Kammer fordert 7-Punkte-Entlastungspaket
Kaum Spielraum bei bedarfsgerechter Düngung
Seit Jahresbeginn hat der Maispreis um 27 Prozent, jener für Weizen um 45 Prozent zugenommen. Damit ist bei Mais beinahe wieder der Zehnjahresrekord erreicht (Grafik). Laut ukrainischer Schifffahrtsbehörde liegen etwa hundert ausländische Schiffe blockiert in den ukrainischen Häfen. Sie können die 20 Millionen Tonnen ukrainischen Weizen und Mais nicht außer Landes bringen. Über den Landweg via Schiene beträgt die Exportkapazität etwa 600.000 Tonnen pro Monat, das ist ein Zehntel der Kapazität der Exporthäfen. Trotz des Krieges werden ukrainische Bauern versuchen, mindestens 50 Prozent der Felder mit Mais und Weizen zu bestellen. Daraus können wir ableiten, dass die Mais- und Getreidepreise vorerst sehr hoch bleiben werden und die Landwirte daran arbeiten müssen, ihre Erträge zu optimieren. Auf keinen Fall sollte bei der Düngung, insbesondere der Stickstoffdüngung, ausgehend von den gesetzlichen Vorgaben, gespart werden. In umfangreichen Versuchen konnte gezeigt werden, dass die Einsparung von 30 Kilo Stickstoff pro Hektar mit mehr als 1,5 Tonnen Mais je Hektar bezahlt wird. Bei den derzeit hohen Produktpreisen ist das trotz hoher Düngemittelkosten kein gangbarer Weg.
Es beginnt mit trockener Arbeit, denn wer schmiert, verliert! Die Wurzel kann sich nicht optimal entwickeln und reichert den Mindestbedarf an Stickstoff bis zum Sechsblattstadium nicht an. Da würden auch überhöhte oder gar später gegebene Düngermengen nicht helfen.
Das größte Augenmerk muss auf eine gute Verteilgenauigkeit und auf das Vermeiden von Ausgasungsverlusten gelegt werden. Flüssige und sehr trockensubstanzreiche Flüssigdünger stellen die größte Herausforderung dar. Eine rasche Einarbeitung, am besten mit Schlitzgeräten, wäre das Gebot der Stunde. Auch Mineraldünger sollten nicht ohne Einarbeitung breit über die Fläche gestreut werden, wo sie mitunter tagelang bei hoher Temperatur einer Ausgasung unterliegen. Verstärkt wird dies bei schlechter Qualität der Körnung mit hohem Bruchanteil.
Die Möglichkeiten, Treibstoff zu sparen, sind im Frühjahr überschaubar, weil die Grundbodenbearbeitung in den meisten Fällen im Herbst des Vorjahres passiert ist. Diesbezüglich wäre eine seichtere Grundbodenbearbeitung überlegenswert, wenn bis dato tiefer als 22 Zentimeter gearbeitet wurde. Nichtsdestotrotz sollten die Überfahrten bei der Saatbeetbereitung, der Beseitigung von Begrünungen oder dem mechanischen Pflanzenschutz, so gering wie möglich gehalten werden. Aber auch hier gilt, dass die Maßnahmen dem übergeordneten Ziel der Ertrags- und Ökologieoptimierung unterworfen werden sollten.
Es beginnt mit trockener Arbeit, denn wer schmiert, verliert! Die Wurzel kann sich nicht optimal entwickeln und reichert den Mindestbedarf an Stickstoff bis zum Sechsblattstadium nicht an. Da würden auch überhöhte oder gar später gegebene Düngermengen nicht helfen.
Das größte Augenmerk muss auf eine gute Verteilgenauigkeit und auf das Vermeiden von Ausgasungsverlusten gelegt werden. Flüssige und sehr trockensubstanzreiche Flüssigdünger stellen die größte Herausforderung dar. Eine rasche Einarbeitung, am besten mit Schlitzgeräten, wäre das Gebot der Stunde. Auch Mineraldünger sollten nicht ohne Einarbeitung breit über die Fläche gestreut werden, wo sie mitunter tagelang bei hoher Temperatur einer Ausgasung unterliegen. Verstärkt wird dies bei schlechter Qualität der Körnung mit hohem Bruchanteil.
Die Möglichkeiten, Treibstoff zu sparen, sind im Frühjahr überschaubar, weil die Grundbodenbearbeitung in den meisten Fällen im Herbst des Vorjahres passiert ist. Diesbezüglich wäre eine seichtere Grundbodenbearbeitung überlegenswert, wenn bis dato tiefer als 22 Zentimeter gearbeitet wurde. Nichtsdestotrotz sollten die Überfahrten bei der Saatbeetbereitung, der Beseitigung von Begrünungen oder dem mechanischen Pflanzenschutz, so gering wie möglich gehalten werden. Aber auch hier gilt, dass die Maßnahmen dem übergeordneten Ziel der Ertrags- und Ökologieoptimierung unterworfen werden sollten.
