Abteilung Pflanzen - Biologischer Landbau 2024
Bio-Beratungsüberblick
Die Bio-Beratung in der Steiermark wird gemeinsam von Bio Ernte Steiermark und dem Referat Biolandbau der Landwirtschaftskammer Steiermark angeboten – dabei werden die positiven Synergien für eine schlagkräftige Beratung für die steirische Bio-Landwirtschaft genutzt. Quer über alle Produktionsbereiche werden die Betriebe direkt am Hof, telefonisch, per Mail und über diverse Kommunikationskanäle betreut. Im Jahr 2024 wurden vom gesamten Team 2.800 Stunden an Beratungen absolviert - dabei wurden 2.200 Bäuerinnen und Bauern beraten. Die Beratungen gliedern sich in die Bereiche Umstellungsberatung, Grundlagenberatungen zu Richtlinien, VIS-Anträgen und produktionsspezifische Beratungen. 2024 wurde der überwiegende Teil der Beratungsleistungen zur Betreuung bestehender Bio-Betriebe genutzt, Umstellungsberatungen wurden aufgrund einer geringen Anzahl an Neueinsteiger:innen in geringem Maße gebucht.
Bio-Grünland
Im Bildungsprogramm werden einige Kurse speziell zur Bio-Grünlandbewirtschaftung
angeboten. Jährliche Klassiker sind der Weidefachtag, der am 24. April 2024 in Mitterberg-Sankt Martin (LI) stattfand und die Bio-Wiesenbegehungen, bei denen das Bestimmen der Grünlandpflanzen
und praktische Fragen der Grünlandbewirtschaftung im Vordergrund standen. Die Grünland- und Viehwirtschaftstage im Murtal und die Veranstaltungsserie „Bio-Grünland-topaktuell“ in der Süd-
Weststeiermark wurden in diesen Regionen gut angenommen. Bei allen Grünlandkursen wurde auf die Anerkennung der ÖPUL-Stunden Bedacht genommen. Das Angebot der Kurse im Grünlandbereich wurde mit Themen wie „Fleisch aus Gras – Lämmermast ohne Kraftfutter“, ein Planungsseminar zum abgestuften Wiesenbau und „Was wächst und lebt auf meinen Wiesen?“ abgerundet.
Bio-Rind
Viele Themen rund um die Bio-Rinderhaltung füllten das Beratungsjahr 2024. Via Telefon, schriftlich, sowie vor Ort wurde beraten, Fragen wurden beantwortet und Infos ausgegeben. Über Fachartikel und Newsletter wurden Infos verbreitet und das Beratungsteam hielt sich mit regelmäßigem Austausch und Weiterbildungen fachlich und richtlinientechnisch auf dem Laufenden. Neben der Richtlinienberatung und der Hilfe bei Antragsstellungen ist auch die Fachberatung ein großes Standbein der Bio-Rinder- und Bio-Grünlandberatung. Eine laufende Betreuung beratener Betriebe und eine Versorgung mit Fachinformationen und Beratungsblättern rundete das Beratungsangebot ab. So wurden zum Beispiel im Rahmen des Projektes „Q-Plus Rind“ heuer um die 100 Bio-Mutterkuhbetriebe hinsichtlich Fütterung, Herdenmanagement, Tiergesundheit und Mast beraten.
Bio-Milch- und Bio-Fleischvermarktung
824 steirische Bio-Betriebe lieferten 91 Mio. kg Milch an die steirischen Molkereien. 400 Bio-Betriebe lieferten 45 Mio. kg Milch an die OM. Der Anteil Bio-Lieferant:innen beträgt bei der OM 32 %. Die steirischen Bio-Milchzuschläge liegen zwischen 5,8 Cent und 14,2 Cent netto. Das Ziel aller Molkereien ist eine marktkonforme Weiterentwicklung bei der Bio-Milchsammlung. Die Nachfrage
nach Bio-Rindfleisch war im Jahr 2024 hoch. Besonders im Segment der Bio-Jungrinder werden Lieferant:innen gesucht. Hauptgrund für die Verknappung ist ein Rückgang der Mutterkuhbetriebe.
