Weltmilchtag: Steirische Milchwirtschaft im starken Wandel

Wandel in der Milchwirtschaft
In der heimischen Milchwirtschaft, der größten steirischen Agrarsparte, vollzieht sich seit Jahren durch Spezialisierung, Generationswechsel und technischen Fortschritt ein starker Wandel. „Unsere Milchbauern setzen auf Tierwohl, Tiergesundheit und hochwertige Produktqualität im Einklang mit einem sinnvoll-notwendigen Fortschritt und den Konsumentenwünschen“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Trotz der sehr positiven Weiterentwicklung der Betriebe, wird leider nicht immer ausreichend Wertschöpfung erzielt. Titschenbacher: „Noch bessere Produktqualität und mehr Tierwohl sind für die Milchbauern mit zusätzlichen Kosten und Mehraufwand verbunden. Diese müssen vom Lebensmittelhandel und den Verbrauchern auch über den Produktpreis honoriert werden.“ Und weiter: „Ob wir in Zukunft noch in allen Teilen der Steiermark Milchbauern haben werden, hängt hauptsächlich von den Konsumenten ab. Zahlen sie für heimische Milchprodukte und heimische Marken einen fairen Preis, hat unsere nachhaltige Milchwirtschaft auch eine Zukunft.“
Kosten steigen schneller als Milchpreis
„Obwohl die Milchbauern die Wünsche der Verbraucher und des Lebensmittelhandels erfüllen, ist der Milchpreis für viele Betriebe nicht ausreichend, um ein entsprechendes Einkommen zu erzielen, das auch die notwendigen Erneuerungen und Investitionen ermöglicht“, führt Titschenbacher ins Treffen. Besonders herausfordernd sind die Preisschwankungen: Gute Preisphasen sind häufig zu kurz, um Tiefstpreise auszugleichen und die Produktionskosten steigen schneller als der Milchpreis. Nur magere 34 Cent von einem Liter Milch kommen bei der Bauernfamilie an, wovon alle Kosten vom Stallbau, über Betriebsmittel-Einsatz hin zum Futter und zur Arbeitsleistung gedeckt werden sollen. Leider hat die Steiermark in den vergangenen 20 Jahren 59 Prozent ihrer Milchviehbetriebe verloren.
Titschenbacher: Technischer Fortschritt bringt mehr Tierwohl. Steirische Milchbauern investieren in Tierwohl und Tiergesundheit
„Innovation und technischer Fortschritt müssen auch auf den Bauernhöfen stattfinden können. Sie ermöglichen mehr Tierwohl, höhere Produktqualität und erleichtern die schwere körperliche Arbeit der Bauern“, unterstreicht der Kammerpräsident. Im Stallbau garantieren Laufställe viel Bewegungsfreiheit, mehr Platz, frische Luft und natürliches Licht und führen gleich wie Ausläufe zu mehr Tierwohl und Tiergesundheit. Immer mehr Betriebe setzen auch die Sensortechnik als Hilfsmittel ein, wodurch ebenfalls die Tiergesundheit und das Tierwohl gefördert werden und die Arbeit der Milchbauern erleichtert wird. Bereits 110 steirische Milchviehbetriebe verwenden Milchroboter. Als Technik der Zukunft machen sie die Arbeit der Milchbauern flexibler und unterstützen ebenfalls die Tiergesundheit. „Insgesamt haben die steirischen Milch- und Rinderbauern seit 2014 mehr als 110 Millionen Euro in Tierwohl und Tiergesundheit investiert“, so der Kammerpräsident.
Besser heimische Milch: Vorzüge gegenüber ausländischer Milch
Während heimische Milch seit Jahrzehnten gentechnikfrei hergestellt wird, sind die Versuche in anderen EU-Ländern eher zaghaft. Europaweit einzigartig setzen die österreichischen Milchbauern seit sieben Jahren das Qualitätssicherungsprogramm QS-Kuh aktiv um: Durch begleitende Beratung der Betriebe kann nachweislich eine außergewöhnlich hochwertige Qualität der Milch und Milchprodukte erzielt werden. Versorgt werden die Rinder in Österreich mit Grünfutter, Heu und Silage, was eine vorteilhafte Omega 3-Fettsäurenzusammensetzung für eine gesunde Ernährung bewirkt.
Landwirtschaftskammer berät und unterstützt die Milchbauern
Das sechsköpfige Spezialberater-Team „Arbeitskreis Milch“ der Landwirtschaftskammer Steiermark berät seit 20 Jahren die heimischen Milchbauern zu Fragen der Tiergesundheit, des Tierwohls, zur Produktqualität, der Betriebsentwicklung und unterstützt sie bei der Weiterbildung. So wurden allein im Vorjahr 100 Weiterbildungsveranstaltungen organisiert. Für die moderne Rinderstallbau-Beratung und Planung haben sechs Mitarbeiter rund 5.000 Stunden verwendet.
Aktion „Heimische Milch trinken – Zeichen setzen. Sympathische Verteilaktion am Hauptplatz
Um die Bevölkerung auf heimische Milch und Milchprodukte aufmerksam zu machen, verteilen Stainzer Milch und Landwirtschaftskammer anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni auf dem Grazer Hauptplatz heimische Milch- und Milchprodukte. Um heimische Milch ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, startet die Landwirtschaftskammer Steiermark ebenfalls am 1. Juni auf ihrer Facebook-Seite die „Milchbart-Challenge“. Dabei wird die Facebook-Gemeinde aufgerufen, sich mit den schönsten Milchbärten im Netz zu präsentieren.

Landesrat Johann Seitinger
„Milch ist und bleibt ein wahres Meisterstück der Evolution. Kein anderes Produkt bindet so viele Emotionen. Die Milcherzeugung ist aber auch mit viel Arbeit, Wissen und Verantwortung verbunden. Daher gebührt allen Bauernfamilien, die sich der Milcherzeugung widmen, höchste Wertschätzung. Unsere heimische Milcherzeugung, insbesondere im Berggebiet, ist im Wettbewerb mit den großen Milchländern Europas nur dann aufrecht zu erhalten, wenn wir weiterhin so innovative Qualitätsprodukte erzeugen und für die erschwerten Arbeitsbedingungen im Berggebiet einen fairen Bewirtschaftungsausgleich erhalten.“
Milchbäuerin Elisabeth Hörmann, Bruck/Mur
„Wir stellen höchste Qualität und als einzige zu hundert Prozent gentechnikfreie Milch her. Um die gesellschaftlichen Erwartungen zu erfüllen, haben wir uns höhere Standards bei Tierwohl und Fütterung auferlegt“, sagt Milchbäuerin Elisabeth Hörmann. Und weiter: „Trotz dieser nachhaltigen Bemühungen und Mehrkosten spüren wir vom Handel kein Zeichen, diese Höherqualifizierung auch zu schätzen und entsprechend abzugelten. Die Konsumenten fordern es, wir Bauern liefern es, der Handel zahlt es nicht.“

Milchwirtschaft ist größte Sparte in der heimischen Landwirtschaft und sichert 11.200 Arbeitsplätze
Die Milcherzeugung ist die größte agrarische Sparte innerhalb der steirischen Landwirtschaft. Mit einem Produktionswert zu Herstellerpreisen von 214,9 Millionen Euro hat sie einen Anteil von 16,5 Prozent am Gesamtproduktionswert der steirischen Landwirtschaft von 1,301 Milliarden Euro. Insgesamt sichern die heimischen Milchbauern 11.200 Arbeitsplätze innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft.