Wo Mensch und Tier sich wohl fühlen
Bereits zum 12. Mal wird heuer von der Tierschutzombudsstelle des Landes der Preis „Musterbeispiele für besonders tierfreundliches Bauen im ländlichen Raum“ ausgeschrieben. Ziel ist es, besondere Leistungen und gelungene Konzepte des tierfreundlichen Bauens in der Nutztierhaltung zu prämieren, um die Motivation, im Agrarbereich auf hohem Niveau zu planen und zu bauen, zu steigern und gute Beispiele zu präsentieren. So wie die hier abgebildeten, die bereits in den vergangenen Jahren für den Tierschutzpreis eingereicht haben. Sie standen zwar nicht am Siegerpodest, sind aber dennoch Vorzeige-Projekte.
Das eingereichte Objekt muss sämtliche bau-, umwelt- und tierschutzrechtlichen Bestimmungen sowie das Kriterium besonderer Tierfreundlichkeit erfüllen. Die Maßnahmen zur Verbesserung der Tierfreundlichkeit müssen zwischen 1. Jänner 2014 und 31. März 2021 durchgeführt worden sein. Das Objekt muss bis 31. März 2021 fertig gestellt worden und in Betrieb sein. Von den eingereichten Bauprojekten aller Nutztierkategorien (Geflügel, Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen etc.) werden zehn Betriebe nominiert und von der Jury besichtigt. Aus den nominierten Betrieben werden vier prämiert und mit jeweils 1.500 Euro ausgezeichnet. Einreichschluss ist der 14. Mai 2021.
Die Landwirtschaftskammer steht für Fragen zur Einreichung zur Verfügung und unterstützt bei der Erstellung der Einreichunterlagen: Referat Bauberatung, Walter Breininger, 0316/8050-1313,walter.breininger@lk-stmk.at
Info Tierschutzombudsstelle: Barbara Fiala-Köck, Email: 0316/877-3966, tierschutzombudsfrau@stmk.gv.at
Info Tierschutzombudsstelle: Barbara Fiala-Köck, Email: 0316/877-3966, tierschutzombudsfrau@stmk.gv.at
Mehr Ruhe und bestes Wachstum
Ein Vorzeigeprojekt ist der neue Stall von Ernst Vorraber in St. Kathrein am Offenegg geworden. „Wir haben unseren Betrieb von Milchviehhaltung auf Kalbinnen- und Ochsenzucht umgestellt und in diesem Zusammenhang ist im Jahr 2019 auch ein neuer Stall gebaut worden“, erzählt Ernst Vorraber. Und der macht sich in vielerlei Hinsicht bezahlt: „Die Arbeit ist um Vieles leichter geworden. Allein durch den modernen Tränkeautomaten sparen wir viel Zeit und Aufwand. Den haben sich auch andere Landwirte bereits angeschaut. Durch die moderne Technik ist auch die Gesundheit der Tiere ideal zu überwachen, weil man gut sehen kann, ob und wie viel die Tiere trinken.“ Der Liegeboxen-Laufstall verfügt teilweise über Spaltboden - mit Gummimattenauflage. Höchstens vier Tiere pro Box sorgen für viel Bewegungsfreiheit und Ruhe. Vorraber: „Es ist deutlich zu spüren, dass sich die Tiere wohl fühlen und auch merklich besser wachsen. Und wenn es unseren Tieren gut geht, geht es natürlich auch uns gut.“
Arbeit ist um Vieles leichter
Gemeinsam mit dem Experten der Landwirtschaftskammer Steiermark hat auch David Allmer in Stubenberg seinen neuen Stall für seine Rindermast geplant. Umgesetzt wurde das Projekt zwischen Oktober 2018 und April 2019. David Allmer zu seiner Motivation: „Ich habe nach der Übernahme des Betriebes einfach einen innovativen Schritt setzen wollen. Platz war vorhanden und so haben wir uns entschlossen, zusätzlich zum bestehenden einen neuen Stall zu bauen. Damit soll auch der Vollerwerb abgesichert und der Betrieb zukunftsfit gemacht werden.“ Einen Tierwohlstall zu bauen, lag damit auf der Hand. Jedes der 60 Rinder, die sich im neuen Bereich befinden, hat jetzt 4,8 Quadratmeter für sich zur Verfügung. Der Stall ist nach allen Seiten zu öffnen, frische Luft und viel Licht sind damit stets gegeben. Die Arbeitserleichterung spürt David Allmer vor allem durch den Wegfall des Ausmistens: „Wir haben sogenannten verkehrten Tretmist und das Stroh wird praktisch von oben eingestreut.“
