Mit Zwischenfrüchten Humus aufbauen
Der Zwischenfruchtanbau hat wegen der pflanzenbaulichen Vorteile stark zugenommen. Viel spricht für den Anbau einer Begrünung nach der Hauptfrucht im Sommer nach Getreide sowie im Herbst nach der Kürbis- oder frühen Maisernte. Wurde der Zwischenfruchtanbau früher vielfach zur Futternutzung (Landsbergergemenge, Futterraps) verwendet, so wird heute vor allem Wert auf die positiven Wirkungen für den Boden und die Folgekultur sowie die Umwelt gelegt.
Der Stoppelsturz nach der Getreideernte dient in erster Linie zur Reduktion von Wasserverlusten und dem Auflaufen von Ausfallgetreide. In Verbindung mit einer geeigneten Begrünungsmischung kann danach eine rasche Bodenbedeckung erfolgen. Der Boden wird so vor Erosion und erhöhter Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen Austrocknung geschützt. Die Zwischenfrucht dient auch als Nährstoff(zwischen)speicher. Konkret, indem sie Nährstoffe, welche von der Hauptkultur nicht mehr genutzt wurden oder bei der Rotte der Ernterückstände freigesetzt werden, aufnimmt. Sie schützt so vor Auswaschung ins Grundwasser sowie vor Abtrag durch Erosion. Neben den pflanzenbaulichen Vorteilen von Zwischenfrüchten profitiert also auch die Umwelt.
Bei früh geernteter Hauptfrucht – Wintergerste oder Biogasgetreideganzpflanzensilage – ist in vielen Ackerbaugebieten auch noch der Anbau einer Zweitfrucht mit einer Ernte Mitte Oktober bis Anfang November möglich. Wurde früher nach Wintergerste häufig Buchweizen als Zweitfrucht gesät, so werden heute eher Soja oder für die Biogaserzeugung Hirse und Mais angebaut.
Lagerraum sparen
Zweitfrüchte und Begrünungen können auch dazu genutzt werden, die mit der anfallenden Gülle ausgebrachten Nährstoffe aufzunehmen. Durch die Zwischenfrucht können diese über den Winter für die Folgekultur im Frühjahr gespeichert werden. Dadurch können Lagerraum gespart und Arbeitsspitzen bei der Frühjahrsausbringung der Gülle gesenkt werden. Werden Leguminosen der Zwischenfruchtmischung beigemengt, wird zusätzlich Stickstoff aus der Luft mit Hilfe der Knöllchenbakterien gebunden. Ein wichtiger Aspekt ist die Stabilisierung des Bodengefüges, die durch die Durchwurzelung des mechanisch gelockerten Bodens mithilfe der Zwischenfrucht erfolgt. Bei einer reinen mechanischen Lockerung ohne nachfolgende pflanzenbauliche Maßnahmen besteht die Gefahr, dass man damit gerade das Gegenteil erreicht.
Wasser speichern
Durch die Lockerung und Stabilisierung des Bodengefüges wird der Anteil der Grob- und Mittelporen erhöht, wodurch natürlich auch die Fähigkeit des Bodens erhöht wird, Wasser aufzunehmen und auch zu speichern. Nicht zuletzt wäre da noch der Humus und das Bodenleben. Humus mehren kann man nur mithilfe organischer Substanz. Während der Vegetation wird Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre mit Hilfe des Sonnenlichtes in der lebenden Pflanze zu Zucker und Stärke (Photosynthese) und weiter zu langkettigen Kohlenstoffverbindungen (z.B. Zellulose), die einen Großteil der organischen Masse ausmachen, umgewandelt. Sie dient nach dem Absterben als Nahrung für das Bodenleben. Je länger pflanzliches Wachstum auf einem Feld stattfindet, desto mehr organische Masse wird gebildet und kann dann zur Humusvermehrung beitragen. Sommer- und Winterbegrünungen sind also auch äußerst wichtig für das Bodenleben – vom Regenwurm bis zu den Mikroorganismen und den Bodenpilzen – wofür die Zwischenfrüchte besonders während der vegetationslosen Zeit als Nahrungsquelle dienen.
Das heißt: Man sollte die Zeit nach der Hauptkultur-Ernte bestmöglich für die Bildung organischer Masse nützen.