Obst- und Gemüsebau
Im Erwerbsobstbau wirken sich die Kostensteigerungen in folgenden Bereichen besonders stark aus: Materialkosten für die Erstellung von Neuanlagen, Düngemittel, Energie und Treibstoffe. Bei schlechter Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften wird man auch mit höheren Lohnkosten rechnen müssen. Einsparungen sind im erwerbsmäßigen Obstbau nur sehr begrenzt möglich. Gründe dafür sind, dass man bei der Erstellung von Neuanlagen keine Kompromisse eingehen kann und die meisten Prozesse in den Betrieben sehr optimiert sind. Dennoch muss man die Wirtschaftlichkeit von geplanten Investitionen neu bewerten und einen Aufschub in Betracht ziehen. Bei Baumobstkulturen kann man auf fruchtbaren Flächen vorübergehend auch eine Reduktion der Hauptnährstoffe in Betracht ziehen. Bei Junganlagen und beim Beerenobst ist eine Reduktion nicht zu empfehlen. Beim Treibstoffverbrauch sowie bei der Entlohnung der Arbeitskräfte gibt es keine Einsparungsmöglichkeit.
Sparsamkeit ist man in der Gemüseproduktion gewohnt. Man musste bei den Erzeugerpreisen der vergangenen Jahre ja schon sämtliche Einsparungspotenziale ausschöpfen. Der Umstieg auf alternative Energie im geschützten Anbau bietet hier noch Möglichkeiten. Wenngleich mit enormen Investitionen verbunden, sind diese mit Blick in die Zukunft unumgänglich. Steigende Düngemittelpreise lassen sich mengenmäßig kaum kompensieren. Die bedarfsgerechte Düngung der Kulturen lässt nur wenig Spielraum zu. Sparen ist hier nur auf Kosten von Ertrag und Qualität möglich. Der hohe Arbeitskräftebedarf macht einen Großteil der Produktionskosten aus. Steigende Lohnkosten fanden in den Erzeugerpreisen wenig bis keinen Niederschlag, gespart wurde an anderer Stelle. Die Preiserhöhung bei den Betriebsmitteln muss sich somit zum Großteil im Erzeugerpreis niederschlagen.
Im Erwerbsobstbau wirken sich die Kostensteigerungen in folgenden Bereichen besonders stark aus: Materialkosten für die Erstellung von Neuanlagen, Düngemittel, Energie und Treibstoffe. Bei schlechter Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften wird man auch mit höheren Lohnkosten rechnen müssen. Einsparungen sind im erwerbsmäßigen Obstbau nur sehr begrenzt möglich. Gründe dafür sind, dass man bei der Erstellung von Neuanlagen keine Kompromisse eingehen kann und die meisten Prozesse in den Betrieben sehr optimiert sind. Dennoch muss man die Wirtschaftlichkeit von geplanten Investitionen neu bewerten und einen Aufschub in Betracht ziehen. Bei Baumobstkulturen kann man auf fruchtbaren Flächen vorübergehend auch eine Reduktion der Hauptnährstoffe in Betracht ziehen. Bei Junganlagen und beim Beerenobst ist eine Reduktion nicht zu empfehlen. Beim Treibstoffverbrauch sowie bei der Entlohnung der Arbeitskräfte gibt es keine Einsparungsmöglichkeit.
Sparsamkeit ist man in der Gemüseproduktion gewohnt. Man musste bei den Erzeugerpreisen der vergangenen Jahre ja schon sämtliche Einsparungspotenziale ausschöpfen. Der Umstieg auf alternative Energie im geschützten Anbau bietet hier noch Möglichkeiten. Wenngleich mit enormen Investitionen verbunden, sind diese mit Blick in die Zukunft unumgänglich. Steigende Düngemittelpreise lassen sich mengenmäßig kaum kompensieren. Die bedarfsgerechte Düngung der Kulturen lässt nur wenig Spielraum zu. Sparen ist hier nur auf Kosten von Ertrag und Qualität möglich. Der hohe Arbeitskräftebedarf macht einen Großteil der Produktionskosten aus. Steigende Lohnkosten fanden in den Erzeugerpreisen wenig bis keinen Niederschlag, gespart wurde an anderer Stelle. Die Preiserhöhung bei den Betriebsmitteln muss sich somit zum Großteil im Erzeugerpreis niederschlagen.
