Klimawandel und Wolf setzen den steirischen Almbauern zu
Almen sind Paradies für Erholungssuchende und Urlauber, für Almbauern ist Bewirtschaftung aber sehr herausfordernd
Der Klimawandel bringt auch die Almwirtschaft aus dem Gleichgewicht: Wetterkapriolen, Vegetationsveränderungen, längere Bewirtschaftungsperioden, ein höherer Bedarf an Tieren sowie Personalmangel sind jene Herausforderungen, die den heimischen Almbauern besonders zu schaffen machen. Ausgesprochen besorgt sind die Almbauern aber wegen der Rückkehr des Raubtieres Wolf, der die gesamte Almwirtschaft in Gefahr bringt.
Informationskampagne: Kommt der Wolf, geht die Alm
Äußerst angespannt ist die Stimmung unter den Almbauern und Almauftreibern wegen der vermehrten Wolfsrisse. Die bange Frage dabei ist, so Kammerpräsident Franz Titschenbacher: „Werden die Tiere den Almsommer heil überstehen?“ Zur vom Land Steiermark geplanten Wolfsverordnung – in anderen Bundesländern wie Nieder- und Oberösterreich oder Kärnten sind solche Verordnungen bereits in Kraft – verlangt Titschenbacher: „Diese muss ehestmöglich umgesetzt und praktikabel und unbürokratisch gestaltet werden.“ Die Almbauern machen ihre diesbezüglichen Sorgen und den Druck, der auf sie lastet, auch mit der Informationskampagne „Kommt der Wolf, geht die Alm“ aufmerksam. 300 Transparente und Plakate hängen steiermarkweit auf und in Almhütten sowie im freien Almgelände. Initiatoren sind Landwirtschaftskammer, Almwirtschaftsverein sowie Schaf- und Ziegenzuchtverband.
Klimawandel verlängert Almsaison
Der Klimawandel ist auch auf den Almen angekommen: Durch die zunehmende Hitze und die Verlängerung der Almsaison steigt zwar der Futterertrag, die Schattenseite ist jedoch, dass mehr Tiere auf den Almen gebraucht werden, um das größere Futterangebot auch zu fressen. Anton Hafellner, Obmann des steirischen Almwirtschaftsvereins erläutert: „Bei größerem Futterangebot können die Tiere die Almen nicht mehr abgrasen. Die Folgen: Das Naturjuwel Almen verbuscht beziehungsweise verwaldet.“ Die Gefahr droht, dass viele Almweiden zuwachsen und die wunderschöne Almlandschaft nicht mehr offengehalten werden kann. Also Alm sucht Tier!
Gefahr der Verwaldung und Verbuschung
Insbesondere der Klimawandel mit den wärmeren Temperaturen wirkt sich auf den Bewuchs stark aus. Die Waldgrenze steigt jährlich an und einzelne Pioniere wie Lärchen oder Latschen sind bereits auf Seehöhen über 2.100 Meter anzutreffen. Damit kann je nach Region die Verwaldung und Verbuschung zwischen zwei bis fünf Prozent der Almflächen pro Jahr voranschreiten. Bei einer fehlenden Pflege beanspruchen Zwergsträucher, wie die Schwarz- oder Heidelbeere, der Almrausch oder der Wacholder (Kranewitt) sowie die Latschen und Erlen, die wertvollen Almflächen für sich.