Die Preise sowohl für Bio-Jungrinder, Bio-Ochsen und -Kalbinnen als auch für Einsteller befanden sich zu Jahresende auf einem hohen Niveau. Markenfleischprogramme bieten interessante Absatzmöglichkeiten. Bio-Fresseraufzucht wird vermutlich in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Die Preise sowohl für Bio-Jungrinder, Bio-Ochsen und -Kalbinnen als auch für Einsteller befanden sich zu Jahresende auf einem hohen Niveau. Markenfleischprogramme bieten interessante Absatzmöglichkeiten. Bio-Fresseraufzucht wird vermutlich in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Bio-Schaf und Bio-Ziege
Der Großteil der Bio-Tiere wurde über den steirischen Schaf- und Ziegenzuchtverband sowie die Weizer Schafbauern vermarktet. Direktvermarktung bleibt wichtig, vor allem für Bio-Milchprodukte und Zuchttiere wie Merino-Landschafe, die jedoch schwer zu bekommen sind. Die Vermarktung von Bio-Kitzfleisch bleibt herausfordernd. Die Fachgruppe „Fleisch aus Gras – Schafhaltung ohne Kraftfutter“ war 2024 sehr aktiv: Zwei Treffen mit Betriebsbesichtigungen, ein Infostand mit Verkauf
von Bio-Lammgulasch beim Biofest Graz und ein Kochworkshop mit Vergleich von Mastlamm vs. Weidelamm fanden statt. Im Bildungsbereich wurde das Webinar „Gesunde Lämmer und Kitze“ angeboten, zudem fanden mehrere Bildungsveranstaltungen statt, die sich unter anderem an Schaf- und Ziegenhalter richteten.
Bio-Ackerbau
Feldbegehungen sind ein wichtiger Bestandteil der Bildungsarbeit und dienen vor allem dem Erfahrungsaustausch unter den Betrieben. Daher wurde wieder versucht, in allen relevanten Ackerbauregionen der Steiermark zumindest eine Feldbegehung durchzuführen. Insgesamt fanden auf acht Betrieben Feldbegehungen statt, wo neben gängigen Kulturen auch spezielle Kulturen und unterschiedliche Bodenbearbeitungstechniken diskutiert wurden. So wird auch der Anbau von Speiseleguminosen zunehmend ein Thema. In einem gut besuchten Webinar wurden Arten, Anbau und Vermarktung ausführlich von den Referierenden besprochen und mit den Teilnehmenden
diskutiert. Im Dezember stand beim Bodentag in Hatzendorf die Bodenfruchtbarkeit aus Sicht der Wissenschaft und des praktischen Anbaus im Fokus. Dabei wurden von namhaften Referierenden aus Praxis und Forschung Wege zu fruchtbaren Böden aufgezeigt.
Bio-Ackerfrüchte
Nach einem Preisverfall für fast alle Ackerfrüchte im Jahr 2023 wurde die Ernte 2024 mit Spannung erwartet. Witterungsbedingt wurde in ganz Österreich unterdurchschnittlich geerntet. Dadurch zeichnete sich beim Getreidedrusch schon ein leichter Preisanstieg bei den großen Aufkäufer:innen ab. Speziell Speiseware im Getreidebereich inklusive Dinkel konnten wieder zu guten Preisen
abgesetzt werden. Bei den Herbstkulturen Mais, Soja und Sonnenblume übertraf die Nachfrage das Angebot in ganz Österreich deutlich. Ölfrüchte bleiben in der Steiermark vor allem für die Direktvermarktung interessant. Steigende Nachfrage im Veredelungssektor bedingt gegen Jahresende einen Rückgang beim Überlager aus dem Vorjahr. Für die Veredelungsbetriebe zeigt sich einmal mehr, dass eine Einlagerungsmöglichkeit zur Erntezeit fast immer einen Preisvorteil über das restliche Jahr mit sich bringt.
