„Ein Wolfsriss verändert das Wirtschaften völlig“
Berichte von Wolfsrissen und Sichtungen häufen sich. Was ist Ihnen passiert?
Im Herbst 2019 wurde auf unserer Weide vor dem Haus ein Kalb gerissen und eines ausgeweidet. Bei einem wurde nur Fuchs-DNA nachgewiesen. Beim anderen haben wir den Kadaver nie gefunden. Außerdem war eines eine Frühgeburt, möglicherweise ausgelöst vom Stress durch die Anwesenheit des Wolfes. Keine Entschädigung, keine Milch und Probleme, weil die Nachgeburt nicht völlig abging.
Wie hat das Ihre tägliche Arbeit verändert?
Sehr. In der Herde hatten wir für lange Zeit keine Ordnung. Die betroffene Kuh hatte Zwillinge, eines konnte sie retten. Es hat über einen Monat gedauert, um sich den beiden auch nur auf 100 Meter zu nähern. Schon die kleinste Veränderung macht die Kuh noch heute nervös. Sie lässt sich etwa für Behandlungen nicht fixieren. Sie geht auf Abwehr, wenn sie auch nur die Hofkatze sieht, geschweige denn den Hofhund, mit dem sie aufgewachsen ist.
Bei einem Herdenschutzhund dann wohl auch?
Nach so einem Erlebnis sowieso. Aber ich kann mir generell nicht vorstellen, das Herdenschutzhunde bei Rindern funktionieren.
Und was ist mit Schutzzäunen?
Wir hatten vor, für unseren Winterauslauf einen schönen, traditionellen Bänderzaun zu errichten. Wenn man Videos sieht, wie zuletzt jenes aus St. Wolfgang am Zirbitz, wo ein Wolf locker über so einen Zaun springt, kann man sich das abschminken, selbst mit einer Stromlitze darauf. Wenn er will, dann kann er. Wir haben Auslauf und Stall umgebaut. Um auf den Futterplatz zu gelangen, müsste man jetzt zweieinhalb Meter überwinden.
Was muss beim Thema Wolf aus Ihrer Sicht passieren?
Wir brauchen endlich eine Lösung. Wir müssen Problemwölfe in Gebieten mit Nutztieren entnehmen dürfen. Wobei das bei diesem schlauen Tier sicher nicht so einfach sein wird. Da müssen die Jäger erst ausgebildet werden.
Wie geht es eigentlich Ihnen persönlich nach den Wolfsrissen?
Wir sind früher abends mit dem Hund eine Runde spazieren gegangen. Das tun wir nicht mehr. Wir haben jetzt nicht direkt Angst vor dem Wolf, aber keine Lust auf eine Begegnung. Man sieht die Bilder vom zerrissenen Kalb und weiß, was da für eine Bisskraft dahinter steckt. Es schwingt immer mit.