Vermittlung eingeschaltet werden. Nachdem in Griechenland eine Militärjunta an die Machte gekommen war und auch Makarios eine Vereinigung mit Griechenland nicht mehr anstrebte, initiierte die griechische Militärjunta die Absetzung und Vertreibung von Makarios. Die Türkei reagierte mit der Besetzung eines Drittels von Zypern durch türkisches Militär. Makarios konnte zurückkehren, aber kurz darauf wurde vom türkischen Zyprioten Rauf Denktasch den türkischen Bundesstaat Nordzypern proklamiert und schließlich 1983 die Türkische Republik Nordzypern, die aber nur von der Türkei anerkannt wird. Durch strenge Abriegelung der Demarkationslinie wurde der Kontakt zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen für drei Jahrzehnte nahezu unterbunden. 2003 wurde die Grenze geöffnet, seither können sich die Menschen wieder über die ganze Insel bewegen. 2004 trat Zypern der Europäischen Union bei. Juristisch ist die ganze Insel Mitglied, de facto gehört nur die Republik Zypern zur EU. Die türkischen Gebiete haben einen Sonderstatus, wo derzeit EU-Recht „nicht durchgesetzt werden kann. Seither gab es einige Versuche zu Lösung des Problems und der Wiedervereinigung von Zypern, die aber unter anderem daran scheiterten, dass die Zyperngriechen die Rückgabe von Grund und Boden, die bei der Besetzung durch die Türken verloren gegangen waren, fordern sowie ihrer Forderung nach Abzug der türkischen Truppen in Nordzypern. Ein Problem in der Bevölkerungsstruktur dürften auch die in großer Zahl angesiedelten Türken aus Anatolien sein, die nicht mehr als Zyperntürken angesehen werden könnten. In der Republik Zypern wiederum gibt es zahlreiche Häuser und Liegenschaften, die türkischen Zyprioten gehört hatten und die hatten und die sozusagen herrenlos und für niemanden nutzbar sind.
Staatliche Schaf- und Ziegenzucht
Gleich am zweiten Tag unserer Reise stand der Besuch einer staatlichen Schaf- und Ziegenzuchtanstalt auf dem Programm. Ca. 600 Damaskus- und Helios-Ziegen sowie Schafe werden dort weiter gezüchtet und den Bauern, die dafür bestimmte Voraussetzungen nachweisen müssen, zu günstigeren Preisen zur Verfügung gestellt. Die Stallbauten schauen etwas primitiv aus, da aufgrund lokaler Bestimmungen keine neuen Baulichkeiten errichtet oder erweitert werden dürfen. Allerdings waren die Melkanlagen augenscheinlich in Ordnung. Die Damaskusziegen mit ihren langen Ohren sind ebenso wie die Helios-Ziegen sehr scheu gegenüber Fremden. Die Milch der (milchleistungsfähigeren) Ziegen und der Schafe wird hauptsächlich zur Halloumi-Produktion, einem Grundnahrungsmittel in Zypern sowie für Joghurts verwendet. Zufälligerweise waren wir Zeugen der Geburt einer Damaskusziege.
Früher hielten die Zyprioten eine Ziege als milchlieferndes Haustier. Diese Hausziegen wurden im Haus ebenso gehalten, so wie man eben einen Hund oder eine Katze hält sowie auf das Feld oder in den Obstgarten mitgenommen. Heutzutage ist diese Art der Ziegenhaltung verboten.
Rinderzucht
Die Rinderzucht spielt in Zypern aus klimatischen Gründen keine große Rolle. Besichtigt haben wir einen Hof, der eine autochtone zypriotische Rinderrasse als Genreserve hält. Diese braunen Rinder sind ausgesprochen genügsam, hitzeresistent und kommen anscheinend ohne Tierarzt aus, haben jedoch eine sehr geringe Milchleistung.