7-Punkte-Entlastungspaket
- Höhere Erzeugerpreise: Kostensteigerungen in der Landwirtschaft müssen auf Produktpreise umgelegt werden. Insbesondere die Lebensmittelverarbeiter und der Lebensmittelhandel sind gefordert, für eine rasche Anpassung der agrarischen Erzeugerpreise zu sorgen. Die eklatant gestiegenen Produktionskosten sind für die Bauern existenzbedrohend.
- Unbürokratisch und rasch: Ernährungs-Souveränitäts-Hunderter vom Bund. Konkret soll der Bund 100 Euro pro Hektar bewirtschafteter Fläche als rasche Hilfe zur Abmilderung der Kostenexplosion für die Bauern bereitstellen. Der österreichweite Finanzbedarf dafür beträgt 225 Millionen Euro, wobei der Finanzminister aufgrund der Teuerungswelle bei den Betriebsmitteln ohnehin hohe Zusatzeinnahmen erwirtschaftet. Der Ernährungs-Souveränitäts-Hunderter ist somit für den Finanzminister zumindest zur Hälfte aufkommensneutral und darf nicht aus dem bestehenden Agrarbudget kommen.
- Maximale Rückerstattung der Mineralölsteuer für Agrardiesel. Österreich hat europaweit eine der höchsten Steuerbelastungen für in der Landwirtschaft eingesetzten Diesel. Die pragmatische und zugleich europarechtlich einfachste Lösung, um die Kostenexplosion beim Betriebsmittel Diesel abzufedern, ist die pauschale Rückerstattung der Mineralölsteuer.
- EU, Bund und Länder müssen Produktion ermöglichen! In den nordafrikanischen Staaten und im Nahen Osten wird eine Hungerkatastrophe erwartet, auf Europa kommt eine verstärkte Migration aus diesen Ländern zu. Diese Regionen sind zu 85 Prozent von Unkraine-Getreideexporten abhängig. Damit es zu keinen weltweiten Lebensmittelengpässen kommt, müssen Europa, Bund und Länder landwirtschaftliche Produktion im Sinne unserer vorbildlichen Kreislaufwirtschaft ermöglichen und Produktionseinschränkungen sowie die ständige Verschärfung der Produktionsstandards hintanstellen.
- Dünger: Europa soll Betriebsmittel wieder selbst produzieren! Russland ist der weltweit größte Stickstoffproduzent mit einem Exportanteil von 40 Prozent. Die weltweite Abhängigkeit von russischen Düngerexporten hat innerhalb eines Jahres zu einer Preisexplosion bei Dünger von 200 Prozent geführt. Um eine Gefährdung der internationalen Lebensmittelversorgung und eine einhergehende Teuerungswelle zu verhindern, muss die Düngemittelproduktion wieder in europäische Hände kommen.
- Lagerhaltung auch für Getreide. In Anlehnung an die Lagerhaltung von Öl und Gas als Krisenvorsorge, sollten zur sicheren und zuverlässigen Versorgung mit Lebensmitteln entsprechende Getreidelager angelegt werden. Die sichere Versorgung der Bevölkerung ist als oberste Priorität in der Verfassung zu verankern.
- Mit Bioenergie aus der Gaskrise. Mit Holzenergie und Biogas können Erdgaslücken gefüllt werden. In unseren Wäldern schlummern ausreichend Nutzungsrückstände, um neben einem massiven Holzbauprogramm auch den Raum-, Fernwärme und Strombedarf in den kommenden Jahren zu decken. Mit Holzdiesel und Holzgas kann fossile Energie in der Land- und Forstwirtschaft gänzlich ersetzt werden. Die Kammer fordert verbindliche Ausbauszenarien für grünes Gas sowie Reallabors zur Holzdiesel- und Holzgaserzeugung. Der „Raus aus Öl und Gas Bonus“ ist auch für landwirtschaftliche Betriebe zu öffnen.
Betriebsmittel überlegt einsetzen
Viele steirische Bauernfamilien sind über das menschliche Leid in der Ukraine erschüttert. Gleichzeitig sind die Sorgen wegen der massiv gestiegenen Betriebsmittelpreise sehr groß: Wie soll es am Betrieb weitergehen? Die wirtschaftliche Situation war auf vielen Betrieben schon bisher angespannt. Jetzt kommen weitere Verunsicherungen dazu. Die Erwartungshaltung ist klar: wenn die Betriebsmittelpreise rasant steigen, müssen auch die Produzentenpreise steigen oder die öffentliche Hand muss verstärkt unterstützen. Natürlich stellt sich auch die Frage, wie ich als bäuerlicher Unternehmer reagieren kann und soll. Es sind viele Detailfragen damit verbunden: Sind Betriebsmittel überhaupt verfügbar, bleiben die Preise so hoch, werden sie steigen oder fallen? Wie entwickeln sich die Produktpreise ?
