„Zukunft im Dialog“ Hege und Pflege Jagd im Spannungsfeld mit der Land- und Forstwirtschaft: Ansätze für ein faires Miteinander.
Wald leistet wichtigen Beitrag zum Klimaschutz
Die Fakten sind eindeutig und klar: Der Wald ist in der Lage das 40-fache des gesamten österreichischen CO2-Ausstosses zu binden. Bewirtschafteter Wald bindet sogar zehnmal mehr klimaschädliches CO2 als nicht genutzter Wald. Der Wald wirkt also als Kohlenstoffsenke und entzieht der Atmosphäre 800 Mio. t Kohlenstoff (C), das sind 2,9 Mrd. t klimaschädliches CO2. Ein gutes Viertel davon speichert der steirische Wald. Mit einer Fläche von 1 Mio. ha ist die Steiermark zu 60% mit Wald bedeckt. Die Bedeutung der Wälder als Kohlenstoffsenke und Bremser des Klimawandels nimmt demnach weiter zu. Kürzlich schätzten Forscher sogar, dass man durch weltweite Aufforstung einen großen Teil des vom Menschen verursachten CO2-Ausstoßes wieder binden könnte. Der nachwachsende Rohstoff Holz ist eine saubere und klimafreundliche Alternative zu energieintensiven Baumaterialien wie Beton und Stahl. Gleichzeitig ersetzen Restholzsortimente, als Baustoff oder für die Papierindustrie ungeeignete Qualitäten, die Treibhausgas-Verursacher Öl, Kohle und Gas als Brennstoff. Speicher, Senke und Substitution: Diese drei S, sind die großen Klimavorzüge des heimischen Waldes.
Bejagung ein wichtiger Beitrag für klimafitte Wälder
Der Klimawandel erhöht die Gefahr von Waldschäden erheblich. Der Waldbauer muss hinnehmen, dass Trockenperioden, Sturm und Starkregen die Bäume stressen. Allein in Mitteleuropa sind 2018 rund 73 Millionen Festmeter an Schadholz angefallen. Stürme, extreme Trockenheit und Borkenkäferbefall haben auch den Wäldern in Österreich zugesetzt. Durch klimafitte Waldwirtschaft können Wälder stabil gehalten werden. Es geht vor allem um die richtige Baumartenwahl und um eine rechtzeitige Dickungspflege und Durchforstung aber auch um die Eindämmung von Wildschäden. Das Wild bevorzugt einzelne Baumarten: Tanne, Bergahorn und Eiche nimmt das Schalenwild wesentlich lieber an als beispielsweise die Fichte. Aber gerade diese Baumarten könnten auf den Waldflächen als zukünftige Wertträger in klimafitten Beständen fungieren.
Verantwortung für den Wald übernehmen
Den Grundeigentümern und der Jägerschaft kommt bei der Absicherung der Zukunftsfunktion des Waldes eine zentrale Rolle zu. Bei Eigenjagdgebieten besteht die Möglichkeit, selbst regulierend einzugreifen. In Gemeindejagdgebieten müssen die land- und forstwirtschaftlichen Interessen in Bezug auf Wildschäden und Wildstand zu wahren. Diese verantwortungsvolle Aufgabe müssen die Jagdausschüsse entsprechend verfolgen und wahrnehmen. Verantwortungsvolle nachhaltige Bewirtschaftung ist in der Forstwirtschaft allgegenwärtig und hat Tradition. Die langen Produktionszyklen der Waldbestände bedingen dieses generationenübergreifende Denken. Die Berücksichtigung der Wildeinflusssituation und dementsprechende notwendige Maßnahmen sind in Zukunft wichtiger denn je, um die Waldbestände auf die kommenden klimatischen Herausforderungen vorzubereiten.