Titschenbacher: Leistungen der Almbauern sind grob unterschätzt – Ohne Almpflege würden jährlich 1.000 Hektar Almen verschwinden. Almpflege würde der öffentlichen Hand 60 Millionen Euro kosten
Die rund 5.400 Almbauern und Almauftreiber verhindern, dass die für den Tourismus so wichtigen Almen, die Berggebiete und die benachteiligten Gebiete verbuschen, verwildern und verwalden. Auf den rund 38.000 Hektar steirischen Almfutterflächen weiden in den Sommermonaten knapp 43.000 Rinder, 900 Pferde sowie 6.800 Schafe und Ziegen. „Ohne die wichtige Almpflege würden jährlich allein in der Steiermark rund 1.000 Hektar wertvolle Almflächen verwalden“, gibt Titschenbacher zu bedenken. Und er rechnet vor: „Würden die Almbauern, die für den steirischen Tourismus so wichtigen Almen, nicht pflegen, käme das dem öffentlichen Budget sehr teuer: Die Almpflege würde der öffentlichen Hand jährlich rund 60 Millionen Euro kosten.“
Diese Almen laden zum Schwendtag:
- Tyrnauer Alm in Fladnitz, Kontakt: Richard Eibisberger, 0664/52 70 484,Treffpunkt: Thyrnauer Almhütte (Tyrnau 18, 8130 Frohleiten), 8 Uhr
- Mönichwalder Bauernhalt in Mönichwald, Kontakt: Hannes Prettenhofer, hannes.prettenhofer@gmx.at, 0664/926 33 62, Treffpunkt: Mönichwalder Schwaig (Karnerviertel 28, 8252 Mönichwald), 8 Uhr,
- Hochalm-Bärntal, Kontakt: Alois Kiegerl, alois@priegl.at, 0676/ 592 66 50, Treffpunkt: Bärntalhütte (Kruckenberg 6, 8530 Kruckenberg), 8.30 Uhr
- Graualm, Kontakt: Franz Stefan Diepold, franz-stefan.diepold@aon, 0664/13 10 107, Treffpunkt: Parkplatz Passhöhe Seeberg (Hinterberg 2, 8624 Thörl) 8 Uhr
- Wurmalm, Kontakt: Rosi Rotwangl, rechbergerchristian@gmx.at, 0664/ 424 4058, Treffpunkt: 200 m nach Pretalhof, Familie Leitner in Stübming (Thal 22, 8625 Turnau), 8 Uhr
- Ostereralm in Turnau, Kontakt: Christian Rechberger, rechbergerchristian@gmx.at, 0664/ 223 98 33, Treffpunkt: Gemeindeparkplatz Hinter Seidl (Thal 22, 8625 Turnau), 8 Uhr
- Wildalpen, Kontakt: Karl Eder, ederkarl69@gmx.at, 0664/371 27 18, Treffpunkt: Halltal 52, 8630 Mariazell, 8 Uhr
- Geiregg-Moschkogel-Alm, Kontakt: Michael Halmdienst, michael.halmdienst@gmx.at, 0676/75 13 383, Treffpunkt: Autobahnabfahrt Mürzzuschlag West bei der Ganztalkreuzung (Geieregg 14a, 8680 Mürzzuschlag), 8.30 Uhr
- Gaalwald-Alm, Kontakt: Martin Haissl, martin_haissl@a1.net, 0664/116 34 64, Treffpunkt: Parkplatz Käfermuseum Gaal (Puchschachen 41, 8731 Gaal), 8 Uhr
- Seckauer Hochalm, Kontakt: Karl Egger, 0676/403 71 70, Treffpunkt: Hochalmparkplatz am Fressenberg Nr. 19 (Fressenberg 19, 8733 Feistritz-St.Marein), 8 Uhr
- Gsollalm in Eisenerz, Isabella Nömayer, isabella.noemayer@a1.net, 0664/461 95 24, Treffpunkt: Parkplatz Gsollkurve an der B 115 (Gsollstraße 18a, 8790 Eisenerz), 8 Uhr
- Admonter Höhe – Fellneralm, Kontakt: Alois Weissensteiner, office@agrar-weissensteiner.at,, 0664/103 13 11 oder 0664/463 27 33, Treffpunkt: Talsperre Pölzau (Weißenbach an der Enns 87, 8933 St. Gallen), 8 Uhr
- Planneralm (Agrargemeinschaft), Kontakt: Alexander Dornbusch, alexander.dornbusch@gmx.at, 0676/397 84 14, Treffpunkt: Latschenbrennerei Planneralm (Aigen 13, 8943 Aigen im Ennstal), 9 Uhr
- Pleschnitzalm in Aich, Kontakt: Josef Walcher, goessenberg@gmail.com, 0664/736 755 57, Treffpunkt: Lambachalm (Gössenberg 23, 8966 Aich), 8 Uhr
Zahlen und Fakten
Die Steiermark hat eine Almweidefläche von 38.000 Hektar. Die Almen sichern somit in den Sommermonaten die Futterversorgung von rund 50.000 Wiederkäuern – 43.000 Rinder, davon 12.000 Mutterkühe, 800 Milchkühe, 6.200 Schafe, 600 Ziegen und 900 Pferde. In der Steiermark kümmern sich 911 Hirten, Sennerinnen und Senner um das Wohl der Tiere. Unterschieden wird zwischen Hoch-, Mittel- und Niederalmen. Insgesamt gibt es in der Steiermark 1.642 aktive Almen.