Fleischqualität vom Waldviertler Karpfen bestätigt
Das Fischjahr 2021 im Überblick
Das heurige Produktionsjahr war gekennzeichnet durch lange Spätfröste bis in den Mai, aber ausreichend Niederschlägen in den kritischen Hitzemonaten Juli und August, gefolgt von einem sehr trockenen Herbst. Die Teichwirtschaften konnten situationsangepasst in der Bewirtschaftung reagieren und die Erträge waren zufriedenstellend.
Fettmessung bei Karpfen durchgeführt
Der NÖ Teichwirteverband hat im Herbst 2021 für seine Mitglieder eine Gratisteilnahme am „Ringversuch – Fettmessung bei Karpfen“ angeboten. Die hohe Teilnahme quer über alle Mitgliedsbetriebe hat nun die hervorragende Qualität der Waldviertler Teichwirtschaften bestätigt. Zum Einsatz kam eine innovative, zerstörungsfreie Methode der langjährigen Partnerorganisation „Bundesamt für Wasserwirtschaft – Ökologische Station Waldviertel“ aus Gebharts. Fest steht nun einmal mehr, der Karpfen ist nicht fett und sehr gesund.
Steigerung des Fischkonsums als Ziel
„Speisefisch ist im Kommen, das merkt man an der Nachfrage und am Konsumverhalten“, so Leo Kirchmaier, Verbandsgeschäftsführer des NÖ Teichwirteverbandes. „Dennoch ist man mit rund 8 kg Fisch pro Kopf und Jahr noch im hintersten Drittel, was den Fischkonsum betrifft, vergleicht man Österreich mit anderen EU-Staaten. Von den 8 kg Fisch kommen wiederum nur rund 0,5 kg auch von heimischem Fisch, der große Rest wird importiert. Um die hervorragende Qualität des Karpfens nun quer über alle Betriebe zu überprüfen, haben wir im NÖ Teichwirteverband für alle Mitglieder die Teilnahme an einem freiwilligen Ringversuch angeboten, bei dem der Verband auch die Kosten übernahm“ erklärt Kirchmaier.
Untersuchung ergab einen Fettgehalt von 6,6 Prozent
Das Ergebnis bestätigte dabei die Annahme der Produzenten: der Karpfen ist nicht fett! Im Mittel wiesen die Karpfen aus dem Waldviertel einen Fettgehalt von 6,6 % auf. Die bisher untersuchte und ausgewertete Stichprobe wies dabei mit 232 Karpfen aus dem Waldviertel einen beachtlichen Umfang auf. Damit ist das die bisher größte Fettmessaktion an Karpfen in Österreich über verschiedene Betriebe hinweg, zeigt man sich stolz über den großen Zuspruch der Teilnehmer.
So lief die Messung ab
Fischereimeister Günther Gratzl vom Bundesamt für Wasserwirtschaft – Ökologische Station Waldviertel hat mittels eines Sensors, von außen am lebenden Karpfen, zerstörungsfrei und ohne Nachteile für den Fisch, an mehreren Stellen des Filets gemessen. „Dabei wird eigentlich der Wassergehalt bestimmt und mittels Eichkurve umgerechnet. Die Messung bietet zudem den Vorteil, dass sie sehr rasch am Teich erledigt werden kann und die Fische dabei nicht geschlachtet werden müssen“, erklärt der ausgewiesene Fachmann die Vorteile für eine qualitätsorientierte Produktion. Pro Betrieb bzw. Teich wurden immer 10 Fische gemessen, um eine entsprechende Aussagekraft zu erhalten. Die Daten des Ringversuches werden demnächst auch in einer Fachzeitschrift publiziert.
Qualität, die messbar ist
„Die Teichwirtschaftsbetriebe produzieren durch ihr Know-How beste Qualität, die letztendlich auch messbar ist. Das alte Vorurteil des fetten Karpfens ist damit einmal mehr widerlegt. Wenn man den Karpfen schon in diesem Schubladendenken einteilen möchte, dann als „magerer bis mittelfetter“ Fisch. Keinesfalls jedoch als „Fettfisch“ mit über 15 %, das wären z.B. Aal, Lachs, Hering oder Makrele“, weiß Kirchmaier. Doch ein ausschließlicher Blick nur auf den Prozentsatz des Fettgehaltes wäre auch zu kurz gedacht! Denn das Fett von Fischen ist eines der hochwertigsten bekannten Fette in der Ernährung überhaupt, schließlich liefert es die so gelobten und essentiellen ungesättigten Omega-3 und -6-Fettsäuren.
Was den Karpfen so besonders macht?
Bei fachgerechter Bewirtschaftung nimmt der Karpfen rund 50 Prozent seiner Nahrung aus der sogenannten Naturnahrung des Teiches selbst auf, also im wesentlichen Zooplankton und Bodenorganismen. Die restlichen 50 Prozent werden in Form von Getreide oder anderen Feldfrüchten wie Lupinen oder Erbsen zugefüttert. „Doch da hat jede Teichwirtschaft ihr eigenes „Rezept“. Das ist es auch, warum der Karpfen so genial und nachhaltig ist, denn nur wenige Fischarten können so wie er auch Stärke verwerten. Als Draufgabe ist der Karpfen auch noch Musterschüler in Bezug auf Regionalität, Biodiversitäts- und Klimaschutz. Denn kurze Transportwege und die Verankerung als Leitprodukt einer ganzen Region kennzeichnen den regionalen Bezug des Waldviertler Karpfens, kaum ein landwirtschaftliches Produktionssystem bietet so vielen oftmals sogar gefährdeten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum wie der Karpfenteich und weist dabei, verglichen mit anderen Sparten, noch dazu den geringsten CO2-Fußabdruck auf“, beleuchtet Aquakulturexperte Kirchmaier die erstaunlichen Fakten.