Was Karpfenteiche leisten
Das System Teich ist weit unterschätzt, sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch seitens der Politik, denn es bietet Antworten auf die großen Fragen der Zeit: Klimawandel und Ökologie.
Aufzeigen, was Teiche alles leisten
Gute Fische zu produzieren, ist die eine Seite, mit der Produktion selbst schon etwas Gutes zu tun, die andere. Teiche, so sie fachgerecht bewirtschaftet werden, schaffen das. Im Umwelt- und Naturschutzbereich ist es schon seit langem üblich, die Leistungen einzelner Landschaften anhand deren Ökosystemdienstleistungen in Geldwerten auszudrücken. Damit macht man vielfach darauf aufmerksam, wieviel verloren geht, wenn zum Beispiel eine Flussauenlandschaft verschwindet.
Solche Ökosystemleistungen aufzuzeigen und für landwirtschaftliche Produktionssysteme, wie Karpfenteiche, in Euro auszudrücken, hat erst in den letzten Jahren begonnen und ist bei weitem noch nicht wissenschaftlich abgeschlossen.
Was sind die Teiche des Waldviertels wert?
Wagen wir uns an ein Rechenbeispiel. Gehen wir von einer Teichfläche für Fischzucht von knapp 1.700 ha im Waldviertel aus. Dann nehmen wir die errechneten Werte in Euro pro Hektar für Ökosystemdienstleistungen von Teichen aus anderen europäischen Teichlandschaften auch für Österreich an (siehe Infokasten auf Seite 7) und multiplizieren sie mit der Fläche. Dann lassen sich beeindruckende Zahlen errechnen. Alleine die Karpfenteiche des Waldviertels würden demnach Leistungen in der Größenordnung von rund 26 bis 88 Mio. Euro erbringen. Für Jedermann, pro Jahr, ganz nebenbei - ohne hier den Verkehrswert für Grund und Boden der Teiche selbst zu berücksichtigen.
Ohne Bewirtschaftung geht es nicht
Dabei ist zu betonen, dass die Teiche das nur leisten können, wenn man sie fachgerecht bewirtschaftet. Sobald die Bewirtschaftung entfällt, drohen die Teiche in kurzer Zeit zu verlanden und gehen rasch in eine andere Nutzung - vor allem Wald - über. Dafür gibt es genug Bespiele in der wechselvollen Geschichte der Teichwirtschaft in Österreich.
Was ist mit Bewirtschaftung gemeint?
Dazu zählen der Besatz mit Karpfen und das Abfischen, im Frühjahr oder im Herbst, bei dem Schlamm mineralisiert und der Boden durchlüftet wird. Karpfen wühlen im Boden und trüben das Wasser ein. Dadurch wird es für Wasserpflanzen schwieriger, tiefer in den Teich zu wachsen. Hier konkurrieren die Pflanzen immer um das Licht. Schwierig wird es, wenn durch Niederschlagsmangel die Teiche nicht rasch genug oder gar nicht mehr voll befüllt, also bespannt, werden können. Dann kann die Schilf- und Röhrichtvegetation in nur einer Saison ganze Teiche überwuchern.
Eine aktuelle Umfrage zeigt auf, dass in Österreich kaum bekannt ist, dass die Karpfenteiche vom Menschen angelegt wurden und es die Bewirtschaftung zur Aufrechterhaltung des Systems Teich braucht. Diesen Aspekt muss die Branche aktiver kommunizieren.
Der Held im Teich
In Niederösterreichs Teichen ist der Karpfen der absolute Held. Er schmeckt nicht nur gut, er ist auch gesund. Der Fettgehalt seines Filets ist gering und er ist Musterschüler in Sachen nachhaltige Produktionsweise. Mit diesen Eigenschaften trifft er genau den Geist der Zeit: Nachhaltigkeit, Regionalität und Gesundheit. Man spricht hier von sogenannten Megatrends in der Ernährung.
Briten erlassen Teichmanifest
Die Briten haben in einem eigenen Manifest für die Errichtung von Teichen in der Landschaft geworben – mit dem sogenannten "pond manifest“. Der englische Begriff "Pond“ heißt übersetzt Teich. Zentraler Bestandteil darin sind auch Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie etwa die Gehölzpflege, denn dann sind die Flächen am wertvollsten. Der Fokus liegt sogar auf Klein- und Kleinstteichen. Es geht darum, wertvolles Oberflächenwasser in der Landschaft zu halten.
Karpfenteiche sind aus ökologischer Sicht nahezu optimale Habitate, wenn sie entsprechend der guten fachlichen Praxis extensiv bewirtschaftet werden.
Karpfenteiche sind aus ökologischer Sicht nahezu optimale Habitate, wenn sie entsprechend der guten fachlichen Praxis extensiv bewirtschaftet werden.
Spannungsfeld Naturschutz/Teichwirtschaft
Trotzdem gibt es gerade mit dem Natur- und Artenschutz aus heutiger Sicht eine der größten Einschränkungen bei der Erweiterung und der Aufrechterhaltung der Produktion. Vielfach wird in der Praxis von kaum zu erlangenden naturschutzfachlichen Bewilligungen berichtet. Dabei könnten Teiche auch für Regionen außerhalb des Waldviertels sehr interessant sein, allen voran als Ersatzfeuchthabitate in der Landschaft.
