Den Vormarsch der Getreideungräser stoppen
Im Anfangsstadium wird dieses Problem oft ignoriert oder einfach übersehen. Erst bei größerem Leidensdruck, denkt man über Gegenmaßnahmen nach. Die Ungräser sind am leichtesten im Mai erkennbar, wenn die Ähren und Rispen von Ackerfuchsschwanz und Windhalm die Wintergetreidebestände überragen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte man den Erfolg des Herbizideinsatzes kontrollieren, auch wenn man keine Problemungräser auf den Feldern hat. Im Mai ist es zwar für eine Bekämpfung zu spät, man wird sich aber des Problems bewusst und kann sich Gedanken über Gegenmaßnahmen machen. Eine Kontrolle zur Ernte ist zu spät, da die Halme der Ungräser dann oft abgeknickt sind, sie sich in die Getreidebestände "hineinlegen“ und ein Befall auf den ersten Blick nicht mehr erkennbar ist.
Ackerfuchsschwanzgras richtig stoppen
Dort wo Ackerfuchsschwanzgras auftritt, wird man es meist nicht mehr ganz los. Man muss lernen, richtig damit umzugehen, damit es sich nicht massiv ausbreitet. Vor allem das Verschleppen auf andere Felder ist zu vermeiden. Großes Verschleppungspotentzal bergen der überbetriebliche Mähdreschereinsatz, der Zukauf von Stroh, nicht fachgerecht kompostierter Mist und andere organische Dünger.
Ackerfuchsschwanz ist ein Samenungras, dass hauptsächlich im Herbst, jedoch teilweise bis ins Frühjahr keimen kann. Eine Pflanze bildet in ihren fuchsschwanzartigen Ähren bis zu 200 Samen aus, die im Boden zehn Jahre lange keimfähig sein können. Vor allem ein hoher Wintergetreideanteil und auch reduzierte Bodenbearbeitung begünstigen den Ackerfuchsschwanz. Die frisch gekeimten Pflanzen weisen korkenzieherartig gedrehte Blätter mit unbehaarten Blattflächen auf. Ausgewachsene Pflanzen werden etwa hüfthoch und bilden fuchsschwanzartige Ähren aus.
Im Wintergetreide sollte er, wenn möglich, gezielt mit gräserwirksamen Herbiziden, die über eine ausgewiesene Ackerfuchsschwanzwirkung verfügen, bekämpft werden. Diese Wirkstoffe sind in vielen gängigen Getreideherbiziden nicht enthalten. Ackerfuchsschwanz, der auf Flächen mit geplanten Sommerungen wie zum Beispiel Mais, überwintert hat, wird meist nicht zum direkten Problem, er trägt aber zur weiteren Vermehrung bei.
Solche Pflanzen sind mechanisch über die Bodenbearbeitung oder chemisch zu bekämpfen.
Chemisch reicht ein Totalherbizid, ein ausgewiesenes Gräsermittel oder im Falle von Mais der Einsatz von gräseraktiven Sulfonylharnstoffen.
Windhalm richtig erkennen
Auch der Windhalm ist ein Samenungras, das hauptsächlich im Herbst keimt. Die frisch gekeimten Pflanzen mit ihren korkenzieherartig gedrehten Blättern sind oft nur schwer vom Ackerfuchsschwanz zu unterscheiden. Für die Bekämpfungsstrategie ist das aber entscheidend, da der Ackerfuchsschwanz schwerer bekämpfbar ist.
Die Laubblätter sind beim Windhalm stärker gefurcht, die Blatthäutchen mit drei bis sechs Millimetern länger und stärker gezähnt. Im Zweifelsfall sollte man Beratung beiziehen. Pro Pflanze werden etwa 2.000 Samen ausgebildet, die im Boden rund ein bis drei Jahre keimfähig bleiben. Der Windhalm ist ein ausschließlicher Flachkeimer wobei der Ackerfuchsschwanz aus bis zu 8 cm Tiefe keimen kann. Die Ausbreitung erfolgt wie beim Ackerfuchsschwanz über verschleppte Samen.
