Brauchen pragmatische Lösung beim Wolf
Die Weidesaison ist im Anlaufen und im gleichen Maße beginnt für viele Tierhalter die große Angst vor möglichen Wolfsrissen. Angst, die aber nicht nur Tierhalter, sondern auch die Bevölkerung im ländlichen Raum deutlich spürt: Problemwölfe kommen Wohnsiedlungen gefährlich nahe oder reißen Tiere in unmittelbarer Nähe des Hofes. „Wir brauchen auch für die Steiermark eine pragmatische Lösung – gleich wie in Niederösterreich, in Kärnten oder in Tirol“, verlangt Kammerpräsident Franz Titschenbacher mit Nachdruck. Dort können Problemwölfe per Verordnung unbürokratisch „entnommen“ werden.
Hausverstand
Unterstützung kommt dazu von Agrarlandesrat Johann Seitinger, der betont: „Nach all den Rissen und grausamen Tötungen vieler Nutztiere ist es überhaupt keine Frage, derartige Raubtiere entnehmen zu müssen. Alles andere würde bedeuten, dass wir den Tierschutz, die unverzichtbare Almwirtschaft und generell die Sorgen der Bäuerinnen und Bauern sowie der überwiegenden Zahl der Bevölkerung nicht ernst nehmen.“ Eine Entnahme von Problemwölfen dürfe auch nicht umständlich sein. Der Landesrat: „Es muss möglich sein, eine Entnahme in der Nähe von geweideten Tierherden vornehmen zu können. Wölfe oder Wolfsrudel vor einer Entnahme erst kategorisieren zu müssen, um mit einer Zustimmung der Behörde rechnen zu können, entbehrt sich jeder Grundlage des Hausverstandes.“
Dreifach-Strategie
Die steirische Kammer verfolgt zum Schutz der Weidetiere eine Dreifach-Strategie:
- Eine generelle Herabsetzung des Schutzstatus beim Wolf in der EU. Im EU-Parlament kämpft die steirische Abgeordnete Simone Schmiedtbauer federführend für eine Abschwächung. Unterstützung kommt auch von 16 EU-Agrarministern, die sich auf Initiative von Bundesminister Norbert Totschnig für eine Überarbeitung des Wolfsschutzes stark machen. Rückenwind dafür kommt sogar von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Völlig unverständlich ist der strenge EU-weite Schutzstatus des Wolfes vor allem auch deshalb, weil diese Regelung zumindest 30 Jahre alt ist und es damals in Österreich keine Wölfe gab. Damit würde man das Problem bei den Hörnern packen.
- Solange der EU-weite Schutzstatus nicht herabgesetzt wird, muss eine pragmatische Lösung ermöglicht werden. Niederösterreich, Kärnten und Tirol zeigen vor, dass eine unbürokratische Entnahme von Problemwölfen realistisch ist. In der Steiermark ist das Umweltressort des Landes am Zug.
- Im alpinen Raum ist wegen des unwegsamen Geländes ein Schutz von Weidetieren durch Hunde sowie teure Zäune und deren kostspielige Instandhaltung nicht möglich. Äußerst unbefriedigend ist auch die Entschädigung: Kein Bauer treibt Tiere auf die Alm oder Weide, um sie vom Wolf fressen zu lassen.