Pflege und Düngung von Getreide
Die Entwicklung des Wintergetreides hat unter den milden Temperaturen bis dato kaum gelitten, im Gegenteil, bei späten Saaten sogar davon profitiert. Bei den früh bestellten Beständen wiederum beginnen zu dicht gesäte Flächen leider wieder zu vergilben. Sollte das Wetter jedoch weiterhin mild bleiben, ist auch bei dünner gesäten und nicht im Herbst gedüngten Flächen mit diesen Vergilbungen zu rechnen. Die Ursache dafür liegt im nur oberirdischen Wachstum, weil - bedingt durch die kühlen Böden - kaum Stickstoff mineralisiert, sodass die Pflanzen das Chlorophyll abbauen müssen, um ihre jüngeren Triebe mit Nährstoffen zu versorgen.
Die Erfahrung der letzten Jahre mit diesen Vergilbungen hat aber auch gezeigt, dass, wenn überhaupt, nur mit geringen Ertragsschäden zu rechnen ist. Eine Stickstoffdüngung vor den wasserrechtlich erlaubten Terminen (1. Februar für Wintergerste und 16. Februar für restliches Getreide, mit Ausnahme von ÖPUL- und anderen strengeren Gewässerschutzauflagen) ist natürlich nicht erlaubt. In Zukunft sollte die mittlerweile schon etablierte Herbstdüngung mit Diammonphosphat oder ähnlichen auf Ammoniumbasis zusammengesetzten Düngern erfolgen. Damit wird erstens der Winterstress in Form von Vergilbungen reduziert und zweitens die Wurzelbildung verbessert.
In wasserrechtlich besonders geschützten Gebieten (z.B. Grundwasserschutz-Regionalprogramm) darf nur bei Wintergerste mit strengeren zeitlichen Auflagen mit stickstoffhaltigen Düngemitteln gedüngt werden. Dort warten wir noch auf Versuchsergebnisse mit Superphosphat, welche einjährig gute Ergebnisse erbrachten, um abzuklären, ob damit ein Ersatz zur Ammoniumdüngung einigermaßen möglich ist.
Eine Bestellung unter trockenen Bindungen mit geringerer Kornzahl je Quadratmeter und unter Vermeidung von Verdichtungen kann das Problem ebenfalls deutlich reduzieren.
Düngerverteilung bei Getreide noch wichtiger als bei anderen Kulturen
Die Stickstoffdüngerverteilung wirkt sich gravierend auf die Getreideentwicklung aus. Auch die Halmverkürzung ist effizienter, wenn die Verteilung des Düngers perfekt gelingt. Das Bild zeigt, dass es auf die Düngerverteilung, die Vorfrucht und auch die Einstellung des Pfluges ankommt, wie hoch die Mineralisierung des Stickstoffs auf der Fläche bzw. die Wuchsbedingungen für die Getreidepflanze ausfallen.
Die Düngung zu Vegetationsbeginn
In der Regel werden zu diesem Stadium 40 kg N/ha bei Weizen, mehrzeiliger Gerste und Triticale und 60 kg N/ha bei zweizeiliger Gerste gedüngt. Sind die Bestände mastig (siehe Beschreibung unten) werden die Düngungshöhen um 10 bis 20 kg N/ha reduziert, beziehungsweise um den gleichen Betrag erhöht, wenn die Pflanzen unter der Zielbestockung von zwei bis drei Trieben sind. Mehr als 70 kg N/ha sind jedoch niemals sinnvoll. Bei Flächen, welche im Herbst gedüngt wurden, fällt die Entscheidung generell auf die Durchschnittswerte in Form von NAC (Kalkammonsalpeter), es sei denn, die Witterung hätte die Bestände aus dem Ruder laufen lassen, dann werden die Düngungshöhen ebenfalls reduziert. Extrem bestockte Bestände, welche bis dato nicht absehbar sind, sollten nur noch minimal mit 20 bis 30 kg N/ha gedüngt werden. Solche Flächen zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehr als zehn Bestockungstriebe (mehr als 30 Blätter je Pflanze) haben und den Boden vollständig bedecken.
