Chinakohl: Praxisversuch mit Kulturschutznetzen
Da es für Pflanzenschutzmittel-Firmen immer schwieriger wird, Zulassungen für Insektizide im Gemüsebau zu bekommen, wurde ein Praxisversuch mit engmaschigen Kulturschutznetzen (sogenannte „Erdflohnetze“, Maschenweite: 0,8 mm) durchgeführt.
Hintergrund
Einerseits sind viele Wirkstoffe der Pflanzenschutzmittel in Diskussion und andererseits werden die Erfordernisse für Zulassungen immer höher. Aus diesem Grund sind, vor allem aus wirtschaftlicher Sicht, Gemüsekulturen mit geringer Anbaufläche für die Firmen uninteressant. In den nächsten Jahren ist zu befürchten, dass vermehrt Indikationslücken entstehen.
Kulturschutznetze
Es handelt sich dabei um feinmaschige PE- (Polyethylen) Kunststoffnetze, die sofort nach der Saat oder Pflanzung auf das Feld gelegt und seitlich eingegraben oder beschwert (zum Beispiel mit Sandsäcken) bzw. durch Anker fixiert werden.
Je nach Ausführung können sie Blattläuse, Gemüsefliegen, Schadschmetterlinge und andere Insekten wie Kohlgallenrüssler, Erdflöhe und Minierfliegen von der Kultur abhalten.
Sie bleiben je nach Schädlingsgefahr bis wenige Tage vor der Ernte auf der Kultur liegen. Handelsprodukte sind z. B. Bionet, Filbio, Mononet, Nettex, Nicotan, Nicotex und Rantai.
Chinakohlversuch
Es wurden zwei Sommersätze und ein Herbstsatz in einem Praxisversuch näher untersucht und mit der Standardkultivierung ohne Netz verglichen. Die Bewirtschaftungsweise war konventionell nach GobalGap Standard. Die Kultivierung der Chinakohlsätze erfolgte als Pflanzkultur. Die Versuchsflächen lagen auf einem Chinakohlbetrieb im Ilztal in der Oststeiermark.
Ergebnisse
Durch die Netzabdeckung erübrigte sich ein Großteil der Insektizidspritzungen. Da sich jedoch zum Teil Schadinsekten auf den Jungpflanzen befanden, musste unmittelbar nach der Pflanzung eine Insektizid- und Fungizidbehandlung durchgeführt. Das Ausbingen der Pflanzenschutzmittel ist bei Netzabdeckung nicht möglich. Für Pflanzschutzbehandlungen bzw. für Pflegemaßnahmen (fräsen, düngen) wurden die Bestände jeweils zweimal abgedeckt.
Die Abtrocknung der Kultur nach Niederschlägen oder Beregnung ist durch die Netzabdeckung verzögert, dadurch war der Druck von Pilzkrankheiten höher. Unter dem Kulturschutznetz herrschte eine höhere Luftfeuchtigkeit und die Verdunstung war geringer.
Unter den Kulturschutznetzen gab es weniger Virusbefall. Vor allem im Sommer ist die Temperatur unter den Netzen stark erhöht, dadurch kommt es zu weicheren, zarteren Blättern.
Resümee
Kulturschutznetze erwiesen sich als effizienter Schutz gegen tierische Schädlinge und Viren. Die Gefahr von Pilzerkrankungen ist bei feuchter Witterung erhöht. Wenn abgedeckt wird, darf diese Zeit nur sehr kurz dauern, da sonst die Wirkung des Netzes nicht mehr gegeben ist.
Die Kosten für Kulturschutznetze sind für konventionelle Produktion bei den aktuellen Preisen meist zu hoch. In der biologischen Produktion ist die Amortisationszeit aufgrund der höheren Wertschöpfung kürzer und die Kulturschutznetze sind für eine hochwertige Qualität notwendig. Sie sollten daher Standard sein. Für Direktvermarkter mit kleinen Flächen und häufigerer Verwendung der gleichen Netze ist der Einsatz von Kulturschutz bereits heute sehr zweckmäßig.