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Neue Kulturen in Erprobung

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14.08.2025 | von Roman Musch

Trockenheitstolerante Hirsen und Bohnen könnten Zweit- und Zwischenfruchtanbau aufwerten

Acker © KK
© KK

Arno Mayer, Leiter LK Pflanzenbau

„Wir wollen den Zweitfruchtanbau in der Steiermark nachhaltig intensivieren, um mehr Wertschöpfung in die Steiermark zu holen und gleichzeitig das Bodenleben zu fördern“, sagte Vizepräsidentin Maria Pein anlässlich des ersten Feldtages zu hitze- und trockenheitstoleranten neuen Kulturarten vergangene Woche in Altenmarkt bei Fürstenfeld. Warum die Förderung des Bodenlebens so wichtig ist, führt Arno Mayer, Leiter des LK Pflanzenbaus aus: „Das Bodenleben baut Humus auf. Je mehr Humus, desto mehr Wasser kann bei Starkregen aufgenommen und für spätere Dürreperioden gespeichert werden. Gleichzeitig entschärft das bessere Wasseraufnahmevermögen Hochwasserspitzen. Das Bodenleben lebt in Symbiose mit Pflanzen. Diese wiederum teilen bis zu einem Drittel ihrer Assimilate (aufgeschlossene Nährstoffe, Anm.) mit dem Bodenleben. Mit starken Begrünungen füttern wir das Bodenleben.“ 
Auf den Flächen von Familie Zügner erproben Steirersaat und Landwirtschaftskammer gemeinsam neue Kulturen für den Zwischen- und Zweitfruchtanbau. „Das große Interesse der Bäuerinnen und Bauern am Feldtag zeigt, dass sie die Veränderung des Klimas spüren und innovative Nischen suchen. Noch sind wir bei diesen exotischen Kulturen aber am Anfang“, so Mayer. 
Zwerghirse © Wikimedia

Zwerghirse (Teff)

Anbau. Teff ist das kleinste Getreide der Welt. Die Körner sind nur 0,5 bis einen Millimeter dick. Im steirischen Versuch wurden Mitte Mai fünf Kilo pro Hektar gesät, es wird aber erwartet, dass Saatmengen von ein bis zwei Kilo reichen. Ernte nach 90 Tagen. Benötigt 300 Millimeter Niederschlag. Gereinigt wird es in Spezialanlagen. Teff bringt laut Literatur 0,3 bis drei Tonnen pro Hektar, meistens jedoch rund um eine Tonne.
Markt. Teff-Mehl hat hervorragende Backeigenschaften. Im Ursprungsland und zugleich mit 90 Prozent der globalen Produktion Hauptanbaugebiet Äthiopien wird damit das Fladenbrot Injera gebacken. Die Marktaussichten für Teff sind vielversprechend, da das globale Interesse an glutenfreien und nährstoffreichen Lebensmitteln wächst. Der Teff-Markt befindet sich in einer Phase deutlichen Wachstums und wird voraussichtlich in den kommenden Jahren weiter steigen. 
Fingerhirse © Wikimedia

Fingerhirse (Dagussa)

Anbau. Dagussa-Samen sind ein bis zwei Millimeter dick. Sie gilt als extreme Kurztagspflanze. Im heurigen Versuch mit Anbau Mitte Mai begann sie erst Ende Juli mit der Samenanlage. Laut Literatur können 0,5 bis zwei Tonnen je Hektar geerntet werden, bei ausreichend Wasser bis zu vier. Weltweit werden über 3,4 Millionen Hektar Dagussa angebaut, in Asien bis 2.300 Meter Seehöhe. Sie wird weltweit in vielen Regionen erprobt.
Markt. Dagussa bringt ein malz­ähnliches Aroma mit, weshalb es zur Herstellung von glutenfreiem Bier geeignet ist. Es hat gute Backeigenschaften. Im Spezialhandel oder in der Direktvermarktung ist es bereits erhältlich. Die steigende Nachfrage nach gesunden, glutenfreien und nachhaltig produzierten Lebensmitteln bietet Potenzial für ein weiteres Wachstum des Fingerhirsemarktes in Europa. Innovationen in der Produktentwicklung für Getränke und Fertiggerichte könnten die Bekanntheit steigern.
Mungbohne © Wikimedia