Forst & Jagd-Dialog mit der „Mariazeller Erklärung
2012 wurde der Forst & Jagd-Dialog mit der „Mariazeller Erklärung“ ins Leben gerufen, um in einem konstruktiven Dialog zwischen Forstwirtschaft und Jägerschaft gemeinsame Lösungen zur Wildschadensproblematik (Schäl- und Verbissschäden) zu erarbeiten. Als gemeinsames Ziel wurde formuliert, dass bei den Ergebnissen von Wildeinflussmonitoring und Waldinventur eine messbare Trendumkehr bei den Wildschäden feststellbar sein muss. Allen Beteiligten ist klar, dass es umfangreicher Anstrengungen bedarf, um die angestrebte Trendumkehr tatsächlich zu erreichen. Trotz des Mariazeller Prozesses werden Wald-Wild-Diskussionen leider immer noch allzu oft emotional geführt. Ohne sachliche Diskussionen werden sich die angestrebten Ergebnisse aber nicht von selbst einstellen. Der Forst & Jagd -Dialog ist ein mittelfristiges Projekt, das von allen große Verantwortung und große Anstrengungen auch in der Praxis abverlangt. Es geht nur gemeinsam, wechselseitig das nötige Verständnis für den Verhandlungspartner aufzubringen und mit diesem ergebnisverbindliche Vereinbarungen zu treffen.
Verantwortungsvolle Partnerschaft von Waldbesitzern und Jagd
Wichtig ist es erfolgreiche Akteure, Betriebe und Regionen vor den Vorhang bitten, um von ihnen zu lernen. Diskussionen über den Lebensraum Wald, den Wildeinfluss und Wildschäden sind nicht neu. Oft sind die Zusammenhänge aber sehr komplex und es gibt keine Patentrezepte, die in alle Bereiche übertragbar und flächig anwendbar wären. Trotz eines reichen Erfahrungsschatzes bei den Abschussplanungen lassen Fallstudien darauf schließen, dass die kalkulierten Wildstände nicht immer der realen Situation entsprechend taxiert werden bzw. zugunsten des weiblichen Wildes verschoben sind. Sinnvolle Strategien zur Optimierung des Wildeinflusses auf den Wald erfordern solides Wissen über die Entwicklung der Bestände. Die tatsächlichen Erfolge werden sich dann einstellen, wenn auch auf Revierebene Einigkeit zwischen Grundeigentümern, Jagdausübungsberechtigten und den Behörden über das praktische jagdliche und wildökologische Management besteht.
Wildeinflussmonitoring zeigt unbestritten, wie Wild die Waldverjüngung beeinträchtigt
Mit dem Wildeinflussmonitoring (WEM) lässt sich der Einfluss des Wildes auf die Waldverjüngung in Österreich mit objektiv erhobenen Daten abschätzen. Die gutachterliche Einschätzung durch die Bezirksforstbehörde kann so durch eine nachvollziehbare Erhebung untermauert werden. Mit Folgeerhebungen lässt sich überprüfen, ob sich angeordnete Maßnahmen, etwa im Abschussplan, auf die Waldverjüngung auswirken. Als konsensfähige Methode versucht das Wildeinflussmonitoring möglichst kostengünstig objektive Daten über Intensität und Entwicklung des Wildeinflusses in den Bezirken zu bekommen. Das Verfahren beruht auf einfach, eindeutig und kostengünstig erhebbaren Parametern. Die Erhebung ist methodisch objektiv, nachvollziehbar und unter den Bundesländern einheitlich und damit vergleichbar. Die Auswertung erfolgt zentral am Bundesforschungszentrum Wald (BFW).
Verantwortung der Freizeitnutzer im Wald einfordern
Im Fokus stehen auch die möglichen Grenzen traditioneller Bejagungsmethoden ebenso wie die veränderten Verhaltensweisen des Wildes durch Störeinflüsse. Die Kampagnen, die sich für die uneingeschränkte Benützungsmöglichkeit von Forststraßen und Wanderwegen für RadfahrerInnen verwendet, gefährden die Bemühungen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Die geltenden relevanten Bestimmungen im Forstgesetz, wonach Routenausweisungen im Einvernehmen mit dem Grundeigentümer erfolgen können, haben sich bewährt und sollen unverändert beibehalten werden. Die generelle Freigabe von Waldwegen und Forststraßen für das Mountainbiken muss im Sinne eines klimafitten Waldes und des Tierschutzes entschieden abgelehnt werden, vielmehr ist eine Bewußtseinsbildung von Kindesbeinen an notwendig. Es besteht die dringende ökologische Notwendigkeit, dass die vielfältigen Störeinflüsse auf Wildtiere nach besten Kräften und für alle zumutbar reduziert werden.