Regionale Lebensmittel für Großküchen: Österreichs erstes Versorgungsnetzwerk aus der Taufe gehoben
Neue Maßstäbe bei der Versorgung von Großküchen mit Lebensmitteln aus der Region
Die Herkunft des Essens in Großküchen und Kantinen ist meist anonym. Allerdings wünschen sich fast 80 Prozent der Steirerinnen und Steirer, dass die Speisen in Großküchen, Restaurants und Gaststätten eine transparente Herkunftsdeklaration aufweisen (GFK, 2018). „Die Landwirtschaftskammer Steiermark setzt hier neue Maßstäbe und hat nach einer mehr als einjährigen Vorbereitungsphase das österreichweit erste Versorgungsnetzwerk für Großküchen aus der Taufe gehoben: Qualitäts- und herkunftsgesicherte bäuerliche Lebensmittel mit kurzen Transportwegen können dadurch für die Abnehmer bequem und unkompliziert bezogen werden“, betont Präsident Franz Titschenbacher. Und weiter: „Die Großküchenbetreiber können so die Wünsche ihrer Gäste und Konsumenten regionale Menüs anzubieten, erfüllen.“
Unterstützt wird diese Initiative vom Land Steiermark
Agrarlandesrat Johann Seitinger hebt dazu hervor: „Über 50 Prozent der Essen werden nicht zuhause eingenommen. Daher kommt den Großküchen und der Gastronomie eine enorme Bedeutung zu. Mit der Einrichtung des Direktvermarktungszentrums schaffen wir für Großabnehmer eine professionelle Versorgung mit regionalen Lebensmitteln. Für die Betreiber gibt es damit erstmals einen zentralen Ansprechpartner für den Einkauf bäuerlicher Produkte. Dieses Netzwerk ist in Österreich ein einzigartiges Projekt, das die Wertschöpfung in den Regionen steigert und steirische Arbeitsplätze schafft.“
Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Dem internationalen Billigst-Preisdiktat ausweichen
Das österreichweit erste Versorgungsnetzwerk generiert für alle Beteiligten Vorteile: Die Gäste und Konsumenten können sich auf die heimische Herkunft und beste, gesicherte Qualität der Essens-Zutaten verlassen. Für die bäuerlichen Betriebe entstehen neue Absatzmöglichkeiten zur Sicherung und Stärkung der Höfe und neue Arbeitsplätze werden geschaffen. Titschenbacher: „Mit diesem neuen Vermarktungsweg weichen wir gezielt dem internationalen Billigst-Preisdiktat aus und schaffen faire Preisbedingungen für die Bauern.“ Das österreichische Bundesheer hat bereits reagiert und den Tagessatz für die Verpflegung um einen Euro pro Person erhöht. Auch das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo (September 2020) bestätigt: Werden nur ein Prozent weniger Lebensmittel und Agrarrohstoffe importiert und diese durch heimische Produkte ersetzt, erhöht sich allein in der Steiermark die Wertschöpfung um 5,5 Millionen Euro, wodurch 500 neue Arbeitsplätze allein in der Steiermark geschaffen werden. Geld, das in der Region bleibt und nicht ins Ausland abfließt.
Erste Testlieferungen erfolgreich, Genossenschaft gegründet
Die ersten Testlieferungen an die Landeskrankenhäuser Graz und Hartberg laufen bereits erfolgreich seit September 2020. Die Produktpalette der Genossenschaft wird im ersten Schritt in den Segmenten Gemüse (Salate, Schnittsalate, Wintergemüse, Erdäpfel) und Obst (Säfte, Beeren) sowie Produkte aus biologischer Erzeugung (Rind- und Schweinefleisch, Getreide- und Milchprodukte) aufgebaut und gemäß neuer Marktmöglichkeiten erweitert. Bestehende bäuerliche Lieferanten werden als Teil des Projekts gesehen und möglichst integriert. Angeboten werden frische unbearbeitete und auch für die Zubereitung vorverarbeitete Frischeprodukte wie beispielsweise geschnittene Salate. Für die Bündelung der Lebensmittel, den Verkauf an die Großküchen, die Logistik und Verrechnung, wurde noch im Dezember 2020 eine Genossenschaft gegründet. Obmann ist der Gemüsebauer Markus Hillebrand aus Premstätten, Aufsichtsratsvorsitzender ist Karl Obenaus, Bauer in Graz-Andritz. Dem Gründungsvorstand gehören die Spitzenvertreter folgender bäuerlicher Spartenvertreter an: Landesverband Steirischer Gemüsebauern, Verband Steirischer Erwerbsobstbauern, Bio Ernte Steiermark, Erzeugergemeinschaft Styriabrid sowie die Arbeitsgemeinschaft landwirtschaftlicher Produktionsbetriebe.
Maria Pein, Vizepräsidentin Landwirtschaftskammer:
„Ein wichtiger Schritt für eine verlässliche Versorgung der Großküchen mit Lebensmitteln direkt von den Bauernhöfen ist getan. Das österreichische Bundesheer zeigt den Weg vor und hat bereits den Tagesatz für die Verpflegung pro Person um einen Euro erhöht. Jetzt müssen auch alle anderen öffentlichen Großküchen nachziehen.“
Edgar Starz, Leiter Kages-Services/Einkauf:
„Mit dem Pilotprojekt wollen wir nach vielen Jahren guter Zusammenarbeit eine noch engere Kooperation erreichen, die den Krankenanstalten eine gesicherte Belieferung mit regional nachhaltig produzierten Produkten garantiert und den regionalen bäuerliche Betrieben einen verlässlichen Abnehmer und damit Planungssicherheit bietet. Das gemeinsame Pilotprojekt soll wichtige Erfahrungen liefern, damit wir im Frühjahr verstärkt einsteigen können.“
Markus Hillebrand, Obmann der Genossenschaft Versorgungsnetzwerk:
„Wir wollen, dass Großküchen vermehrt heimische Lebensmittel auf den Speiseplan bringen. Neben den Krankenanstalten und der Küche Graz sollen in der Folge auch die Bundesbeschaffungsgesellschaft, Kasernen und die Großküchen von Pflegewohnheimen und Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen angesprochen werden.“
Karl Obenaus, Aufsichtsrat der Genossenschaft Versorgungsnetzwerk:
„Ich freue mich, dass mit der wissenschaftlichen Begleitung durch die FH Joanneum – Studiengang Nachhaltiges Lebensmittelmanagement das österreichweit erste Versorgungsnetzwerk für Großküchen auf die Beine gestellt werden konnte. Das gibt den Bauern neue Perspektiven in der Vermarktung der Lebensmittel und erfüllt die Wünsche der Konsumenten nach heimischem Essen.“