Schwanzbeißen bei Schweinen
Aus ihrer Sicht haben sie mit dem Maul die naheliegendste Möglichkeit, diesen Stress oder etwaige Mangelsituationen zu kompensieren. Am Beginn werden meist die Schwänze der Artgenossen lediglich besaugt - haarlose Schwänze stellen hier schon ein Alarmsignal dar, wo es gilt, möglichst schnell gegenzusteuern. Innerhalb weniger Tage kann das Problem massiv werden.
Hier kann man einige Punkte beachten
- Wasserversorgung prüfen: Wassermangel wird häufig unterschätzt. Steht ausreichend sauberes Trinkwasser zur Verfügung? Läuft genug Wasser nach (0,6 l/min. bei 50 kg - 1,8 l/min bei 120 kg)? Sind ausreichend Tränkemöglichkeiten für die Schweine vorhanden, werden diese eventuell von dominanten Tieren blockiert? Oft kann man auch gerade am Beginn solcher Verhaltensstörungen mit geeignetem Beschäftigungsmaterial gegensteuern, um so ein attraktives Umfeld zu bieten. Neben dem obligaten Raufutter in Raufen haben sich Wühlerden und Ferkeltorfe bewährt, die den Schweinen ermöglichen, ihren natürlichen Verhaltensweisen nachzugehen. Diese Torfe enthalten Rohfaser und Mineralien, aber auch Huminsäuren, die eine Toxinbindungsfunktion im Darm haben.
- Manche Landwirte schwören auch auf Tannenreisig zum Zerkauen und durchwühlen, damit im Stall keine Langeweile aufkommt. Oft lohnt sich auch ein Futtercheck, um eventuell Rationsbestandteile anzupassen oder zu ergänzen, auch können Schimmelpilzgifte im Futter Probleme im Darm und somit auch Schwanzbeißen bei Schweinen auslösen.
- Minerallecksteine in den Ställen können Mineralstoffmängel ausgleichen und beruhigend wirken. Durch die zusätzliche Salzaufnahme erhöht sich aber auch der Wasserbedarf, daher hier wieder der Hinweis auf die Wichtigkeit der Wasserversorgung!
- Luft und Temperatur im Stall: Schweine reagieren sehr sensibel auf schlechte Luft im Stall, auch Zugluft macht ihnen zu schaffen. Erhöht sich durch schlechte Luft der Fliegenbestand im Stall, so stresst auch das die Tiere nicht unerheblich. Somit ist auch eine konsequente Fliegenbekämpfung wichtig für das Wohlbefinden der Tiere. Wirken diese Faktoren über einen längeren Zeitraum auf die Schweine ein, so reagieren sie mit Stress, der sich durchaus auch wieder in Schwanzbeißen äußern kann.
- Auch eine ungenügende Strukturierung der Stallbereiche kann der Grund für Schwanzbeißen sein, wenn die Funktionsbereiche für die Schweine nicht klar ersichtlich sind, und die Tiere z.B. Ruhebereiche ständig queren müssen, um zu den Tränkemöglichkeiten zu gelangen, bringt das Unruhe und Stress in die Gruppe, was sich dann bei einzelnen Tieren in Schwanzbeißen äußern kann.
- Die Genetik kann bei diesem Problem auch eine Rolle spielen: oft sind es schon aggressive Zuchtsauen, die dieses Problem vererben können, aber auch eine genetisch bedingte hohe Leistung, der man in der Futterzusammensetzung und im Management kaum gerecht werden kann, ist durchaus problematisch.
Für die Unterstützung der Wundheilung bei angebissenen Schwänzen und um Infektionen oder Nekrosen zu verhindern, sollte der Tierarzt kontaktiert werden. Oft haben Wundheilungssprays mit vergrämenden Bitterstoffen eine gute Wirkung, da sie Artgenossen von einem weiteren "Anknabbern" fernhalten. Hier bitte unbedingt die doppelte Wartezeit beim Medikamenteneinsatz beachten!
Stark verletzte Tiere müssen in eine Krankenbucht verbracht werden, wo die verletzte Stelle in Ruhe abheilen kann und sich die Tiere vom Stress erholen können.