Wirtschaftswald ist artenreich
Die Artenvielfalt in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ist vollkommen unterschätzt – sie ist besonders hoch. Das untermauert auch eine jetzt abgeschlossene Studie, die im Forstgut der Forstlichen Ausbildungsstätte in Pichl im Mürztal durchgeführt wurde. Wir sprachen mit Martin Krondorfer, Initiator dieser EU-weit einzigartigen Studie und Leiter der Forstlichen Ausbildungsstätte.
Wie vielfältig ist der bewirtschaftete Wald?
MARTIN KRONDORFER: Das exemplarische Basisdateninventar für steirische Waldstandorte ist mit Abstand das größte waldökologische Projekt der Steiermark und Österreichs und kann als Leuchtturmprojekt der Biodiversitätsforschung angesehen werden. Der heimische Wald ist in vielerlei Hinsicht, was Artenvielfalt, Genetik und Lebensräume betrifft, weit unterschätzt. Der Wald ist das größte Ökosystem der Steiermark. Von den Wissenschaftlern wurden in unserem Lehrforst bemerkenswerte 2.975 unterschiedliche Arten der Tier- und Pflanzenwelt für mehrere Waldgesellschaften dokumentiert.
NGOs kritisieren, dass zu wenig Totholz im bewirtschafteten Wald sei. Was haben Sie herausgefunden?
Der Totholzanteil in den Wäldern ist wesentlich höher als vermutet. Hinsichtlich unserer Untersuchungen haben wir herausgefunden, dass im Durchschnitt pro Hektar 45 Kubikmeter an Totholz vorhanden sind. Der Spitzenwert auf einer Versuchsfläche erreicht einen Wert von 95 Kubikmeter pro Hektar. Liegend, stehend und in Form von Ästen und Zweigen. Auf manchen Standorten ist das starke, stehende Totholz unterrepräsentiert. Begründet ist diese Tatsache durch das Haftungsproblem entlang von Forststraßen und Wanderwegen. Nicht zu unterschätzen ist das hohe Gefährdungspotenzial für jene Personen, die im Wald arbeiten.
Was sagen Ihre Bodenanalysen und was bedeuten diese für die Forstwirtschaft?
Bodenanalysen stellen einen Indikator für die Wüchsigkeit der Baumarten auf dem jeweiligen Standort dar. Klar ist, dass durch die verschiedenen Nutzungsformen über die Jahrtausende hindurch Degradationen stattgefunden haben, die sich auf das aktuelle Waldbild auswirken. Die Waldbesitzer versuchen langfristig Verbesserungen durch das Setzen von Mischbaumarten zu erreichen. Auf extrem sauren Böden werden wurzelschädliche Aluminium-Ionen freigesetzt, die ein Problem für die Waldgesundheit darstellen. Auf kalkhaltigen, basischen Standorten ist dieses Phänomen nicht zu beobachten.
Sie haben 59 Vogelarten gefunden. Was bedeutet dies?
Manche Vogelarten sind Dauergäste, manche sind Zugvögel, manche sind Futtergäste, wieder andere sind Wintergäste. Jede Vogelart hat ihren eigenen Lebensraum. Manche bevorzugen Altholzbestände, andere Jungwald. Es gibt Arten, die Nadelmischwälder bevorzugen und Arten, die nur im Laubmischwald anzutreffen sind. Jede Arte für sich ist eine Bereicherung für die Avifauna. Gefunden wurden auch Wintergoldhähnchen und Singdrossel. Sie benötigen widersprechende Biotope. Das Wintergoldhähnchen braucht als Brut- und Nahrungshabitat Fichtenaltholz. Die Singdrossel das Gegenteil, nämlich Fichtendickungen, die mit Sträuchern durchsetzt sind.
Was bedeuten die gefundenen Weberknechte sowie die verschiedenen Bodenspinnen?
Die Spinnentiere und Weberknechte erheben ganz besondere Ansprüche auf unterschiedliche Ökosysteme. Sie haben manchmal einen nur geringen Aktionsradius und sind daher ein Nachweis für die Naturnähe eines Waldes. Bei uns wurden unter anderem bis zu 70 Spinnen pro Quadratmeter Waldboden gefunden.
Weltweit einzigartig ist der gefundene Pichler Scherenspringer, der nach 80 Jahren wieder aufgetaucht ist.
