Wohin entwickelt sich die Bio-Rindfleischerzeugung?
Die Bio-Rindfleischproduktion in Österreich wird meist mit der Mutterkuhhaltung in Verbindung gebracht. In Anbetracht der Erzeugnisse dieser Produktionsform auch zurecht. Doch neben dieser direkten Form der Bio-Rindfleischerzeugung gibt es noch die Kälber vom Bio-Milchviehbetrieb, welche abgesehen von den für die Zucht bestimmten Tieren ebenfalls in die Mast gelangen - allerdings größtenteils in die konventionelle Mast. Müssen diese Tiere im Sinne geschlossener Kreisläufe und Effizienz in der Bio-Rindfleischerzeugung mehr berücksichtigt werden?
Die Bio-Rindfleischerzeugung in Zahlen
Seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl an Bio-Kühen in Österreich kontinuierlich leicht steigend. Unterscheidet man bei dieser Entwicklung jedoch zwischen Milch- und Mutterkühen, fällt rasch auf, dass diese Steigerung dem Milchsektor zuzurechnen ist. Die Anzahl der Bio-Mutterkühe ist seit über 10 Jahren rückläufig (siehe Grafik 1). Im Betrachtungszeitraum 2019 - 2022 hat zum Beispiel die Anzahl der Bio-Mutterkühe um 4,8% abgenommen. Konventionell waren es sogar 8,5%. Geht diese Entwicklung so weiter, führt dies bei gleichbleibender oder wachsender Nachfrage unweigerlich zu einer Rohstoffverknappung in einigen Vermarktungsprojekten.
Dem Kalb aus der Bio-Milchviehhaltung kommt hier in Zukunft damit wahrscheinlich eine höhere Bedeutung zu als noch in den vergangenen Jahren. Hinzu kommt die immer wieder kritisch geäußerte Frage, ob es zeitgemäß sei, mit Fleischrinderherden den Rindfleischmarkt zu bedienen, mit der Konsequenz, dass damit die aus der Milchproduktion ausgeschiedenen und ohnehin vorhandenen Nachkommen an "Wert" verlieren.
Derzeit wird im Bio-Sektor ein großer Teil der Nachfrage nach Rindfleisch über die Nachkommen aus der Mutterkuhhaltung (ca. 70.000 Stück)1 abgedeckt. Diesem Aufkommen stehen etwas weniger als 100.000 Bio-Schlachtungen pro Jahr gegenüber, von denen jedoch rund ein Drittel Schlachtkühe sind. Würden lediglich die Stierkälber von den Bio-Milchbetrieben berücksichtigt, ergäbe sich ein zusätzlich geschätztes Aufkommen von rund 55.0002 Bio-Masttieren. Eine Menge, welche der Bio-Markt derzeit nicht fassen könnte und somit viele dieser Tiere bekanntlich am konventionellen Kälbermarkt untergebracht werden. Doch wenn auch in Zukunft der Bedarf von Bio-Kälbern für die spezialisierte Mast steigen wird, heißt das nicht automatisch, das damit auch die Wertschöpfung auf den Betrieben steigt.
Dem Kalb aus der Bio-Milchviehhaltung kommt hier in Zukunft damit wahrscheinlich eine höhere Bedeutung zu als noch in den vergangenen Jahren. Hinzu kommt die immer wieder kritisch geäußerte Frage, ob es zeitgemäß sei, mit Fleischrinderherden den Rindfleischmarkt zu bedienen, mit der Konsequenz, dass damit die aus der Milchproduktion ausgeschiedenen und ohnehin vorhandenen Nachkommen an "Wert" verlieren.
Derzeit wird im Bio-Sektor ein großer Teil der Nachfrage nach Rindfleisch über die Nachkommen aus der Mutterkuhhaltung (ca. 70.000 Stück)1 abgedeckt. Diesem Aufkommen stehen etwas weniger als 100.000 Bio-Schlachtungen pro Jahr gegenüber, von denen jedoch rund ein Drittel Schlachtkühe sind. Würden lediglich die Stierkälber von den Bio-Milchbetrieben berücksichtigt, ergäbe sich ein zusätzlich geschätztes Aufkommen von rund 55.0002 Bio-Masttieren. Eine Menge, welche der Bio-Markt derzeit nicht fassen könnte und somit viele dieser Tiere bekanntlich am konventionellen Kälbermarkt untergebracht werden. Doch wenn auch in Zukunft der Bedarf von Bio-Kälbern für die spezialisierte Mast steigen wird, heißt das nicht automatisch, das damit auch die Wertschöpfung auf den Betrieben steigt.
