Pioniere des federleichten, superschnell wachsenden Ski-Holzes
Luftsprünge für das Aluminium des Holzes
Richtige Luftsprünge haben die vier jungen österreichweiten Pioniere dieser weltmeisterlich wachsenden, bei uns weitgehend unbekannten Baumart gemacht, als sie das Voting für den Agrar-Innovationspreis 2020 der Landwirtschaftskammer für sich entschieden. Dieser geht an das südoststeirische agrarische Quereinsteiger-Quartett Matthias und Roland Gutmann und ihren Kompagnons, den IT-Spezialisten Lukas Kniely und technischen Chemiker Herfried Eisler. In siebenjähriger mutiger und kostenintensiver Entwicklungs- und Versuchsarbeit haben sie mit dem revolutionären, federleichten Rohstoff Paulownia-Holz eine ökonomisch vielversprechende Zukunftsnische erschlossen. Verwendet wird dieses einzigartige, superschnell wachsende Wert-Holz für Design-Möbel – so sorgte schon beim Design-Monat ein aus Paulownia gefertigtes Sofa für Aufsehen. Mit einer renommierten Ski-Firma haben die Pioniere ein Forschungsprojekt laufen und hoffen, dass sie künftig den superleichten Kern der Touren-Skier an dieses Unternehmen liefern dürfen. Auch bei Holzverbund-Werkstoffen wird Paulownia für Sandwich-Paneele künftig eine wichtige Rolle spielen. Die Pioniere sind überzeugt: „Wir brauchen für die Belieferung der Industrie hunderte Hektar Paulownien-Holz, 2020 wird unser Unternehmen Plantownia GesbR. österreichweit gerade einmal an elf Hektar beteiligt sein“.
Wachstumsweltmeister: Bisheriger Rekordbaum wuchs in knapp einem Jahr stattliche 6,7 Meter
Der Lieblingsbaum von Kaiser Franz Josef kann eines besonders gut: flott wachsen und er ist bei der Pflege eine Diva, die sich auf guten, wasserversorgten Böden bei viel Licht am wohlsten fühlt und Spätfröste überhaupt nicht mag. „Unser bisheriger Rekordbaum ist in einer Vegetationsperiode von Mai bis Oktober unglaubliche 6,7 Meter in die Höhe gewachsen. Das sind mehr als drei Zentimeter pro Tag, die Jahresringe sind mehrere Zentimeter breit“, freuen sich die Gutmann-Brüder. Um einwandfreies Wert-Holz nach zwölf Jahren mit einem Durchmesser von etwas mehr als 30 Zentimetern und einer Länge von rund sieben Metern zu ernten, entfernen sie sechsmal im Jahr arbeitsaufwändig die heranwachsenden Äste. 1.500 bis 2.000 Stunden an Gesamtarbeitszeit steckt das Quartett in ihre drei Hektar, hat ihre extra installierte Arbeits-App errechnet. Seit 2012 haben sie weit mehr als 100.000 Euro an Privatgeldern in Know-How, Züchtung, Arbeitsgeräte wie Traktor und Hebebühne investiert. Matthias und Roland Gutmann über ihr künftiges Betätigungsfeld: „Wir wissen jetzt, dass wir österreichweit die besten veredelten Paulownia-Jungpflanzen anbieten und mit unseren wissenschaftlich abgesicherten Erfahrungen künftige Paulownia-Produzenten bestens schulen können. Dazu haben wir auch die Plantownia GesbR. gegründet.“
Paulownia-Bäume sind Klima-Gewinner
Wegen ihrer trompetenähnlichen etwa fünf Zentimeter langen lila bis violett und weiß, ja sogar leicht rosa blühenden Blüten und ihres leicht fliederähnlichen Duftes sind ihre Paulownia-Kulturen von April bis Mai eine Attraktion in Bairisch Kölldorf, der Heimat der Innovationspreisträger. Und diese Kulturen sind auch wahre Klima-Gewinner. „Ein Hektar speichert pro Jahr unglaubliche 35 Tonnen an klimaschädlichem CO2. Und: In nur fünf Jahren haben wir nachweislich auf unseren Flächen einen durchschnittlichen Humuszuwachs von hervorragenden 1,35 Prozent erreicht. Durch diese Bodenverbesserung werden zusätzlich jährlich pro Hektar elf Tonnen CO2 gebunden und nicht in die Atmosphäre geblasen“, unterstreichen Matthias und Roland Gutmann.
Kontakt: Roland Gutmann, Bairisch Kölldorf 192/2, 8344 Bairisch Kölldorf, Tel. 0660/7806743
Platz zwei geht an die elfköpfige weststeirische Biobauerngruppe, die sich Tierwohl auf ihre Fahnen heften kann
Seit Mai dieses Jahres dürfen elf weststeirische Biobauern mit ihrem selbstentwickelten Schlachtanhänger stressfrei am Hof schlachten. Mit Beharrlichkeit und Überzeugung gelang es der Gruppe rund um Alois Kiegerl aus Trahütten dieses österreichweite, vorerst befristete Pilotprojekt auf die Beine zu stellen. „Tierwohl ist uns ein besonders wichtiges Anliegen. Vor allem unseren Abnehmern können wir mit gutem Gewissen vermitteln, dass die Tiere gut leben und möglichst stress- und vor allem schmerzfrei geschlachtet werden“, sagt Mitinitiator Hannes Kienzer und betont: „Unsere Kunden schätzen dies so wie die erstklassige Qualität.“
Kontakt: Alois Kiegerl, Kruckenberg 6, 8530 Trahütten, Tel. 0676/5926650
Platz drei geht an die Pilzfactory von Matea Jelavic und Klaus Grübler in St. Andrä im Sausal
Die beiden Quereinsteiger haben ihr Hobby zum Beruf gemacht – in ihrer Pilzfactory schießen die Schwammerln nur so aus der Erde. Die Jus-Studentin und der Mechaniker züchten mit Leidenschaft und großem Erfolg Bio-Schwammerln und stellen auch Substrate für andere Züchter her. Der kometenhafte Aufstieg der Pilzfactory lässt sich so beschreiben: Pro Monat schießen rund 200 bis 250 Kilogramm Schwammerln aus dem Strohsubstrat. Zu 95 Prozent sind es Austernpilze, in den Sommermonaten kommen Raritäten wie Rosen- und Limonen-Seitlinge dazu. Die Bio-Pilze gibt es nicht nur in der Gastronomie und in Bauernläden, sondern auch in ausgewählten Merkur- und Billamärkten.
Kontakt: Matea Jelavic, St. Andrä im Sausal 40, 8444 St. Andrä im Sausal, Tel. 0664/4041754
41.262 Online- und Offline Stimmen
Den steirischen Agrarpreis für innovative Landwirtschaft – Vifzack vergibt die Landwirtschaftskammer morgen bei der Vollversammlung zum dritten Mal. Zwölf von einer Fachjury ausgewählte Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich, nachdem sie im Fachmedium Landwirtschaftliche Mitteilungen vorgestellt wurden, einem spannenden einmonatigen Online- und Offline-Voting. Von den insgesamt 41.262 abgegebenen Stimmen gingen 13.893 (33,6 Prozent) an die Siegergruppe der Plantownia GesbR. 9.112 Stimmen (22 Prozent) erhielt die Biobauerngruppe rund um Alois Kiegerl und Hannes Kienzer. Platz drei mit 9.089 Stimmen geht an die Pilzfactory von Matea Jelavic und Klaus Grübler.