Voitsberg:Charta für partnerschaftliche Zusammenarbeit als Fundament für Lebensqualität am Bauernhof
Charta für eine partnerschaftliche Interessenvertretung
Frauen in der Landwirtschaft sind unverzichtbar. Sie sichern eine flächendeckende bäuerliche Bewirtschaftung und setzen auf partnerschaftliche Bewirtschaftung der Familienbetriebe. In agrarischen Organisationen und Gremien gibt es bei der partnerschaftlichen Aufteilung und Besetzung von Positionen allerdings nach wie vor großen Aufholbedarf. Um die Chancengleichheit von heimischen Bäuerinnen und Bauern zu erreichen, hat die ARGE Bäuerinnen daher vor rund zwei Jahren die "Charta für eine partnerschaftliche Interessenvertretung" ins Leben gerufen. Die Charta wurde seitdem von allen LK-Präsidenten der Bundesländer unterschrieben und wird von der Bauernvertretung in den Bundesländern umgesetzt – so haben in der Steiermark bereits weitere zehn Organisationen und Verbände diese Charta gemeinsam mit der Landesbäuerin Auguste Maier unterzeichnet. Mit der bundesweiten Umsetzung der Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung soll ein Frauenanteil von 30 % in Entscheidungsgremien des ländlichen Raumes erreicht werden. Ziel ist es, den interessierten Bäuerinnen die Türen in alle wichtigen Positionen der Agrarwirtschaft und des ländlichen Raumes zu öffnen. Die Zukunft der peripheren Regionen liegt in den Händen der Frauen. Sie haben eine Schlüsselposition und aus diesem Grund ist es überaus wichtig, dass künftig mehr Frauen in der Landwirtschaft bei wichtigen Entscheidungen der Agrarwirtschaft und des ländlichen Raumes mitreden und mitentscheiden können. Um Frauen gut auf ihre Aufgaben in den agrarischen Gremien vorzubereiten, wurde bundesweit in Kooperation mit dem LFI ein Zertifikatslehrgang „Professionelle Vertretungsarbeit im Ländlichen Raum“ ins Leben gerufen. In der Steiermark haben diesen Lehrgang mittlerweile rund 60 Bäuerinnen erfolgreich absolviert.
"Lebensqualität Bauernhof" Seelisches Wohlbefinden steigert auch Leistungsfähigkeit
Das Projekt "Lebensqualität Bauernhof" wurde 2007 auf Initiative der ARGE Österreichische Bäuerinnen als mentale Unterstützung der heimischen Landwirtinnen und -wirte ins Leben gerufen. Es widmet sich vor allem Themen wie dem Zusammenleben am Hof, der Work-Life-Balance und der Bewältigung anderer psychosozialer Herausforderungen. Die drei wesentlichsten Säulen des Projekts sind ein umfangreiches Bildungsangebot, das bäuerliche Sorgentelefon sowie persönliche Beratungsgespräche.
Lebenswertes und familienfreundliches Österreich forcieren
Die großartigen wie auch vielfältigen Leistungen unserer Bäuerinnen und Bauern sind eine Voraussetzung für ein lebenswertes Österreich. Dafür braucht es nicht nur ein entsprechendes Einkommen, sondern auch Projekte wie 'Lebensqualität Bauernhof', die wesentlich dazu beitragen, dass sich die Menschen, die auf den landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten, wohlfühlen. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass diese Familienbetriebe die wichtigen Leistungen, von denen wir alle profitieren, auch weiterhin erbringen können. Bauernfamilien sind gerade durch ein enges Zusammenleben mehrerer Generationen im Alltag besonders gefordert. Projekte wie 'Lebensqualität Bauernhof' können helfen, Konflikte zu vermeiden, sowie das Wohlbefinden zu steigern
Hilfe in schwierigen Lebenssituationen
Es gibt Momente im Alltag, in denen man selbst keine Lösung parat hat. Oft hilft es, Familie oder Freunde um Rat und Hilfe zu fragen. Es kann aber auch hilfreich sein, sich an eine neutrale Beratungsstelle, wie die Initiative 'Lebensqualität Bauernhof' zu wenden. Denn auch Bäuerinnen und Bauern leiden oftmals an Überlastung. Mutlosigkeit und innere Leere gibt es auch in unserer Berufsgruppe. Die täglichen Lasten des Berufs, Meinungsverschiedenheiten mit der jungen Generation, zu geringe Einkommen und hohe finanzielle Verpflichtungen, Schäden aus Naturkatastrophen oder Schicksalsschläge können sich dann zu unüberwindbar scheinenden Hürden aufbauen. All diesen Themen widmen sich die LQB-Berater(innen). Das Projekt unterstützt auch die Fachreferentinnen in den Kammern, die bei derartigen Fragestellungen an geschulte Beraterinnen und Berater verweisen können. Alle Ansprechpersonen von "Lebensqualität Bauernhof" haben selbst einen persönlichen Bezug zur Landwirtschaft. "Menschlichkeit sowie grundlegendes Verständnis für die Lebens- und Arbeitswelt unserer Bauernfamilien ist der richtige Zugang, der nicht nur Vertrauen schafft, sondern auch die erhoffte und wirkungsvolle Hilfestellung ermöglicht", so der Präsident.
Große Nachfrage zum Angebot
Jährlich werden rund 200 Bildungsveranstaltungen mit über 9.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern verzeichnet. Dazu zählten verschiedenste Seminare, Tagungen, Arbeitskreise etc., die sich alle mit persönlichkeitsbildenden und psychosozialen Themenstellungen auseinandersetzten. Ein Kernthema ist etwa die wachsende Überlastung. Das Thema 'Burnout' mit seinen vielfältigen Ursachen ist längst auch in der Landwirtschaft angekommen. Dem will Lebensqualität am Bauernhof entgegenwirken. 'Lebensqualität Bauernhof' ist eine wesentliche Ergänzung zu allen anderen heimischen Agrarprojekten. Eine gesunde Seele und ein gesunder Körper hängen unmittelbar zusammen und 'Lebensqualität Bauernhof' ist eine wichtige Anlaufstelle für alle jene Bäuerinnen und Bauern, bei denen dieses Zusammenspiel aus der Balance geraten ist.
Das Beratungsangebot der steirischen Landwirtschaftskammer zum Thema Lebensqualität gibt es seit 2017. Drei Mitarbeiterinnen des Referates Bäuerinnen, Landjugend und Konsumenten bieten in unterschiedlicher Intensität zwei Beratungsprodukte (Grundberatung Lebens- und Arbeitsplatz Bauernhof und Spezialberatung Familienmoderation bei der Hofübergabe/-übernahme) an. Die Anzahl der Beratungsfälle hat sich 2017 verdreifacht, die Nachfrage ist vorhanden bzw. steigt ständig an. 2019 haben rund 770 Bäuerinnen oder Bauern mit insgesamt 1750 Anrufen das Bäuerliche Sorgentelefon in Anspruch genommen, wobei die statistischen Zahlen zeigen, dass die Anrufe jährlich zunehmen. Rund ein Viertel der Anrufer sind männlich, die überwiegende Altersgruppe liegt zwischen 50 und 60 Jahren. Hauptberatungsthemen am Sorgentelefon sind Generationen- und Partnerschaftskonflikte sowie die Hofübergabe/Hofübernahme.