Forstarbeit: Sicherheit hat immer Vorrang
Verspannte Bäume, hängende Äste, schwieriges Gelände – das Aufarbeiten von Windwurf- und Schneebruchschäden gehört zu den gefährlichsten Arbeiten in der Forstwirtschaft. Durch falsche Schnitte können Spannungen in den Bäumen schlagartig freigesetzt werden. Verkeilte Bäume müssen mit technischen Hilfsmitteln wie Seilwinden bearbeitet werden. Diese Geräte ermöglichen es, Bäume sicher in Position zu bringen oder Stämme sowie Wurzelteller abzusichern, bevor die eigentliche Aufarbeitung beginnt. Ohne solche Hilfsmittel ist die sichere Bearbeitung kaum möglich.
Schnitttechnik
Beim Durchtrennen wird die Druckseite leicht angeschnitten, um die Spannung zu reduzieren. Anschließend erfolgt der Schnitt auf der Zugseite, um ein Einklemmen der Säge zu verhindern. Bei besonders starker Spannung sollte der Schnitt seitlich versetzt erfolgen, um eine plötzliche Energiefreisetzung zu vermeiden. Solche Bäume richtig zu beurteilen ist nicht leicht, weshalb ungeschulten Waldbesitzern von der Durchführung dieser Arbeiten ohne professionelle Hilfe abgeraten wird.
Schutzausrüstung
Die richtige Schutzausrüstung ist essenziell (Kasten). Dazu gehören Schnittschutzhosen, Helme mit Gesichts- und Gehörschutz sowie Handschuhe, Kleidung in Signalfarbe und Sicherheitsschuhe. Ebenso muss die eingesetzte Ausrüstung, insbesondere Motorsägen und Seilwinden, vor Arbeitsbeginn auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden. Es muss auch vorgesorgt werden, wie Rettungskräfte im Falle eines Unfalls schnell an Ort und Stelle gelangen.
Machen lassen
Ein wichtiger Faktor zur Erhöhung der Arbeitssicherheit ist der Einsatz von mechanisierten Holzerntemaschinen wie Harvestern. Diese Maschinen ermöglichen das Fällen und Entasten von Bäumen, ohne dass der Arbeiter in den Gefahrenbereich muss. Der Einsatz solcher Maschinen reduziert das Verletzungsrisiko erheblich und erhöht zugleich die Effizienz.
Sich selbst richtig einschätzen
- Die jüngsten Zahlen mit 14 tödlichen Forstunfällen im vergangenen Jahr erschüttern. Wie sollen Waldbauern an diese Arbeit herangehen?
Krondorfer: Die erste und schwierigste Frage, die man sich stellen muss ist, kann ich das überhaupt? Habe ich die Ausbildung, das Können und die Ausrüstung, die es braucht, um diese Aufgabe zu lösen? Gerade bei Schadholz! Selbstüberschätzung ist gefährlich. Im Zweifel ist es immer besser, es Profis zu überlassen. Das ist eine Geldfrage, weil ich weniger mit dem Holz verdiene. Aber was sind Euros im Vergleich zum eigenen Leben oder zu Verletzungen? - Man soll ja nicht alleine im Wald arbeiten, aber wenn Freunde ihre Hilfe anbieten, ist es ratsam, diese anzunehmen?
Laien, die mit der Forstarbeit noch nie zu tun hatten, würde ich niemals mitnehmen, schon gar nicht auf eine Schadholzfläche. - Was können Waldbesitzer tun, um ihr persönliches Risiko so klein wie möglich zu halten?
Schutzausrüstung tragen und Arbeitsregeln beherzigen natürlich (Artikel und QR-Code). Aber das alleine ist keine Sicherheitsgarantie. Seine Fähigkeiten und die Gefahren richtig einschätzen zu können, ist das Wichtigste. Da ist der Blick von außen sehr hilfreich. Daher kann nichts einen richtigen Kurs ersetzen. Auch erfahrenen Waldbauern hilft es sehr, wenn sie Neues hören und ihr Können betrachtet wird. Ein Unfall „passiert“ nicht, er wird immer durch vorher gemachte Fehler verursacht. - Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit sind über 60-jährige besonders gefährdet.
Ich wäre vorsichtig, hier voreilige Schlüsse zu ziehen. Natürlich lassen die körperlichen Fähigkeiten nach, dafür ist mehr Erfahrung da. Es ist auch ein gesellschaftliches Thema. Oft ist es ja so: Der junge Betriebsführer geht unter der Woche einem Beruf nach und der Pensionist macht die Arbeit im Wald, weil er Zeit hat. Unfälle betreffen alle Altersschichten.