Werte bewahren und gleichzeitig offen für den Fortschritt sein
In der Kulturhalle Wörth in Gnas hob er in seinen einleitenden Worten vor allem die große Bedeutung der Bäuerinnen und Bauern und ihre zentrale Rolle in unserer Gesellschaft hervor: „Die Menschen in der Landwirtschaft sind der Herzschlag unseres Landes. Sie halten Dörfer lebendig, sie pflegen Landschaft, Kultur und Gemeinschaft. Sie tragen Verantwortung – Tag und Nacht.“
Er als Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark sehe täglich, was Bäuerinnen und Bauern leisten: „Meine Aufgabe und die der Kammer ist es, ihre Stimme hörbar zu machen; in der Politik, in den Medien, in der Gesellschaft“. Steinegger versicherte, sich dafür stark zu machen, ebenso wie für die entsprechende Wertschätzung, die sich jede Bäuerin und jeder Bauer verdient. Und: „Ich werde mich für gute Rahmenbedingungen einsetzen – für eine Agrarpolitik, die Betriebe stärkt, für mehr regionale Wertschöpfung, faire Marktbedingungen und weniger Bürokratie.“
Natur ist Geschenk und Herausforderung zugleich
Steinegger sprach aber auch Herausforderungen und Sorgen an, mit denen die Landwirte in unserem Land konfrontiert sind: „Wir stehen in der früh auf, oft bevor es hell wird. Wir hören unsere Tiere atmen. Wir riechen den Boden. Wir sehen, wie sich der Nebel über die Felder legt. Diese Nähe zur Natur ist ein Geschenk – aber auch eine ständige Herausforderung.“ Der Klimawandel etwa verändere den Alltag der Landwirte massiv – mit Trockenperioden, Starkregen, Spätfrösten und Hitzewellen. „Aber wir passen uns an. Wir pflanzen anders, wir füttern anders, wir wirtschaften anders. Wir investieren in Bewässerung, in Technik, in Wissen“, würdigte Steinegger Engagement, Flexibilität sowie Verständnis und Bereitschaft für Veränderung. Er räumte aber auch mit Nachdruck ein, dass die Bauern dahingehend nicht die alleinigen Problemlöser sein dürften: „Wir Bauern allein können das Klima nicht retten. Aber wir können Teil der Lösung sein, wenn man uns lässt.“
Sich dem Fortschritt nicht verschließen, sich aber auch nicht der Technik ausliefern
Sich anpassen hieße es auch bei der fortschreitenden Digitalisierung und dem Fortschritt generell: „Wir dürfen nicht stehen bleiben, aber auch nicht davonlaufen. Es heißt mit beiden Beinen fest im Boden stehen und gleichzeitig den Blick nach vorne zu richten.“ Und mit einem Blick in die Zukunft betonte er: „Unsere Höfe sollen Orte der Innovation, der Gemeinschaft und des Zusammenhalts sein. Dafür braucht es eine Agrarpolitik, die Chancen statt Hürden schafft. Eine Forschung, die mit den Bauern arbeitet, nicht über sie spricht und eine Gesellschaft, die nicht nur konsumiert, sondern versteht.“
Das seien auch wichtige Grundlagen, um die Landwirtschaft für junge Hofübernehmer und Hofübernehmerinnen attraktiv zu machen: „Wenn junge Menschen sagen: Ich will den Hof übernehmen, dann erfüllt mich das mit Stolz und Hoffnung. Denn es bedeutet, sie glauben an eine Zukunft in der Landwirtschaft. Aber dafür brauchen sie Perspektiven – Planungssicherheit, faire Rahmenbedingungen und Wertschätzung. Die nächste Generation ist mutig, digital und weltoffen, aber sie braucht den Rückhalt der Gesellschaft.“
Bäuerinnen haben tragende Rolle auf den Höfen
Wenn es darum geht, Traditionen und Werte zu bewahren, ohne dabei stehen zu bleiben, spielen vor allem auch die Bäuerinnen eine tragende Rolle. Ganz wichtig sei dahingehend die Arbeit der Bäuerinnenorganisation. Diese habe in den vergangenen Jahren enorm viel Aufklärungsarbeit geleistet und Bäuerinnen vor allem hinsichtlich sozialer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit oder auch in Steuerrechtsfragen gestärkt“, gab Bezirksbäuerin Ursula Reiter Einblick. Und das vor allem auch vor dem Hintergrund der bevorstehenden Bäuerinnenwahlen. Die mit ihren 30.000 Mitgliedern größte Frauenorganisation Österreichs hat ja in den vergangenen Jahren maßgeblich zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bäuerinnen beigetragen und auch ihren Stellenwert in der Öffentlichkeit maßgeblich gestärkt. Heute werden Bäuerinnen weitgehend als taffe, mutige, innovative, gut ausgebildete, selbstbewusste Unternehmerinnen gesehen.
