Kastanien wachsen zu gefragtem Nischenprodukt heran
„Die Nachfrage steigt, wir haben immer häufiger Beratungen, wo sich Bauern hinsichtlich Kastanienanbau informieren“, ist Obstbau-Fachberater Karl Waltl vermehrt mit dem Thema Kastanienanbau beschäftigt. Immerhin beträgt die Anbaufläche in der Steiermark mittlerweile 131 Hektar. Vor sechs Jahren waren es 49 und 2020 bereits 112 Hektar. Die klassischen weiß-grünen Kastanienanbaugebiete sind die West- und Südsteiermark, aber auch in der Obersteiermark kommt es vermehrt zu Kultivierungen.
Veredelung ankurbeln
Neben Grundgegebenheiten wie frische, saure, humusreiche Böden und bevorzugte Lage in rund 400 bis 600 Metern Seehöhe gibt es rund um den Anbau der anspruchsvollen Pflanze einige Herausforderungen. Waltl: „Unsere Kastanienbäume sind sehr anfällig für den Kastanienrindenkrebs. Auch Graufäule, Wühlmäuse oder die Tintenkrankheit setzen den Pflanzen zu.“ Daher wird hierzulande weitgehend auf robuste Hybridunterlagen gesetzt. Seitens der Arbeitsgemeinschaft „Zukunft Edelkastanie“ gibt es allerdings Bestrebungen, heimische Sorten zu finden und zu testen. Obmann Johannes Schantl: „Unser Ziel ist es herauszufinden, ob es in der Steiermark diesbezüglich interessante Bäume gibt. Dann könnte sogar eine Sortenanerkennung erreicht werden.“ Derzeit beziehen steirische Kastanienbauern ihre Pflanzen von heimischen Baumschulen, aber auch aus dem Ausland. Zu bedenken: bei Kastanien kommt es erst nach acht bis zehn Jahren zu einer Vollernte. Dann ist mit einem Ertrag von etwa 5.000 Kilo pro Hektar zu rechnen, bei einem Pflanzabstand von rund acht Metern.
Markt und Preis
Derzeit ist vorwiegend der Frischmarkt interessant. Heuer war aufgrund der sehr guten Ernte der Absatz etwas schwieriger. Dazu kommt preisgünstige Konkurrenz aus dem Ausland. Seitens der Arge laufen deshalb intensive Bemühungen hinsichtlich Veredelung – etwa zu Kastanienmehl oder Flocken.
Waltl: „Viele Anbauflächen sind Bioflächen. Der Markt fragt bei Kastanien aber nicht unbedingt Bioqualität nach.“
Waltl: „Viele Anbauflächen sind Bioflächen. Der Markt fragt bei Kastanien aber nicht unbedingt Bioqualität nach.“
Wissenswertes über die Kastanie
Dreizehn Arten! Das Ursprungsland der Kastanie ist Asien. Vermutlich vor tausend Jahren vor allem von den Römern auf ihren Eroberungszügen über Süd- und Mitteleuropa verbreitet. Dreizehn Arten wurden quer über unseren Planeten mittlerweile gefunden.
Anspruchsvolle Pflanzen! Frische, saure und humusreiche Böden sind ideal für Kastanienbäume. Die Wurzel der Kastanie braucht einen luftigen Boden, keine dichten, schweren lehmigen Böden. Zwischen 400 und 600 Meter Seehöhe finden sie ideale klimatische Bedingungen vor. Frostempfindlich!
Samen als Unterlage! Da die europäische Kastanie durch Aussaat nicht sortenecht vermehrt werden kann, werden die Sämlinge nur als Unterlage verwendet. Es laufen Bemühungen, hier entsprechende heimische Sorten zu finden (Interview!).
Trend in der Ernährung. Bedeutung der Kastanien im Rahmen einer gesunden und auch veganen Ernährung steigt. Sie sind sehr nährstoffreich. Deshalb sollen Kastanien zu einem Ganzjahreslebensmittel werden.
Verarbeitung und Markt. Die Arbeitsgemeinschaft forciert den Kastanienanbau in der Steiermark. Die Marke „Steirerkestn“ gibt es seit 2018. Zukunftsthema wird unter anderem die Verarbeitung sein – dezentral, beispielsweise zu Mehl oder Flocken.
Eurocastanea-Kongress 2023 in Österreich. www.steirerkestn.at
Anspruchsvolle Pflanzen! Frische, saure und humusreiche Böden sind ideal für Kastanienbäume. Die Wurzel der Kastanie braucht einen luftigen Boden, keine dichten, schweren lehmigen Böden. Zwischen 400 und 600 Meter Seehöhe finden sie ideale klimatische Bedingungen vor. Frostempfindlich!
