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Holunder ist wieder gefragt

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08.09.2025 | von Rudolf Robitschko

Große internationale Nachfrage nach steirischem Holunder – so gelingt der Einstieg

Holunderbeeren-Ernte © LK Stmk-Fuchs
Das Anlage- und Folgejahr bleiben ohne Ernte, erst im dritten Jahr gibt es Ertrag. Nach zehn bis 15 Jahren müssen die Bäume erneuert werden © LK Stmk-Fuchs
Der Gesundheitseffekt des Holunders und die dadurch steigende Nachfrage wird zurzeit viel diskutiert. Jedoch muss der Einstieg in die Produktion gut überlegt sein. Der Holunder ist eine anspruchsvolle Kultur und erfordert vom Betriebsleiter obstbauliche Grundkenntnisse, Engagement und Flexibilität.
Holunder ist eine Dauerkultur, die über zehn bis 15 Jahre genutzt werden kann. Zwar kann der Holunder im Vollertrag mehr als zehn Tonnen Beeren pro Hektar und Jahr bringen, jedoch sollte für die betriebswirtschaftliche Berechnung über die Anlagennutzung mit acht Tonnen kalkuliert werden. Erst im dritten Jahr nach der Pflanzung ist mit einer Ernte zu rechnen. Der Vollertrag setzt ab dem fünften Jahr ein und kann je nach Anlagenpflege mehr als fünf Jahre anhalten. Danach geht der Ertrag kontinuierlich bis zur Wirtschaftlichkeitsgrenze zurück. Folgend ist eine Rodung oder Erneuerung der Anlage notwendig. 

Standort und Kosten

Die Erstellungskosten für eine Holunderanlage betragen 4.000 bis 8.000 Euro pro Hektar. Je nach Standortbedingungen kann ein Drainieren, Tiefenlockern und Planieren der Fläche erforderlich sein. Derartige Maßnahmen können die oben genannten Erstellungskosten übersteigen. Optimal sind Standorte mit tiefgründigem, durchlässigem Boden in leichter Hanglage mit Nord, Nord-Ost oder Nord-West Ausrichtung. Der Anbau ist je nach Standort bis 1.000 Meter Seehöhe möglich und eine Ausdehnung der Flächen ins Enns- und Murtal ist geplant. Bei einem Reihenabstand von fünf bis sechs Metern und einem Pflanzabstand von drei bis vier Metern werden 450 bis 750 Pflanzen pro Hektar benötigt. Diese sind als zweijährige wurzelnackte Bäume erhältlich und kosten rund sechs Euro brutto je Stück. Baumpfähle sorgen für geraden Wuchs. Ein Wildzaun ist nicht zwingend erforderlich, jedoch empfohlen. 

Arbeitsbedarf

Holunder ist eine arbeitsintensive Kultur mit vielen termingebundenen Kulturmaßnahmen und kurzfristig hohem Arbeitskräftebedarf. Der höchste Arbeitsbedarf ist sicherlich zur Ernte. Die reifen Beeren werden mit der Dolde von den Tragruten per Hand geschnitten und in Erntesteigen gelegt. Dafür werden drei bis fünf Arbeitskräfte pro Hektar benötigt. Die Steigen werden palettiert und tagfrisch zur nächstgelegenen Sammelstelle geliefert. Die Ernte erfolgt je nach Sorte (früh- bis spätreifend) von Anfang August bis Ende September. 
Der Winterschnitt kann bereits nach der Ernte (September) beginnen und sollte im Jänner des Folgejahres abgeschlossen sein. Dafür werden 20 bis 40 Arbeitskraftstunden je Hektar benötigt. 
Feld- und Wühlmäuse werden vom Holunder regelrecht angezogen und verursachen große Schäden in den Anlagen. Deren Bekämpfung ist oft ganzjährig erforderlich und wird je nach Ausgangsdruck mit fünf bis 15 Arbeitskraftstunden pro Hektar kalkuliert. Die Bekämpfung erfolgt mechanisch mit einem speziell dafür entwickelten Mäusepflug sowie mit Köder und Fallen. 
Die Tätigkeiten Pflanzenschutz, Düngung und Mulchen verteilen sich gleichmäßig von März bis Oktober. Diese Maßnahmen sind oft termingebunden – eine zu frühe oder zu späte Erledigung ist oft mit Ertragseinbußen verbunden! 

