Zirngast an die Jugend: Bleibt euer eigener Chef!
Die Trockenheit trifft den Bezirk Leibnitz hart. Wie schaut es konkret aus?
Christoph Zirngast: Vor allem auf den leichten, sandig-schottrigen Böden schaut es verheerend aus – für Getreide und Mais sind diese Hitze und Trockenheit katastrophal, wir rechnen mit massiven Ernteeinbußen. Dazu kommt, dass es auch auf den besseren Böden nicht gut ausschaut.
Wie kann unmittelbar geholfen werden?
Gott sei Dank gibt es die Hagelversicherung, die als erste Hilfe die Schäden abfedert. Wir sind auch dabei, eine Futtermittelbörse für Ackerfrüchte und Grünland einzurichten. Mittel- und langfristig hoffen wir auf hitze- und trockenheitsresistentere Sorten, daran wird schon seit Jahren gearbeitet, braucht aber Zeit.
Themenwechsel: Die Spartenvielfalt im Bezirk Leibnitz ist groß, eine besondere Säule ist die Veredelungswirtschaft. Für die Schweinebauern stehen 2029 und 2033 wichtige Termine an. Wie schaut die Zukunft aus?
Wir schauen auf die Betriebe und unterstützen sie bestmöglich. Ich kämpfe für Investitionsförderprogramme – vor allem auch für Stallumbauten. Rückhalt erhalten die Betriebe auch mit Informationen aus erster Hand und mit unserer umfassenden Fachberatung.
Weh tut, dass Betriebe mit gutem wirtschaftlichen Fundament der Unselbstständigkeit den Vorzug geben.
Es ist sehr schmerzlich, wenn gut aufgestellte Betriebe, die einer guten Zukunft entgegenschauen können, die Freude an der Arbeit verlieren, insbesondere an der Tierhaltung. Jeder Betrieb, der die Stalltüren schließt, ist einer zuviel. Mir liegt am Herzen, diesen Betriebsführern zu sagen: Überlegt alle Für und Wider. Und stellt auch die Frage: Macht euch die unselbstständige Arbeit wirklich Freude?
Der Jugend gehört die Zukunft. Was wollen Sie ihr sagen?
Der Wert des Arbeitsplatzes zu Hause, gar im Haupterwerb auf eigenem Grund und Boden arbeiten zu können, ist nicht zu unterschätzen. Es ist von hohem Wert, eigenständig ein Unternehmen zu führen.
Sie sind junger Kammerobmann. Was motiviert Sie Ihren Rinderbetrieb weiterzuführen?
Ich arbeite gerne mit der Natur und den Tieren. Mich fasziniert zu sehen, was die Natur hervorbringt, wie Pflanzen heranwachsen und wie die Tiere groß werden. Natürlich ist die Wirtschaftlichkeit auch ausschlaggebend.
Besonders motiviert ist die Jugend im Weinbau.
Ja. Ich freue mich sehr, dass die sehr gut ausgebildete Jugend so viele neue Ideen umsetzt und die Kunden an die Betriebe bindet. Dieser wichtige Kundenkontakt befeuert die neuen Ideen auf den Betrieben. Die steirischen Winzerinnen und Winzer sind ein Aushängeschild der Steiermark. Sie werden in Silberberg gut ausgebildet und mit ihren nationalen und internationalen Erfolgen erarbeiten sie sich höchste Wertschätzung, die sie in Wertschöpfung ummünzen können. Allerdings steckt harte Arbeit dahinter.
Bei den Prämierungen ist der Bezirk Leibnitz immer im Spitzenfeld. Wie interpretieren Sie das?
