Stallluft sorgt für allergiefreie Kinder
Bauernkinder leiden deutlich
seltener an allergischen Krankheiten.
Heuschnupfen ist bei
ihnen dreimal seltener als bei
Stadtkindern. Und während
in einer Studie bei 3,9 Prozent
der Stadtkinder zwischen acht
und zehn Jahren Asthma festgestellt
wurde, waren nur 1,1
Prozent der Bauernhofkinder
betroffen.
Das Immunsystem lernt
In den ersten Lebensjahren
lernt das Immunsystem sich
gegen Umwelteinflüsse und
Krankheiten zu verteidigen.
In den vergangenen 20 Jahren
entdeckte man, warum das gerade
bei Bauernhofkindern besonders
gut funktioniert. Die
Münchner Wissenschaftlerin
Erika von Mutius erklärt in einem
Übersichtsartikel zu dem
Thema: „So wie das Mikrobiom
(Summe und Zusammensetzung
der Bakterien; Anm.) des
Darms zunehmend als wichtiger
Faktor für die Reifung des
Immunsystems erkannt wird,
dürfte die äußere Mikrobiom-
Umwelt die Immunantwort
der Haut, der Schleimhaut der
Atemwege und möglicherweise
auch der Darmschleimhaut
formen.“
Zum „Bauernhof-Schutzfaktor“
kommt es, wenn sich
Schwangere, Stillende oder
Säuglinge und Kleinkinder
mehrere Stunden täglich im
Kuhstall aufhalten. Diese sind
dann in stärkerem Maße vor Allergien
und Asthma geschützt,
als dies bei Personen der Fall
ist, die nicht mit einem Stall
in Berührung kommen. Einige
der Schutzfaktoren, die auf
das Mikrobiom Einfluss haben,
konnten bereits identifiziert
werden. Dazu gehören Keime
mit so klingenden Namen wie
Acinetobacter lwoffii oder Lactococcus
lactis. Auch der Aufenthalt
in Schweineställen hat
wahrscheinlich eine positive
Wirkung, nicht aber in Schaf-,
Ziegen- oder Geflügelställen.
Nachbarschaft profitiert
Eine niederländische Studie
aus dem Jahr 2018 hat herausgefunden,
dass die Nachbarn
im Umkreis von rund 330 Metern
auch gesünder waren, bei
einer Entfernung von 500 Metern
aber nicht mehr.
Es gibt aber auch Hinweise
dafür, dass Rohmilch ebenso
das Mikrobiom und somit das
Immunsystem positiv beeinflusst.
Studien dazu laufen.
Kuhstallpille
An einer Kuhstallpille, die diese
positiven Eigenschaften
auch Städtern zugänglich machen
soll, forscht die Wiener
Forscherin Erika Jensen-Jarolim.
Sie isolierte mit ihrem Team
ein Protein, welches in Milch
und Urin von Kühen vorkommt.
Damit behandelte
Mäuse waren vor Allergien geschützt.
Dieses Stallstaubprotein
hat eine besondere molekulare
Form mit einer Art Tasche,
in der Vitamin A, Zink und Eisen
unbeschadet durch den
Magen in den Darm transportiert
werden. Das soll das Mikrobiom
fördern.