WINTERHART ODER ABFROSTEND?
Sehr guter Erosionsschutz, wenn Folgekultur direkt in die Mulchschicht eingesät wird.
Bei der Anlage der Zwischenfrucht ist die Fruchtfolge der Hauptkulturen mit zu bedenken – nicht jede Zwischenfrucht eignet sich aus phytosanitären Gründen als Vorfrucht für die nächste Hauptfrucht. Beispielsweise haben Ackerbohne oder Erbse nichts in der Zwischenfrucht verloren, wenn als Hauptkultur Körnererbse oder Ackerbohne folgen. Sonnenblume und Ramtillkraut (Mungo) gehören nicht in Begrünungsmischungen, wenn danach Soja oder Sonnenblume angebaut werden. Hier besteht das Risiko, dass Sklerotinia gefördert wird.
In einer Zuckerrübenfruchtfolge sind resistente Senf- oder Ölrettichsorten als Nematodenhemmer wichtige Mischungspartner.
Nach der Maisernte kommen vor allem winterharte Zwischenfrüchte in Frage. Hier erscheint zwar ein später Anbau oft nicht sinnvoll, folgt doch relativ knapp danach der Winter, sodass man der Meinung ist, die Zwischenfrucht kann sich nicht mehr entsprechend etablieren. Als Mischungspartner kommen vor allem Grünschnittroggen, Winterwicke oder Perko in Frage.
Oberirdisch ist hier vor dem ersten Frost oder Schnee oft nicht viel zu erkennen. Entscheidend ist aber das Wurzelwachstum, solange der Boden nicht durchgefroren ist. Im Frühjahr, wenn es angemessen warm und feucht ist, explodiert das oberirdische Wachstum.
Erosionsschutz
Soll man winterharte oder abfrostende Zwischenfrüchte anbauen? Abfrostende Zwischenfrüchte bereiten meist weniger Probleme bei der Feldvorbereitung für die Folgekultur, da meist weniger Masse vorhanden ist, die sich relativ leicht einarbeiten lässt. Bei entsprechender Feldvorbereitung vor der Zwischenfrucht lässt sich die Folgekultur oft auch direkt in die Mulchschicht einsäen. Das ist ein sehr guter Erosionsschutz. Winterharte Begrünungen erfordern meist mehr Aufwand. Heuer sind nach Begrünungen verstärkt Schädlinge wie die Saatenfliege, Nacktschnecken, oder Drahtwürmer aufgetreten. Schein-
bar haben sie in der verrottenden Mulchschicht ein optimales Milieu vorgefunden. Nur eine weitere Versuchs- und Forschungstätigkeit kann diese Frage klären.
Tipps zu den Mischungen
Begrünungen sollten sofort nach der Ernte angelegt werden. Mischungspartner sind für Jugendentwicklung entscheidend.
- So früh wie möglich anbauen. Der beste Tag für die Anlage der Begrünungen ist der Tag nach der Ernte der Hauptkultur. Das gilt auch für frühe Begrünungen nach Getreide oder Raps. Je länger die Wachstumszeit ist, umso stärker wird sich das Wurzelsystem entwickeln und umso mehr organische Substanz kann für das Bodenleben und den Humusaufbau gebildet werden. Außerdem wird mehr CO2 aus der Atmosphäre gebunden und das Risiko von Nährstoffauswaschungen und Erosionen sinkt.
- Rasche Jugendentwicklung. Um eine schnelle Deckung des Bodens zu erreichen, braucht man Pflanzen in einer Begrünungsmischung, die auch unter nicht optimalen Bedingungen eine schnelle Keimung und Jugendentwicklung zeigen. Die rasche Bedeckung des Bodens ist wichtig, um Unkräuter frühzeitig zu unterdrücken und den Boden zu beschatten. Zu diesen Pflanzen gehören etwa Buchweizen, Pflanzen aus der Familie der Kreuzblütler (Senf, Sareptasenf, Ölrettich, Melioratinsrettich), Mungo, Sandhafer.
