Rinder stressfrei schlachten
Förderung und
Genehmigung
des stressfreien
Schlachtens
zogen
sich über Jahre
Seit Mai dürfen elf weststeirische
Biobauern mit ihrem
selbstentwickelten Schlachtanhänger
stressfrei am Hof
schlachten – vorerst auf ein
halbes Jahr befristet. „Im Prinzip
ist der Anhänger ein mobiler
Teil des Schlachtraumes,
der am Betrieb der Familie
Kienzer eingerichtet ist. Bei
der Schlachtung muss ein Tierarzt
dabei sein“, erklärt Alois
Kiegerl, einer der Bio-Bauern.
Prozedere entwickeln
Das in Österreich beispiellose
Prozedere mussten die elf Bauern
erst in enger Abstimmung
mit den Behörden und Unterstützung
der Landwirtschaftskammer
entwickeln. Die Rinder
werden am Hof im Fressfanggitter
fixiert.
In dieser gewohnten Umgebung
hat das Tier keine Angst.
Nach der Betäubung durch
Bolzenschuss wird das Rind
mit einer Winde in den Anhänger
gezogen, wo es gestochen
wird. Das muss innerhalb von
60 Sekunden geschehen. Der
Hänger hat einen eigenen Benzinmotor,
der über ein Hydraulikaggregat
Stützen, Winde und
Deckel antreibt. Eine seitliche
Plane sowie ein integriertes
Handwaschbecken stellen die
Hygiene sicher. Auf dem Weg
in den Schlachtraum wird das
Blut in der Wanne des Hängers
aufgefangen.
Spezialanfertigung
Für den Anhänger gab es zwar
Vorbilder, jedoch ist er speziell
nach den Ideen der elf Biobauern
von einem Schwanberger
Metallbauunternehmen angefertigt
worden. „Wir haben
unsere Idee als Leader-Projekt
mit einem Volumen von 28.000
Euro eingereicht. Das haben
wir aus eigener Tasche vorfinanziert“,
erklärt Kiegerl.
Tierwohl und Qualität
Rund 15 Rinder sind mittlerweile
mit der mobilen Schlachtanlage
geschlachtet worden,
doch die Hauptsaison kommt
erst. Die Erfahrungen bislang
sind durchaus positiv. Hannes
Kienzer, auf dessen Hof der
Schlachtraum der Gruppe steht
und der selbst einer der elf Biobauern
ist, hebt die Bedeutung
für die Vermarktung hervor:
„Fast allen unserer Abnehmer
ist es sehr wichtig, dass die
Tiere gut leben und möglichst
stress- und vor allem schmerzfrei
geschlachtet werden. Zudem
ist durch die Stressfreiheit
genügend Milchsäure im Muskel
vorhanden, um das Fleisch
gut reifen zu lassen.“
Keine Weideschlachtung
Die Gruppe stellt fest, dass
dies keine Weideschlachtung
ist, wie sie in Deutschland und
der Schweiz erlaubt ist. „Das
war nie unser Ziel, sondern wir
wollten vor allem eine stressfreie
Schlachtmöglichkeit, damit wir den stressigen Lebendtransport
zum Schlachthof vermeiden
können“, erklärt Kiegerl.
Die Initiative sammelte
im Vorfeld 3.000 Unterstützungserklärungen
und wurde
bereits mit dem „Bio-Fuchs“
ausgezeichnet – einem österreichweiten
Innovationspreis
für Bio-Betriebe.
Markt
Für Konsumenten von
hochqualitativen tierischen Produkten,
zählt nicht nur der Geschmack.
Sie wollen auch hohe Tierwohl- und
Hygienestandards. Diese Lösung der
stressfreien Schlachtung schafft einen
klar zu vermittelnden Mehrwert für
die Vermarktung. Eine Umsetzung im
industriellen Stil ist kaum vorstellbar,
weshalb dieses System ein starkes
Alleinstellungsmerkmal bäuerlicher
Direktvermarkter werden kann.
Potenzial
Das Projekt wird in ganz
Österreich mit großem Interesse verfolgt.
In mehren Bundesländern laufen
ähnliche Initiativen. Die Lösung, dass
der Anhänger als mobile Erweiterung
des Schlachtraumes genehmigt
wurde, ist bislang noch einmalig.
Sollte die Genehmigung nach der
Evaluierung nach sechs Monaten
unbefristet verlängert werden, steht
der Qualitätsrindfleischproduktion ein
neuer Weg offen.
Nominiert für den Vifzack 2020
Initiative „stressfrei schlachten“
Obmann Alois Kiegerl
Kruckenberg 6, 8530 Trahütten
info@stressfrei.st
www.stressfrei.st
Obmann Alois Kiegerl
Kruckenberg 6, 8530 Trahütten
info@stressfrei.st
www.stressfrei.st