Hofübergabe: Sensible Phase für die Psyche der Familie
Was macht die Hofübergabe aus psychologischer Sicht so schwierig?
Bärbel Pöch-Eder: Hofübergabe ist immer ein Prozess, in welchem nicht nur Hof und Land den Besitzer wechseln und die materielle Seite rechtlich klar geregelt werden muss. Mehrere Ebenen spielen aus psychologischer Sicht eine Rolle: Die Übergeberinnen und Übergeber haben Arbeit, Lebenszeit und Herz in ihre Tätigkeit investiert, haben Neues geschaffen und ihre Familie versorgt. Wenn Übernehmerinnen und Übernehmer das mit echter Wertschätzung anerkennen können, erleichtert das die Übergabe.
Übergeberinnen und Übergeber sind oft mit ihrer beruflichen Tätigkeit sehr eng verbunden und können sich ein „Leben danach“ kaum vorstellen: wer bin ich denn dann überhaupt noch? Wie wird es weiter gehen? Vielleicht war noch wenig Zeit, sich über die eigene Zukunft Gedanken zu machen. Spätestens jetzt ist es wichtig, zu überlegen, wie die weitere Lebenszeit gelebt werden soll und will. Klare Wünsche, Ziele und Möglichkeiten verringern die Ängste und Sorgen der Übergebenden.
Übernehmerinnen und Übernehmer haben eigene - und oft neue und innovative - Vorstellungen davon, wie sie den Betrieb erfolgreich weiterführen wollen. Der Wechsel der Rollen vom Mitarbeitenden zum Betriebsführer ist auch für sie eine große Herausforderung.
Bärbel Pöch-Eder: Hofübergabe ist immer ein Prozess, in welchem nicht nur Hof und Land den Besitzer wechseln und die materielle Seite rechtlich klar geregelt werden muss. Mehrere Ebenen spielen aus psychologischer Sicht eine Rolle: Die Übergeberinnen und Übergeber haben Arbeit, Lebenszeit und Herz in ihre Tätigkeit investiert, haben Neues geschaffen und ihre Familie versorgt. Wenn Übernehmerinnen und Übernehmer das mit echter Wertschätzung anerkennen können, erleichtert das die Übergabe.
Übergeberinnen und Übergeber sind oft mit ihrer beruflichen Tätigkeit sehr eng verbunden und können sich ein „Leben danach“ kaum vorstellen: wer bin ich denn dann überhaupt noch? Wie wird es weiter gehen? Vielleicht war noch wenig Zeit, sich über die eigene Zukunft Gedanken zu machen. Spätestens jetzt ist es wichtig, zu überlegen, wie die weitere Lebenszeit gelebt werden soll und will. Klare Wünsche, Ziele und Möglichkeiten verringern die Ängste und Sorgen der Übergebenden.
Übernehmerinnen und Übernehmer haben eigene - und oft neue und innovative - Vorstellungen davon, wie sie den Betrieb erfolgreich weiterführen wollen. Der Wechsel der Rollen vom Mitarbeitenden zum Betriebsführer ist auch für sie eine große Herausforderung.
Die einen übernehmen Verantwortung, die anderen geben diese ab. Aber was schwingt da in der Seele noch mit?
Bärbel Pöch-Eder: Wenn alle Beteiligten sich bewusst sind, dass nicht nur ein Betrieb, sondern damit auch ein kostbares Lebenswerk weitergegeben wird, ist viel gewonnen. Die Übergeber wollen sich darauf verlassen können, dass auf Kostbares gut geachtet wird. Die Übernehmer wünschen sich Raum und Zeit, um das Übernommene in ihrem Sinne zu nutzen, zu verändern und zum Erfolg zu führen. Nun ist es wichtig, miteinander zu reden: sich zu bedanken, Anerkennung für Geleistetes auszusprechen und auch den Ideen der Jungen mit Offenheit, Interesse und Wertschätzung zu begegnen.
Bärbel Pöch-Eder: Wenn alle Beteiligten sich bewusst sind, dass nicht nur ein Betrieb, sondern damit auch ein kostbares Lebenswerk weitergegeben wird, ist viel gewonnen. Die Übergeber wollen sich darauf verlassen können, dass auf Kostbares gut geachtet wird. Die Übernehmer wünschen sich Raum und Zeit, um das Übernommene in ihrem Sinne zu nutzen, zu verändern und zum Erfolg zu führen. Nun ist es wichtig, miteinander zu reden: sich zu bedanken, Anerkennung für Geleistetes auszusprechen und auch den Ideen der Jungen mit Offenheit, Interesse und Wertschätzung zu begegnen.
