Präzisionsarbeit brachte gute Lösung
Ein weiteres Beispiel aus dem EIP-Projekt, das sich mit den Herausforderungen eines Stallumbaus und -zubaus zur Arbeitszeitentlastung und Verbesserung des Tierkomforts beschäftigt hat, zeigt sich auf sehr eindrucksvolle Weise beim Betrieb Feiner. Unter erschwerten Bedingungen (sehr steile Hoflage) und unter der Mitberücksichtigung einer bereits bestehenden Güllegrube musste die Anpassung des Stalles an die neuen Herausforderungen mit viel Rücksicht geplant und realisiert werden.
Bestandsaufnahme
Viele Betriebe hatten ähnliche Probleme, oftmals stehen bei der Planung das Wohnhaus, Garagen, Mistlagerstätten, Güllegruben oder Bauerngärten einer notwendigen Stallerweiterung im Weg. Um dafür die richtigen Entscheidungen treffen zu können, bedarf es zunächst einmal einer exakten Bestandsaufnahme von allen davon betroffenen Gebäuden und Bauwerken. Weiters einen genauen Lageplan mit der Situierung aller für den Stallbau wichtigen Angaben. Nur so kann eine Stallbaumaßnahme mit der Einbindung des Bestandes gelingen und vor „bösen Überraschungen“ während der Bauphase bewahren. Auch wenn dies vielleicht am Anfang etwas aufwendig erscheint, lohnt sich diese Vorgangsweise bei allen weiteren Schritten.
Zitat: Johann Feiner, Milchviehhalter
"Bei grundlegenden Entscheidungen sollte man sich nicht zu viel dreinreden lassen."
Stalltypen auswählen
Um unnötig hohe Stützmauern zu vermeiden, wird bei schwierigem, steilem Gelände sehr oft einem längeren, und daher schmäleren Stall der Vorzug gegeben. Durch die einreihige Bauweise kann auch der direkte Abwurf der Gülle in die Güllegrube mit einem Schieber leichter umgesetzt werden. Ein einreihiger Liegeboxenlaufstall kann bis zu einer Größe von rund 30 Kühen gewählt werden und wird daher für viele Betriebe in einer ähnlichen Lage im Berggebiet eine gute und einfache Lösung darstellen.
Alles gut überlegt
Der Betrieb Feiner im Joglland hat mit seiner Laufstalllösung alles richtig gemacht und zeugt damit von Präzisionsarbeit. Bei der Umsetzung wurde alles perfekt aufeinander abgestimmt – die Lage der Schieberentmistung mit den Fressständen, aber auch die Situierung des Melkstands mit der Melkgrube. Klassische Elemente und gut überlegte Details bringen Mehrwert im neuen Stall. Die Ausgangssituation war ein typischer zweireihiger Anbindestall mit einem zentralen Mistgang, Schubstangenentmistung und zwei wandständigen Futtergängen.
Die vorgebaute Milchkammer musste dem Zubau der Abkalbe- und Separierbucht sowie den Kälberboxen weichen. Auf der Längsseite wurden ein Laufgang und eine einreihige Liegeboxenreihe für 20 Milchkühe sowie der neue Doppel-Vierer-Tandemmelkstand und die Milchkammer samt Büro, Technikraum und WC angebaut. Der Zubau ist auf der Längsseite bei den Liegeboxen bis auf den Boden mit Curtains versehen, wodurch die Kühe beim Liegen im Kopfraum ausreichend Licht und Luft bekommen können.
Gefinkeltes Detail
Die Besonderheit beim Betrieb ist eine schräge Decke über dem Futtertisch. Bei dieser handelt es sich jedoch nicht um eine Dachschräge, sondern um ein gefinkeltes Detail.
Da der alte Stall extrem finster und zudem schlecht durchlüftet war und sich das im Zuge des Umbaus ändern sollte, wurde zur besseren Belichtung und Luftführung die Decke zum Bergeraum schräg angehoben. Die Tiere haben vom neuen Laufgang aus direkten Zugang zu einem großzügigen Auslauf und von dort geht es dann direkt auf die Weide.
Michaela Unterberger
Michaela Unterberger
Das sagt der Bauer
Wie sah die Situation vor dem Stallumbau aus?
