Häufige Milch-Mythen und was die Wissenschaft dazu sagt
- 1. Mythos:
Milch ist kein natürliches Nahrungsmittel! In Mitteleuropa wird Milch seit über 8.000 Jahren verzehrt. Milch und daraus hergestellte Produkte versorgen uns mit wichtigen Nährstoffen wie essenzielle Eiweißbausteine (Aminosäuren), B-Vitamine, Vitamin D, A, Kalzium, Phosphor, Jod und Fluorid und leicht verdauliches Fett. - 2. Mythos:
Milch macht dick! Milch und Milchprodukte bewirken keinen Anstieg von Körperfett und Body Mass Index. Für Joghurt gilt sogar ein protektiver Effekt. - 3. Mythos:
Milch verschleimt und übersäuert den Körper! Eine Verschleimung durch Milch konnte nicht nachgewiesen werden. Auch für eine Übersäuerung gibt es keine wissenschaftlichen Belege. - 4. Mythos:
Milch führt zu Blähungen und Verdauungsproblemen! Bis zum fünften Lebensjahr produziert der Organismus mehr Laktase, um Milchzucker aufzuspalten. Bei zumindest 85 Prozent der Erwachsenen bleibt diese Fähigkeit erhalten. Eine mögliche Milcheiweißallergie oder Laktoseintoleranz sollte bei starken Beschwerden ärztlich abgeklärt werden. - 5. Mythos:
Bei Krankheiten wie Diabetes oder Krebs soll auf Milch verzichtet werden! Milch und Milchprodukte können das Krebsrisiko beeinflussen. Studien ergeben eine mögliche Absenkung des Krebsrisikos beim Dickdarm- und Brustkrebs durch Milchkonsum, aber eine mögliche Erhöhung des Prostatakrebsrisikos. Für Frauen heißt dies, dass der reguläre Verzehr von Milch und Milchprodukten ein Beitrag zur Krebsprävention sein kann. Für Männer ist die Menge zu beachten, da mit zunehmendem Verzehr das Prostatakrebsrisiko ansteigen könnte. Es gibt starke Hinweise darauf, dass ein erhöhter Verzehr von Milch und Milchprodukten mit einem verringerten Risiko für Diabetes Typ 2 in Verbindung gebracht werden kann. - 6. Mythos:
Für starke Knochen braucht es keine Milch! Kalzium aus Milchprodukten erhöht die Knochendichte und kann den altersbedingten Knochenabbau minimieren, auch wenn auf Grund des komplexen Krankheitsgeschehens weder Osteoporose noch das Frakturrisiko im Alter verhindert werden können. Für die bisherigen Ernährungsempfehlungen, die zum Schutz vor Osteoporose für eine geringere Aufnahme von Milch-Protein plädieren, gibt es aus wissenschaftlicher Sicht keine hinreichenden Beweise. - 7. Mythos:
Milch fördert unreine Haut! In Europa zeigen bis zu 80 Prozent der Jugendlichen Symptome von Akne. Als auslösende Inhaltsstoffe in Milch werden Hormone sowie insulinähnliche Wachstumsfaktoren (IGF-1) diskutiert, es fehlen bis heute kontrollierte Studien zum kausalen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Milch(-Produkten) und dem Auftreten von Akne. Der fehlende Zusammenhang zwischen Joghurt oder Käse und Akne könnte auf den Fermentationsprozess zurückzuführen sein. Dadurch sinkt unter anderem der IGF-1-Spiegel von Joghurt und Käse, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass es keinen Zusammenhang mit dem Auftreten von Akne gibt. - 8. Mythos:
Milch macht Medikamente unwirksam! Milch und Milchprodukte wie Käse, Joghurt oder Topfen können die Wirkung bestimmter Antibiotika vermindern. Das deshalb, weil das enthaltene Kalzium die Wirkstoffe bindet und dadurch die Aufnahme in den Blutkreislauf über den Dünndarm verhindert. Zwei bis drei Stunden vor und nach der Einnahme entsprechender Medikamente sollten daher keine Milch und Milchprodukte konsumiert werden.
Nicole Zöhrer, Ernährungsexpertin:
Milch ohne Muh – das ist es, was Pflanzendrinks gerne sein möchten, ihre Rohstoffe aber nicht hergeben. Um dem Original möglichst nahe zu kommen, wird deshalb gerne tief in die Trickkiste gegriffen. Durch den Zusatz von Pflanzenölen, Emulgatoren, Verdickungsmitteln und Aromen versucht man, sich optisch und sensorisch der Milch anzunähern. Wie gut das gelingt, da scheiden sich die Geister beziehungsweise Geschmäcker. Was die Inhaltsstoffe betrifft, handelt es sich jedenfalls um wenig vergleichbare Produkte. Milch zählt nicht umsonst zu den Grundnahrungsmitteln. Sie liefert hochwertiges Eiweiß, leichtverdauliches Fett, reichlich Kalzium sowie wichtige Vitamine wie D, B2 oder B12. Letzteres ist übrigens ausschließlich in tierischen Produkten zu finden. Einzelne dieser milchtypischen Inhaltsstoffen müssen den pflanzlichen Versionen erst zugefügt werden, um ernährungsphysiologisch an die Milch heranzukommen. Unklar ist, wie gut die zugesetzten Stoffe dann tatsächlich vom Körper aufgenommen werden. Die Zauberformel beim Original heißt nämlich Milch-Matrix. Dieses einzigartige Zusammenspiel natürlicher Inhaltsstoffe ermöglicht eine hohe Bioverfügbarkeit. Wer möglichst naturbelassene Pflanzendrinks wählt – am besten gelingt das mit Bio-Produkten – spart zwar einerseits künstliche Zusatzstoffe ein, verzichtet aber auch auf die genannten Vitamine und Mineralstoffe. Gar nicht so einfach also, hier eine sinnvolle Wahl zu treffen. Letztendlich gilt es bei der Entscheidung zwischen individuellen Vorlieben, Ernährungsbedürfnissen und Überzeugungen abzuwägen. Im Optimalfall geht es jedoch nicht um ein kategorisches Entweder-oder, sondern um Ausgewogenheit am Speiseplan. Das schließt tierische und pflanzliche Lebensmittel ein. Ob Letztere unbedingt Getränke aus Pflanzen sein müssen oder nicht doch lieber Korn oder Nuss im Ganzen, sei dahingestellt. Fakt ist, dass sich im Sinne einer nachhaltigen Ernährung – sowohl aus gesundheitlicher als auch ökologischer Sicht – Tier und Pflanze perfekt ergänzen.
Sie erreichen die Autorin unter: nicole.zoehrer@lk-stmk.at
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