Innovativer Stallbau ist ein Gewinn
Wenn in der steirischen Landwirtschaft geplant und gebaut wird, geschieht das auf höchstem Niveau. Nicht zuletzt deshalb prägen die Gebäude unserer Bäuerinnen und Bauern die steirische Kulturlandschaft wesentlich mit. Für die Betriebe selbst bedeuten die Investitionen in neue Systeme und Techniken letztlich wesentliche Arbeitserleichterungen. Auch das tierfreundliche Bauen gewinnt in diesem Zusammenhang eine wachsende Bedeutung. Landwirten ist es wichtig, ihre Tiere zeitgemäß und tierfreundlich zu halten. Um dieses Bemühen anzuerkennen und die Motivation weiter zu erhöhen, vergibt das Land Steiermark jährlich einen Preis für tierwohlfreundliches Bauen in der Nutztierhaltung. Heuer wurde der Tierschutzpreis bereits zum 11. Mal überreicht – die Expertenjury hat fünf Betriebe ausgewählt und für ihre innovativen Konzepte ausgezeichnet. LK-Vizepräsidentin Maria Pein: „Ich begrüße diesen Preis sehr, weil es wichtig ist, Betriebe, die in das Tierwohl investieren, vor den Vorhang zu holen. Wichtig ist aber auch, dass für eine diesbezügliche Weiterentwicklung entsprechende Rahmenbedingungen, wie etwa in der Raumordnung geschaffen werden. Hohe Qualität soll sich nicht nur in der Wertschätzung, sondern auch in der Wertschöpfung niederschlagen.“
Familie Buchegger
Bei Stefan Buchegger auf der Pack wird konventionelle Rinderhaltung, Nachzucht, Zucht und Mast betrieben. Seine Hauptbeweggründe dafür, in einen neuen Stall zu investieren: „Allen voran war es der geplante Einstieg in die Biolandwirtschaft. In diesem Zusammenhang sollte natürlich auch für das höchstmögliche Tierwohl gesorgt werden.“ Daher wurde ein besonders tierfreundlicher Mutterkuhstall mit Laufstall und integriertem Auslauf für rund 35 Mutterkühe mit Nachzucht gebaut. Und nachdem auch eine Arbeitserleichterung bei der Fütterung und beim Ausmisten gewünscht waren, hat man auch in diesen Bereichen zeitgemäße Systeme in den neuen Stall integriert. Somit kommen Mensch und Tier in den Genuss von hohem Komfort und moderner Stalltechnik. Die Planung ist übrigens über das Baureferat der Landwirtschaftskammer gelaufen.
Familie Feiner
Familie Feiner in Strallegg hat einen Laufstall für 20 Milchkühe und 30 Nachzuchtrinder errichtet: „Wir haben zum bestehenden Anbindestall einen Zu- und Umbau gemacht – sowie einen Neubau für den Liegebereich. Dort gibt es Tiefliegeboxen und Stroh. Der Laufgang wurde mit einem Schrapper ausgestattet, der Fressbereich mit Selbstfangfressgitter.“ Der alte Stall wurde umgebaut und durch einen Futtertisch und Boxenhaltung für Jungvieh erweitert. Der Zubau im Kälberbereich wurde mit einer Abkalbebucht und einer Separierbucht sowie einem Melkhaus und einem Technikraum ausgestattet. So konnte der arbeitsintensive beengte Anbindestall tiergerecht erneuert werden. Der Milchviehbetrieb blieb erhalten, es entstand jedoch Arbeitserleichterung und vor allem Kuhkomfort. Auch bei diesem Projekt lief die Planung über die Landwirtschaftskammer.
Familie Schaunitzer
Daniela und Matthias Schaunitzer in Liezen überzeugten mit einem Zubau von 65 Liegeboxen und ausreichenden Fressplätzen, der als Außenklimastall errichtet wurde. Die Liegeboxen sind als Tiefboxen mit Stroheinstreu als Cuccetten in zwei Reihen ausgeführt, dadurch entsteht ein günstiges Fress-/Liegeplatzverhältnis von 1:1. Die Entmistung der planbefestigten Laufgänge erfolgt durch einen neuartigen und emissionsmindernden Entmistungsroboter. Ein Auslauf wurde im Stall integriert. „Diese Investition hat die Haltung der Tiere auf eine natürliche und nachhaltige Weise verbessert. Ebenso wie unsere Arbeits- und Lebensbedingungen“, freut sich Matthias Schaunitzer, der durch die Investition den Familienbetrieb im Haupterwerb weiterführen kann. Federführend bei der Planung war das Baureferat der Landwirtschaftskammer.
Familie Zarfl
„Bei uns war der alte Stall ganz einfach nicht mehr zeitgerecht“, nennt Familie Zarfl in Obdach die Beweggründe für den Neubau. Dabei ging es dem innovativen Betrieb, der auf Bio-Rinderhaltung, Mutterkuhhaltung und Kalbinnenmast setzt, besonders darum, für die Mutterkühe und Kälber ein ständiges Zusammensein mit mehr Platz zu schaffen.
Und es wurde natürlich auch eine Arbeitserleichterung angestrebt. Auf Basis dieser Überlegungen ist schlussendlich ein besonders tierfreundlicher und innovativer Mutterkuhstall mit Tretmistsystem, Strohbühne, Mistplatz, Jauchengrube mit betoniertem Auslauf und einer Bergehalle entstanden. Ein Gesamtpaket, das die Jury vollauf überzeugt hat.
Wofür ist ein Tierschutzpreis gut?
Einmal im Jahr werden in der Steiermark gut gelungene Beispiele im Bereich der Nutztierhaltung ausgezeichnet und einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Damit sollen einerseits den Konsumenten die Anstrengungen und Bemühungen zur Verbesserung im Bereich der Tierhaltung präsentiert werden und anderseits auch den Berufskolleginnen und Berufskollegen gute Beispiele und neue Wege in dieser nicht immer einfachen Thematik aufgezeigt werden. Es ist den an diesem Wettbewerb teilnehmenden Betrieben hoch anzurechnen, dass sie ihre Stalltür öffnen und sich den kritischen Fragen und Blicken einer Jury stellen. Und ich möchte mich im Namen dieser Jury nochmals bei allen dafür bedanken. Leider gibt es gerade in einigen Bereichen der Nutztierhaltung, die immer wieder öffentliche Kritik aushalten muss, wenige bis gar keine Teilnehmer. Gerade hier würden aber gute Beispiele dringend gebraucht werden, um zu zeigen, dass es auch für diese schwierigen Aufgaben bereits sehr gute Lösungsansätze für eine tierfreundliche Haltung gibt. Also vor den Vorhang, nur so kann man Vorbild für andere werden und auch der Öffentlich zeigen, was alles möglich ist!
Den Preisträgern 2020 darf ich nochmals alles Gute und viel Erfolg im Stall wünschen und möchte mit dem Satz einer Bäuerin schließen: „Wenn man so etwas macht, Neues ausprobiert, viel Geld und Arbeit investiert, dann ist es einfach schön zu wissen, dass man die Sache gut gemacht hat.“