Was sind die Schlüssel, für eine möglichst reibungslose Hofübergabe?
Bärbel Pöch-Eder: Hofübergabe benötigt Zeit. Je früher man beginnt, sich aktiv damit zu beschäftigen und Gespräche zu führen, umso leichter wird reibungslose Hofübergabe gelingen. In bäuerlichen Lebenswelten sind berufliche und private Rollen oft sehr vermischt und gar nicht so einfach zu trennen: Wie kann ein Sohn seinem Vater begegnen, wenn der Sohn „plötzlich“ Chef ist und der Vater Mitarbeiter? Sich vor Augen zu führen, dass es in familiären Rollen (Mutter, Vater, Sohn, Tochter) andere Anforderungen gibt als in beruflichen Rollen (Betriebsführerin, Betriebsführer, Mitarbeiter, Mitarbeiterin), erleichtert den Prozess. Hilfreich dazu ist vielleicht die Vorstellung, dass jeder als Mensch immer Mensch bleibt - unabhängig davon, welche Rollen er lebt. Wer einen guten Übergabeprozess unterstützen will, wird auch keine Scheu haben, Hilfe von unabhängigen Expertinnen und Experten anzunehmen - auch auf psychologischer Ebene.
Bärbel Pöch-Eder: Hofübergabe benötigt Zeit. Je früher man beginnt, sich aktiv damit zu beschäftigen und Gespräche zu führen, umso leichter wird reibungslose Hofübergabe gelingen. In bäuerlichen Lebenswelten sind berufliche und private Rollen oft sehr vermischt und gar nicht so einfach zu trennen: Wie kann ein Sohn seinem Vater begegnen, wenn der Sohn „plötzlich“ Chef ist und der Vater Mitarbeiter? Sich vor Augen zu führen, dass es in familiären Rollen (Mutter, Vater, Sohn, Tochter) andere Anforderungen gibt als in beruflichen Rollen (Betriebsführerin, Betriebsführer, Mitarbeiter, Mitarbeiterin), erleichtert den Prozess. Hilfreich dazu ist vielleicht die Vorstellung, dass jeder als Mensch immer Mensch bleibt - unabhängig davon, welche Rollen er lebt. Wer einen guten Übergabeprozess unterstützen will, wird auch keine Scheu haben, Hilfe von unabhängigen Expertinnen und Experten anzunehmen - auch auf psychologischer Ebene.
Wo bekommt man psychologische Hilfe für diese sensible Phase?
Bärbel Pöch-Eder: Es gibt viele Möglichkeiten, Unterstützung und Begleitung zu bekommen: eine erste Orientierung findet man in der Landwirtschaftskammer (in der Steiermark bei Ing. Barbara Kiendlsperger, 0664/6025964116), die auch auf externe Angebote weiterleitet. Der Verein Zukunft Bauernhof besteht aus einem Team ausgebildeter ExpertInnen in den Bereichen Coaching, Moderation, systemischer Aufstellung und Mediation mit langjähriger Beratungserfahrung im bäuerlichen Bereich. Interessierte können sich bei uns melden, um mit uns ihr Anliegen, Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Begleitung zu klären (Koordination Dr. Birgit Jellenz-Sigel, 0664/1401560, birgit@jellenz-siegel.at, www.zukunft-bauernhof.at) . Darüber hinaus gibt es psychosoziale Beratungsstellen in den steirischen Bezirken, sowie das bäuerliche Sorgentelefon (0810/676810 zum Ortstarif).
Bärbel Pöch-Eder: Es gibt viele Möglichkeiten, Unterstützung und Begleitung zu bekommen: eine erste Orientierung findet man in der Landwirtschaftskammer (in der Steiermark bei Ing. Barbara Kiendlsperger, 0664/6025964116), die auch auf externe Angebote weiterleitet. Der Verein Zukunft Bauernhof besteht aus einem Team ausgebildeter ExpertInnen in den Bereichen Coaching, Moderation, systemischer Aufstellung und Mediation mit langjähriger Beratungserfahrung im bäuerlichen Bereich. Interessierte können sich bei uns melden, um mit uns ihr Anliegen, Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Begleitung zu klären (Koordination Dr. Birgit Jellenz-Sigel, 0664/1401560, birgit@jellenz-siegel.at, www.zukunft-bauernhof.at) . Darüber hinaus gibt es psychosoziale Beratungsstellen in den steirischen Bezirken, sowie das bäuerliche Sorgentelefon (0810/676810 zum Ortstarif).