Der Scherenspringer ist ein sogenannter Endemit, ein Relikt aus der Eiszeit. Endemiten sind die größten Besonderheiten unserer Fauna und werden von der Wissenschaft als „Kronjuwelen“ der heimischen Artenvielfalt bezeichnet. Sie finden sich auf feuchten Standorten, auf Berggipfeln, in Höhlen, im Boden und in Schluchtwäldern. Im Forstgut Pichl findet dieser Pseudoskorpion offensichtlich hervorragende Lebensbedingungen vor. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte im Jahr 1942. Dieser Wiederfund hat für die Taxonomen einen herausragend hohen Wert.
Wurden auch Lebewesen gefunden, die auf den sogenannten roten Listen des Naturschutzes stehen?
Ja, in vielerlei Hinsicht. Rote Listen-Arten beschreiben den Gefährdungsgrad von Arten. Im Zuge der Erhebungen wurden aus den Tiergruppen Spinnen und Käfer in absoluten Zahlen mit jeweils 47 die meisten Rote Liste-Arten gefunden. Bei den Pilzen konnten insgesamt 29 Rote Liste-Arten festgestellt werden. Bei den holzbewohnenden Käfern gibt es, je nach Art, 15 bis 30 Prozent.
Welche Rolle spielen die gefundenen Pilze und wie zahlreich wurden diese Arten gefunden?
Der Großteil der Pilze hat eine wesentliche Rolle für die Nährstoffversorgung der Bäume und andere dienen der Zersetzung von Biomasse. Mykorrhiza heißt eine Form der Symbiose von Pilzen und Pflanzen, bei der ein Pilz mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt ist. Es ist eine Lebensgemeinschaft von Bodenpilzen, die mit Pflanzenwurzeln in einer Symbiose leben. Der Pilz besiedelt das Feinwurzelsystem der Pflanze, versorgt die Pflanze mit Nährstoffen, wie beispielsweise Phosphor und Stickstoff und macht Wasser leichter verfügbar. Im Forstgut Pichl wurden unglaubliche 1.149 Pilze gefunden, davon einige Erstfunde in der Steiermark und Österreich.
Wie wichtig sind Flechten und wie zahlreich ist deren Vorkommen im Wirtschaftswald?
Flechten sind wichtige Bioindikatoren, die bodennah und in den Baumkronen siedeln. Sie sind sogenannte Mehrfachlebewesen aus Pilzen und Algen, die miteinander in Symbiose leben und jeweils auf den anderen Partner angewiesen sind. Manche Flechtenarten bevorzugen Laubholz, andere Nadelholz. Die artenreichste Baumart ist der Bergahorn, die artenärmste die Salweide. In Österreich leben etwa 880 verschiedene Arten auf Baumborke, auf Totholz und am Boden. Die bodennahe Flechtenerhebung erbrachte 164 Rinde, Totholz, Moos, Boden und Gesteine bewohnende Arten, davon 24 Rote Liste-Arten, und zeigte große Unterschiede in der Artendiversität der verschiedenen Plots.
Wie lässt sich die Studie mit Blick auf die Biodiversität zusammenfassen?
Unser Wald ist artenreich. Die Ergebnisse zeigen, dass die Artenvielfalt in bewirtschafteten Wäldern unterschätzt ist. Unterschiedliche Arten haben unterschiedliche Ansprüche. Ein Mosaik aus abwechselnden Standortsausprägungen, Bodenverhältnissen, Baumartenzusammensetzungen, Altersstufen, verschiedene Nutzungs- und Bewirtschaftungsformen, Freiflächen, geschlossene Waldbestände, ein Anteil an Totholz und vieles andere mehr tragen zu einer hohen Biodiversität bei. Artenvielfalt kann im Zuge der Bewirtschaftung auch weiter gefördert werden.
Wie vielfältig ist der bewirtschaftete Wald?
MARTIN KRONDORFER: Das exemplarische Basisdateninventar für steirische Waldstandorte ist mit Abstand das größte waldökologische Projekt der Steiermark und Österreichs und kann als Leuchtturmprojekt der Biodiversitätsforschung angesehen werden. Der heimische Wald ist in vielerlei Hinsicht, was Artenvielfalt, Genetik und Lebensräume betrifft, weit unterschätzt. Der Wald ist das größte Ökosystem der Steiermark. Von den Wissenschaftlern wurden in unserem Lehrforst bemerkenswerte 2.975 unterschiedliche Arten der Tier- und Pflanzenwelt für mehrere Waldgesellschaften dokumentiert.