Ich bin so stolz, dass unsere Betriebe mit so viel Tatendrang mitmachen. Allein das Mitmachen, vor allem aber die Auszeichnungen, haben einen enormen Marketingeffekt. Das reißt immer mehr Betriebe mit. Touristen und Einheimische schätzen diese besondere Qualität der Fleisch-, Käse- und Brotspezialitäten, von Weinen, Säften, Mosten und Edelbränden. Auch hier klappt es mit der Wertschöpfung. Wir werden diesen Weg behutsam und gut weiterentwickeln, damit noch mehr Betriebe in unserem Bezirk profitieren können. Ich bin überzeugt, dass dies gut gelingen wird, weil die Innovationskraft der Betriebe sehr, sehr groß ist. Was viele oft nicht sehen ist: Die Direktvermarkter sind auch wichtige Botschafter für jene produzierenden Betriebe, die keinen unmittelbaren Kontakt zu den Kunden haben und an die Verarbeitungsbetriebe und Schlachthöfe verkaufen. Jeder Betrieb ist wichtig, egal ob klein, mittel oder groß.
An welchen Ziel arbeiten Sie in den nächsten Jahren?
Ich erhoffe mir allen voran, dass der Bezirkskammer-Standort als Beratungsunternehmen mit der wichtigen Weinbauberatung gestärkt wird.
Ihre Botschaft an die Bäuerinnen und Bauern im Bezirk Leibnitz?
Mein Herzensanliegen ist es, so oft als möglich mit den Bäuerinnen und Bauern als unsere Kunden in Kontakt zu sein. Der persönliche Austausch ist mir besonders wichtig. Als lösungsorientierter Mensch will ich eins: helfen und unterstützen! Ich bin 24 Stunden täglich die ganze Woche lang erreichbar. Meine Arme sind weit ausgestreckt.
Zur Person:
Christoph Zirngast, Leibnitzer Kammerobmann. In Großklein führt er einen Rinderbetrieb mit Mutterkuhhaltung mit Kälberaufzucht. Er baut auch Mais und Kürbis an. Seine jüngste Innovation: Erdnüsse.
Drei Fragen an Bezirksbäuerin Daniela Posch
Zwei Hauptanliegen von Daniela Posch: Die Jugend soll wieder mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln kochen. Und: Besucht Facharbeiter-, Meister- und LFI-Kurse, denn Bildung ist der Schlüssel für beruflichen und persönlichen Erfolg!
- Teenager Kitchen-Battle: Damit ließen Sie aufhorchen. Was steckt dahinter?
Daniela Posch: Bei meinen Schulbesuchen ist mir aufgefallen, dass die Schülerinnen und Schüler zu Hause kaum mehr kochen. Mit dem Teenager Kitchen-Battle setze ich einen Gegentrend – acht Leibnitzer Mittelschulen haben wieder Freude am Kochen gefunden und sich ein ganzes Jahr mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln beschäftig, Seminarbäuerinnen haben mit ihnen gekocht und sie haben Bauernhöfe und Gastrobetriebe besucht. Ein Riesenerlebnis für alle war dann der Abschluss-Bewerb (letzte Seite). - Sie sind neue LFI-Vorsitzende. Ihre Botschaft an die Bauernschaft?
Das Wichtigste in herausfordernden Zeiten ist Bildung. Für die Zukunft, für den beruflichen und persönlichen Erfolg gibt es nur einen Schlüssel: Bildung! Um etwas zu erreichen, sollte man nie aufhören neugierig zu sein und sich weiterzubilden. So entstehen Ideen und Innovationen. Daher ist es wichtig, Facharbeiter-, Meister- und LFI-Kurse zu besuchen, das erworbene Wissen zu nutzen und am Betrieb umzusetzen. Ich vertrete das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) sehr stark. - Welche weiteren Aktivitäten setzen Sie als Bezirksbäuerin?
Das Teenager Kitchen-Battle wird weitergeführt. Schulinspektorin Barbara Ernst-Schnitzer will es auf die Fachschulen ausdehnen, im Bezirk Leibnitz wird es wiederholt, andere Bezirksbäuerinnen wollen es übernehmen. Auch die Wirtschaftskammer unterstützt uns, zumal wir den Beruf Koch/Köchin beleuchten. Unser großes Ziel: die Jugend soll wieder mit regionalen, saisonalen Lebensmitteln kochen.
