Mit Kanonen auf Spatzen schießen
Wir sprachen mit Präsident
Franz Titschenbacher über die
debattierte Fleischsteuer, das
Tierwohlkonzept der Kammer
als Alternative dazu und seine
Position zu Übersee-Rindfleischimporten.
Wie stehen Sie zu einer Fleischsteuer?
FRANZ TITSCHENBACHER: Eine
Fleischsteuer, wie sie derzeit
debattiert wird, wird unser
Klima nicht retten. Sie wäre
nichts anderes, als mit Kanonen
auf Spatzen zu schießen,
weil die wirklichen Klimasünder
ungeschoren davonkämen.
Denn: 90 Prozent der Treibhausgas-
Emissionen entstehen
durch Verbrennen von Öl, Gas
und Kohle, der landwirtschaftliche
Anteil liegt bei nur zehn
Prozent. Die heimische Landwirtschaft
hat den Ausstoß im
vergangenen Jahr sogar um 1,2
Prozent gesenkt und wird diesen
Weg konsequent fortsetzen.
Wie untermauern Sie Ihre ablehnende Haltung?
TITSCHENBACHER: Weil heimisches
Fleisch nicht schuld an
der Klimakrise ist, sondern das
zügellose Verbrennen von Öl,
Gas und Kohle beim Autofahren,
beim Fliegen oder beim
Heizen. Deshalb ist vorrangig
beim Verbrauch von Öl, Gas
und Kohle anzusetzen, um den
Klimawandel zu bremsen. Unsere
Bauern stellen Fleisch klimafreundlich
her, weil unsere
Rinder beispielsweise Gras,
Heu oder Silage fressen und
auch keine Regenwälder für
die Weiden abgeholzt werden
müssen. Nocheinmal, die Fakten
liegen auf dem Tisch: 90
Prozent der klimaschädlichen
Treibhausgase werden in Österreich
durch Verbrennen von
Öl, Gas und Kohle in die Luft
geblasen. Der Anteil der Landund
Forstwirtschaft geht zurück
und liegt bei zehn Prozent.
Welche Alternativen zur debattierten Fleischsteuer schlagen Sie vor?
TITSCHENBACHER: Unbestritten
ist: Heimisches Fleisch schont
das Klima und Tierwohl ist den
Bauern sowie der Bevölkerung
ein wichtiges Anliegen. Daher
hat die Kammer ein nachhaltiges
Tierwohlkonzept entwickelt,
mit dem die Bauern direkt
für ihre Tierwohl-Initiativen
unterstützt werden können.
Gleichzeitig ist es erforderlich,
dass die Herkunft von Fleisch
in Großküchen, in der Gastronomie
und von verarbeiteten
Fleischprodukten wie Wurst
und Co. auch gekennzeichnet
wird. So bekommen die Konsumenten
Klarheit.
Außerdem lehne ich wettbewerbsverzerrende
und klimaschädliche
Fleischimporte aus
Übersee strikt ab.
Treffsicher wäre auch eine ökologische
Steuerreform, bei der
klimaschädliches Öl und Gas
sowie Kohle stärker besteuert
werden sollten und gleichzeitig
Arbeit entlastet wird.
Stichwort Mercosur: Sie haben sich mehrfach gegen Rindfleischimporte aus Übersee ausgesprochen...
TITSCHENBACHER: ...ja, daran
übe ich scharfe Kritik. Es kann
nicht sein, dass die EU mit Lebensmittelimporten
aus Nordund
Südamerika europäische
Autoexporte absichert. Auch angesichts des drohenden Brexits
fordere ich die EU auf, für
die in Bedrängnis geratenen
Rinderbauern Perspektiven zu
schaffen. Rindfleischimporte
aus Übersee stehen im krassen
Widerspruch zum Klimaschutz
und zur Nachhaltigkeit. Die EU
schraubt die Standards für die
europäischen und österreichischen
Bauern in die Höhe, verwirft
sie aber bei Übersee-Importen.
Europa und Österreich,
die selbst Rindfleisch klimafreundlich
herstellen, brauchen
kein klimaschädliches, hormonbehandeltes
Rindfleisch.
Wie geht es mit dem Mercosur- EU-Abkommen weiter?
TITSCHENBACHER: Das von der EU mit Südamerika
ausverhandelte Mercosur-
Abkommen muss noch
von den Parlamenten aller 27
EU-Staaten genehmigt werden.
Auch Frankreich und Irland haben
ihre Bedenken angemeldet.
Das Abkommen ist noch keine
„gmahde Wiesn“.