Mögliche Entwicklungen
Experten gehen davon aus, dass der teilweise oder gänzliche Ausfall der Ukraine als wichtiger Lieferant von Getreide, Soja und Ölsaaten weitreichende Folgen haben wird und diese Produkte somit teuer bleiben. Die hohen Energiepreise (Diesel, Gas für die Stickstoffdüngererzeugung) treffen viele Bauern. Einsparungsmöglichkeiten beim Diesel zum bevorstehenden Anbau sind kaum möglich. Ebenso wird die Ernte des ersten Schnitts in eineinhalb bis zwei Monaten voll einsetzen. Viele überlegen eine Reduktion bei Düngemitteln oder beim Kraftfutter. Riskant wäre eine massive Reduktion im Dünger- oder Kraftfuttereinsatz. Beim fachgerechten Einsatz haben diese Betriebsmittel sehr positive Auswirkungen auf das bäuerliche Einkommen.
Bumerang?
Eine massive Reduktion könnte sich im Herbst als Bumerang herausstellen. Dann nämlich, wenn beispielsweise die Produktpreise hoch sind und der Zukauf von Silomais, Siloballen sowie Heu aber teurer wäre, ohne selbst das Produktions- und Qualitätspotenzial genutzt zu haben. Achtung: Die Fixkosten, Sozialversicherungsbeiträge und Lebenshaltungskosten müssten auch mit geringeren Ertragsmengen bedient werden. Viele Betriebe werden Betriebsmittel kurzfristig über das Girokonto finanzieren müssen. Daher sind Bankgespräche sinnvoll. Auf eine Verhandlung der Sollzinsen oder eine allfällige Anpassung des Rahmens sollte man sich gut vorbereiten, um teure Überziehungszinsen zu vermeiden.
Die Stellschrauben, an denen die Betriebe kurzfristig drehen können, sind leider begrenzt. Daher sollte man immer wachsam bleiben, ständig den Markt beobachten. Radikale kurzfristige Änderungen sollten vermieden werden und man sollte sich immer die eigene Meinung bilden. Jede Krise ist auch Anlass, über die eigene Situation nachzudenken und sich gut zu überlegen, ob die betriebliche Ausrichtung so passt oder ob mittelfristig Änderungen vorzunehmen sind.
Mögliche Entwicklungen
Experten gehen davon aus, dass der teilweise oder gänzliche Ausfall der Ukraine als wichtiger Lieferant von Getreide, Soja und Ölsaaten weitreichende Folgen haben wird und diese Produkte somit teuer bleiben. Die hohen Energiepreise (Diesel, Gas für die Stickstoffdüngererzeugung) treffen viele Bauern. Einsparungsmöglichkeiten beim Diesel zum bevorstehenden Anbau sind kaum möglich. Ebenso wird die Ernte des ersten Schnitts in eineinhalb bis zwei Monaten voll einsetzen. Viele überlegen eine Reduktion bei Düngemitteln oder beim Kraftfutter. Riskant wäre eine massive Reduktion im Dünger- oder Kraftfuttereinsatz. Beim fachgerechten Einsatz haben diese Betriebsmittel sehr positive Auswirkungen auf das bäuerliche Einkommen.
Bumerang?
Eine massive Reduktion könnte sich im Herbst als Bumerang herausstellen. Dann nämlich, wenn beispielsweise die Produktpreise hoch sind und der Zukauf von Silomais, Siloballen sowie Heu aber teurer wäre, ohne selbst das Produktions- und Qualitätspotenzial genutzt zu haben. Achtung: Die Fixkosten, Sozialversicherungsbeiträge und Lebenshaltungskosten müssten auch mit geringeren Ertragsmengen bedient werden. Viele Betriebe werden Betriebsmittel kurzfristig über das Girokonto finanzieren müssen. Daher sind Bankgespräche sinnvoll. Auf eine Verhandlung der Sollzinsen oder eine allfällige Anpassung des Rahmens sollte man sich gut vorbereiten, um teure Überziehungszinsen zu vermeiden.
Die Stellschrauben, an denen die Betriebe kurzfristig drehen können, sind leider begrenzt. Daher sollte man immer wachsam bleiben, ständig den Markt beobachten. Radikale kurzfristige Änderungen sollten vermieden werden und man sollte sich immer die eigene Meinung bilden. Jede Krise ist auch Anlass, über die eigene Situation nachzudenken und sich gut zu überlegen, ob die betriebliche Ausrichtung so passt oder ob mittelfristig Änderungen vorzunehmen sind.