Südfrüchte und Nüsse
Zypern hat aufgrund seines idealen Klimas für Südfrüchte eine ausgesprochen große Vielfalt an Südfrüchten zu bieten. Allerdings ist der begrenzende Faktor die Wasserversorgung und natürlich auch ein wichtiger Kostenfaktor. Aufgrund des Klimawandels und der steigenden Temperaturen bereitet die Wasserversorgung große Sorgen. Eine Aufbereitung von Meerwasser ist leider nicht unproblematisch. Besonders stark vertreten in der Küstengegend ist die viel Wasser benötigende Bananenproduktion. Die Bananen schauen aus wie kurze Snack-Bananen, sie sind sehr schmackhaft, kommen jedoch aus optischen Gründen nicht auf den europäischen Markt. Es gibt zwar viele Bananensorten, in Zypern sind jedoch nur drei Sorten vertreten. Charakteristisch in den meist nur ein- bis zwei Hektar großen Bananen-Plantagen sind blaue Kunststoffsäcke an den Bananenstöcken zur Abwehr von Schädlingen, zur Nachreifung und Konservierung der Früchte bis zur Ernte.
Selbstverständlich spielt die Orangen- und Zitronen- sowie die Avocado-Produktion eine große Rolle. Allerdings gedeihen Mangos, Limetten, Mandarinen, Marillen, Granatäpfel, Papayas, Pomelos und Feigen ebenso gut wie die Wasser- und Zuckermelonen. Interessanterweise gibt es auch eine Apfelproduktion durch eine spezielle Sorte in diesem sonst nicht für Äpfel typischen Klima. Kartoffeln werden rund um das Jahr angebaut und geerntet. Wie die oben genannten Früchte sind auch die Tafeltrauben auf Wasserversorgung angewiesen, Weinstöcke für die Weinproduktion ebenso wie die für den Mittelmeerraum typischen Olivenbäume sowie die Johannesbrotbäume sind hingegen nicht auf künstliche Bewässerung angewiesen.
Auf Zypern wachsen auch Pekannüsse, Erdnüsse, Mandeln und Pistazien.
Johannisbrotbäume
Ein spezieller Gegenstand unserer Reise war die Besichtigung einer sehr großen Johannisbrotbaumplantage der Universität Zypern. Die von vielen Windrädern, die von Privaten auf staatlichem Grund betrieben werden, umrahmte Plantage umfasst ca. 5.000 Johannisbrotbäume, denen eine immer größer werdende Bedeutung zukommt. Die Universität forscht nach neuen Einsatzmöglichkeiten von Johannisbrot. Der Name Johannisbrot kommt von Johannes dem Täufer, der sich seinerzeit vom wilden Johannesbrotbaum ernährt haben soll. Die heutigen Johannisbrotbäume werden jedoch veredelt und es wurde uns auch anhand eines Beispiels gezeigt, wie das fachgerecht gemacht wird. Der größte Feind der Johannisbrotbäume sind die Ratten, die auf natürliche Art mit Schleiereulen bekämpft werden.
Der Johannisbrotbaum bzw. in Österreich Bockshörndlbaum, auch Karubenbaum oder Karobbaum genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Hülsenfrüchtler. Der Johannisbrotbaum ist ein äußerst hitze- und trockenresistenter, immergrüner Baum, der Wuchshöhen von 10 bis 20 Metern erreicht. Man schätzt die tiefen Wurzeln der Johannisbrotbäume, weil dadurch Plantagen vor Sturmschäden geschützt werden. Bei der Aufforstung von Küstengebieten, die von Erosion oder Austrocknung bedroht sind, leistet der Johannisbrotbaum durch seine Genügsamkeit gute Dienste und kann zusätzlich landwirtschaftlichen Ertrag bringen.
Ungefähr sechs Jahre nach der Keimung blüht ein Exemplar zum ersten Mal. Die Blütezeit reicht von September bis November.
Die anfangs grünliche und bei Reife violettbraune, glänzende und abgeflachte Hülsenfrucht (auch Karube genannt) ist 10 bis 30 Zentimeter lang, gerade oder gebogen, mit wulstigem Rand und ledriger Schale. Sie wird knapp ein Jahr nach der Befruchtung reif und kann über Monate am Baum hängen bleiben. Jede Hülsenfrucht enthält 10 bis 15 Samen, die getrennt in einem süßlichen Mesokarp liegen.