Johann Feiner: Wenig Licht und Luft dazu Platzmangel. Schlechter Tierkomfort trotz hoher Arbeitsbelastung. Die Tiere kamen zur Brunstbeobachtung jeden Tag in den Auslauf und mussten wieder eingestallt werden. Täglich voller Körpereinsatz für Fütterung, Ausmisten, Melken und alle Arbeiten im Stall.
Welche Herausforderungen stellte der Umbau?
Durch die beengte Hoflage musste der Altbestand integriert und umgebaut werden. Das Projekt konnte nur in zwei Bauabschnitten umgesetzt werden. Zuerst Neubau und Zubau, danach folgte der Umbau. Bei der Stallarbeit musste ein Jahr lang improvisiert werden, der Futtertisch war teilweise nur einen halben Meter breit.
Welche Vorteile brachte die Teilnahme am EIP Projekt Berg-Milchvieh?
Wir haben die Bestätigung erhalten, dass unser Stallumbau – für unsere Verhältnisse – gut gelungen ist. Bei den Betriebsbesuchen erhalten wir immer wertvolle Rückmeldungen von anderen Landwirten und Beratern.
Welche Tipps haben Sie für Landwirte in ähnlicher Situation?
Die Planungsphase ist entscheidend, man sollte sich dafür genug Zeit nehmen. Weiterbildung und unabhängige Beratung durch die Landwirtschaftskammer sind wichtig. Wir sind seit fast 15 Jahren Mitglied beim Arbeitskreis Milch und konnten so viel dazulernen, unseren Horizont erweitern und von anderen Landwirten lernen. Bei grundlegenden Entscheidungen sollte man sich aber auch nicht zu viel dreinreden lassen, sondern für einen selbst definieren, was wichtig ist und Prioritäten setzen. Der Stallumbau soll leistbar und finanzierbar sein, hier kann man durch Eigenleistung sehr viel sparen. Damit sich die Tiere wohlfühlen, muss der Stall nicht teuer sein! Stichwort: Weniger Beton – mehr Luft und Licht!
Was war Ihnen bei der Planung und Umsetzung besonders wichtig?
Hoher Kuhkomfort! Arbeitserleichterung bei sämtlichen Abläufen. Ein wichtiges Ziel war auch, so viel Licht in den Stall zu bringen, dass wir am Tag ohne künstliches Licht auskommen. Das steigert die Motivation.
Welche Vorteile haben sich durch die baulichen Maßnahmen ergeben?
Optimaler Tierkomfort bringt weniger Probleme. Die Tiere fühlen sich wohl und sind gesund, das bringt Erfolg und Motivation! Die Arbeit macht Spaß und ist bewältigbar, auch wenn nur eine Arbeitskraft am Betrieb verfügbar ist.
Interview: G. Freudenberger
Johann Feiner: Wenig Licht und Luft dazu Platzmangel. Schlechter Tierkomfort trotz hoher Arbeitsbelastung. Die Tiere kamen zur Brunstbeobachtung jeden Tag in den Auslauf und mussten wieder eingestallt werden. Täglich voller Körpereinsatz für Fütterung, Ausmisten, Melken und alle Arbeiten im Stall.
Welche Herausforderungen stellte der Umbau?
Durch die beengte Hoflage musste der Altbestand integriert und umgebaut werden. Das Projekt konnte nur in zwei Bauabschnitten umgesetzt werden. Zuerst Neubau und Zubau, danach folgte der Umbau. Bei der Stallarbeit musste ein Jahr lang improvisiert werden, der Futtertisch war teilweise nur einen halben Meter breit.
Welche Vorteile brachte die Teilnahme am EIP Projekt Berg-Milchvieh?
Wir haben die Bestätigung erhalten, dass unser Stallumbau – für unsere Verhältnisse – gut gelungen ist. Bei den Betriebsbesuchen erhalten wir immer wertvolle Rückmeldungen von anderen Landwirten und Beratern.
Welche Tipps haben Sie für Landwirte in ähnlicher Situation?
Die Planungsphase ist entscheidend, man sollte sich dafür genug Zeit nehmen. Weiterbildung und unabhängige Beratung durch die Landwirtschaftskammer sind wichtig. Wir sind seit fast 15 Jahren Mitglied beim Arbeitskreis Milch und konnten so viel dazulernen, unseren Horizont erweitern und von anderen Landwirten lernen. Bei grundlegenden Entscheidungen sollte man sich aber auch nicht zu viel dreinreden lassen, sondern für einen selbst definieren, was wichtig ist und Prioritäten setzen. Der Stallumbau soll leistbar und finanzierbar sein, hier kann man durch Eigenleistung sehr viel sparen. Damit sich die Tiere wohlfühlen, muss der Stall nicht teuer sein! Stichwort: Weniger Beton – mehr Luft und Licht!