- Artenreiche Mischungen bevorzugen. Sommerbegrünungen –mit mindestens drei Begrünungspartnern (Öpul-Vorgaben der Varianten 2, 3 und 4). Vielfältige Mischungen durchwurzeln alle Bodenschichten, entwickeln sich auch bei extremeren Witterungsbedingungen gut, sind weniger anfällig gegen Schädlinge und erhöhen die Biodiversität.Effektive Sommerbegrünungen sollten zumindest vier bis fünf Mischungspartner enthalten. Begrünungsmischungen mit bis zu 15 Mischungspartnern sollten Spezialisten vorbehalten sein.
- Leguminosen sind sehr wertvoll. Sie binden Luftstickstoff und haben einen hohen Vorfruchtwert für stickstoffzehrende Folgefrüchte. Ihre Wurzelsysteme durchwurzeln den Boden intensiv. Luzerne und Lupinen haben ein ausgeprägtes tiefes Wurzelsystem. Kleinkörnige Leguminosen wie Alexandriner- und Perserklee, haben ein flacheres, aber sehr feines Wurzelgeflecht. Großkörnige wie Saaterbse, Sommerwicke oder Ackerbohne zeigen ein dichtes, mitteltiefes Wurzelsystem, das den Boden gut strukturiert hinterlässt. Einschränkungen von Leguminosen als Begrünungspflanzen gibt es, wenn Leguminosenhauptfrüchte in der Fruchtfolge (Fruchtfolgekrankheiten!) angebaut werden. Weiters, wenn Wirtschaftsdünger zur Begrünung ausgebracht werden soll oder bei Leguminosenvorfrüchten (erhöhte Stickstoffverluste in Luft oder Grundwasser). In Wasserschutzgebieten ist der Anbau von Leguminosen in der Regel verboten
- Pflanzen-Auswahl. Das Sortiment an Begrünungspflanzen ist sehr vielfältig. Diese Vielfalt macht es aber auch schwierig, eine betriebsspezifische Mischung zu finden. Eine Einheitsmischung gibt es da nicht. Zu unterschiedlich sind Betriebstyp, Fruchtfolge, Bodenverhältnisse, Klimagebiet, Vorfruchtwirkung oder auch gesetzliche Vorgaben. Schauen Sie sich deshalb auch Fertigmischungen an. Viele Saatgutfirmen bieten fertige Zwischenfruchtmischungen an und haben dazu auch eine Beschreibung, wie diese am besten eingesetzt werden. Je nach Vorlieben können diesen Mischungen auch noch einzelne Pflanzenarten zugefügt werden.
- Bienenschutz: Spätblühende Begrünungen vermeiden. Auf einen bienenverträglichen Anbau der Begrünung muss unbedingt geachtet werden. Begrünungen, die in der zweiten Oktoberhälfte noch blühen, sind zu vermeiden. Im Fall einer Zwischenfruchtanlage nach Mitte August sollten Sorten verwendet werden, die nur vereinzelt oder gering in Blüte gehen und dadurch keine Trachtwirkung mehr ausüben. Somit stellen diese keine Gefahr für Winterbienen dar. Frühere Anbautermine – beispielsweise Ende Juli/Anfang August – sowie bienengerechte Zwischenfruchtmischungen stellen erfahrungsgemäß in der Regel kein Problem dar.
ZWISCHENFRUCHTANNBAU: MASCHINEN, DIE SICH GUT EIGNEN
Der Erfolg im Begrünungsanbau hängt nicht zuletzt daran, dass Saattermin, Mischung, Technik und Bodenzustand aufeinander abgestimmt sind.
Sind bei der Ernte oder aus der Vorbewirtschaftung Verdichtungen zu finden, so lässt sich mittels Spaten oder Bodensonde gut deren Tiefe feststellen. Eine Lockerung ist jedenfalls nur bis knapp unter den Verdichtungshorizont notwendig – jeder Zentimeter tiefer braucht nur Treibstoff und schadet mitunter dem Bodengefüge. Die Werkzeuge dazu können durchaus sehr schmal sein – so bleibt die Erde in der Schicht, aus der sie kommt.In einem schmalen Riss kann sich eine geeignete Pflanzenwurzel rasch nach unten entwickeln und die verbleibenden Brocken im Boden durchwurzeln. Gleich vorweg: Zum Nulltarif gibt es eine gelungene Begrünung nicht. Aber zumeist kann mit der vorhandenen Technik die Bearbeitung und Aussaat sehr gut gelingen. Tiefes Bearbeiten ist nach der Ernte oft gar nicht nötig und holt nur Brocken an die Oberfläche, die erst wieder zerkleinert werden müssen.