Das Fruchtfleisch, das sogenannte „Carob“, ist anfangs weich und aromatisch-süß, wird später hart und ist dann lange haltbar. Im Monat September ist die Haupterntezeit, in der, wie mancherorts bei der Olivenernte, mit Stöcken gegen die Zweige geschlagen wird, damit die reifen Fruchtbündel mit dunkelroter, fast schwarzer Färbung zu Boden fallen.
Die nahrhafte Hülsenfrucht wird in ländlichen Gegenden frisch oder getrocknet verzehrt, zu Saft gepresst, zu Sirup verarbeitet oder zu alkoholischen Getränken vergoren. Das Fruchtfleisch wird auch zu Carobpulver vermahlen, das Kakaopulver sehr ähnlich, aber nicht so bitter ist. Die Kerne liefern ein technisch genutztes Verdickungsmittel, Carubin, das in der EU unter der Nummer E 410 uneingeschränkt (auch für Bio-Produkte) als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen ist. Es kommt in Süßwaren, Soßen, Suppen, Puddings und Speiseeis vielfach zum Einsatz.
Da die Samenkörner des Johannisbrotbaumes ein konstantes Durchschnittsgewicht von rund 200mg aufweisen wurden sie in der Antike als Wägeeinheit für Diamanten verwendet. Daran erinnert die noch heute gebräuchliche Bezeichnung Karat.
Forstwirtschaft
Zypern ist die am meisten bewaldete Mittelmeerinsel mit einem Anteil von rund 20 %. Vertreten ist hier vor allem die Aleppo-Kiefer, einer zweinadeligen Pflanzenart. Sie erreicht Wuchshöhen von 10 bis 20 Metern. Derzeit sind die Kiefern durch einen Käfer bedroht, wobei allerdings nur eine Vegetationsperiode ausfällt und der Käfer nicht den gesamten Baum gefährdet. Weitere Baumarten sind verschiedene Arten von Tannen, Fichten, Akazien und Eukalyptus. Wälder sind hauptsächlich im Troodos-Gebirge zu finden, einem der beiden Gebirgszüge in Zypern.
Wege der Vermarktung
Bei unserer Reise konnten wir uns beispielhaft über einige interessante Vermarktungswege informieren.
Vermarktung von Südfrüchten und Gemüse in Polis: Diese Kooperative unterstützt vor allem kleinere Bauern in der Vermarktung ihrer Produkte, so vor allem Orangen, Zitronen, Avocados, Gurken, Knoblauch usw., also nicht nur Südfrüchte. Geruchlich hat in dem Verteilzentrum zumindest an diesem Besuchstag vor allem Knoblauch herausgestochen. Die Produkte werden von den Bauern in kleinen Lieferfahrzeugen angeliefert, gewogen und in verschiedene größere LKWs für die Lieferung in größere Städte wie Nikosia, Limassol und andere umgeladen.
Halloumi-Produktion
Im Zuge unserer Reise haben wir auch einen Direktvermarkter von Halloumi-Produkten besucht und dessen Produkte verkostet. Dieser Direktvermarkter lebt vor allem von Touristen und präsentiert den Ablauf der Produktion von Halloumi in verschiedenen Geschmacksvarianten. Halloumi ist in Zypern eine besonders wichtigen Käseart, die bei uns als Grillkäse bekanntgeworden ist. Halloumi wird teilweise aus der billigeren Ziegenmilch und aus Schafsmilch hergestellt. Der Export-Halloumi wird vor allem in einer größeren Molkerei in Nikosia hergestellt. Halloumi ist als Grillkäse deswegen besonders beliebt, weil er beim Erhitzen im Gegensatz zu anderen Käsesorten formstabil bleibt. Halloumi gibt es zwar auch in den arabischen Nachbarländern. Allerdings hat es das EU-Land Zypern verstanden, Halloumi als zyprisches Nationalgericht zu sichern und hat damit auch das Namensrecht an diesem Produkt.
