Newcomer mit großen Plänen für die Zukunft
Wie kam es zur Idee, mit einer Marktgärtnerei in die Landwirtschaft einzusteigen?
STEINHAUSZER: Wir haben beide studiert – meine Frau Johanna Ethnologie, ich Bioressourcen-Management – hatten aber schon lange den Traum von einer eigenen Landwirtschaft. Auf der Suche nach einem Betrieb bin ich auch auf ein Buch über Marktgärtnerei gestoßen und wir hatten beide das Gefühl: das ist realistisch, das ist finanziell stemmbar, das könnte klappen.
Was waren die größten Anfangshürden?
Eben einen Betrieb zu finden. Wir haben es unter anderem über „Perspektive Landwirtschaft“ versucht, aber potenzielle Hofübergeber haben es uns als Stadtkinder nicht zugetraut, das zu bewerkstelligen. Bis uns dann glücklicherweise eine Milchbäuerin in Graz ein kleines Grundstück, einen viertel Hektar, verpachtet hat.
Hand aufs Herz: Können zwei Leute davon leben?
Ja! Unser Businessplan ist darauf ausgerichtet, dass zwei Leute im Vollerwerb davon gut leben können. Auch zwei geringfügige Kräfte sind da inkludiert. Das funktioniert allerdings nur durch die Direktvermarktung. Wir sind jetzt in der dritten Saison, haben heuer 50 Kulturen angebaut und beliefern mittlerweile 65 Abokunden. Dazu kommt noch Kundschaft, die direkt bei uns im Marktladen kauft sowie die Gastronomie.
Wie funktioniert Ihr System konkret?
Abokunden bekommen eine Kiste Gemüse pro Woche – für 30 Wochen. Dabei können sie ihre Portionen direkt bei uns individuell auswählen. Also wir teilen nicht vor, sondern jeder nimmt das, was er möchte. Alle anderen kommen und kaufen was und so viel sie brauchen.
Worin sehen Sie das große Potenzial Ihrer Betriebsform?
Darin, dass man auch mit geringer Fläche hohen Ertrag erwirtschaften kann.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen?
Das Wetter – im zweiten Jahr war es Hagel, jetzt ist es das Wasser; unsere Flächen sind überschwemmt – und diverse Auflagen. Ich denke da etwa an die Düngeverordnung, die uns in unserer Arbeitsweise sehr einschränkt. Dabei ist die Studienlage hinsichtlich der Stickstoffausschwemmungen alles andere als klar.
Ihre Pläne und Wünsche für die Zukunft?
Wir wollen erweitern – auch mehrjährige Kulturen anbauen wie Spargel oder Rhabarber; auch Beeren. Und auch Agroforst und Imkerei sind ein Thema. Was uns fehlt sind jedoch Flächen – wir suchen gerade! Mein Wunsch: Kauft direkt bei Produzenten – für regionale Wertschöpfung, Nachhaltigkeit und um zu wissen, wo das Essen herkommt.
Weitere Biosieger
- Zweitplatziert und nicht weniger großartig: „Die Wilden Schwestern“ Roswitha Fauster und Elisabeth Gindl leben ihre Leidenschaften gemeinsam. Während Roswitha einen Mehrgenerationenhof führt, verzaubert Elisabeth als Gastronomin im „Gleichenberger Kellerstüberl“ ihre Gäste.
- Ebenfalls als Zweiter grüßt die Familie Faustmann-Kerschbaumer und ihre Ennstaler Bergschecken – eine der ältesten und seltensten Rinderrassen Österreichs, auf deren Erhalt die Familie Wert legt, um bewusst Altes mit Neuem zu kombinieren. Den Stall und die Flächen übernahm Claudia von ihren Eltern.
- Sieger in der Kategorie Gastro und Gewerbe wurde das Lokal „Liebig“, mit seiner klimafreundlichen Gastronomie. Artemis belegte mit innovativen, heimischen Superfoods als Direktvermarkter den zweiten Platz, so wie auch der Handelsverein „heute für morgen“ aus Semriach.