Sollte keine Herbstdüngung vorgenommen worden sein, dann kommen für die Andüngung im Frühjahr nur Dünger mit Phosphor in Frage, z.B. VK 15:15:15. Schwefelhaltige Dünger, wie Ammonsulfat (20:0:0) oder Sulfammo (30:0:0) wären für den Mahl- und Qualitätsweizenanbau zu empfehlen, aber nur dann, wenn eine Herbstdüngung durchgeführt wurde.
Bei Qualitätsweizen beachten Sie bitte, dass dieser auf keinen Fall zu dicht werden darf, weil damit die Qualität (Protein, Hektolitergewicht etc.) leiden würde. Werden Volldünger ohne Schwefel zur Startdüngung verwendet, dann kann die Schwefeldüngung auch auf die Schossdüngung verlegt werden. Mehr als 40 bis 50 kg Schwefel je Hektar sind jedoch nicht notwendig. Im Futtergetreideanbau sind 30 kg Schwefel ausreichend.
Die Schosserdüngung zwischen Schossbeginn (EC 30) und Zweiknotenstadium (EC 32)
Diese Düngung entscheidet über die verbleibenden Triebe je Quadratmeter und die Kornanzahl je Ähre. In der Regel werden hier 30 bis 70 kg N/ha gedüngt (siehe kulturspezifische Schoßdüngung EC 30 – 32, in der Tabelle). Dünne Bestände, sprich solche mit weniger als 600 Trieben je Quadratmeter, bei denen auch noch viel brauner Boden zu sehen ist, können auch schon vor dem Schossbeginn gedüngt werden. In der Regel wird diese Düngung mit NAC durchgeführt. Im Qualitätweizenanbau kann auch auf Ammonsulfat oder Sulfammo zurückgegriffen werden.
Zielvorgaben für Ertrag und Ertragsstruktur
Winterweizen | Winterroggen | Triticale | zweizeilige Wintergerste | mehrzeilige Wintergerste | |
Kornertrag dt/ha | 100 | 100 | 100 | 90 | 95 |
Ähren/m² | 450–550 | 450–550 | 450–550 | 850–1.000 | 550–650 |
Körner/Ähre | 35–45 | 50–60 | 45–55 | 18–22 | 35–40 |
Körner/m² | 20.000–25.000 | 22.000–30.000 | 20.000–25.000 | 18.000–20.000 | 20.000–22.000 |
TKG | 45–55 | 35–40 | 40–45 | 48–52 | 40–45 |
Einzelährengewicht g | 1,8–2,4 | 1,8–2,4 | 1,8–2,4 | 0,8–1,2 | 1,6–2,0 |
Faustzahlen zur Anbautechnik | |||||
Saattermin | 1.–10.10. | 20.–30.9. | 25.9–5.10. | 15.–25.9. | 15.–25.9. |
Saatstärke Körner/m² | 220–250 | 170–200 | 180–220 | 280–320 | 220–250 |
Pflanzen Ende Oktober | 220 | 180 | 180 | 280 | 200 |
Triebe bei Veget.-Beginn (gezählt werden nur kräftige Triebe, mind. 3 Blätter) | 400–500 | 350–450 | 350–450 | 1.000–1.200 | 600–800 |
N-Düngeraufwand / dt Korn | 1,8–2,4 | 1,5–1,7 | 1,6–1,8 | 1,7–2,0 | 1,6–1,9 |
kg N/ha|% Herbst | ----- | ----- | ----- | 0–25|10 | 0–25|10 |
kg N/ha|% Veget.-Beginn | 30–50|22 | 30–40|30 | 40–70|40 | 50–70|40 | 40–60|30 |
kg N/ha|% EC 30 – 32 | 40–70|33 | 30–60|35 | 30–40|30 | 30–50|25 | 50–60|35 |
kg N/ha|% EC 37 – 49 | 50–100|44 | 40–50|35 | 40–50|30 | 40–50|25 | 40–50|25 |
Sollten die Bestände zu diesem Düngezeitpunkt zu dicht und kaum noch Boden zu sehen sein (mehr als 2.000 Triebe je m2), dann sollte die Düngung auf das Zweiknotenstadium mit verringerter Stickstoffmenge verschoben werden. Eine Möglichkeit, um diesen Düngetermin genauer zu bestimmen, wäre die Beobachtung der jüngsten Triebe. Sind diese noch grün, kann mit der Düngung zugewartet werden. Sobald diese jedoch gelblich sind sollte unmittelbar gedüngt werden. Diese Methode ist jedoch nur guten Beobachtern zu empfehlen, muss doch auch noch die Niederschlagssituation beachtet werden, weil diese Düngung nur mit Niederschlag zur Wirkung kommt.