Zur Herstellung von Halloumi wird frische Milch auf Körpertemperatur erwärmt, mit Wasser vermischtes Lab und Salz hinzugegeben, die entstandene Käseschicht nach etwa einer Dreiviertelstunde behutsam zerteilt und alles noch einmal kurz erwärmt. Danach wird die aus der Molke abgeseihte Käsemasse kraftvoll ausgedrückt, in fingerdicke Quader geformt, einmal umgeschlagen und einige Zeit ruhen gelassen. Schließlich wird der Käse für etwa zehn Minuten in der Molke gekocht, herausgenommen, von einer Seite mit Salz und meist Minze bestreut, einmal gefaltet und zusammengedrückt, wodurch er seine typische Form erhält.
Aus der Halloumi-Molke kann zusätzlich ‚Anari‘, ein dem Ricotta ähnlicher Frischkäse hergestellt werden. Dazu werden, bevor der Halloumi gekocht wird, Milch und Zitronensaft in die heiße Molke gegeben und gerührt, bis sie gerinnt.
Rosendestillation
Die Herstellung von Destillaten aus den besonders geruchsintensiven und geradezu betörenden Damaszenerrosen ermöglicht eine große Palette von verschiedenen Produkten, sei es nun Rosenwasser (dem man sogar bei uns bei so manchem Rezept begegnet), Rosenöl, Seifen, Kerzen, Rosen-Honig und anderes mehr. Die Ernte dieser Rosen in verschiedenen rosa und roten Farbtönen ist recht aufwendig, weil diese besonders stachelig sind. Zu der Zeit, als wir dort waren, hatte die Rosenblüte und damit die Ernte der Blätter erst begonnen.
Frauen-Kooperative
In einem Bergdorf im Troodos-Gebirge haben wir eine bemerkenswerte Kooperative von 20 Frauen kennen gelernt, die aus den Früchten der Gegend hervorragende Produkte wie Marmeladen, eingelegte Feigen usw. herstellen. Den Frauen kann man hinter Glas bei der Herstellung ihrer Produkte zusehen und es kommen viele Griechen-Zyprioten aus allen Teilen der Insel hierher, um deren Produkte zu erwerben.
Weinvermarktung
Wir hatten Gelegenheit bei der größten Weinkellerei Zyperns, der Kooperative SODAP, eine Weinverkostung zu machen. Es gab ein besonders großes Angebot an verschiedenen Weinsorten, allerdings keine kommentierte Abfolge von Weinproben. Die Weine werden hauptsächlich nach Russland und Australien exportiert. Aufgrund der Corona-Krise gab es erhebliche Absatzprobleme. Die Weine sind wegen des Klimas und der Bodenverhältnisse anders strukturiert als bei uns.
Kulturelle Sehenswürdigkeiten
Bei unserer fünftägigen Reise stand neben dem Hauptthema Landwirtschaft auch die Besichtigung von verschiedenen kulturellen Sehenswürdigkeiten auf dem Programm, da Zypern ein uraltes Kulturland ist.
Chrysorrogiatissa-Kloster
Das in der Nähe von unserem Aufenthaltsort Pafos gelegene Kloster erreichten wir durch eine Fahrt in einer sehr abwechslungsreichen Landschaft. Die Ursprünge dieses Klosters reichen bis 1152 zurück, als ein Mönch eine Ikone, die der Legende nach vom Evangelisten Lukas selbst gemalt worden sein soll, aus einer Feuersbrunst rettete. Dies führte zur Gründung des Klosters der „Heiligen Jungfrau Maria vom Goldenen Granatapfel“. Sehr schön ist die geschnitzte Ikonostase aus dem 18. Jahrhundert. Das malerisch gelegene Kloster verfügt über 84 Weinberge bis zu einer Höhe von 1.500 m, wo verschiedene autochthone Sorten angebaut werden. Derzeit leben allerdings nur ein Abt und zwei Mönche in dem Kloster.