Problemungräser jetzt im Herbst ausschalten
Die meisten Ungräser lassen sich im Nachauflauf mittels ausgewählter ALS-Hemmer (gräseraktive Sulfonylharnstoffe) oder ACCase-Hemmer, wie zum Beispiel Axial 50, im Frühjahr und teilweise auch im Herbst bekämpfen. Die optimalen Bekämpfungsfenster im Frühjahr sind meist sehr kurz und stark witterungsabhängig. Die Ungräser sind dann oft schon zu groß und werden nicht vollständig erfasst. Dies kann eine weitere Ausbreitung begünstigen und eine Resistenzausbildung beschleunigen. Auch der zu häufige Einsatz dieser Wirkstoffgruppen führt langfristig zu Resistenzen. Beispiele dafür sind der Windhalm im Waldviertel und große Probleme mit resistentem Ackerfuchsschwanz in Deutschland oder England.
Herbstherbizide beugen Resistenzen vor
Zur Resistenzvorbeugung kommen die klassischen Herbstherbizide mit Bodenwirkung ins Spiel. Diese verfügen über ganz andere Wirkmechanismen und helfen Resistenzen langfristig vorzubeugen.
Am besten wirken die bodenaktiven Herbstherbizide im Keimblattstadium der Ungräser und Unkräuter, nach denen sich auch der Behandlungszeitpunkt richten soll. Die Applikation erfolgt meist im frühen Nachauflauf des Getreides oder sogar im Vorauflauf. Beim Einsatz von Bodenherbiziden muss die Bodenfeuchtigkeit ausreichen und das Saatbett darf nicht zu grob sein.
Windhalm wird von beinahe allen Herbstherbiziden mit Gräserwirkung gut erfasst. Beim Ackerfuchsschwanz braucht es jedoch eine gezieltere Behandlung.
Alle gut wirksamen Produkte, wie zum Beispiel Battle Delta, Carpatus SC, Kwizda Getreide Pack Herbst, Mateno Pack und Pontos, bauen auf den Wirkstoff Flufenacet mit einer Dosis von 240 Gramm je Hektar bei voller Aufwandmenge auf. Für ausreichende Bekämpfungserfolge muss bei Produkten mit geringerer Flufenacetaufladung mit anderen Produkten, wie zum Beispiel Cadou SC und Iconic, auf 240 Gramm je Hektar aufgebessert werden.
Für gute Erfolge muss man genau beim Durchstoßen des Ackerfuchsschwanzes durch die Erdoberfläche behandeln. Zu späte Termine fallen in der Wirksamkeit stark ab. Beim Einsatz von flufenacethaltigen Produkten gibt es Jahresauflagen zu beachten, zum Beispiel nur einmal in zwei Jahren eine Anwendung.
Aufgepasst bei Flufenacet in Mais
Auch Maisherbizide, wie zum Beispiel Aspect Pro, können Flufenacet enthalten. Sollte der Behandlungserfolg nicht ausreichend sein, so hat man jedenfalls der Ausbildung von Resistenzen entgegengewirkt. Bei starkem Ackerfuchsschwanzdruck ist Flufenacet im Herbst unerlässlich. Es kann auch notwendig werden, im Herbst oder Frühjahr mit einem blattaktiven Gräserherbizid nachzukorrigieren. Axial 50 kann als einziges dieser Produkte im Herbst und Frühjahr eingesetzt werden.
Speziell eine Gräserbekämpfung im Frühjahr baut auf nur sehr wenige Wirkstoffe mit ähnlichem Wirkmechanismus auf. Diese Wirkstoffe sollten nicht durch zu einseitigen Einsatz im Hinblick auf Resistenzen gefährdet werden. Im Falle von Resistenzen kann es zu massiven Mehrkosten beim Herbizideinsatz von bis zu 200 Euro je Hektar kommen oder eine Bekämpfung ist aufgrund fehlender Wirkung erst gar nicht mehr möglich. Vorsorge ist hier besser als Nachsorge.
Speziell eine Gräserbekämpfung im Frühjahr baut auf nur sehr wenige Wirkstoffe mit ähnlichem Wirkmechanismus auf. Diese Wirkstoffe sollten nicht durch zu einseitigen Einsatz im Hinblick auf Resistenzen gefährdet werden. Im Falle von Resistenzen kann es zu massiven Mehrkosten beim Herbizideinsatz von bis zu 200 Euro je Hektar kommen oder eine Bekämpfung ist aufgrund fehlender Wirkung erst gar nicht mehr möglich. Vorsorge ist hier besser als Nachsorge.