NGOs kritisieren, dass zu wenig Totholz im bewirtschafteten Wald sei. Was haben Sie herausgefunden?
Der Totholzanteil in den Wäldern ist wesentlich höher als vermutet. Hinsichtlich unserer Untersuchungen haben wir herausgefunden, dass im Durchschnitt pro Hektar 45 Kubikmeter an Totholz vorhanden sind. Der Spitzenwert auf einer Versuchsfläche erreicht einen Wert von 95 Kubikmeter pro Hektar. Liegend, stehend und in Form von Ästen und Zweigen. Auf manchen Standorten ist das starke, stehende Totholz unterrepräsentiert. Begründet ist diese Tatsache durch das Haftungsproblem entlang von Forststraßen und Wanderwegen. Nicht zu unterschätzen ist das hohe Gefährdungspotenzial für jene Personen, die im Wald arbeiten.
Was sagen Ihre Bodenanalysen und was bedeuten diese für die Forstwirtschaft?
Bodenanalysen stellen einen Indikator für die Wüchsigkeit der Baumarten auf dem jeweiligen Standort dar. Klar ist, dass durch die verschiedenen Nutzungsformen über die Jahrtausende hindurch Degradationen stattgefunden haben, die sich auf das aktuelle Waldbild auswirken. Die Waldbesitzer versuchen langfristig Verbesserungen durch das Setzen von Mischbaumarten zu erreichen. Auf extrem sauren Böden werden wurzelschädliche Aluminium-Ionen freigesetzt, die ein Problem für die Waldgesundheit darstellen. Auf kalkhaltigen, basischen Standorten ist dieses Phänomen nicht zu beobachten.
Sie haben 59 Vogelarten gefunden. Was bedeutet dies?
Manche Vogelarten sind Dauergäste, manche sind Zugvögel, manche sind Futtergäste, wieder andere sind Wintergäste. Jede Vogelart hat ihren eigenen Lebensraum. Manche bevorzugen Altholzbestände, andere Jungwald. Es gibt Arten, die Nadelmischwälder bevorzugen und Arten, die nur im Laubmischwald anzutreffen sind. Jede Arte für sich ist eine Bereicherung für die Avifauna. Gefunden wurden auch Wintergoldhähnchen und Singdrossel. Sie benötigen widersprechende Biotope. Das Wintergoldhähnchen braucht als Brut- und Nahrungshabitat Fichtenaltholz. Die Singdrossel das Gegenteil, nämlich Fichtendickungen, die mit Sträuchern durchsetzt sind.
Was bedeuten die gefundenen Weberknechte sowie die verschiedenen Bodenspinnen?
Die Spinnentiere und Weberknechte erheben ganz besondere Ansprüche auf unterschiedliche Ökosysteme. Sie haben manchmal einen nur geringen Aktionsradius und sind daher ein Nachweis für die Naturnähe eines Waldes. Bei uns wurden unter anderem bis zu 70 Spinnen pro Quadratmeter Waldboden gefunden.
Weltweit einzigartig ist der gefundene Pichler Scherenspringer, der nach 80 Jahren wieder aufgetaucht ist.
Der Scherenspringer ist ein sogenannter Endemit, ein Relikt aus der Eiszeit. Endemiten sind die größten Besonderheiten unserer Fauna und werden von der Wissenschaft als „Kronjuwelen“ der heimischen Artenvielfalt bezeichnet. Sie finden sich auf feuchten Standorten, auf Berggipfeln, in Höhlen, im Boden und in Schluchtwäldern. Im Forstgut Pichl findet dieser Pseudoskorpion offensichtlich hervorragende Lebensbedingungen vor. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte im Jahr 1942. Dieser Wiederfund hat für die Taxonomen einen herausragend hohen Wert.
Wurden auch Lebewesen gefunden, die auf den sogenannten roten Listen des Naturschutzes stehen?
Ja, in vielerlei Hinsicht. Rote Listen-Arten beschreiben den Gefährdungsgrad von Arten. Im Zuge der Erhebungen wurden aus den Tiergruppen Spinnen und Käfer in absoluten Zahlen mit jeweils 47 die meisten Rote Liste-Arten gefunden. Bei den Pilzen konnten insgesamt 29 Rote Liste-Arten festgestellt werden. Bei den holzbewohnenden Käfern gibt es, je nach Art, 15 bis 30 Prozent.