Omodos
Dieses idyllisch gelegene und viel besuchte Bergdorf hat einen der schönsten Dorfplätze und liegt mitten im Weinbaugebiet Krassochória. Das in der Nähe des Dorfplatzes gelegene Heiligkreuzkloster wird heutzutage nicht mehr von Mönchen bewohnt. Der Legende nach wurden Splitter des Heiligen Kreuzes sowie ein Stück des Hanfstricks Christi von der heiligen Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin im 4. Jahrhundert nach Zypern gebracht. Weiters besitzt das Kloster auch eine Schädelreliquie des Apostels Philippus.
In Omodos haben wir auch eine alte Weinpresse sowie einige jahrhundertealten Amphoren besichtigt.
Néa Pafos
Die Stadt Pafos, nahe der wir in einem Hotel am Meer untergebracht waren, hat eine sehr lange und bedeutende Geschichte.
Das alte Paphos wurde als Stadtkönigtum regiert. Um 320 v. Chr. verlegte Nikokles als letzter Repräsentant des Königshauses die Hauptstadt ans Meer. Eine Straße verband die neue Hauptstadt Néa Pafos (Neu-Pafos) mit dem weiterhin genutzten Aphrodite-Heiligtum in Palaia Pafos (Alt-Pafos). Mit der Niederlage gegenüber Ptolemaios I. ging das letzte Stadtkönigreich Zyperns zu Ende, dem Herrscher wurde weiterhin die Ehre des Oberpriesters des Aphrodite-Heiligtums zugestanden. Mit dem Einzug der Römer 58 v. Chr. wurde Paphos Sitz des römischen Statthalters und Pro-Konsuls. Nach einem schweren Erdbeben im 1. Jahrhundert vor Christus unter Kaiser Augustus neu aufgebaut.
Die erhaltenen Reste von Bauwerken stammen überwiegend aus der römischen Zeit. Die damals gebauten römischen Wohnhäuser waren besonders reich mit besonders schönen Mosaiken ausgestattet, die wir im überdachten großen Museumsareal besichtigen konnten. Die Mosaiken zeigen einerseits geometrische und florale Muster, anderseits beziehen sie sich auf griechische Mythen.
In der Villa des Dionysos wurden in den 1960er Jahren besonders viele gut erhaltene Mosaike entdeckt, die zu ihrem Schutz überdacht sind. Sie beschäftigen sich mit den typischen Themen der römischen Oberschicht in der Kaiserzeit und zeigen vor allem Jagd-, Kampf- und Liebesszenen. Die Bezeichnung „Villa des Dionysos“ weist nicht etwa auf den Namen des Hausherrn hin, sondern ist nach dem großen Mosaik mit Dionysos, dem griechischen Gott des Weines, benannt.
Diese Anlage in Nea Pafos zählt heute zum Weltkulturerbe der Unesco. Pafos war weiters wegen der spektakulären Grabungen im Jahr 2017 Europäische Kulturhauptstadt.
Pafos war auch ein für die Christianisierung von Zypern bedeutender Ort, da im Jahre 45 n. Chr. die Apostel Paulus und Barnabas nach Zypern. Sie missionierten und bekehrten den römischen Prokonsul Sergius in Pafos zum Christentum.
Neolithische Siedlung (Jungsteinzeit)
Am Tag der Rückreise nach Österreich stand ein Besuch einer 11.000 Jahre alten Siedlung auf dem Programm. In Choirokoitia in der Nähe vom Abflughafen Lárnaka wurde die erste Ansiedlung von Menschen auf Zypern nachgewiesen, die dort Viehzucht und Landwirtschaft betrieben. Die damaligen Menschen nutzten Gebäude mit gemeinnützigem Charakter ebenso wie für private Zwecke errichteten Rundbauten mit Flachdächern, die auf dem Gelände teilweise rekonstruiert wurden. Mitarbeiter und Studenten einer französischen Universität sind weiter mit Grabungsarbeiten beschäftigt, da noch sehr viel auf diesem Gelände unerforscht ist. - Etwas erstaunlich ist der Hinweis, dass die Herstellung von Bier die erste Nutzung von Getreide war. Im alten Ägypten wurden die Arbeiter bei den Pyramiden mit einer bestimmten Bierration pro Tag bezahlt. Bier gibt es heute in Zypern im gleichen Qualitätsstandard wie bei uns in Mitteleuropa.