Samen als Unterlage! Da die europäische Kastanie durch Aussaat nicht sortenecht vermehrt werden kann, werden die Sämlinge nur als Unterlage verwendet. Es laufen Bemühungen, hier entsprechende heimische Sorten zu finden (Interview!).
Trend in der Ernährung. Bedeutung der Kastanien im Rahmen einer gesunden und auch veganen Ernährung steigt. Sie sind sehr nährstoffreich. Deshalb sollen Kastanien zu einem Ganzjahreslebensmittel werden.
Verarbeitung und Markt. Die Arbeitsgemeinschaft forciert den Kastanienanbau in der Steiermark. Die Marke „Steirerkestn“ gibt es seit 2018. Zukunftsthema wird unter anderem die Verarbeitung sein – dezentral, beispielsweise zu Mehl oder Flocken.
Eurocastanea-Kongress 2023 in Österreich. www.steirerkestn.at
Von der Brotfrucht der Armen zur Genussfrucht
Die Kastanie, eine Frucht die als Nahrung für uns Menschen mit ihren hochwertigen Inhaltsstoffen von besonderer Bedeutung ist. Aus der Sicht der Botaniker ist diese Frucht eigentlich eine Nuss. Der Baum selbst zählt zu den Buchengewächsen (lat. Fagaceae). Die Beschaffenheit der Fruchtstände ist ausschlaggebend für die botanische Einordnung. Eine stachelige Hülle, der Igel, auch Pulpa genannt, umhüllt die nussartige Frucht, wie auch der Fruchtstand der Walnuss und die der Buche mit ihrer dreieckigen Nuss, den Bucheckern.
Die Frucht der Rosskastanie ist leicht giftig für Menschen, aber eine Medizinfrucht für Pferde. Aus diesem Grund wurde diese Frucht bei Eroberungszügen mitgenommen und so über unserem Kontinent verbreitet. Dieser Baum zählt zu den Seifengewächsen. Die Frucht wurde zur Seifengewinnung verwendet. Der Baum ist in vielen Parks häufig anzutreffen.
Die Frucht der Rosskastanie ist leicht giftig für Menschen, aber eine Medizinfrucht für Pferde. Aus diesem Grund wurde diese Frucht bei Eroberungszügen mitgenommen und so über unserem Kontinent verbreitet. Dieser Baum zählt zu den Seifengewächsen. Die Frucht wurde zur Seifengewinnung verwendet. Der Baum ist in vielen Parks häufig anzutreffen.
Esskastanie oder Maroni, was unterscheidet diese?
Beide gehören zur gleichen Gattung, der Kastanie. (lat. Castanea)
Es sind kaufmännische Aspekte die diese Bezeichnungen unterscheiden. Maronen sind die großfruchtigen Kastanien, die sich leicht schälen lassen. Nur 12 % der Früchte dürfen Zwischenwände aufweisen. Die Stückzahl je Kilo Früchte muss bei Maronen unter 70 Stück liegen. In Frankreich wurden diese Kriterien für den Begriff „Maroni“ festgelegt. Maroni Sorten wurden aus den Wildsorten selektioniert und weiter vermehrt.
Es sind kaufmännische Aspekte die diese Bezeichnungen unterscheiden. Maronen sind die großfruchtigen Kastanien, die sich leicht schälen lassen. Nur 12 % der Früchte dürfen Zwischenwände aufweisen. Die Stückzahl je Kilo Früchte muss bei Maronen unter 70 Stück liegen. In Frankreich wurden diese Kriterien für den Begriff „Maroni“ festgelegt. Maroni Sorten wurden aus den Wildsorten selektioniert und weiter vermehrt.
Zuvor aber etwas Allgemeines zum Kastanienbaum
Etwa 10 verschiedene Arten der „Castanea“ wurden auf unserem Planeten gefunden. Die wichtigsten natürlichen Baumbestände der Kastanie sind in drei großen Gebieten unseres Planeten zu finden. In Asien, dem Ursprungsgebiet, in Japan die japanische Art, lat. Castanea crenata, weitere Arten in China und Korea die lat. Castanea mollissima, in Nordamerika die nordamerikanische Art, lat. Castanea dentata und unsere europäische Art, lat. Castanea sativa. Vermutlich vor tausenden Jahren in Asien ausgehend wurde die Kastanie vor allem von den Römern auf ihren Eroberungszügen über Süd- und Mitteleuropa verbreitet.