Maschinen

Für den Holunderanbau sind spezielle Maschinen erforderlich. Ein Obstbau- oder Ackertraktor (die Reihenweite muss darauf abgestimmt sein) mit rund 75 PS Leistung kann eingesetzt werden. Für den Pflanzenschutz ist ein Sprühgerät (je nach Gelände im Dreipunkt-Anbau oder als Nachläufer) und eine Herbizidspritze, die üblicherweise am Mulcher aufgebaut wird, notwendig. Für die mineralische Düngung ist ein Düngerstreuer hilfreich. Das Schnittholz, das während des Winterschnitts anfällt, wird mit einem Schlegelmulcher zerkleinert. Mit diesem Gerät kann auch während der Vegetationsperiode der Zwischenreihenbereich gepflegt werden. Mit einem Kreiselmulcher kann diese Arbeit, die sechs- bis achtmal im Jahr anfällt, effizienter erfolgen. Für die Ernte ist ein Anbau-Stapler oder eine Kippmulde sowie ein für Palettentransport geeigneter Anhänger für eine Lieferung zur nächstgelegenen Sammelstelle notwendig. 

Kulturrisiken

Fröste können zwar den Ertrag mindern, aber in den seltensten Fällen zu Totalausfall führen. Hagel hingegen kann die gesamte Ernte vernichten. Hierbei sind auch Holzschäden möglich, die zu Ertragsminderung im Folgejahr führen. Sowohl Starkregen als auch Dürre (längere Periode mit Trockenheit und hohen Temperaturen) können sowohl den Ertrag mindern, als auch Bäume absterben lassen. Erfreulicherweise gibt es Versicherungen, die diese Risiken absichern. 
Krankheiten wie Doldenwelke, Botrytis und Colletotrichum sowie Schädlinge wie Holundergallmilbe, Gemeine Spinnmilbe, Blattläuse, aber vor allem die Kirschessigfliege, können den Ertrag mindern oder gar vernichten. Termingebundene Pflanzenschutzmaßnahmen sind notwendig, um die Gefahren des Befalls zu verringern.

Anbauverträge

  • Erntekette:
    Die Steirische Beerenobstgenossenschaft übernimmt die frischen Beeren an den Sammelstellen und sorgt für den weiteren Transport nach Lieboch, wo die Beeren noch am selben Tag der Ernte gerebelt und tiefgefroren werden. Bei -25 Grad lagern die Holunderbeeren bis zur weiteren Verarbeitung. Beim Verarbeitungsprozess wird der Zuckergehalt und Farbwerte der angelieferten Beeren bestimmt und ermöglicht damit eine qualitätsbezogene Auszahlung. 
  • Jährliche Preisanhebung:
    Die Produzenten, die zugleich Genossenschaftsanteile zeichnen, bekommen einen Liefervertrag mit Abnahmegarantie und einem jährlich steigenden Auszahlungspreis bis zur Ernte 2029 mit der Option der Verlängerung. 
  • Zahlung:
    Die Auszahlung erfolgt mit Teilauszahlung (Akontozahlung) und einer Endabrechnung bis spätestens Erntebeginn des Folgejahres. Aktuell hat die Genossenschaft über 600 Vertragsanbauer und liefert eine Menge von jährlich 3.500 Tonnen.

Markt und Verwendung

  • Antiviral:
    Die verstärkte Nachfrage am steirischen Holunder basiert auf einer wissenschaftlich nachgewiesenen Wirkung von Holunderextrakt auf die Replikation von Viren (speziell Sars-CoV-2 Coronavirus). Damit kann das Extrakt sowohl vorbeugend als auch zur direkten Bekämpfung des Virus eingesetzt werden. 
  • Internationales Patent:
    Der langjährige Partner der Steirischen Beerenobstgenossenschaft hat im Jahr 2023 ein internationales Patent dafür erhalten und lässt seither die für die Herstellung des ElderCraft® Holunderextraktes notwendigen Beeren exklusiv in Österreich anbauen und verarbeiten. 
  • Verdoppelung nötig:
    Die Nachfrage an dem als natürliches Nahrungsergänzungsmittel im Handel erhältlichen ElderCraft® Holunderextrakt steigt seither enorm, sodass eine Verdoppelung der aktuellen Produktionsmenge in den nächsten fünf Jahre notwendig sein wird. Auch als Lebensmittelfarbstoff sowie Rohstoff für Arznei- und Kosmetikindustrie ist Holunder gefragt.

LK Beratung

Für die Entscheidung zum Holunderanbau müssen Risiken, Verfügbarkeit von Ressourcen und Wirtschaftlichkeit genau eingeschätzt werden. Zur Unterstützung bei der Planung stehen Ihnen die Fachberater der Landwirtschaftskammer zur Verfügung. 
Kontakt: 0316/8050-1208, obst@lk-stmk.at

Spezialberatung. Vertiefende Fragen werden mit Holunder-Experten der Landwirtschaftskammer am Betrieb besprochen. Kostenbeitrag: 50 Euro pro Stunde.
Kontakt: 0664/60 25 96 8065, rudolf.robitschko@lk-stmk.at
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