Bio-Kälber - vom Milch- zum Mastbetrieb
Die vermeintlich einfache Lösung, Bio-Kälber vom Milchviehbetrieb organisiert an den Bio-Rindermastbetrieb zu überstellen und damit im Bio-System zu halten, stellt sich in der Realität etwas komplexer dar:
- Dem Strukturwandel und der Spezialisierung in der Milchviehhaltung geschuldet, werden immer weniger männliche Tiere am Bio-Milchviehbetrieb aufgezogen - sie verlassen damit großteils sehr früh den Bio-Betrieb in Richtung konventionelle Aufzucht bzw. Mast
- Freiwerdende Stall- und Arbeitskapazitäten, geringerer Krankheitsdruck und höhere abgelieferte Milchmenge sind Gründe, die den vorzeitigen Verkauf von Stierkälbern aus betrieblichen und wirtschaftlichen Überlegungen am Milchviehbetrieb nachvollziehbar machen
- Am Bio-Mastbetrieb dürfen keine Milchaustauschertränken eingesetzt werden. Bio-Trockenmilchpulver, Rohmilch von nachbarschaftlichen Betrieben oder Kälberaufzucht bei Ammenkühen als alternative Aufzuchtform führen schnell zu höherem Management-, Zeit- bzw. Kostenaufwand
- Mit der Erzeugung von Bio-Fresser könnte das Angebot entwöhnter Tiere für den Bio-Rindermäster erhöht werden. Wird der Mehraufwand der Aufzucht ab verkaufsfähigem Stierkalb allerdings einer Grenzkostenbetrachtung unterzogen, bleiben entweder beim Milchviehbetrieb Kosten hängen oder der Fresser verliert in Relation zum Bio-Einsteller aus der Mutterkuhhaltung an Attraktivität
- Viele Mäster sind im Nebenerwerb und damit muss die Arbeit leicht bewältigbar sein. Die zugekauften Kälber sollten bereits aus dem kritischen Alter draußen sein; das heißt gut abgesetzt, eigene Immunabwehr und gute Grundfutterverwertung
Wo liegen die Lösungsansätze?
Es liegt nicht alleine an den Marktpartnern, Lösungen anzubieten. Es kann aber auch nicht der Landwirtschaft überlassen bleiben, Wege zu finden, dass mehr Kälber aus der Bio-Milchproduktion im Bio-System gehalten werden können. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich auch hier wie so oft in der Mitte.
Der hohe Anteil an Zweinutzungsrassen in der Bio-Milchproduktion ist eine gute Voraussetzung für den Verbleib in der heimischen Mast. Durch gezielte Belegungen mit fleischbetonten Tieren bei einem Teil der Milchviehherde kann die Masttauglichkeit der Kälber - speziell für die Ausmast - zudem erhöht werden. Für den Bio-Mäster, der Kreuzungstiere aus der Mutterkuhhaltung gewohnt ist, ein wichtiges Kriterium.
Seitens der Vermarktungspartner wird es jedoch auch Anreize brauchen, das schlummernde Potenzial an Kälbern, welche auf Bio-Betriebe geboren werden, zu nutzen. Es braucht Produkte am Markt, die neue Absatzwege schafft, jedoch nicht zu Lasten der Rindfleischerzeugung aus der Mutterkuhhaltung geht.
Die Mutterkuhhaltung ist nicht ersetzbar
Abgesehen davon, dass ohne Mutterkuhhaltung der Bio-Rindfleischbedarf ohnehin nicht ge-deckt werden könnte, braucht es diese Form der Rinderhaltung auch für unsere Kulturlandschaft und Biodiversität. Die Ausmast der Nachkommen aus der Milchviehhaltung verlangt eine intensivere Aufzucht, womit sich diese Produktionsform mehr in die Gunstlagen verlagert. In der Mutterkuhhaltung trägt die Versorgung mit Milch zu einer guten Entwicklung der Jungrinder bei, welche alleine aus dem Grundfutter nicht möglich wäre. Nur durch die Umwandlung von pflanzlichem Eiweiß in hochverdauliches tierisches Eiweiß (Milch), schafft es die Mutterkuhhaltung, auch in weniger ertragreichen Regionen einen wichtigen Beitrag für die Bio-Rindfleischerzeugung zu leisten.
Fazit
Die Bio-Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung ist rückläufig, Damit wird das (Mast-
)Kalb aus der Milchviehhaltung in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Unter derzeitigen Bedingungen ist der Verbleib der am Bio-Betrieb geborenen und nicht für die Zucht bestimmten
Kälber in der Bio-Produktionseinheit wenig attraktiv (Kosten Kälberaufzucht, Bio-Fresserproduktion mit anderen Voraussetzungen als am konventionelle Betrieb, Produktpreis,...).
Es besteht der Wunsch, von Seiten des Marktes Unterstützung zu bekommen, um mehr Kälber in der Bio-Produktion halten zu können. Es geht um Vermarktungsinitiativen, welche
nicht die Mutterkuhhaltung als bedeutendste Bio-Rindfleischproduzenten konkurrieren dürfen, sondern vielmehr die bestehende Nachfrage absichern und neue Produkte am Markt
schaffen sollen.