Nicht nur vom Menschen als Wegzehrung auf Eroberungszügen und Wanderschaft mitgenommen, wird diese Frucht auch als beliebte Nahrung von verschiedenen Tieren, wie Krähen, Eichelhäher, Eichhörnchen, Mäusen, Wiesel usw. vertragen und so sorgen diese für die weitere Verbreitung der Samen in den geeigneten Gebieten. Geeignete Gebiete sind warme Klimazonen mit kalkarmen, also leicht säuerlichen Böden, mit PH-Wert von 5,0-6,0. Gepflanzt auf ungeeignetem Boden, Chlorose=Gelbverfärbung des Laubes. Die Ursache ist, zu hoher Kalkgehalt im Boden. Ohne Chlorophyll, dem grünen Pflanzenfarbstoff, ist keine Photosynthese möglich. Der Baum würde langsam absterben. Die Bodenanalyse ergab einen PH-Wert von 7,2.
Mehrmaliges Gießen mit in Wasser aufgelöstem Eisen-Eisenchelatdünger, als Notlösung war für die „Heilung“ verantwortlich. Welche bodensäuernden Maßnahmen sind nachträglich noch möglich:
*Aufbringen größerer Mengen Kompost und Fichtennadelstreu über den Bereich der Baumkrone hinaus.
Nicht nur vom Menschen als Wegzehrung auf Eroberungszügen und Wanderschaft mitgenommen, wird diese Frucht auch als beliebte Nahrung von verschiedenen Tieren, wie Krähen, Eichelhäher, Eichhörnchen, Mäusen, Wiesel usw. vertragen und so sorgen diese für die weitere Verbreitung der Samen in den geeigneten Gebieten. Geeignete Gebiete sind warme Klimazonen mit kalkarmen, also leicht säuerlichen Böden, mit PH-Wert von 5,0-6,0. Gepflanzt auf ungeeignetem Boden, Chlorose=Gelbverfärbung des Laubes. Die Ursache ist, zu hoher Kalkgehalt im Boden. Ohne Chlorophyll, dem grünen Pflanzenfarbstoff, ist keine Photosynthese möglich. Der Baum würde langsam absterben. Die Bodenanalyse ergab einen PH-Wert von 7,2.
Mehrmaliges Gießen mit in Wasser aufgelöstem Eisen-Eisenchelatdünger, als Notlösung war für die „Heilung“ verantwortlich. Welche bodensäuernden Maßnahmen sind nachträglich noch möglich:
*Aufbringen größerer Mengen Kompost und Fichtennadelstreu über den Bereich der Baumkrone hinaus.
Nur auf geeigneten Böden auspflanzen!
Eine Bodenanalyse bei der Überlegung diese Baumart zu pflanzen ist dringend angeraten!
Abgewetterte Urgesteinsböden sind ideal. Böden mit vulkanischem Ursprung sind auch gut geeignet, wenn sie keinen Kalkanteil haben. Die Wurzel der Kastanie benötigt einen luftigen Boden, also keinen dichten, schweren, schon gar nicht nassen Lehmboden. Der Baum ist winterfrostempfindlich. Temperaturen unter minus 18 Grad C verträgt er kaum. Extreme Kaltlagen sind also nicht geeignet. Auf Flächen über 900 Meter Seehöhe reichen die Temperatursummen zum Reifwerden der Früchte nicht aus. Die Erderwärmung wird es aber ermöglichen auf Südlagen, auch über dieser Seehöhe, Frühsorten der Kastanie zu pflanzen, die auch reife Früchte bringen werden. Grundsätzlich gilt, die natürlichen Bestände zeigen es uns wo sich der Kastanienbaum wohl fühlt. Als Grundsatz könnte man sagen: "Wo gedeiht der Wein, dort möchte der Kastanienbaum auch sein“.
Abgewetterte Urgesteinsböden sind ideal. Böden mit vulkanischem Ursprung sind auch gut geeignet, wenn sie keinen Kalkanteil haben. Die Wurzel der Kastanie benötigt einen luftigen Boden, also keinen dichten, schweren, schon gar nicht nassen Lehmboden. Der Baum ist winterfrostempfindlich. Temperaturen unter minus 18 Grad C verträgt er kaum. Extreme Kaltlagen sind also nicht geeignet. Auf Flächen über 900 Meter Seehöhe reichen die Temperatursummen zum Reifwerden der Früchte nicht aus. Die Erderwärmung wird es aber ermöglichen auf Südlagen, auch über dieser Seehöhe, Frühsorten der Kastanie zu pflanzen, die auch reife Früchte bringen werden. Grundsätzlich gilt, die natürlichen Bestände zeigen es uns wo sich der Kastanienbaum wohl fühlt. Als Grundsatz könnte man sagen: "Wo gedeiht der Wein, dort möchte der Kastanienbaum auch sein“.
