Steigen die Gaspreise, wird auch Strom teurer
In Österreich war der Großhandelspreis
für Gas im Jänner
2022 siebenmal so hoch wie
vor einem Jahr. Allein der Preisanstieg von Dezember 2021 bis
Jänner 2022 betrug 24 Prozent.
Aktuell hat sich die Fieberkurve
etwas stabilisiert. Aufgrund
der unsicheren Lage im Ukrainekonflikt
bleibt die Situation
am Gasmarkt aber weiter extrem
angespannt. So lieferte
Österreichs Hauptgaslieferant
Russland bereits in den Monaten
vor der Krise ein Viertel weniger
Gas als sonst. Verschärft
wird die aktuelle Situation
durch historisch niedrige Gasspeicherfüllstände.
Gaslager wenig gefüllt
Aufgrund der steigenden Preise
wurde im Sommer 2021 deutlich
weniger Gas eingelagert
als in den Jahren zuvor. Die
Gasspeicher sind aktuell mit
23 Prozent nur halb so gut gefüllt
wie Anfang Februar 2021.
Ein kalter Februar mit einem
hohen Gasbedarf könnte für
manche Industriebetriebe Rationierungen
bei der Gasbelieferung
zur Folge haben.
Rohstoffe sehr gefragt
Was sind aber die Gründe für
die Gaspreisexplosionen der
letzten Monate?
Weltweit steigt aufgrund der konjunkturellen Erholung die Nachfrage. Gab es vor der Corona-Pandemie ein zeitlich versetztes Wirtschaftswachstum in den unterschiedlichen Weltregionen, hat sich dieses Wachstum nach den ersten Corona-Wellen synchronisiert. Das führt in allen Weltregionen gleichzeitig zu einer erhöhten Nachfrage nach Rohstoffen und lässt die Preise international steigen. Auf nationaler Ebene verschärfen geringere Liefermengen aus Norwegen und Russland die Dynamik.
Weltweit steigt aufgrund der konjunkturellen Erholung die Nachfrage. Gab es vor der Corona-Pandemie ein zeitlich versetztes Wirtschaftswachstum in den unterschiedlichen Weltregionen, hat sich dieses Wachstum nach den ersten Corona-Wellen synchronisiert. Das führt in allen Weltregionen gleichzeitig zu einer erhöhten Nachfrage nach Rohstoffen und lässt die Preise international steigen. Auf nationaler Ebene verschärfen geringere Liefermengen aus Norwegen und Russland die Dynamik.
Emissionshandel
Ein zunehmend wichtigerer
Faktor bei der Gas- und Strompreisbildung
sind die Kosten
für die Erlangung von CO2-Zertifikaten
im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems
ETS.
In der EU müssen die Betreiber
von großen Kraftwerken und
Industrieanlagen sowie die Anbieter
von innereuropäischen
Flügen Emissionsrechte kaufen.
Aktuell kostet das Recht, eine
Tonne CO2 in die Luft zu blasen,
82 Euro. Vor vier Jahren
waren es 20 Euro. Die Abwicklung
fossiler Kraftwerkskapazitäten,
Preissteigerungen am
Ölmarkt sowie ein ungewöhnlich
kaltes erstes Halbjahr 2021
haben ebenso zu einer erhöhten
Gasnachfrage geführt.
Das zeitliche Zusammenspiel
aller für den Gaspreis ungünstigen
Parameter, führt schließlich
zu einem bisher nicht gekannten
hohen Preisniveau für
die Verbraucher.
Strompreis von Gas abhängig
- Die hohen Preise am Gasmarkt haben aufgrund der hohen Kapazitäten zur Stromerzeugung in Gaskraftwerken einen direkten Einfluss auf den Strompreis. Steigen die Gaspreise, steigen parallel dazu auch die Preise für das Endprodukt Strom. Dieser Effekt kann derzeit durch die sinkenden Kosten der erneuerbaren Energien noch nicht kompensiert werden.
- Der Preis, den Stromanbieter an der Strombörse bezahlen müssen, richtet sich immer nach der teuersten Herstellungsart, die noch benötigt wird, um die Nachfrage zu bedienen (Merit-Order-Modell). In der Regel sind das Gaskraftwerke. An den Börsen werden unterschiedliche standardisierte Produkte angeboten, die sich vor allem hinsichtlich der Lieferperiode unterscheiden. Energieversorger, die sehr kurzfristig Strom nachkaufen mussten, kostete das im Dezember 2021 im Durchschnitt 230 Euro pro Megawattstunde oder 23,2 Cent pro Kilowattstunde. Das ist fünfmal so viel wie in normalen Zeiten.