Teiche alle zehn Jahre entladen
Wichtig ist, dass Teichwirte die Teiche etwa alle zehn Jahre entlanden müssen, um nicht dauerhaft wertvolle Produktionsfläche zu verlieren. Das sieht man seitens des Naturschutzes nicht immer gerne. Dabei ist zu betonen, dass nicht alle Teiche gleichzeitig entlandet werden und die Verlandung sofort wieder einsetzt. Das ist bei jedem stehenden Gewässer so.
Fischotterzäune als Allheilmittel?
Als Teichwirt ist man daran interessiert, seine Fische vor Ausfraß durch Fischotter zu schützen. Aber man schließt dadurch wertvolle Flächen in der Kulturlandschaft für andere Wildtiere aus.
Die Praxis zeigt, dass Teiche nur bis maximal etwa einen Hektar sinnvoll einzuzäunen sind.
Bei größeren Teichen sprechen meist technische Gründe, wie die Geländegegebenheiten durch Verlandungszonen, der Zu- und Abflussbereich oder Unebenheiten dagegen. Außerdem wird es auch unwirtschaftlich, sprich zu teuer. Selbst günstigere Elektrozäune sind dann kaum noch fachgerecht zu warten und instand zu halten.
Bei größeren Teichen sprechen meist technische Gründe, wie die Geländegegebenheiten durch Verlandungszonen, der Zu- und Abflussbereich oder Unebenheiten dagegen. Außerdem wird es auch unwirtschaftlich, sprich zu teuer. Selbst günstigere Elektrozäune sind dann kaum noch fachgerecht zu warten und instand zu halten.
Teiche schützen aktiv Insekten
Zuletzt hat ein Forscherteam aus NÖ mit einer spektakulären Meldung aufhorchen lassen. Es wurde untersucht, wieviele und welche Insekten Karpfenteiche beherbergen. Mit untersucht wurde der Jägerteich mit knapp 40 ha in Waidhofen an der Thaya.
Forschung zeigt: Teiche sind aktiver Insektenschutz
Die Forscher haben errechnet, dass allein dieser Teich pro Tag rund 15 Kilogramm Insekten hervorbringt. Untersucht wurde dies mit speziellen Insektenfallen, die vom Wasser aufsteigende Insekten, wie zum Beispiel Eintagsfliegen und Libellen, eingefangen haben.
Diese Insekten liefern hochwertiges Eiweiß für Fische, Vögel und Amphibien. Ohne diese Wasserflächen gäbe es bei weitem nicht solche Biomassen, schon gar nicht diese hohen Artenanzahlen. Viele davon sind bereits gefährdet. Karpfenteiche tragen damit auch aktiv zum Schutz der Insekten bei.
Wasserrecht und Teiche
Schwierig ist die Situation im Hinblick auf wasserrechtliche Bestimmungen. Die Wasserrahmenrichtlinie sieht in Zukunft eine Durchgängigkeit aller Gewässer vor, auch bei bestehenden Teichen. Das ist für Teiche im Hauptschluss, die also direkt von einem Gewässer ohne Umgehungsgerinne durchflossen werden, problematisch. Dafür muss noch eine praktikable Lösung gefunden werden.
Teilweise wird aus der Praxis auch von Schwierigkeiten mit der Hochwassersicherheit und dem Freihalten der Dämme von Uferbewuchs berichtet. Dazu gibt es gegenteilige Vorstellungen von Seiten der Wasserrechts- und Naturschutzbehörden. Einerseits soll der Hochwasserabfluss gewährleistet bleiben, indem zum Beispiel Stauden und Bäume entfernt werden, andererseits sind gerade diese Ufergehölze aus naturschutzfachlicher Sicht hochwertige Flächen. Hier wünscht man sich in der Praxis eine bessere Kooperation und gegenseitiges Verständnis.
Teilweise wird aus der Praxis auch von Schwierigkeiten mit der Hochwassersicherheit und dem Freihalten der Dämme von Uferbewuchs berichtet. Dazu gibt es gegenteilige Vorstellungen von Seiten der Wasserrechts- und Naturschutzbehörden. Einerseits soll der Hochwasserabfluss gewährleistet bleiben, indem zum Beispiel Stauden und Bäume entfernt werden, andererseits sind gerade diese Ufergehölze aus naturschutzfachlicher Sicht hochwertige Flächen. Hier wünscht man sich in der Praxis eine bessere Kooperation und gegenseitiges Verständnis.
Karpfen mit Region & Tourismus verknüpfen
Der Karpfen steht mittlerweile als Leitprodukt für eine ganze Region. Der Waldviertler Karpfen trägt stark zur positiven öffentlichen Wahrnehmung als sanfte Tourismusregion bei. Von manchen Autoren wird der Waldviertler Karpfen als Aushängeschild oder gar Wappentier für die Region bezeichnet. Mehr und mehr erkennt man auch den Wert dieser einzigartigen Landschaften und des Karpfens als regionales Produkt für den Tourismus. Viele Kultur- und Sportevents im Waldviertel wären ohne Teiche kaum noch denkbar.