Tiere genießen ihren Luxus-Stall
Wenn Sieglinde Steinschneider vom neuen Stall erzählt, dann spürt man förmlich die Freude, die sie damit hat: „Wir haben ihn gemeinsam mit Experten der Landwirtschaftskammer geplant und er spielt wirklich alle Stückerln. Wir haben Ende Mai 2019 mit den Bauarbeiten begonnen und sind im Oktober eingezogen.“ Bereits 2015 ist der Mutterkuhhaltungs-Betrieb in Übelbach auf Bio umgestiegen, mittlerweile wurde völlig auf die Haltung von Ennstaler Bergschecken umgestellt. Dank neuem Stall können die Arbeiten jetzt rasch und praktisch abgewickelt werden: „Und das ist für mich sehr hilfreich, ich arbeite ja fast immer alleine, nachdem die Männer in die Arbeit gehen“, zeigt sich Sieglinde Steinschneider mit dem neuen Stall mehr als zufrieden. Und das sind auch die Tiere. Sie genießen viel Licht und Platz, ein hoher Anteil an Holz sorgt für Behaglichkeit. Das Vieh ist viel im Freien und liegt im Stall auf Stroh. Massagebürsten und Lecksteine sind „Zuckerl“, die den Tieren täglich zur Verfügung stehen.
Die Natur in den Stall geholt
Blauer Himmel, Blumenwiese, Sonnenschein – das lieben die Rinder und das haben sie bei Sonja und Andreas Klingbacher in St. Radegund das ganze Jahr hindurch. Im neuen Stall gibt es nämlich keine grauen Wände, sondern freundliche, strahlende Ausmalungen. „Das mögen unsere Milchkühe und das wirkt sich auch auf unser Gemüt positiv aus. Auch unsere Besucher sind vollauf davon begeistert“, freut sich Andreas Klingbacher über das gelungene Werk. Seine Milchkühe sind ob des neuen Stalls fast zu Stubenhockern geworden, obwohl sie jederzeit hinaus auf die Weide können. Drinnen gibt´s stets frisches Stroh, einen breiten Laufgang und keine Spalten. Klein, fein, einfach, aber hocheffizient nennt Klingbacher den Bau, den er mit Walter Breininger von der Landwirtschaftskammer geplant hat. Und er ist hoch zufrieden: „Die Tiere fühlen sich rundum wohl, die Milchleistung ist bei gleicher Fütterung deutlich gestiegen. Und für uns ist der neue Stall mit einer enormen Arbeitserleichterung verbunden.
Tierwohl ist Basis für hohe Leistung
„Wir sind ein Hochleistungsbetrieb mit großem Augenmerk auf Tierwohl. Denn hohe Leistung und gesunde Tiere hat man nur, wenn sich die Tiere auch wohlfühlen“, begründet Bernhard Hartl in Mariahof, warum er sich für einen Um-und Zubau nach Tierwohlkriterien entschlossen hat. Jetzt hat jede seiner Kühe viel Platz, Luft und Licht. Jede Kuh hat mehr als ein Fressgitter, mehr als einen Liegeplatz, alle zehn Meter gibt es eine Trogtränke, die Böden sind rutschfest und mit Stroh ausgestreut. Den Jungtieren steht ein Tieflaufstall mit Stroh zur Verfügung. Das Futter wird von einem Butler angeschoben und gelockert. Das Herzstück des Stalls ist ein großzügiger Special-Needs-Bereich. Diese Wohlfühlfaktoren führten unter anderem dazu, dass Bernhard Hartl zum zweitleistungsstärksten Betrieb der Steiermark wurde. Und was den Arbeitsaufwand angeht: „Es ist alles so konzipiert, dass im Notfall eine einzige Person die Arbeit bewerkstelligen kann. Geplant wurde der Um- und Zubau von der Firma Minichshofer.“