Welche Rolle spielen die gefundenen Pilze und wie zahlreich wurden diese Arten gefunden?
Der Großteil der Pilze hat eine wesentliche Rolle für die Nährstoffversorgung der Bäume und andere dienen der Zersetzung von Biomasse. Mykorrhiza heißt eine Form der Symbiose von Pilzen und Pflanzen, bei der ein Pilz mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt ist. Es ist eine Lebensgemeinschaft von Bodenpilzen, die mit Pflanzenwurzeln in einer Symbiose leben. Der Pilz besiedelt das Feinwurzelsystem der Pflanze, versorgt die Pflanze mit Nährstoffen, wie beispielsweise Phosphor und Stickstoff und macht Wasser leichter verfügbar. Im Forstgut Pichl wurden unglaubliche 1.149 Pilze gefunden, davon einige Erstfunde in der Steiermark und Österreich.
Wie wichtig sind Flechten und wie zahlreich ist deren Vorkommen im Wirtschaftswald?
Flechten sind wichtige Bioindikatoren, die bodennah und in den Baumkronen siedeln. Sie sind sogenannte Mehrfachlebewesen aus Pilzen und Algen, die miteinander in Symbiose leben und jeweils auf den anderen Partner angewiesen sind. Manche Flechtenarten bevorzugen Laubholz, andere Nadelholz. Die artenreichste Baumart ist der Bergahorn, die artenärmste die Salweide. In Österreich leben etwa 880 verschiedene Arten auf Baumborke, auf Totholz und am Boden. Die bodennahe Flechtenerhebung erbrachte 164 Rinde, Totholz, Moos, Boden und Gesteine bewohnende Arten, davon 24 Rote Liste-Arten, und zeigte große Unterschiede in der Artendiversität der verschiedenen Plots.
Wie lässt sich die Studie mit Blick auf die Biodiversität zusammenfassen?
Unser Wald ist artenreich. Die Ergebnisse zeigen, dass die Artenvielfalt in bewirtschafteten Wäldern unterschätzt ist. Unterschiedliche Arten haben unterschiedliche Ansprüche. Ein Mosaik aus abwechselnden Standortsausprägungen, Bodenverhältnissen, Baumartenzusammensetzungen, Altersstufen, verschiedene Nutzungs- und Bewirtschaftungsformen, Freiflächen, geschlossene Waldbestände, ein Anteil an Totholz und vieles andere mehr tragen zu einer hohen Biodiversität bei. Artenvielfalt kann im Zuge der Bewirtschaftung auch weiter gefördert werden.
Artenreichtum im Wirtschaftswald erforscht
Experten aus In- und Ausland waren dabei
m 350 Hektar großen Lehrforst der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl im Mürztal wurden zwischen 2019 und 2024 insgesamt 16 Untersuchungsflächen wissenschaftlich standardisiert kartiert. 50 Experten aus dem In- und Ausland beschäftigen sich mit der wissenschaftlichen Bearbeitung von rund 30 zoologischen Gruppen. Ebenso wurden präzise Angaben zu Vegetationsgesellschaft, Bestandesalter, Bodenbeschaffenheit, Totholzmengen und kleinklimatologischen Ganzjahres-Messreihen gemacht. Auf rund 1.500 Seiten sind die Forschungsergebnisse zusammengefasst. Bei den ausgewählten Probeflächen handelt es sich um 13 Waldgesellschaften und drei Sonderstandorte. Die Einzelflächen sind jeweils 1.600 Quadratmeter groß. Die bearbeiteten Waldgesellschaften auf Silikat waren Fichten-Lärchen-Weißkiefern-, Fichtenmisch-, Fichten-Tannen-Buchen- und Fichten-Weißkiefernwald. Auf Karbonat waren es Buchen-Fichten-Tannen- und Buchen-Schluchtwald sowie sekundäre Fichtenmischwälder mit Lärche und Weißkiefer. Neben Waldgesellschaft und Baumartenzusammensetzung wurden weitere Umweltparameter erhoben: Bestandesalter, Totholzanteile mit und ohne Kleinholz, Bodentypen, Grundgestein, Boden-pH, Mikroklima mit Ganzjahres-Messreihen an der Bodenoberfläche, an der Stammbasis und in der Kronenregion. Neben klassischen botanisch-zoologischen Kartierungsmethoden kamen innovative, neue Methoden wie Unterschlupffallen, Astproben aus den Baumkronen und genetische Methoden zum Einsatz. Eigens entwickelt und gefertigt wurden dafür auch Baumfallen. Für sämtliche Untersuchungsbereiche wurden Erhebungsmethoden festgelegt und Daten analysiert.
