Bauen zum Wohl von Tier und Landwirt
Bereits zum zwölften Mal ehrte
die Tierschutzombudsstelle
des Landes Musterbeispiele für
tierfreundliches Bauen. Neben
einem Schaf- und einem Mutterkuhstall zeigen auch
zwei konventionelle Schweineställe
, dass Bäuerinnen
und Bauern ihre Tiere
bestmöglich halten möchten.
Dazu LK-Vizepräsidentin Maria
Pein: „Tierwohl steht bei unseren
Bäuerinnen und Bauern
ganz vorne. Die ausgezeichneten
Betriebe – vor allem die beiden
Schweinehalter – zeigen
das besonders. Voraussetzung
dafür ist aber, dass der Markt
die Mehrkosten bezahlt und
diese nicht an den Betrieben
hängen bleiben.“ Landesrat
Hans Seitinger hebt das hohe Niveau der Steiermark hervor: „Obwohl die Steiermark international beim Tierwohl bereits im Spitzenfeld liegt, ist es unser Ziel, die Tierwohl-Standards laufend zu verbessern.“ Warum das wichtig ist, erklärt Tierschutzombudsfrau Barbara Fiala-Köck: „Das Wohlbefinden von Tieren, insbesondere auch von landwirtschaftlich genutzten Tieren steht im Fokus des öffentlichen Interesses. Als Tierschutzombudsfrau ist es mir daher ein großes Anliegen, jene Bäuerinnen und Bauern vor den Vorhang zu holen, welchen Tierwohl wichtig ist und welche tierfreundliche Stallungen errichtet haben.“ Auch Landeshauptmann-Stellvertreter
Anton Lang lobt: „Die Preisträgerinnen und Preisträger leisten einen unschätzbaren Beitrag, um das Bewusstsein für eine tierfreundliche Haltung von Nutztieren weiter voran zu treiben.“
Anton Lang lobt: „Die Preisträgerinnen und Preisträger leisten einen unschätzbaren Beitrag, um das Bewusstsein für eine tierfreundliche Haltung von Nutztieren weiter voran zu treiben.“
Preis ist ein Blick über den Tellerrand
„In einer kürzlich durchgeführten
Umfrage unter Betrieben
wurde auf die Frage ,Welchen
Tipp würden Sie Berufskollegen
geben, die vor der Planung
eines Stallbauprojekts stehen?‘
einhellig geantwortet: ,Besucht
so viele Betriebe wie möglich,
denn man kann nie genug besichtigen
und man lernt immer
wieder Neues dazu!‘ Durch
diesen Baupreis werden vorbildliche
und neue Lösungen
in der Tierhaltung einer breiten
Öffentlichkeit vorgestellt, sowohl innerhalb der Bauernschaft als auch außerhalb. Das animiert zum Nachdenken und regt vielleicht an, allzu gewohnte Bahnen zu verlassen. Und uns Beratern hilft es auch. Die Zeit der gemeinsamen Planung gestaltet sich dadurch offener und vielleicht auch etwas mutiger,“ erklärt Stallbauexperte Walter Breininger.
Vier Betriebe wurden mit dem Tierschutzpreis des Landes Steiermark ausgezeichnet, darunter zwei konventionelle Schweineställe.
Viel Luft und Eigenleistung
Von Sommer 2016 bis Winter 2017 wurde ein Schafstall für rund 60 Muttertiere mit Bergeraum und direktem Zugang zu den Weiden gebaut. Aufgrund der Hanglage entstand ein zweigeschossiges Gebäude, wobei der Unterbau in Beton ausgeführt wurde. Der gesamte Holzbau wurde aus eigenem, wintergeschlägertem Holz gezimmert. Durch die eingebrachte Eigenleistung wurden die Baukosten gering gehalten und zusätzlich die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten gefördert. Ziel war es, einen hellen Stall mit großem Luftraum über den Tieren und einer leicht zu öffnenden Fensterfront zu errichten. Dabei wurde auf möglichst gerade Arbeitsachsen und leicht zu reinigende, ebene Oberflächen geachtet. Ein Hauptkriterium war auch die maschinelle Befahrbarkeit aller Bereiche. Geplant wurde großteils selbst, mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer. Entstanden ist ein heller, freundlicher Stall mit großzügigem Platzangebot für 60 Mutterschafe. Der Stall wurde in Hofnähe errichtet, die vorhandene Geländestruktur war durchaus herausfordernd. Der Stall hat einen direkten Zugang zur Weide. Durch den großen Luftraum ist ein optimales Stallklima garantiert. Die Familie züchtet Tiroler Bergschafe. Kundinnen und Kunden können die Tierhaltung jederzeit durch die offenen Stalltüren beobachten, Wissen über die landwirtschaftliche Schafhaltung wird auch in Exkursionen vermittelt.