Sind bei der Ernte oder aus der Vorbewirtschaftung Verdichtungen zu finden, so lässt sich mittels Spaten oder Bodensonde gut deren Tiefe feststellen. Eine Lockerung ist jedenfalls nur bis knapp unter den Verdichtungshorizont notwendig – jeder Zentimeter tiefer braucht nur Treibstoff und schadet mitunter dem Bodengefüge. Die Werkzeuge dazu können durchaus sehr schmal sein – so bleibt die Erde in der Schicht, aus der sie kommt.In einem schmalen Riss kann sich eine geeignete Pflanzenwurzel rasch nach unten entwickeln und die verbleibenden Brocken im Boden durchwurzeln. Gleich vorweg: Zum Nulltarif gibt es eine gelungene Begrünung nicht. Aber zumeist kann mit der vorhandenen Technik die Bearbeitung und Aussaat sehr gut gelingen. Tiefes Bearbeiten ist nach der Ernte oft gar nicht nötig und holt nur Brocken an die Oberfläche, die erst wieder zerkleinert werden müssen.
Saatgut und Saatbeet
Notwendig sind zwei Dinge: Es muss so viel Erde an die Oberfläche, dass die gewählte Sätechnik funktioniert. Das heißt: Für einen Säkasten mit freiem Abwurf benötige ich deutlich mehr Erde als für eine Scheibenschar-Sämaschine. Zweitens muss aber auch der Wasseranschluss für die Keimlinge nach unten gesichert sein. Daher muss bei tieferer Bearbeitung sofort wieder eine entsprechende Rückverfestigung erfolgen, um ein Austrocknen zu verhindern. Ist es feucht genug, dann ist die Ablagetiefe bei Zwischenfrüchten nicht so genau. Lediglich Feinsämereien, wie Klee, dürfen nicht zu tief in den Boden gelangen.
Auch das nachträgliche Anwalzen des Saatbeetes kann den Wasseranschluss und den Feldaufgang verbessern. In Hanglagen ist hier aber auf ausreichende Strohreste an der Oberfläche zu achten, da das Walzen die Erosion bei Starkregen begünstigt.
Einstellung wichtig
Grubber in verschieden schwerer Bauart und Scharformen sowie Scheibeneggen sind die gängigsten Geräte zur Bearbeitung von Stoppeln. Ein Tipp, der nie schadet: die Bearbeitungsrichtung leicht schräg zur Hauptrichtung am Feld verschieben. Damit werden Spuren von der Pflege und der Ernte auch bei seichter Bearbeitung besser eingeebnet.
Um die richtige Einstellung zu finden, ist es notwendig, den bearbeiteten Horizont anzusehen. Die Kontrolle, ob die vorderen Werkzeuge gleich tief wie die dahinterliegenden arbeiten oder ob der Boden durch die Bewegung verschmiert wird, kann nicht vom Traktor aus beurteilt werden. Kreiseleggen-Sämaschinenkombinationen können vor allem bei Strohabfuhr und trockenen Verhältnissen für Feinsämereien oder Klee und Gras einen raschen und guten Feldaufgang sicherstellen – wenn unmittelbar nach der Ernte gefahren wird. Zinkensämaschinen können dieselbe Arbeit mit weniger Kraftaufwand beziehungsweise höherer Geschwindigkeit erledigen.
Beim Anbau soll aber auch schon ans Einarbeiten gedacht werden. Eine gute Zerkleinerung mittels Häcksler oder das seichte Einarbeiten ist etwa nur dann möglich, wenn die Oberfläche nach der Aussaat eben ist und keine Spuren aufweist.
Auch dafür können Walzen eine Lösung sein. Aber auch die mögliche Samenreife von Zwischenfrüchten muss beachtet werden.
Buchweizen, der früh angesät wird, samt in einem normalen Jahr aus und kann somit für eine Folgekultur wie Mais oder Soja zu einem optisch netten, aber absolut ungewolltem Beikraut werden!