Mehr Humus bringt sauberes Grundwasser
Erfahrungsaustausch zwischen
Landwirtschaft und Wasserwirtschaft
Anfang Oktober im oststeirischen
Hatzendorf. Führende Vertreter
der steirischen Wasserwirtschaft,
an der Spitze Hofrat Bruno
Saurer als Obmann der steirischen
Wasserversorger sowie Josef Ober,
Obmann des Wasserverbandes Vulanland,
informierten sich auf Initiative
von Vizepräsidentin Maria
Pein eingehend über die Aktivitäten
der Landwirtschaft zum Bodenschutz
und Humusaufbau. August
Friedl, einer der Bodenpioniere aus
dem etablierten Praktikerforum
des Humuskompetenzzentrums,
demonstrierte eindrucksvoll mit
einer Spatenprobe, dass sich durch
konsequente Begrünungen und
durch Wirtschaftsdünger Humus
gezielt vermehren lässt. „Ein humusreicher
Boden speichert mehr
Wasser und übersteht dadurch Trockenperioden
besser. Gleichzeitig
schützt er vor Erosionen“, untermauerte
Arno Mayer, Pflanzenbauchef
der Kammer, die Bemühungen
der vielen engagierten Landwirte,
die sich dem klimafitten Ackerbau
verschrieben haben.
Beeindruckt waren die Verantwortungsträger
aus Politik und
Wasserwirtschaft davon, dass nach
einem Jahr vorbildlichen Humusaufbaus
das Wasserhaltevermögen
pro Quadratmeter Ackerland um
zwei Liter steigt. Arno Mayer: „Im
350 Hektar großen Einzugsgebiet
des Rittergrabens in Hatzendorf bedeutet
dies, dass bei einem Starkregen
um 7.000 Kubikmeter Wasser
mehr von den Äckern und Wiesen
gespeichert werden können.“
Sauberes Grundwasser
Obwohl einige Tage zuvor auf den
besichtigten Äckern und Wiesen
mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter
niederprasselte, kam
es auf dem Maisacker von August
Friedl in Hanglage zu keiner Abschwemmung
– keine Erosionsspuren
waren zu sehen. Die anwesenden
Wasserversorger stimmten mit
Präsident Franz Titschenbacher
und Vizepräsidentin Maria Pein
überein, dass „mehr Humus mehr
Wasser, Nährstoffe und CO2 speichert“.
Und: Dass folglich „mehr
Wasserrückhalt gelebter Oberflächengewässerschutz
sowie Voraussetzung
für sauberes Grundwasser
ist“. Die Conclusio: Es gibt einen
direkten Zusammenhang zwischen
humusreichen Böden und sauberem
Grundwasser.
So schaut innovativer Boden-Wasserschutz aus
Extreme Wettersituationen
werden immer häufiger. Einerseits
erfordern anhaltende
Trockenzeiten alle Anstrengungen,
dass gute Erträge erzielt
werden. Andererseits bewirken
Starkregenereignisse,
dass wertvoller Boden abgeschwemmt
wird. Die Umsetzung
eines klimafitten Ackerbaus
ist daher vorrangiges Ziel
vieler Ackerbauern und der
Landwirtschaftskammer.
Aktiver Humusaufbau
Mit der Errichtung des Kompetenzzentrums
für Acker, Humus
und Erosionsschutz in
Feldbach (Bezirkskammer Südoststeiermark)
wurde diesbezüglich
im heurigen Frühjahr
ein sichtbares Zeichen gesetzt.
Rund 60 innovative Ackerbauern
haben sich im Praktikerforum
zusammengeschlossen
und betreiben aktiven Humusaufbau
und sind damit
auch wichtige Multiplikatoren
für den klimafitten Ackerbau. Mehr Humus bedeutet, dass
mehr Wasser, Nährstoffe und
Kohlendioxid (CO2) im Boden
gespeichert sowie gebunden werden können. Der damit einhergehende
Wasserrückhalt in
der Landschaft wirkt sich positiv
auf die Wasserqualität von
Oberflächengewässern und
Grundwasser aus. Dem Begrünungs-
und Zwischenfruchtanbau
kommt hierbei eine besondere
Rolle zu.
Wasserspeicher
Humus hat eine extrem große
spezifische Oberfläche von
800 bis 1.000 m²/g. Dadurch
kann er große Mengen an
Nährstoffen anlagern und vor Auswaschung schützen. Humus
kann das drei bis fünffache
s eines Eigengewichtes an
Wasser aufnehmen. Bei drei
Prozent Humus (135 Tonnen
Humus je Hektar) im Boden,
kann diese Humusmenge 675
Kubikmeter Wasser pro Hektar
speichern. Wesentlich mehr
pflanzenverfügbares Wasser
kann aber durch eine humusbedingte
Veränderung der Porengrößenverteilung im Boden
gespeichert werden. Dies gilt
sowohl für Sandböden als auch
für Tonböden.
Krümelstar
Humus sowie Maßnahmen des
Humusaufbaus wirken positiv
auf die Bodenstruktur und
somit auch auf das Porenvolumen
des Bodens. Im Kompetenzzentrum
Acker, Humus
und Erosionsschutz wird derzeit
am Projekt „Krümelstar“
gearbeitet. Hierbei wurden bereits
100 Ackerflächen von
Mitgliedern des Praktikerforums
bodenchemisch und bodenphysikalisch
untersucht,
um Erkenntnisse für den Aufbau
klimafitter Ackerböden
zu gewinnen. Die bodenphysikalischen
Untersuchungen
werden mit eigenen Untersuchungswerkzeugen
des Kompetenzzentrums
durchgeführt.
Mit den bodenphysikalischen
Untersuchungen werden Bodenverdichtungen
mittels Penetrologger
und Stechzylinder
und das Wasseraufnahmevermögen
mittels Doppelringinfiltrometer
gemessen.
Die bodenchemischen Untersuchungen
sind inzwischen
vom Labor in Haidegg (Abteilung
10 des Landes Steiermark)
fast abgeschlossen. Die
Proben dazu wurden großteils
auf Ackerflächen nach der Getreide-
und Rapsernte gezogen.
Erste Auswertungen zeigen bei
den Nmin-Werten regional und zeitlich unterschiedlich hohe
Ammonium- und Nitratwerte,
was auf die regional sehr hohen
Niederschläge im Sommer
zurückzuführen sein dürfte.