Im Durchschnitt werden in der Steiermark die Getreidebestände im Einknotenstadium (EC 31) gedüngt.
Die zweite Stickstoffgabe bei Wirtschaftsdüngerbetrieben
Flächen mit hohem Stickstoffnachlieferungspotenzial, welche häufig bei Güllebetrieben anzutreffen sind, müssen damit rechnen, dass gerade zu diesem Düngezeitpunkt Stickstoff aus dem leichtmobilisierbaren Pool nachgeliefert wird. Um diesen Vorrat besser einzuschätzen, ist es empfehlenswert, mit Düngefenstern zu arbeiten. Dabei wird die Fläche um 20 bis 30 kg N/ha niedriger gedüngt als laut Tabelle vorgesehen. Zusätzlich wird ein kleiner repräsentativer Flächenabschnitt nicht gedüngt. Sollte dieser Flächenabschnitt schon nach ein bis zwei Wochen aufhellen, dann wäre die Abschlussdüngung vorzuziehen bzw. spätestens 10 bis 14 Tage nach dieser Beobachtung der Aufhellung des Vergleichsfensters die Anschlussdüngung durchzuführen. Diese wäre dann gleichzeitig die Abschluss- bzw. Qualitätsdüngung. In diese Zeit fallen auch andere wichtige Pflegemaßnahmen, wie die Halmverkürzung und ein eventuell notwendiger früher Fungizideinsatz.
Tipp für trockene Bedingungen
Dünne, nicht gemixte Gülle oder Jauche haben sich in den letzten Jahren als die beste Lösung bei Trockenheit bewährt. Durch das gute Einsickern in den Boden wirken die flüssigen Wirtschaftsdünger auch bei Trockenheit im Gegensatz zur Mineraldüngung.
Die Qualitätsdüngung zwischen Stadium Fahnenblattspitzen (EC 37) und Grannenspitzen (EC 49)
Diese Düngung beeinflusst Tausendkorngewicht und Eiweißgehalt des Getreides. Die Düngemengen je Kultur sind in der Tabelle dargestellt. Bei Futtergetreide werden in der Regel 40 bis 50 kg N/ha in dieser Zeit gedüngt. Bei Qualitätsgetreide können es sogar bis zu 100 kg N/ha werden. Aber achten Sie in diesem Zusammenhang unbedingt auf die wasserrechtlich erlaubten Gesamtstickstoffdüngermengen je Hektar. Soll der Eiweißgehalt stärker beeinflusst werden, dann sollte diese Düngung nicht vor dem vollständigen Erscheinen des Fahnenblattes ausgeführt werden. Früheres Düngen beeinflusst noch das Tausendkorngewicht.
Um den Versorgungszustand der Pflanze mit Stickstoff besser abzuschätzen, sollte ein Blattvergleich der drei obersten Blätter ohne Fahnenblatt zum Zeitpunkt des Fahnenblattspitzes (EC 37) ausgeführt werden. Sind alle drei Blätter gleich grün, dann kann die Abschlussdüngung um ca. 20 kg/ha vom Zielwert reduziert werden. Ist das unterste Blatt schon heller, dann sollte die vorgesehene Menge sofort gedüngt werden. Ist auch noch das zweite Blatt von unten betrachtet heller als das oberste Blatt, dann müsste sogar noch um 10 bis 20 kg N/ha mehr gedüngt werden als ursprünglich laut Tabelle vorgesehen. Aber auch hier gilt es wiederum die wasserrechtlichen Höchstmengen für Stickstoff je Hektar zu berücksichtigen.
In diese Zeit fällt auch noch die letzte Möglichkeit zur Halmverkürzung, welche für zweizeilige Wintergerste in Wirtschaftsdüngerbetrieben fast jedes Jahr notwendig ist. Generell sollte Getreide auch zu diesem Zeitpunkt ein zweites Mal gekürzt werden, wenn die Bestände über 600 Ähren/m2 aufweisen und Wirtschaftsdünger auf der betroffenen Fläche häufig eingesetzt wird. Das hat sich im Vorjahr bei Weizen mehrfach bestätigt.