Simple Bauweise, durchdachte Planung
Errichtet wurde ein Offenfront-Außenklimastall in Rundholzbauweise für rund 30 Mutterkühe mit Kälbern. Im Obergeschoß befindet sich eine Lagerhalle für Maschinen und Stroh. Der neue Rinderstall wurde nach den neuesten Erkenntnissen für die Bedürfnisse von Mutterkühen mit ihren Kälbern sorgfältig geplant. Alle Tiere liegen auf Stroh. Für die Kühe gibt es eingestreute Liegeboxen. Die Kälber können ebenfalls zwischen den zwei Liegeboxenreihen unmittelbar vor den Kühen auf einer Strohmatratze liegen. Das Fress-Liegeplatz-Verhältnis beträgt eins zu eins. In den Abkalbebereichen werden die Kühe vor dem Kalben gruppenweise separiert. Die Laufgänge zwischen Fressgitter und den ersten Liegebetten sowie von der zweiten Reihe bis zum Treibgang sind ausreichend bemessen. Außerdem entsteht durch die zwei Laufgänge, die mit Quergängen verbunden sind, ein Rundlauf, sodass sich die Rinder bei Konflikten aus dem Weg gehen können. Alle Bewegungsflächen sind perforiert und somit dauerhaft rutschfest. Weiters gibt es eine Fressplatzstufe. Die mechanische Entmistung (Schrapper) fährt hinten ungehindert vorbei, die Tiere brauchen nicht darübersteigen. Das zweimalige Entmisten pro Tag mittels Schrapper hält die Laufflächen sauber und verhindert weitestgehend Emissionen. Eine Besonderheit ist der extra Fressplatz für die Kälber.
Mehr Tierwohl, weniger Emissionen
Es wurde ein emissionsarmer Tierwohlstall für 850 Mastschweine mit einer Drei-Zonen-Bucht gebaut. Im Inneren befindet sich der eingestreute Ruheraum mit freiem Zugang in den überdachten Außenbereich, wo sich der Fressbereich befindet. Die Tiere bekommen auf planbefestigtem Boden ihr genfreies Futter und Kräuterpellets als Beschäftigungsmaterial. Im Anschluss an den Fressbereich befindet sich der Kotbereich. Dieser besteht aus weichen Plastikspalten, bei welchem unterhalb ein Schrapper den Kot regelmäßig entfernt. Der Harn wird über eine Kotrinne gesammelt und fließt gesondert in ein Harnlager. Dieses System verringert Emissionen deutlich und entstand mit wissenschaftlicher Begleitung der Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein im Rahmen eines Forschungsprojektes. Der Innenbereich ist mit einer Fußbodenheizung für den Winter und mit einer „cool pad“ Luftkühlung für den Sommer ausgestattet. Es gibt verschiedene Produktionslinien: JAGA‘s Tierwohl Kräuterschwein, Edel Duroc Kräuterschwein und für Kreuzungen der Rassen Schwäbisch-Hällisch mit Duroc – diese Tiere haben Ringelschwänze. Als Direktvermarkter gibt es ständig direkten Kontakt zu den Kunden. Diese stellen immer wieder die Frage, wie die Tiere gehalten werden. Mit diesem Stall können die Kundenwünsche erfüllt werden. Planung: Lorber und Partner.
Wohlfühlen gilt für Tier und Mensch
Die Schweine von Familie Steßl werden im Rahmen der Direktvermarktung am eigenen Betrieb verarbeitet. Im neuen Schweinestallzubau stehen den Schweinen drei Funktionsbereiche zur Verfügung: Eine befestigte Liegefläche im Stallinneren, ein Spaltenbereich für den Kotabsatz und eine mit Stroh eingestreute Fläche im Freien. Die Schweine können ihren Bedürfnissen, wie Liegen, Fressen, Wühlen, durch die besondere Art der Haltung ungestört nachgehen. Am Hof wird seit mehr als 40 Jahren Direktvermarktung für Menschen in der Umgebung betrieben. Die Philosophie dahinter: Tier und Mensch müssen sich wohlfühlen. Das Stallgebäude erfüllt durch die vorhandenen verschiedenen Funktionsbereiche sämtliche Ansprüche an eine tierfreundliche Haltung von Schweinen aus der Sicht des Tierwohls. Den Betriebsführern Andrea und Josef Steßl war es unabhängig von den gesetzlichen Mindestanforderungen wichtig, für eine tierfreundliche und vorzeigbare Schweinehaltung Initiativen zu setzen. Interessierte Kundinnen und Kunden, welche ab Hof einkaufen, können jederzeit auch die Haltung der Tiere besichtigen und die Verhaltensweisen der Schweine beobachten. Die Jury war von den getroffenen Tierwohlmaßnahmen, die von der Landwirtschaftskammer Steiermark geplant wurden, begeistert.
Ein großes Danke fürs Mitmachen!
Neben den Siegern des Tierschutzpreises beweisen auch alle Teilnehmer, das Tierwohl den Landwirten nicht egal ist.