Wumbauer: Bringt Ideen zum Bürokratieabbau ein!
Bürokratie belastet die Bäuerinnen und Bauern stark. Ihre Position?
Sepp Wumbauer: Erst wenn wir uns als Branche mehr pauschale Systeme und pauschale Leistungsabgeltungen zugestehen, erst dann wird das Thema Bürokratie einfacher und lebbarer. Alle stöhnen über die Bürokratie, doch der Weg hin zu weniger Bürokratie führt über einfachere Systeme. Solange wir sagen, dass alles genau, gerecht und genauestens verteilt werden muss, wird der Gesetzgeber auch nichts anderes zulassen.
Können Sie das durch ein Beispiel untermauern?
Wir hatten vor Jahren die einheitlichen Betriebsprämien, die wichtiges Geld in die Regionen gebracht haben. Doch die eigenen Berufskollegen wollten das nicht mehr, sodass der Gesetzgeber eine Veränderung herbeigeführt hat.
Welche Vorschläge zum Bürokratieabbau machen Sie, vor allem auch im Hinblick auf die neue Förderperiode 2027+?
Mein Appell heißt: Sind wir nicht so übergenau! Das muss vor allem auch für die neue künftige Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) gelten. Gleichzeitig rufe ich alle Bäuerinnen und Bauern auf, schriftliche Ideen und Vorschläge zum Bürokratieabbau unter www.stbb.at/ausmisten einzubringen. Wir haben auch sehr gute Signale von unserem neuen EU-Kommissar Christophe Hansen, hier verlässlich aktiv zu werden. Das macht wirklich Mut, dass sich etwas zum Positiven verändern wird.
Der Bezirk Weiz ist mit den vielen Produktionssparten die Steiermark im Kleinen. Wie fördern Sie die produzierende Land- und Forstwirtschaft?
Wir brauchen viele Betriebe unterschiedlicher Struktur und unterschiedlicher Produktionsart, vor allem auch Betriebe mit kleinen Produktionseinheiten. Sie alle leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung unserer Landschaft, wie unsere Gäste sie kennen. Mir geht es darum, dass diese Betriebe erhalten bleiben – das ist auch deshalb so wichtig, weil die Oststeiermark derart zersiedelt ist. Wir brauchen jeden einzelnen Betrieb!
Wie stärken Sie die Betriebe im Bezirk?
Die Aus- und Weiterbildung hat beispielsweise höchste Priorität: dazu gehört die Ausbildung zur Jägerin und zum Jäger ebenso wie die zahlreichen LFI-Zertifikatslehrgänge bis hin zu Veranstaltungen über Lebensmittel. Hier bin ich der Bäuerinnenorganisation unendlich dankbar für ihre diesbezüglichen Aktivitäten. Eine wichtige Rolle spielt auch die Facharbeiterausbildung – im Bezirk Weiz findet jährlich eine Facharbeiterausbildung im zweiten Bildungsweg für Bäuerinnen und Bauern statt. Stolz bin ich auch auf die land- und ernährungswirtschaftliche Fachschule Naas, die für die Zukunft der bäuerlichen Jugend und der Betriebe im Bezirk Weiz sehr wichtig ist.
Welche Rolle spielen Innovationen?
Aufgrund der Kleinstruktur im Bezirk passiert sehr viel Innovation. Sehr viele Bäuerinnen und Bauern zerbrechen sich den Kopf darüber, neue Wege einzuschlagen und neue Produkte zu entwickeln. Nur ein paar Beispiele: Unsere Bäuerinnen und Bauern haben tolle Marken im Obstbau geschaffen, beeindruckend sind die Weizer Schafbauern. Wir sind mit 500 Betrieben das Kerngebiet der Almo-Bauern und sind auch eines der größten Saatmaisvermehrungsgebiete. Und wir haben starke Verarbeitungsbetriebe wie die Steirerkraft oder auch für die Obstverarbeitung sowie die Obstlagerbetriebe.
Der Dialog mit der Bevölkerung ist Ihnen ein besonderes Anliegen ...
... gerade weil wir im Bezirk Weiz so stark zersiedelt sind, ist dieser Dialog besonders wichtig, um zu vermitteln, wie die Land- und Forstwirtschaft funktioniert. Unsere Landjugend macht hier sehr viel, ebenso die verschiedenen Erzeugerorganisationen, die das direkte Gespräch mit der Bevölkerung suchen und die Land- und Forstwirtschaft glaubwürdig vermitteln.
Ihre Botschaft an die Bäuerinnen und Bauern?
Bitte helft uns, in eurem Umfeld die Land- und Forstwirtschaft zu erklären, denn Unverständnis über die Land- und Forstwirtschaft wäre für uns alle nicht gut. Die Experten der Bezirkskammer Weiz als Beratungszentrum sind gute fachliche Unterstützer und Wegbegleiter für Zukunftsfragen der Bäuerinnen, Bauern und Grundeigentümer. Unsere Hände sind weit ausgestreckt.
ZUR PERSON:
Sepp Wumbauer (56) aus St. Kathrein am Offenegg ist seit 2003 Obmann der Bezirkskammer Weiz. Er bewirtschaftet mit seiner Gattin Gerlinde einen gemischten Betrieb mit Rinder-, Schafhaltung und Forstwirtschaft. Die beiden haben zwei erwachsene Kinder, Bernhard und Andrea, die großes Interesse an der Betriebsnachfolge zeigen.
Drei Fragen an Ursula Reiter, Bezirksbäuerin in Weiz:
Gemeindebäuerinnen sind wichtige Ansprechpartnerinnen, sagt die Weizer Bäuerinnenchefin Ursula Reiter. Dialog mit der Bevölkerung, Lebensqualität und Pflege sind wichtige Schwerpunkte.
- Als Bezirksbäuerin von Weiz ist Ihnen der Dialog mit der Bevölkerung besonders wichtig.
URSULA REITER: Bei vielen Veranstaltungen und Vorträgen sensibilisieren wir die Bevölkerung, wie Lebensmittel hergestellt werden, wo das Essen herkommt und welche Vorteile regionale und saisonale Lebensmittel haben. Wir Bäuerinnen wollen hier auch Vorbild sein und achten selbst beim Einkaufen auf Regionalität und Saisonalität. - Welche weiteren Vorhaben sind Ihnen außerdem wichtig?
Die Vorbereitungen für die Bäuerinnenwahl im Jänner 2026 laufen bereits. Hier ist es mir sehr wichtig, dass es in jeder Gemeinde im Bezirk eine Ansprechpartnerin gibt, um die Interessen der Bäuerinnen zu vertreten. Abgesehen davon setzen wir auf den Schwerpunkt Lebensqualität am Bauernhof. Sehr wichtig ist auch das Thema Pflege, wovon sehr viele Bäuerinnen betroffen sind. Sehr viele Bäuerinnen pflegen Angehörige am Hof. Sie brauchen Entlastungen und Unterstützung sowie eine gewisse Auszeit. Damit beschäftige ich mich intensiv. - Die Balance zwischen Arbeitseinsatz und Entspannung ist Ihnen wichtig.
Ich appelliere an alle Bäuerinnen: Gebt trotz eures fordernden und vielfältigen Berufes eure Persönlichkeit nicht auf – schaut auch auf euch selbst. Wenn wir auf uns schauen, dann erkennen wir auch die Möglichkeiten am Hof, wir werden nicht betriebsblind. So können wir neue Ideen auf dem Hof entwickeln.