Milchfettgehalt im Sommer hoch halten
Im Sommer ist der Milchfettgehalt häufig deutlich tiefer als im Winter. Grund dafür ist meist Hitzestress, der zu einer geringeren Futteraufnahme führt. Ebenso können schwankende Grundfutterqualitäten, etwa auf der Weide, oder ein nacherwärmter Silo zu Milchfettschwankungen führen. Stoffwechselerkrankungen und Probleme mit Parasiten, Klauen- oder Eutererkrankungen senken den Milchfettgehalt ebenfalls.
Pansen muss laufen
Für die Bildung von Milchfett im Euter sind die im Pansen gebildete Essigsäure und zu einem geringen Anteil auch die Buttersäure, mitverantwortlich. Essigsäure entsteht hauptsächlich bei der Fermentation von pflanzlichen Gerüstsubstanzen durch die Pansenmikroben. Deshalb sind das Angebot von gut verdaulichem Grundfutter, das Grund-Kraftfutter-Verhältnis und besonders die Höhe der Gesamtfutteraufnahme wichtig. Essigsäurebakterien benötigen auch einen optimalen pH-Wert von über 6,2 im Pansen. Eine zu geringe Grundfutteraufnahme in Verbindung mit viel Kraftfutter führt zu einer verminderten Speichelbildung und einem Absinken des pH-Wertes. Mögliche Gründe dafür sind auch zu trockene Mischrationen, die am Futtertisch selektiert werden oder die Fütterung von sehr jung genutzten Folgeaufwüchsen. Zu große Mengen an Stärke und Zucker im Kraftfutter, die im Pansen rasch abgebaut werden, haben einen negativen Effekt auf den Milchfettgehalt. Gerste, Weizen, Triticale, Roggen und Melasse sind nachteilig, Trockenschnitzel und Körnermais sind hingegen pansenschonend, da sie nur langsam fermentiert werden. Hinweise über die Strukturversorgung der Milchkühe geben auch Wiederkauverhalten, Kotbeschaffenheit und Klauengesundheit.
Maßnahmen, um Milchfettgehalt zu verbessern
- Hohe Grundfutteraufnahme. Futtertisch vor jeder neuen Vorlage gründlich säubern und danach Futter mehrmals am Tag nachschieben. Lockfutter kann eingesetzt werden.
- Gleichmäßige Rationen über längere Zeiträume anbieten. Die Grundfutterzusammensetzung nicht alle paar Tage verändern. Besonders bei Fütterung mit Rundballen oder Weidehaltung muss darauf geachtet werden.
- Bei Mischrationen soll die Futteraufnahme laufend kontrolliert werden. Dazu muss auch der Trockenmassegehalt bestimmt werden - Heißluftfritteusen eignen sich sehr gut. Eine gut eingestellte Mischration hat einen Trockenmassegehalt zwischen 36 - 40%. Bei trockenen Rationen, das Kraftfutter durch Beigabe von Wasser binden. Mischrationen müssen zerkleinert und lange genug gemischt werden.
- Struktur in Ration bringen. In strukturarmen Mischrationen können kleine Mengen Futterstroh (0,5 Kilo je Tier) oder Heu eingemischt werden. Etwas Heu zu den Melkzeiten extra anbieten.
- Auf Futterhygiene achten. Am Silo muss ausreichend Futter entnommen werden, damit es zu keinen Futtererwärmungen kommt. Mischwagenbetriebe können 1 - 3 Liter Futtersäure je Tonne Frischmasse zur Stabilisierung einmischen.
- Kraftfuttergrenze an die Grundfutteraufnahme anpassen. Kraftfuttermengen von 40% in der Gesamtration nicht überschreiten. Dies sind rund 10 kg bei Kühen ab der zweiten Laktation und 9 kg bei Erstlingskühen. Auch feuchte Kraftfuttermittel wie Biertreber, Mus oder Pressschnitzel berücksichtigen.
- Kraftfutter langsam steigern. Zu Laktationsbeginn Kraftfutter langsam steigern. Maximum soll erst nach vier bis sechs Wochen erreicht werden.
- Wahl des Kraftfutters. Pansenschonendes Kraftfutter wie Mais, Trockenschnitzel und eventuell Kleie füttern.
- Fettarme Futtermittel. Keine zu großen Mengen an fettreichen Futtermitten wie etwa Kuchen (Raps, Kürbis) füttern. Fettgehalte von über 5% in der Gesamttrockenmasse senken den Milchfettgehalt ab.
- Kraftfutter in kleinen Portionen zuteilen. Stress vor der Transponderfütterung durch zu viele Tiere vermeiden. Eventuell mit einer verschließbaren Tür nachrüsten. Maximal 30 Kühe je Station.
- Mineralstoffversorgung. Ausreichend Mineralfutter geben, da Kühe bei hoher Milchleistung einen großen Bedarf an Mengen- und Spurenelementen haben. Mineralfutter mit Lebendhefe verwenden, da diese im Pansen Zucker abbauen. Natriumbikarbonat anstelle von Viehsalz füttern.
- Hitzestress vermeiden. Für ausreichend Belüftung im Stall sorgen, damit die Kühe nicht zu lange stehen und die Klauen belasten. Hitzestress muss vermieden werden.
- Wasser. Ausreichende Wasserversorgung sicherstellen.