Autor: Martin Krondorfer
m 350 Hektar großen Lehrforst der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl im Mürztal wurden zwischen 2019 und 2024 insgesamt 16 Untersuchungsflächen wissenschaftlich standardisiert kartiert. 50 Experten aus dem In- und Ausland beschäftigen sich mit der wissenschaftlichen Bearbeitung von rund 30 zoologischen Gruppen. Ebenso wurden präzise Angaben zu Vegetationsgesellschaft, Bestandesalter, Bodenbeschaffenheit, Totholzmengen und kleinklimatologischen Ganzjahres-Messreihen gemacht. Auf rund 1.500 Seiten sind die Forschungsergebnisse zusammengefasst. Bei den ausgewählten Probeflächen handelt es sich um 13 Waldgesellschaften und drei Sonderstandorte. Die Einzelflächen sind jeweils 1.600 Quadratmeter groß. Die bearbeiteten Waldgesellschaften auf Silikat waren Fichten-Lärchen-Weißkiefern-, Fichtenmisch-, Fichten-Tannen-Buchen- und Fichten-Weißkiefernwald. Auf Karbonat waren es Buchen-Fichten-Tannen- und Buchen-Schluchtwald sowie sekundäre Fichtenmischwälder mit Lärche und Weißkiefer. Neben Waldgesellschaft und Baumartenzusammensetzung wurden weitere Umweltparameter erhoben: Bestandesalter, Totholzanteile mit und ohne Kleinholz, Bodentypen, Grundgestein, Boden-pH, Mikroklima mit Ganzjahres-Messreihen an der Bodenoberfläche, an der Stammbasis und in der Kronenregion. Neben klassischen botanisch-zoologischen Kartierungsmethoden kamen innovative, neue Methoden wie Unterschlupffallen, Astproben aus den Baumkronen und genetische Methoden zum Einsatz. Eigens entwickelt und gefertigt wurden dafür auch Baumfallen. Für sämtliche Untersuchungsbereiche wurden Erhebungsmethoden festgelegt und Daten analysiert.
Autor: Martin Krondorfer
Gefährdete Arten gefunden
Forststraßenböschungen sind unterschätzte, wertvolle Lebensräume
Welche seltene Arten beheimaten Forststraßenböschungen, welchen Einfluss haben sie auf die Ausbreitung von invasiven Neophyten? Auch diese Fragen wurden untersucht. Forststraßenböschungen sind Extremstandorte mit starkem Lichteinfluss und Extremtemperaturen. Sie sind Rohböden, meist mit kurzen Vegetationsentwicklungs- und Bodenbildungsprozessen. Zusätzlich wird die Vegetation periodisch entfernt. Auf den Forststraßenböschungen finden sich Pionierpflanzengesellschaften wie Flechten, Moose und andere genügsame Pflanzenarten, aber auch Orchideen. Die Forschungsarbeiten zeigen, dass absolut seltene und gefährdete Arten, wie das Gewöhnliche Filzkraut, die Grün-Ständelwurz (eine Orchideenart), der Rundblatt-Storchenschnabel, der eigentliche Flachbärlapp oder das dunkle Weidenröschen vorkommen. Sieben weitere Arten sind in einer Vorwarnstufe gelistet. Forststraßenböschungen sind unterschätzte wertvolle Lebensräume. Leider sind sie auch Eintrittspforten für Neophyten. Im Forstgut wurden „nur“ zwei invasive Arten gefunden, das drüsige Springkraut und die kanadische Goldrute. Auf die Eingrenzung einer weiteren Ausbreitung ist zu achten.
