Gemeinsam gegen den Mähtod
Die erste Mahd überschneidet
sich mit den Setz- und Brutzeiten
vieler Wildtiere wie Rehe,
Feldhasen, Fasane und Rebhühner
– von denen dabei leider
viele getötet werden. Dies
zu vermeiden, sollte im Interesse
der Jagdausübungsberechtigten
und der Landwirte
sein. Neben dem herbeigeführten
Tierleid – dieses ist nach
dem Tierschutzgesetz strafbar –
birgt sich zudem die Gefahr für
Wiederkäuer, durch kontaminiertes
Futter an Botulismus zu
erkranken. Als erster Schritt ist
somit die Kommunikation von
Landwirt und Jagdausübungsberechtigtem
ein entscheidender
Faktor, um effektiv gegen
den Mähtod vorzugehen. Sobald
der Mähtermin feststeht,
können gemeinsame unterstützende
Maßnahmen gesetzt
werden, welche zeitnah am Tag
oder Abend vor der Mahd sowie
unmittelbar vor und während
der Mahd umzusetzen
sind. Mit einfachsten Maßnahmen
entstehen keine oder nur
sehr geringe Mehrkosten. Die
wichtigsten Tipps siehe unten.
Einfache Tipps, um einen Mähtod effektiv zu vermeiden
- Anmähen am Vortag. Wird am Vortag eine Mahdbreite am Rand des Feldstücks zuerst nach abgelegten Kitzen abgesucht und anschließend gemäht, wird dieses eher von Wildtieren gemieden.
- Vergrämung am Vorabend. Vergrämungsmaßnahmen werden unmittelbar am Vorabend gesetzt. Ansonsten zeigen sie keine Wirkung, da sich das Wild rasch daran gewöhnt. Am besten haben sich dabei „Scheuchen“ bewährt. Diese können zum Beispiel aus Dachlatten und ausrangierten Pflanz- oder Futtersäcken aufgebaut werden. Alternativ können auch stark raschelnde Bänder befestigt werden. Auch blinkende Baustellenleuchten oder spezielle akustische „Kitzretter“ (nur bei bereits fluchtfähigen Jungtieren) zeigen sehr gute Wirkung. Falls doch nicht am folgenden Tag gemäht werden kann, sind diese wieder zu entfernen und erneut am Vorabend der Mahd aufzustellen.
- Am Tag der Mahd. Unmittelbar vor der Mahd können viele Kitze durch Absuchen der Wiesen gefunden werden. Dies geschieht durch den Landwirt, den Jäger (am besten mit Hund), aber auch mit Hilfe von Wärmebildgeräten. Hier kommen vielerorts bereits Drohnen mit Wärmebildkamera erfolgreich zum Einsatz. Man sollte sich auch auf die Randbereiche konzentrieren. Denn der Großteil des Wildes (70 bis 80 Prozent) nutzt diesen Rand- sowie Saumbereich der Flächen.
- Kitz gefunden, was nun? Weitersuchen! Da bei Rehen Zwillingsgeburten die Regel sind, ist meist im Umkreis von 50 bis 100 Metern das zweite Kitz zu finden. Bitte nicht mit bloßen Händen berühren! Die Rehgeiß würde die menschliche Witterung wahrnehmen und ihr Kitz verstoßen. Am besten trägt man es mit Handschuhen und frischem Gras aus dem Gefahrenbereich. Es kann auch in der Wiese belassen werden, wenn das Kitz mit einem Käfig oder einer Obststeige oder Ähnlichem gesichert wird.
- Richtige Mähstrategie. Unbedingter Grundsatz beim Mähen sollte sein: von innen nach außen! Andernfalls wird das Wild ungewollt in die Mitte getrieben, die Tiere verlassen die Fläche nicht über die schon gemähten Schwaden. Das Mähen von innen nach außen ist dabei völlig kostenneutral und vor allem mit Front- Heck-Kombinationen oder dem Schmetterlings-Mähwerk auch kein zeitlicher Nachteil.
- Die richtige Tageszeit. Im Dunkeln sollte nicht gemäht werden. Durch helle Scheinwerfer flüchten Wildtiere noch weniger, sondern drücken sich gemäß ihrem Feindvermeidungsverhalten instinktiv dicht auf den Boden.
- Richtige Schnitthöhe. Diese hat zwar keinen Effekt auf das Wild, dafür werden aber bodennah lebende Tiergruppen wie Kleinsäuger und Amphibien vor dem sicheren Tod bewahrt. Nebenbei tritt deutlich weniger Futterverschmutzung auf und das Grünland wächst schneller nach. Die optimale Schnitthöhe liegt bei acht bis zehn Zentimeter.
- Zusätzliche Technik an Landmaschinen. Eine innovative technische Lösung bietet ein Hersteller mit der weltweit ersten automatisierten Tiererkennung Sensosafe. Zur Vermeidung des Mähens von Rehkitzen gelang eine richtungsweisende Entwicklung: www.poettinger.at/de_at/sensosafe Auch Kitzretter gibt es als Anbauteil für Landmaschinen, welche schon ab 35 Euro erhältlich sind und Kitze im fluchtfähigen Alter direkt vor der Gefahr des herannahenden Mähwerks verscheucht. Ähnlich dem Grünland: Grünschnittroggen. Gerade von Mitte April bis Anfang Mai sind Grünschnittroggenschläge oft die einzigen Agrarflächen mit ausreichender Deckung. Für Reh- und Federwild ist der Grünroggen sehr attraktiv. Die lichten Reihenabstände und die Beikräuter zu diesem Zeitpunkt bieten optimalen Schutz und eine sehr gute Äsung. Die vorgestellten Maßnahmen sind – genauso wie das Mähen von innen nach außen – auch hier sehr erfolgreich umzusetzen.