Bio-Geflügel und Bio-Schwein
In der Geflügelhaltung war 2024 wieder ein Aufwärtstrend zu erkennen. Eierproduktion und Hühnermast verzeichneten eine steigende Nachfrage. Von Seiten der Händler:innen werden neue Betriebe gesucht. Herausfordernd sind nach wie vor hohe Produktions- und Baukosten. Das Interesse an Weidegänsen ist bei Konsumierenden ungebrochen groß, aber der Absatz in der Gastronomie wird schwieriger. Sehr wenig Angebot, aber steigende Nachfrage ist bei Enten und Spezialgeflügel
zu verzeichnen. Da gerade in der Geflügelhaltung exakte Zahlen entscheidend sind für den Erfolg, wurden in einem Seminar praxisnahe Kalkulationen gerechnet und die Ergebnisse entsprechend interpretiert. Der Markt für Bio-Schweine hat sich 2024 wieder stabil nach oben entwickelt. Wichtigster Beratungspunkt war die doppelte Einzäunung von Schweine-Ausläufen, die ab 1.1.2025 Pflicht ist.
Bio-Obst
Die Bio-Erwerbsobstflächen betragen österreichweit mittlerweile 4.200 ha - davon sind ca. 50 % in der Steiermark zu finden. Das Jahr 2024 hat mit einem sehr frühen Austrieb gestartet und obwohl der Ansatz zur Blüte sehr gut war, haben die Fröste im April regional zu starken Schäden geführt und die Bio-Apfelernte um ca. 10 % geringer ausfallen lassen als im Jahr davor. Neben dem Frost haben auch weitere Wetterextreme mit kurzfristig hohen Niederschlägen und dann wieder langen Trockenphasen deutlich gezeigt, dass eine Obstproduktion ohne Wasser künftig nicht möglich sein wird. Daher liegt der Fokus aktuell beim Ausbau der Maßnahmen zur Frostabwehr/Bewässerung und in der Sortenbereinigung. Positiv zu vermerken sind der aufnahmefähige Bio-Industrieobstmarkt und die gestiegenen Endverbraucher:innen- Preise beim Apfel, die hoffentlich auch beim Betrieb ankommen.
Bio-Streuobstsammlung
Auch dieses Jahr wurde in der Steiermark wieder BIO AUSTRIA zertifiziertes Streuobst gesammelt und über die Firma ÖKOLAND an große Verarbeitungsbetriebe geliefert. Durch einen kurzfristigen Wechsel auf der Führungsebene gestalteten sich der sehr frühe Beginn der Sammlung und der Erstkontakt zu den Sammelstellen teilweise etwas holprig. Auch die nötige Voranmeldung über
www.oekoland.at war noch nicht allgemein bekannt. Letztlich konnten in ganz Österreich aber knapp 2 Millionen kg Bio-Äpfel und Bio-Birnen bei insgesamt 83 LKW-Touren abgeliefert werden. 2024 war in Menge und Qualität ein durchschnittliches Jahr, das durch zwischenzeitige Hitzeperioden noch komplizierter wurde: jeder Apfel war also willkommen. Durch die beschränkten Mengen konnte für Wiesenäpfel aber der bisher höchste Preis von 35 Cent pro kg (inkl. USt.) bereits Ende November ausgezahlt werden.
