Vizepräsidentin Maria Pein: Mit jungen Vorbildern und Multiplikatorinnen ein gleichberechtigtes Rollenverständnis in der Land- und Forstwirtschaft vorantreiben
Weibliche Lebenswelten in der Land- und Forstwirtschaft couragiert sichtbar machen
Der Weg zu einem gleichberechtigten Rollenverständnis in der Land- und Forstwirtschaft und im ländlichen Raum ist für Frauen herausfordernd. „Daher ist es immens wichtig, dass die Bäuerinnen ihre Kompetenzen und Leistungen deutlich sichtbar machen und ins betriebliche und öffentliche Bewusstsein rücken“, bekräftigt Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein anlässlich des bevorstehenden Weltfrauentages. Und weiter: „Die sehr gut ausgebildeten Jungbäuerinnen und Forstwirtinnen sind auf dem richtigen Weg, gleichberechtigte Positionen im Dialog mit den Männern auszuverhandeln. Das führen unsere beeindruckenden Multiplikatorinnen, die sich heute vorstellen werden, bemerkenswert vor Augen.“ Indem die Frauen traditionelle Rollenstereotype mit Mut aufbrechen und entschlossen abschütteln, ebnen sie auch den Weg zum wirtschaftlichen Erfolg des land- und forstwirtschaftlichen Betriebs. Ein traditionelles Rollenverständnis bremst hingegen die wirtschaftlichen Potenziale, so die Vizepräsidentin weiter.
Gleichstellung der Frauen in den Regionen befeuern
Beeindruckende Frauen, die als Vorbilder und Multiplikatorinnen fungieren, beflügeln die Land- und Forstwirtinnen zu einer gemeinsamen und gleichberechtigten Rollenverteilung. Vizepräsidentin Maria Pein befeuert ein gleichberechtigtes Rollenverständnis im Speziellen mit folgenden Aktionen und Aktivitäten: der Initiative Hofheldin, bei der die Leistungen der Bäuerinnen ins Rampenlicht gestellt werden; der Initiative Vifzack, bei der agrarische Innovationen, die überwiegend weiblich sind, vor den Vorhang geholt werden. Weiters mit regionalen Netzwerktreffen von Frauen aus der Wirtschaft und Landwirtschaft, die die weiblichen Stärken und gemeinsames wirtschaftliches Agieren eindrucksvoll sichtbar machen.
Emina Saric, Staatspreisträgerin für Frauen der Republik Österreich
„Vorbilder, die gleichberechtige Rollenbilder multiplizieren, sind für die Frauen extrem wichtig, weil sie Mut machen traditionelle Rollenstereotype durch alternative gemeinsam ausverhandelte Muster zu ersetzen“, betont Emina Saric, die für ihre diesbezüglichen Forschungsarbeiten hohe Auszeichnungen erhielt. Zuletzt wurde sie von der Republik Österreich mit dem Staatspreis für Frauen ausgezeichnet. Und sie ruft insbesondere die Frauen am Land auf, „ihr Können, ihre Kompetenzen und ihre Leistungen herzuzeigen, mit den Männern in einen diesbezüglichen Dialog zu treten, um gemeinsam gleichberechtigte Rollen auszuverhandeln und einzunehmen.“ Saric weiter: „Es muss uns gelingen, dass auch der weibliche Teil im Betrieb gesehen wird. Ist dieser nicht sichtbar, kann es sogar so weit kommen, dass durch die Mehrfachbelastung der Frau der Betrieb in eine wirtschaftliche Schieflage kommt.“
Landesbäuerin Viktoria Brandner: Charta – mehr Gewicht in der Politik
„Der Weltfrauentag ist für uns Bäuerinnen nicht nur Anlass über die Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frauen auf unseren bäuerlichen Betrieben nachzudenken, sondern auch darüber, dass unsere Bäuerinnen auch in Gremien der Interessenvertretung, aber auch in anderen politischen Gremien eine Gleichstellung erreichen müssen“, betont Landesbäuerin Viktoria Brandner. Und weiter: „Daher hat die ´Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen´ die Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung ausgearbeitet. Viele landes- und bundesweite Partnerorganisationen haben diese Charta unterzeichnet. Primäres Ziel ist es, den Frauenanteil in den jeweiligen Gremien auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen, um der Stimme der Frauen auch im politischen Leben mehr Gewicht zu verleihen.“
Umsetzungsstärke, Transparenz und Vernetzung sind die Maßstäbe die Julia Knittelfelder an den Tag legt. Aktuell arbeitet sie am Betriebskonzept, das die mögliche Erweiterung des Familienbetriebs um die Sparte Urlaub am Bauernhof vorsieht. Zweitens entwickelt sie die Arbeitsgemeinschaft der Weidegänse weiter und macht für die Kunden die Haltung von Weidegeflügel am Bauernhof noch zugänglicher und transparenter. Als Rezepterockerin arbeitet sie auch an der stärkeren Verknüpfung von Landwirtschaft und Tourismus, die heuer in einer Regionalitätsgala in der Südoststeiermark gipfeln soll. Julia Knittelfelder: „Die sehr gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit meinem Partner Martin sowie mit meiner Schwägerin und meinem Schwager bereichert unseren Betrieb und macht ihn für zwei Familien zukunftsfähig.“