Welche seltene Arten beheimaten Forststraßenböschungen, welchen Einfluss haben sie auf die Ausbreitung von invasiven Neophyten? Auch diese Fragen wurden untersucht. Forststraßenböschungen sind Extremstandorte mit starkem Lichteinfluss und Extremtemperaturen. Sie sind Rohböden, meist mit kurzen Vegetationsentwicklungs- und Bodenbildungsprozessen. Zusätzlich wird die Vegetation periodisch entfernt. Auf den Forststraßenböschungen finden sich Pionierpflanzengesellschaften wie Flechten, Moose und andere genügsame Pflanzenarten, aber auch Orchideen. Die Forschungsarbeiten zeigen, dass absolut seltene und gefährdete Arten, wie das Gewöhnliche Filzkraut, die Grün-Ständelwurz (eine Orchideenart), der Rundblatt-Storchenschnabel, der eigentliche Flachbärlapp oder das dunkle Weidenröschen vorkommen. Sieben weitere Arten sind in einer Vorwarnstufe gelistet. Forststraßenböschungen sind unterschätzte wertvolle Lebensräume. Leider sind sie auch Eintrittspforten für Neophyten. Im Forstgut wurden „nur“ zwei invasive Arten gefunden, das drüsige Springkraut und die kanadische Goldrute. Auf die Eingrenzung einer weiteren Ausbreitung ist zu achten.
In Baumkronen bis zu 37 Arten
Lebewesen müssen hohe Temperaturschwankungen aushalten
„Der Griff nach den zoologischen Sternen – so sind die beiden bisher absolvierten innovativen Forschungsprojekte zu umschreiben. Denn mit Hilfe alpiner Klettertechnik gaben sie einen ersten Blick in die höchsten Wipfel der Bäume des Forstgutes Pichl“, sagt dessen Leiter Martin Krondorfer. Mit speziell entwickelten Baumfallen lassen sich wichtige Erkenntnisse über die bislang unbekannte Baumkronenfauna Österreichs gewinnen. Dieses wissenschaftliche Eintauchen in einen unerforschten großflächigen Teilbereich des Ökosystems ist als Pionierprojekt zu verstehen. Vergleichbare Kartierungsprojekte quer durch zahlreiche Tiergruppen liegen aus Österreich nicht vor. Die Zahl der selten gefundenen Tierarten ist hoch. So waren mit 29 bis 37 Arten pro Baum überdurchschnittliche Diversitätswerte auf Vogelbeere, Grauerle, Bergulme, Esche und Bergahorn zu verzeichnen. Rotbuchen markierten den Durchschnitt mit 21 Arten je Baum. Erwartungsgemäß finden sich in den Baumkronen robuste Arten, die keine hohen Ansprüche an Luftfeuchtigkeit und an ein ausgeglichenes Kleinklima haben. „Vielmehr müssen sie große Temperaturschwankungen tolerieren“, sagt Krondorfer.
„Der Griff nach den zoologischen Sternen – so sind die beiden bisher absolvierten innovativen Forschungsprojekte zu umschreiben. Denn mit Hilfe alpiner Klettertechnik gaben sie einen ersten Blick in die höchsten Wipfel der Bäume des Forstgutes Pichl“, sagt dessen Leiter Martin Krondorfer. Mit speziell entwickelten Baumfallen lassen sich wichtige Erkenntnisse über die bislang unbekannte Baumkronenfauna Österreichs gewinnen. Dieses wissenschaftliche Eintauchen in einen unerforschten großflächigen Teilbereich des Ökosystems ist als Pionierprojekt zu verstehen. Vergleichbare Kartierungsprojekte quer durch zahlreiche Tiergruppen liegen aus Österreich nicht vor. Die Zahl der selten gefundenen Tierarten ist hoch. So waren mit 29 bis 37 Arten pro Baum überdurchschnittliche Diversitätswerte auf Vogelbeere, Grauerle, Bergulme, Esche und Bergahorn zu verzeichnen. Rotbuchen markierten den Durchschnitt mit 21 Arten je Baum. Erwartungsgemäß finden sich in den Baumkronen robuste Arten, die keine hohen Ansprüche an Luftfeuchtigkeit und an ein ausgeglichenes Kleinklima haben. „Vielmehr müssen sie große Temperaturschwankungen tolerieren“, sagt Krondorfer.