Die Kastanie eine Frucht mit sehr hohem Nährwert und vielen Vorteilen für unsere Ernährung
Über Jahrhunderte galten die Früchte des Kastanienbaumes die Grundlage der Ernährung für die Bewohner gewisser Landstriche im Süden Europas. Als der „Brotbaum der Armen“ wurde er benannt. So konnten sie sich bis zu 6 Monate pro Jahr mit dem Mehl der getrockneten Kastanien, beigemischt zum teuren Brot Mehl, mit Energie und wichtigen Proteinen versorgen. Gemahlen, als Ersatz für die teuren Mehlsorten aus Getreide wurde das Kastanienmehl bei Zubereitung von Polenta, Püree, Fladen und Eintöpfe beigemischt. So gelang es der Bevölkerung dieser Gebiete einen Teil der Ernährung zu bestreiten und Hungerprobleme zu vermeiden. Der Verbrauch dieses Nahrungsmittels wurde um 1900 mit 150 kg pro Kopf und Jahr beschrieben. Erst der Einzug der Kartoffel hat die Bedeutung dieser wichtigen Nahrungsquelle verringert, war diese doch eine kostengünstigere Nahrungsergänzung. Nebenbei erwähnt, das Holz dieser Baumart hat die Wohnstätten beheizt, diente auch als Baumaterial, als Möbelholz, für Zaunpfähle, Geräte und Werkzeug. Das Laub verwendet als Einstreu der Nutztiere war im Dung ein wertvoller Dünger fürs Ackerland.
Was ist das Besonderes an dieser Frucht?
Biologisch aktive Substanzen sind das Wesentliche für eine gesunde Ernährung. Kastanien zählen zu den nahrhaften und leicht verdaulichen Früchten und befriedigen den zunehmenden Wunsch nach natürlichen, reinen und von Schadstoffen freien Nahrungsmittel. Kastanien ähneln, den Inhaltsoffen nach betrachtet, dem Weizen, aber im ganzen Korn, dem Reis und auch den Kartoffeln. Es heißt: „Kastanien sind das Getreide welches auf dem Baum wächst“.
Resümee
Die Esskastanie ist ein sehr gesundes Nahrungsmittel. Sie besticht durch ihre Vielfalt an Inhaltstoffen, wie wertvollen Kohlehydraten, hochwertigem Eiweiß, Ballaststoffen und vielen Vitaminen und Mineralstoffen und hat nur einen Fettanteil von 2 %, mit einer Vielfalt an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Sie ist basisch und kann das Säure-Basengleichgewicht positiv beeinflussen. Sie ist Gluten frei und kennt keine Allergene. Sie stärken somit unser Immunsystem und unterstützen psychisches und physisches Wohlbefinden. Kastanien sind kein saisonales Nahrungsmittel mehr. Als Kastanienmehl, gemahlen aus getrockneten Früchten, gekocht vakuumverpackt, als kandierte Maronen, sowie auch tiefgefroren werden diese geschmackhaften Früchte in Lebensmittelgeschäften angeboten. Zahlreiche Rezepte für köstliche Gerichte findet man im unten erwähnten Buch von Erica Bänzinger.
Johannes Schantl, Arbeitsgemeinschaft „Zukunft Edelkastanie“
- Das Interesse für den Kastanienbau wächst. Warum?
JOHANNES SCHANTL: Wie andere Bereiche auch, suchen Obstbauern nach Ergänzungen und lukrativen Nischen. Das hat generell zu einer starken Beschäftigung mit Schalenobst geführt – und da ist die Kastanie durchaus interessant. Auch Förder-Unterstützungen sind ein Argument. - Sind wir da schon in nennenswerten Dimensionen?
Sagen wir so: Die Kastanie ist im Kommen. Wäre sie nicht etwas schwierig zu kultivieren, hätten wir sicher schon noch größere Anbauflächen. Aber wir arbeiten intensiv an verbesserten Bedingungen. - Worin liegen diese Schwierigkeiten?
Das größte Problem stellt hierzulande der Kastanienrindenkrebs dar. Dazu kommt steigende Trockenheit – Kastanien haben es gerne feucht. Außerdem haben Kastanien eine recht lange Vorlaufzeit. Wird ein veredelter Baum gesetzt, gibt es nach ein bis zwei Jahren erste, nach fünf nennenswerte und erst nach acht bis zehn Jahren volle Erträge. - Welche Bemühungen setzt die Arbeitsgemeinschaft für den steirischen Kastanienanbau?
Dadurch, dass wir Mitglied im europäischen Verband Eurocastanea sind, haben wir gute Kontakte zu „Kastanienländern“ wie Italien, Frankreich sowie Portugal und können entsprechendes Knowhow in die Steiermark bringen. Bezüglich des Pflanzenmaterials versuchen wir heimische Sorten zu forcieren. Bemühung gibt es auch seitens der Verarbeitung, etwa mit dezentralen Stellen und entsprechenden Anlagen. In Zusammenarbeit mit der FH Joanneum sollen Veredelungspotenziale beleuchtet werden.