Lazarus-Kirche in Lárnaka
Die Lazarus-Kirche in Lárnaka, die wir knapp vor dem Abflug besucht haben, ist eine der vier Mehrkuppelkirchen Zyperns. Lazarus, der der Bibel nach von Jesus von den Toten auferweckt wurde, soll mit seinen beiden Schwestern Martha und Maria nach Zypern gekommen und dort als erster Bischof gewirkt haben. In der sehr niedrigen Krypta der Kirche konnten wir den Sarkophag dieses Lazarus sehen. Es ist nicht 100prozentig nachgewiesen, dass es tatsächlich sein Grab ist und es könnte auch ein anderer Bischof mit diesem Namen gewesen sein, allerdings deutet die Inschrift „Freund von Jesus“ darauf hin, dass es sich tatsächlich um den aus der Bibel bekannten Lazarus handeln könnte. In der Kirche gibt es auch eine besonders prachtvolle Ikonostase zu sehen.
Allgegenwärtige Mythologie
Sie begegnet einem auf Schritt und Tritt in Zypern, die griechische Mythologie, möglicherweise auch deshalb, weil die griechischen Zyprioten ihre griechische Identität ganz besonders betonen wollen, waren sie doch immer wieder von anderen beherrscht und abhängig.
Besonderen Stellenwert hat dabei Aphrodite, die Göttin der Liebe und der Schönheit, die in Zypern dem Meer entstiegen sein soll. Sie steht nach Homer, dem ersten ‚Sammler‘ der griechischen Mythen, als ‚Tochter des Zeus‘ zusammen mit diesem am Beginn einer neuen Göttergeneration, den Olympischen Göttern, die den früheren ‚Titanen‘ folgten. Nach Hesiod, dem zweiten Sammler griechischer Mythologie, ist Aphrodite die Tochter des Titanen Uranos. Dessen Sohn Kronos schnitt ihm, auf Rat seiner Mutter Gaia (der personifizierten Erde), die Geschlechtsteile mit einem Sichelhieb ab und „warf diese hinter sich“ ins Meer. Das Blut und der Samen vermischten sich mit dem Meer, welches ringsum aufschäumte und daraus Aphrodite gebar, die an der Küste von Zypern an Land ging. Nachdem sie im Olymp aufgenommen war, galt sie jedenfalls als Tochter des Zeus.
Die Stelle, in der Aphrodite dem Meer entstiegen sein soll, haben wir ebenso besucht wie eine Grotte, in der Aphrodite gebadet haben soll.
Einer weiteren mythologischen Geschichte, die die Entstehung des Weines erklären soll, sind wir zunächst als Bild in den Räumen der Weinverkostung begegnet. Später haben wir das Original des Bildes als Mosaik in Néa Pafos gesehen. Diese Geschichte über den sagenhaften Begründer des Weinbaus, Ikarios, berichtet, dass dieser Ikarios den wandernden Dionysos gastfreundlich aufgenommen hatte. Eine zunächst angebotene frische Ziegenmilch lehnte der Gott ab und machte seinen Gastgeber stattdessen mit der sorgenbrechenden Kraft des Weines vertraut. Da Ikarios als geschickter Gärtner galt, unterwies ihn Dionysos darüber hinaus in der Kunst des Weinbaus. Im Auftrag des Gottes fuhr Ikarios auf einem mit Weinschläuchen beladenen Wagen durch Attika, um die Bewohner des Landes mit dem neuen Trank bekannt zu machen. Als einige Hirten in tiefem Rausch besinnungslos wurden, meinten ihre Kameraden, sie seien vergiftet worden, ermordeten den Ikarios und verscharrten die Leiche unter einem Baum. Offenbar ließ sich aber die Entwicklung des Weines trotzdem nicht mehr aufhalten.