Jetzt wird der Waldboden untersucht
Neuland: Welche Lebewesen sich in der Streuschicht und im Mineralboden finden
Die Erstuntersuchungen über die vorhandenen Lebewesen in den Baumkronen (links) im bewirtschafteten Forst der Ausbildungsstätte Pichl in St. Barbara/Mürztal haben viele Fragen offen gelassen. „Der Zeitraum war für das erste Kronenprojekt zu kurz“, sagt Martin Krondorfer, Chef der Ausbildungsstätte. Und weiter: „Daher wurde der Zeitraum verlängert, um einerseits das Artenspektrum zu erweitern und andererseits die Mobilität unterschiedlicher Tierarten besser verstehen zu können.“ Erwartet werden Erkenntnisse darüber, welche Tierarten in den Wintermonaten in Bodennähe wandern, welche in den Baumkronen bleiben und in welchen Stadien sie überwintern. Wie wirkt sich die Waldbewirtschaftung auf kronenbewohnende Tierarten aus und was können wir durch die Bewirtschaftung verbessern, sind weitere Fragestellungen. Die Lebensformen, welche in der Streuschicht, aber auch im Mineralboden zu finden sind, sind weitgehend noch Neuland. Im Folgeprojekt versucht man die tieferen Bodenschichten aufzuschließen und mit speziellen Sammelmethoden der Tierwelt näher zu kommen. Nicht nur unterschiedliche Regenwurmarten und Nematoden, sondern auch Springschwänze, Hornmilben und andere Kleinsttiere versucht man zu finden, zu beschreiben und Biomassen zu berechnen. Besonders spannend werden die parallel laufenden Untersuchungen zu Bodenwasser sowie zu den Temperaturverläufen im Boden. Und damit einher geht die Erforschung des für Bäume zur Verfügung stehenden Wassers im Zuge des Klimawandels. Der Mobilität von Aluminium-Ionen, welche sich ungünstig auf das Wurzelwachstum der Bäume, besonders bei niedrigen pH-Werten auswirkt, ist ein weiteres Untersuchungsthema. Wie viel Biomasse ist unterirdisch zu finden, wie wirkt sich diese auf die Bodenlebewesen, auf die Mykorrhiza und auf CO₂-Speicherung aus? Auch diesen Fragestellungen wird ergänzend nachgegangen werden. „Ich bin überzeugt, nach diesen Untersuchungen werden neue Fragestellungen auftreten, welche für den Artenschutz und die Waldbewirtschaftung eine wesentliche Rolle spielen“, sagt Projektleiter Martin Krondorfer.
Die Erstuntersuchungen über die vorhandenen Lebewesen in den Baumkronen (links) im bewirtschafteten Forst der Ausbildungsstätte Pichl in St. Barbara/Mürztal haben viele Fragen offen gelassen. „Der Zeitraum war für das erste Kronenprojekt zu kurz“, sagt Martin Krondorfer, Chef der Ausbildungsstätte. Und weiter: „Daher wurde der Zeitraum verlängert, um einerseits das Artenspektrum zu erweitern und andererseits die Mobilität unterschiedlicher Tierarten besser verstehen zu können.“ Erwartet werden Erkenntnisse darüber, welche Tierarten in den Wintermonaten in Bodennähe wandern, welche in den Baumkronen bleiben und in welchen Stadien sie überwintern. Wie wirkt sich die Waldbewirtschaftung auf kronenbewohnende Tierarten aus und was können wir durch die Bewirtschaftung verbessern, sind weitere Fragestellungen. Die Lebensformen, welche in der Streuschicht, aber auch im Mineralboden zu finden sind, sind weitgehend noch Neuland. Im Folgeprojekt versucht man die tieferen Bodenschichten aufzuschließen und mit speziellen Sammelmethoden der Tierwelt näher zu kommen. Nicht nur unterschiedliche Regenwurmarten und Nematoden, sondern auch Springschwänze, Hornmilben und andere Kleinsttiere versucht man zu finden, zu beschreiben und Biomassen zu berechnen. Besonders spannend werden die parallel laufenden Untersuchungen zu Bodenwasser sowie zu den Temperaturverläufen im Boden. Und damit einher geht die Erforschung des für Bäume zur Verfügung stehenden Wassers im Zuge des Klimawandels. Der Mobilität von Aluminium-Ionen, welche sich ungünstig auf das Wurzelwachstum der Bäume, besonders bei niedrigen pH-Werten auswirkt, ist ein weiteres Untersuchungsthema. Wie viel Biomasse ist unterirdisch zu finden, wie wirkt sich diese auf die Bodenlebewesen, auf die Mykorrhiza und auf CO₂-Speicherung aus? Auch diesen Fragestellungen wird ergänzend nachgegangen werden. „Ich bin überzeugt, nach diesen Untersuchungen werden neue Fragestellungen auftreten, welche für den Artenschutz und die Waldbewirtschaftung eine wesentliche Rolle spielen“, sagt Projektleiter Martin Krondorfer.