Mungbohne

Anbau. Mit einer kurzen Vegetationszeit von 60 bis 90 Tagen ist die Mungbohne als Zweitfrucht interessant. Als Kurztagspflanze bildete sie im Versuch erst Ende Juli ihre Samenanlagen aus. Sie verträgt neben Trockenheit auch feuchtere Bedingungen gut. Es gibt eine riesige Sortenvielfalt.
Markt. Für die Direktvermarktung interessant. In Asien wird sie auch als Ganzpflanzensilage für die Tierfütterung verwendet. Die Mungbohnen sind leichter verdaulich als die in Mitteleuropa verbreiteten Gartenbohnen und verursachen keine Blähungen. Sie haben allerdings auch deutlich weniger Eigengeschmack. Man kann die Bohnensprossen (häufig fälschlich als Sojasprossen bezeichnet), die frischen Hülsen oder die getrockneten Bohnen verwenden. Mungbohnenkeimlinge sind ein klassisches Wok-Gemüse. Aus ihrem Mehl werden unter anderem die asiatischen Glasnudeln hergestellt. In Indien wird daraus Dal gemacht.
Kidney- und Adzukibohne © Wikimedia

Kidney- und Adzukibohne

Anbau. Aufgrund der längeren Vegetationszeit sind Kidney- und Adzukibohnen nicht für den Zweitfruchtanbau geeignet. Sie können aber mit Hitze und Trockenheit besser umgehen als etwa die Steirische Käferbohne g.U. Adzukibohnen bilden eine eigene Art mit über 300 Sorten, während die Kidneybohne eine Sorte der Gartenbohne ist. Sie sehen sich aber zum Verwechseln ähnlich.
Markt. Für die Direktvermarktung als Alternative zu Käferbohnen interessant. Vor allem bei der Kidneybohne gibt es jedoch aufgrund der weltweit großen Erntemengen kaum Erfolgsaussichten als Marktfrucht. Kidneybohnen können nur gekocht verzehrt werden. Beide Bohnenarten schmecken süßlich. In Asien wird nicht nur die Bohne an sich gegessen. Aus dem Mehl der Adzukibohne wird Bohnenpaste hergestellt, die für verschiedene Desserts beliebt ist.
Josef Krenn © Steirersaat

Vielversprechender Anfang gelungen

Interview: Josef Krenn, Saatguttechniker Steirersaat

Wann und warum haben Sie bei Steirersaat begonnen Trockenkulturen für den steirischen Anbau zu erproben?
Wir haben von vielen Kulturen die Eignung für das Ackerbaugebiet in der südlichen und östlichen Steiermark abgetestet und mit interessanten Kulturarten weitergearbeitet. Vergangenes Jahr haben wir mit Mungbohnen begonnen und heuer um Adzuki- und Kidneybohnen erweitert. Auf Initiative der Kammer kamen noch Teff (Zwerghirse) und Dagussa (Fingerhirse) hinzu. Das „Warum“ ist klar. Es gibt immer mehr Hitze- und Trockenperioden. Es wird wärmer. Als ich vor 35 Jahren begonnen habe, redeten wir im Konsummaisbereich von Reifezahlen von 290, heute sind wir zum Teil über 400 angelangt. 

Was ist das Ziel?
Der Zweitfruchtanbau. Mungbohne wird beispielsweise in Oklahoma mit 60 bis 90 Tagen Vegetationszeit erfolgreich als Zwischenfrucht angebaut. Teff braucht ebenso nur rund 90 Tage. Teff eignet sich auch für die Absicherung gegen Trockenheit im Grünland – und es friert verlässlich ab. Ein Vergleich: Grünland braucht 1.000 Millimeter Niederschlag, Mais 800, Hirse nur 300 Millimeter!

Wo liegen die Herausforderungen?
Wir stehen noch ganz am Anfang der Erprobung. Es muss auch erst ein Markt aufgebaut werden. Ich bin aber zuversichtlich, vor allem bei Teff und Mungbohne. Dagussa hat sich als extreme Kurztagspflanze herausgestellt. Adzuki- und Kidneybohne funktionieren prima, vermutlich sind sie aber nur was für Direktvermarkter. Die Sortenfrage ist noch völlig offen. Es ist auch gut möglich, dass die Kulturen zum Teil noch züchterisch bearbeitet (angepasst) werden müssen. Wie gesagt, wir stehen noch am Anfang.
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