- Weil die großen Stromlieferanten in der Regel langfristige Beschaffungsstrategien verfolgen, kommen Preisänderungen bei den Konsumenten zeitverzögert an. Jahreszeitenbedingt werden sich die Preise auf den Großhandelsmärkten bis zum Sommer hin leicht entspannen.
So reagieren landwirtschaftliche Betriebe auf die hohen Strompreise
Am Betrieb der Essigmanufaktur Oswald/Schaffer in Birkfeld, wo auch eine Kalbinnenmast betrieben wird, setzt man schon seit Jahrzehnten auf alternative Stromerzeugung. Denn vor allem die Essigproduktion verbraucht sehr viel Strom. „Wir haben unser altes Bauernhaus zu einer modernen Lebensmittelproduktion umgebaut und mit Wand- sowie Bodenheizung versehen. Mit der Abwärme wird jetzt geheizt“, gibt Thomas Schaffer Einblick. Im Sommer wird die Ablaufgebläsekühlung über eine Photovoltaikanlage betrieben. Die 10 kW-Anlage wurde bereits vor zehn Jahren errichtet und hat die Stromkosten um zwei Drittel pro Jahr reduziert. Schaffer: „Zurzeit läuft bei uns auch das Forschungsprojekt ,Energiespeicher Landwirtschaft‘.“ Die Ausgangsfrage: Was tun, wenn man den Strom nicht braucht? „Wir haben die Anlage auf 21 kW aufgestockt und Stromspeicher installiert. Im Winter, wo es ja um 17 Uhr dunkel ist, sind wir damit bis zwei Uhr früh durchgekommen. Im Sommer werden wir bei Sonnenschein wohl völlig autark sein.“
2020 hat der Betrieb zudem zwei E-Autos angeschafft. Für Heißwasser sorgt übrigens schon seit rund 30 Jahren die hauseigene thermische Solaranlage.
2020 hat der Betrieb zudem zwei E-Autos angeschafft. Für Heißwasser sorgt übrigens schon seit rund 30 Jahren die hauseigene thermische Solaranlage.
Florian Leitner hat vor zwei Jahren eine Photovoltaikanlage errichtet. Wichtig war ihm dabei, eine Anlage zu installieren, die individuell auf seinen Betrieb und seine Bedürfnisse abgestimmt ist. „Die Größe und die Ausrichtung haben wir gut an unsere Betriebsgröße und an unsere Produktionszeiten angepasst“, rät der Landwirt aus Eppenstein (Murtal) zu maßgeschneiderten Lösungen. Denn: „Wir sind ein Milchviehbetrieb mit 25 Kühen. Unsere Arbeitsspitzen und damit Energiespitzen liegen am Morgen und am Abend – wenn die Kühe gemolken werden. Deshalb haben wir eine Ost-West-Ausrichtung gewählt, um die größte Sonneneinstrahlung dann zu haben, wenn auch der Verbrauch am größten ist.“ Wichtig war Leitner, die Anlage nicht überzudimensionieren. 20 kW sind für seinen Betrieb ideal. Zudem hat der Milchbauer einen Energiespeicher errichtet: „Der ist vor allem deshalb sinnvoll, weil bei seinem Milchviehbetrieb der Stromverbrauch am Tag eben nicht so groß ist.“ Leitner hat zwar noch keine konkrete Datenauswertung vorgenommen, kann aber bereits sagen, dass sich aufgrund der steigenden Strompreise die Photovoltaikanlage auf alle Fälle früher rechnen wird als geplant.
Die aktuelle Preisrallye ist für Schweinebauer Anton Weber aus Dobl doppelt bitter: „Futter und Dünger sind teuer, der Schweinepreis ist schlecht.“ Umso glücklicher ist Weber, 2019 in eine Photovoltaikanlage mit 15 Kilowatt peak und im vorigen Sommer in Stromspeicher mit 18 Kilowattstunden Ladekapazität investiert zu haben. „Damit können wir uns etwas autarker versorgen.“ Konkret werden damit zwei Wohnhäuser sowie Lüftung und Fütterung im Schweinemaststall mit 600 Mastplätzen betrieben. „Allerdings brauche ich den meisten Strom in der Früh und am Abend. Die auf einem Hallendach nach Süden ausgerichtete Photovoltaikanlage ist aber um die Mittagszeit am produktivsten“, erklärt Weber den logischen Schritt zum Stromspeicher, denn „Strom einzuspeisen ist nicht lukrativ, gleich selber verbrauchen ist besser.“ Im Rahmen des Forschungsprojektes „Energiespeicher Landwirtschaft“ wurde berechnet, welche Dimension die Stromspeicher für den Betrieb sinnvollerweise haben müssen. „Derzeit optimieren wir die Anlage noch. Wenn es noch Potenzial für die Eigenstromproduktion geben sollte, werde ich die Photovoltaik noch ausbauen.“