Was war Ihnen bei der Planung und Umsetzung besonders wichtig?
Hoher Kuhkomfort! Arbeitserleichterung bei sämtlichen Abläufen. Ein wichtiges Ziel war auch, so viel Licht in den Stall zu bringen, dass wir am Tag ohne künstliches Licht auskommen. Das steigert die Motivation.
Welche Vorteile haben sich durch die baulichen Maßnahmen ergeben?
Optimaler Tierkomfort bringt weniger Probleme. Die Tiere fühlen sich wohl und sind gesund, das bringt Erfolg und Motivation! Die Arbeit macht Spaß und ist bewältigbar, auch wenn nur eine Arbeitskraft am Betrieb verfügbar ist.
Interview: G. Freudenberger
Beste Aussicht für die Tiere
20 Milchkühe und die weibliche Nachzucht genießen heute höchsten Tierkomfort und die beste Aussicht im Laufstall von Anita und Johann Feiner. Der konventionelle Milchviehbetrieb der Familie Feiner befindet sich in der Gemeinde Strallegg auf 850 Meter Seehöhe und wird im Nebenerwerb geführt. Die Forstwirtschaft ist ein weiteres Standbein. Die tägliche Arbeit meistert Johann Feiner überwiegend alleine, seine Frau Anita geht einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit nach und arbeitet mit, wo immer es möglich ist. Die sehr beengte und steile Hofstelle ist eine Herausforderung, die viele Betriebe kennen. 14 Milchkühe und weibliche Nachzucht in Anbindehaltung erforderten vollen Körpereinsatz bei der täglichen Stallarbeit. Die Arbeitsbelastung war beträchtlich, alleine die Verrichtung der täglichen Stallarbeit benötigte über sieben Stunden. Trotz vollem Arbeitseinsatz konnte kein zufriedenstellender Tierkomfort erreicht werden. Wenig Licht und Luft, kaum Platz – hierfür galt es eine Lösung zu finden.
Getrude Freudenberger
- Sucht nach Lösungen
Das Ehepaar Feiner war gerade in den besten Jahren und voller Freude bei der Arbeit. Sie suchten eine Lösung, wie sie ihren Milchviehbetrieb bestmöglich im Nebenerwerb weiterführen können. Alle bestehenden Mankos sollten beseitigt werden. Für die Planung nahmen sie sich Zeit, zwei Jahre wurde intensiv an der Lösung gefeilt. Wertvolle Erfahrungen sammelte man bei Betriebsbesichtigungen im Arbeitskreis Milch. Familie Feiner wusste genau wie sie ihre Lösung umsetzen wollten. Bei grundlegenden Entscheidungen sollte man sich nicht zu viel „dreinreden“ lassen, betont Johann Feiner.
- Umsetzung
Aufgrund der beengten Hofstelle musste das bestehende Stallgebäude mit integriert werden und das Projekt in zwei Bauabschnitten umgesetzt werden. In der Zeit 2017 bis 2018 wurde der Stallzu- und -umbau mit viel Eigenleistung umgesetzt. Das half Kosten einzusparen. Die Güllegrube wurde bereits ein Jahr zuvor errichtet. Im Winter wurde eigenes Bauholz geschlagen. 2017 erfolgte der erste Bauabschnitt: Zu- und Neubau vom einreihigen Milchviehlaufstall mit Vierer- Autotandem-Melkstand, Milchkammer und Abkalbebereich. Im zweiten Bauabschnitt 2018 wurde der alte Stall für das Jungvieh umgebaut.
- Investitionen
Ziel war es, einen Laufstall zu bauen, um Arbeitszeit, Arbeitsbelastung und Tierkomfort wesentlich zu verbessern und zugleich die Anzahl der Kühe etwas zu steigern. Die Investitionskosten teilen sich in 250.000 Euro für den Milchviehstall und 70.000 Euro für den Jungviehbereich auf. Damit ergeben sich Investitionskosten von 14.600 Euro pro Kuhplatz inklusive Nachzucht vor Abzug der Investitionsförderung. Die gewonnene Arbeits- und Lebensqualität und das Tierwohl zeigen, dass die richtigen Entscheidungen getroffen wurden.
Getrude Freudenberger