Kleinstrukturierte Betriebe und regionale Absatzmärkte als Chance
Anton Koller, Geflügelexperte der Landwirtschaftskammer, hob hinsichtlich der Nutztierhaltung die große Chance der Südoststeiermark in der Veredelung hervor. Da seien die kleinstrukturierten Betriebe auch sehr stark unterwegs – allen voran mit den Schwerpunkten Schweine- und Geflügelhaltung. Koller: „Der Boom beim Geflügel ist nach wie vor ungebrochen; das liegt besonders daran, dass Geflügelfleisch sehr geschmacksneutral und in der Küche sehr einfach zuzubereiten ist.“ In der Schweinehaltung wurden die Herausforderungen rund um Preispolitik, Wettbewerbsfähigkeit und Zölle angesprochen. Mit guter Produktivität, Qualität und regionalen Absatzmärkten könne man sich hier aber auch gut absichern. Der positive Ausblick für die Zukunft: Es wird generell wieder mehr Fleisch gegessen. Und aufgrund wachsender Welt-Bevölkerungszahlen werden mehr Lebensmittel denn je benötigt.“
Großes Interesse gab es auch für das Thema Stallbaugenehmigungen und die damit verbundenen Herausforderungen.
Notfallzulassungen bei Pflanzenschutz sichern Produktion
Pflanzenbauchef Arno Mayer hat unter anderem vom Beilagenschwund auf den steirischen Tellern gesprochen: „Wir produzieren die tollsten Schnitzeln von Schwein, Rind und Huhn – professionell und in höchster Menge und Qualität. Wir schaffen aber die heimische Produktion der Beilagen nicht mehr. Drahtwurmfreie Kartoffel, makelloser Chinakohl und Gemüse aller Art brauchen den Schutz vor Fraßfeinden, Schadpilzen und Schadinsekten.“ Wir würden zwar angehalten, mehr Gemüse zu essen, so Mayer, schaffen aber die marktkonforme Produktion nicht, da wir immer weniger Pflanzenschutztools zur Verfügung haben.“ Seitens der Kammer würden immer wieder Notfallzulassungen erwirkt, um die Produktion wichtiger Lebensmittel aufrecht zu erhalten.
Bonus für die Gesundheit der Bäuerinnen und Bauern
Dass alles Gelingen auf unseren Höfen jedoch von einer wesentlichen Komponente, nämlich der Gesundheit abhängt, betonte Vizepräsidentin Maria Pein. Sie gab Einblick in die umfassenden Leistungen und Entwicklungen der Sozialversicherung und nannte da etwa den Gesundheitshunderter oder die Sicherheitsoffensive. Und: „Es laufen unter anderem gerade Bemühungen für eine Mindestbeitragsgrundlage für Mehrfachversicherte.“
In der anschließenden Diskussion, zu der Kammerobmann Franz Uller rund 100 Interessierte begrüßen durfte, standen vor allem der Pflanzenschutz und die zunehmend fehlenden Wirkstoffe sowie die Bürokratie im Mittelpunkt - ebenso wie die Industrie-Emissionsrichtline. Die Kammer kämpft um Lösungswege.
Kammerobmann Franz Uller freute sich über die rege Diskussionsbeteiligung und den sehr sachlichen und konstruktiven Austausch – seitens der Bäuerinnen und Bauern wurden vor allem der Pflanzenschutz, die Emissionsrichtlinie sowie die Bürokratie thematisiert.