Bio-Weinbau
Der Start in das Vegetationsjahr 2024 brachte Spätfrost; darauf folgten ungünstige Blütebedingungen. Trotz weiterhin herausfordernder Witterung konnte die Pflanzenschutzsaison hinsichtlich Peronospora
im Allgemeinen gut gemeistert werden. Kritisch, auch für die kommenden Jahre, ist die Situation hinsichtlich „Flavescence dorée“ einzuschätzen. Für die Bio-Weinbaubetriebe wurden persönliche
Einzelberatungen, vier Erfahrungsaustausche und Weiterbildungsveranstaltungen angeboten. Die thematischen Schwerpunkte waren dabei vielfältig: Umstellung auf Bio-Weinbau, Pflanzenschutz (-
technik), Agroforst, Biodiversität und Bodenmanagement. Im Juli fand z.B. ein Praxistag im Rahmen des Life-Projektes "VineAdapt" zu Biodiversität und Begrünungsmanagement statt. Am Nachmittag
wurden an mehreren Stationen Geräte zur Saatbeetvorbereitung, Einsaat und Begrünungspflege im praktischen Einsatz gezeigt.
Bio-Gemüsebau
2024 konnte nach mehrjähriger Pause für die steirischen Bio-Betriebe mit Anna Wilhelm wieder vor Ort eine fachspezifische Bio-Gemüsebauberatung sichergestellt werden, wodurch die bessere telefonische Erreichbarkeit und Beratung vor Ort wieder verbessert wurde. Ein vielfältiges Weiterbildungs- und Austauschprogramm gab es für Betriebe mit Gemüseanbau. Im praktischen Anbau brachten die hohen Niederschlagsmengen im Frühjahr einen erhöhten Pilzbefall und einen außergewöhnlich hohen Schneckendruck mit sich. Der Sommer war geprägt von anhaltender Hitze, die u.a. die Vermehrung von Baumwollkapselwurm und Reiswanze beschleunigte. Nach einem regenreichen September begünstigte das Hochdruckwetter Ende Oktober das Wachstum der Winterkulturen. Obwohl der Arbeitskräftemangel eine Herausforderung darstellt, weckt der biointensive Anbau das Interesse der jungen Generation.
Bio-Direktvermarktung
Aktuell sind offiziell 220 Betriebe als Dirketvermarkter:innen bei Bio Ernte Steiermark gelistet. Das entspricht in etwa 10 % aller Mitglieder in der Steiermark. Der Trend zeigt, dass es jedes Jahr mehr Betriebe zur Direktvermarktung hinzieht. Im Vergleich zum Jahr 2023 sind zehn Betriebe dazugekommen. Positiv ist die Bilanz hinsichtlich allgemeiner Zufriedenheit in der Direktvermarktung. Laut der letzten Umfrage sind fast 80 % der befragten Betriebe 2024 zufrieden mit den Ergebnissen ihrer Direktvermarktung. 15 % sind sogar sehr zufrieden. Durch dieses Feedback wird auch die Arbeit von Bio Ernte Steiermark indirekt bestätigt. Dennoch ist es wichtig das Angebot weiterzuentwickeln, welches den Betrieben hilft, ihre Produkte erfolgreich direkt zu vermarkten. Im Jahr 2024 wurden daher einige zielgerichtete Aktivitäten für direktvermarktende Betriebe durchgeführt.
Bio-Bildung
Das Erstellen und Umsetzen eines umfangreichen Bildungsangebotes für die Biobäuerinnen und Biobauern ist eine zentrale Aufgabe von Bio Ernte Steiermark. Im Jahr 2024 war die Erfüllung der ÖPUL-Weiterbildungsverpflichtung für Bio-Betriebe ein wichtiges Ziel des Bildungsprogramms. Zu Beginn 2024 hatte erst ein Viertel aller steirischen Bio-Betriebe die Vorgaben mit fünf Stunden Bio und drei Stunden Diversitäts-Weiterbildung für das laufendende Umweltprogramm erfüllt. Dafür, dass diese Pflicht auch inhaltlich etwas bringt, steht das Bildungsprogramm vom Verein Bio Ernte Steiermark, der seit Mitte 2024 die Zertifizierung für Erwachsenenbildung hat.