Was tun, wenn’s anfängt zu kriseln oder es gar kracht?
Bärbel Pöch-Eder: Manchmal braucht es einen Unterbrecher, wenn es kriselt oder kracht. Sich ein paar Stunden mit anderen Themen zu beschäftigen kann helfen, sich emotional zu beruhigen, wieder klarer denken zu können und nicht unbedacht Dinge zu sagen, die einem später leidtun. Wenn die Beteiligten zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe weiterreden, ist es wichtig, das gemeinsame Ziel im Auge zu behalten: wo wollen wir hin, was wollen wir erreichen, was ist uns allen wichtig?
Bärbel Pöch-Eder: Manchmal braucht es einen Unterbrecher, wenn es kriselt oder kracht. Sich ein paar Stunden mit anderen Themen zu beschäftigen kann helfen, sich emotional zu beruhigen, wieder klarer denken zu können und nicht unbedacht Dinge zu sagen, die einem später leidtun. Wenn die Beteiligten zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe weiterreden, ist es wichtig, das gemeinsame Ziel im Auge zu behalten: wo wollen wir hin, was wollen wir erreichen, was ist uns allen wichtig?
Wie sollten Übergeber reagieren, wenn die Übernehmer eine unerwartete Richtung mit dem Betrieb einschlagen wollen?
Bärbel Pöch-Eder: Bei allen Themen, die einem selbst schwerfallen, ist es hilfreich, immer wieder Abstand zu nehmen, um sich zu sammeln. Aus einer gesammelten inneren Haltung heraus haben Übergeberinnen und Übergeber auch die Ruhe, ungewöhnlichen Ideen mit offenen Ohren zu begegnen, wirklich zuzuhören und für die Vorstellungen der Übernehmenden Interesse zu entwickeln. Loslassen gelingt ÜbergeberInnen leichter, wenn sie dabei wahrnehmen, dass mit neuen Ideen der Jungen das eigenen Lebenswerk nicht in Frage gestellt, sondern dennoch geschätzt wird. Jedes Haus benötigt ein gutes Fundament.
Bärbel Pöch-Eder: Bei allen Themen, die einem selbst schwerfallen, ist es hilfreich, immer wieder Abstand zu nehmen, um sich zu sammeln. Aus einer gesammelten inneren Haltung heraus haben Übergeberinnen und Übergeber auch die Ruhe, ungewöhnlichen Ideen mit offenen Ohren zu begegnen, wirklich zuzuhören und für die Vorstellungen der Übernehmenden Interesse zu entwickeln. Loslassen gelingt ÜbergeberInnen leichter, wenn sie dabei wahrnehmen, dass mit neuen Ideen der Jungen das eigenen Lebenswerk nicht in Frage gestellt, sondern dennoch geschätzt wird. Jedes Haus benötigt ein gutes Fundament.
Wie sollten Übernehmer reagieren, wenn die Übergeber vertragliche Bedingungen stellen wollen?
Bärbel Pöch-Eder: Vertragliche Bedingungen sind oft ein Ausdruck von Sorge: Was kann ich als Übergeber denn noch einbringen in den Betrieb? Wird meine Arbeitskraft noch geschätzt und gebraucht? Was wird mit mir geschehen, wenn ich alt bin und vielleicht Pflege brauche? Übernehmende sollten die Sorgen ernst nehmen, genau hinterfragen und mit den Übergebern klären. Nicht schweigen, sondern reden ist Gold!
Bärbel Pöch-Eder: Vertragliche Bedingungen sind oft ein Ausdruck von Sorge: Was kann ich als Übergeber denn noch einbringen in den Betrieb? Wird meine Arbeitskraft noch geschätzt und gebraucht? Was wird mit mir geschehen, wenn ich alt bin und vielleicht Pflege brauche? Übernehmende sollten die Sorgen ernst nehmen, genau hinterfragen und mit den Übergebern klären. Nicht schweigen, sondern reden ist Gold!