Helena Zechner (26), 8724 Spielberg, Frauenbachstraße 36, Forstwirtin, Matura am Holztechnikum Kuchl (Betriebsmanagement, Holzwirtschaft), land- und forstwirtschaftliche Facharbeiterin, Waldberaterin Waldverband Steiermark
Die Holztechnik-HTL-Absolventin Helena Zechner ist vor zweieinhalb Jahren in eine absolute Männerdomäne eingedrungen und als Waldberaterin des Waldverbands Steiermarks wurde ihr anfänglich viel Skepsis entgegengebracht. Doch durch ihre fachliche Kompetenz, ihr zielgerichtetes Handeln und ihre Managementqualitäten ist sie entscheidende Brückenbauerin zwischen den 300 Mitgliedern und der Sägeindustrie und als solche auch sehr geschätzt. Helena Zechner: „Ich habe mir bewusst diese Branche ausgesucht und ich bin deshalb akzeptiert und geschätzt, weil ich mir meiner Stärken und Schwächen bewusst bin und mutiges Nachfragen für mich selbstverständlich ist.“ Für die Zukunft der Forstwirtschaft ist Helena Zechner besonders wichtig: „Dass künftig in der Forstwirtschaft gegenseitiges Verständnis zwischen den Geschlechtern und partnerschaftliches Agieren zur Normalität werden muss.“
Christina Reichel (34), Perchau am Sattel 2, 8820 Neumarkt, landwirtschaftliche Fachmatura in Raumberg und landwirtschaftliche Facharbeiterin, ständige fachliche Weiterbildung
Partnerschaftliches Arbeiten auf Augenhöhe ist für Christina Reichel besonders wichtig, gemeinsam wird jede Entscheidung besprochen und gefällt: „Ich bin Chefin bei den Kühen, mein Mann ist Chef in der Grünland- und Forstwirtschaft“. Weil sie vor ihrem Einstieg in die Landwirtschaft als Futtermittelberaterin gearbeitet hat, kann sie die dort erlernten Managementqualitäten bei der Betriebsführung gut einbringen. Der diesbezügliche Erfolg zeigt sich eindrucksvoll am Hof. Reichel: „Durch meinen Einsatz und meine Leidenschaft zu den Tieren ist es gelungen, die Gesundheit der Tiere weiter zu verbessern, was auch an der Milchleistung ablesbar ist. Weiters konnten wir durch einen Stallumbau das Tierwohl für unsere Tiere nochmals erhöhen.“ Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern und die hochwertigen Lebensmittel von der Gesellschaft mehr geschätzt werden. Reichel: „Transparenz ist mir wichtig, gerne zeige ich, wie wir auf unserem Betrieb nachhaltig wirtschaften“.
Karin Ertl (22), Staudach 3, 8230 Hartberg, Jungbäuerin, ausgebildete Elementarpädagogin, Speditionskauffrau und derzeit auf dem elterlichen Betrieb und als Disponentin aktiv
Eigeninitiative und Verantwortung sind zentrale Kompetenzen, die Karin Ertl bei der täglichen Arbeit am elterlichen Hof an den Tag legt. Das gilt für das Schneiden der Obst- und Holunderbäume ebenso wie für die Obsternte, die Waldarbeit mit der Motorsäge oder das Marketing und den Verkauf der am Hof hergestellten Spezialitäten. Für meine Zukunft als Jungbäuerin sind mit drei Dinge wichtig: „Erstens zu vermitteln, dass es keinen Unterschied zwischen Männer- und Frauenarbeiten gibt. Zweitens wünsche ich mir, dass meine Arbeit als Jungbäuerin auch anerkannt wird. Und drittens möchte ich junge Frauen dazu motivieren, in der Landwirtschaft Fuß zu fassen.“
Sophie Friedrich (24), Langegg 18, 8511 St. Stefan ob Stainz, Winzerin, HLW-Maturantin mit Schwerpunkt Kultur, Tourismus und Eventmanagement, Facharbeiterin für Wein- und Kellerwirtschaft, Praktikum in Schweden
Selbstständiges Agieren und eigenverantwortliches Arbeiten ist für Sophie Friedrich als junge Winzerin besonders wichtig: „Bereits vor fünf Jahren habe ich meinen ersten Wein – den Schilcher Barique Reserve – gekeltert. Mit dieser von zwei bekannten Fachmagazinen ausgezeichneten Innovation habe ich den Verkauf sehr positiv beeinflusst.“Friedrich, die auch steirische Weinkönigin ist, betont: „Für eine gute gemeinsame Zukunft wünsche ich mir, dass die Leistungen der Frauen ernst genommen und wertgeschätzt werden – daraus erwachsen Mut und Risikobereitschaft, die für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft notwendig sind.“