Was den Dünger teuer macht und wie man sparen kann

Der Fünfjahresdurchschnitt bei Erdgas lag vor dem großen Anstieg bei 15 bis 20 Euro pro Megawattstunde (MWh). Preisabschwünge die auf unter 10 Euro waren, regten nicht dazu an, mehr in die Erschließung von Erdgas zu investieren. Nach dem Lockdown änderte sich die Situation schlagartig.
Spar-Strategien
Die Betriebe reagieren ähnlich (unten). Bei den aktuell hohen Düngepreisen behilft man sich am besten mit gestaffelten Zukäufen, weil ansonsten das Risiko im Frühjahr ohne Dünger dazustehen zu groß ist. Es besteht zwar die Möglichkeit, dass die Preise nachgeben, unter 500 Euro wird NAC (Nitramoncal) aber nicht zu bekommen sein (aktuell 720 Euro je Tonne). Dafür ist die Stickstoffnachfrage von Seiten der Industrie (Kasten) derzeit zu stark und die Transportlogistik (Schiff oder LKW) ist extrem angespannt. Während Getreideproduzenten bereits Anfang bis Mitte Februar Dünger benötigen und deshalb jetzt bestellen müssen, können sich Maiserzeuger noch bis Jänner gedulden und den Markt beobachten. Reine Marktfruchtbetriebe haben nur die Möglichkeit Kali und Phosphor einzusparen oder darauf einmalig zu verzichten. Das Ausweichen auf Soja sollte nur mit garantierten Kontraktpreisen gemacht werden.
Dünger aus Erdgas
Stickstoff-Dünger wird aus Erdgas hergestellt. In mehreren Verarbeitungsschritten wird das Erdgas, im Wesentlichen Methan, durch die Verbindung mit Stickstoff aus der Luft in einen stickstoffhaltigen Dünger veredelt. 80 Prozent des Gases dienen dabei als Rohmaterial für den Dünger, während die restlichen 20 Prozent zur Erhitzung und zur Stromerzeugung dienen.
Gülle effizient nutzen
Wer Wirtschaftsdünger hat, kann gänzlich auf Phosphor und Kali verzichten und dafür Sorge tragen, Gülle perfekt zu verteilen und so schnell als möglich einzuarbeiten, um Verluste zu verhindern. Die Stickstoffmenge zu reduzieren und Mindererträge zu riskieren, ist kein gangbarer Weg. Dafür sind die Preise für Getreide und Mais zu hoch. Schon allein aufgrund der hohen Produktpreissituation können höhere Düngemittelpreise etwas aufgefangen werden. Der Verzicht auf Phosphor (60 Kilo pro Hektar) und Kali (60 Kilo pro Hektar) über einen Volldünger, bedeutet zu aktuellen Preisen schon eine Aufwandsreduktion von 144 Euro pro Hektar.
Dünger konkurriert mit Klebstoff und AdBlue
Die Nachfrage der Industrie nach Harnstoffprodukten für die Klebstofferzeugung, AdBlue für moderne Dieselmotoren und für Dünger in Asien sind Ursachen der Preisrally. Die Firma Borealis L.A.T in Linz erzeugt täglich 1.000 Tonnen Harnstoff. 50 Prozent davon gehen per Schiff die Donau abwärts. Alleine der Kremser Klebstoffhersteller Metadynea Austria hat einen monatlichen Verbrauch an Harnstoff von bis zu 12.000 Tonnen. Nicht zu vernachlässigen ist die jährlich steigende Nachfrage (rund 15 Prozent) nach Harnstoff als AdBlue-Zusatz für neuere Dieselmotoren. Dafür werden in Österreich täglich 150 Tonnen benötigt. Auch die Energiebranche musste sich mit Gas eindecken, weil Wasserkraftwerke wegen Niedrigwasser nicht ausreichend Strom produzierten. Viele dieser Trends werden auch in Zukunft die Erdgasnachfrage eher steigern. In den USA hingegen ist der Gaspreis niedrig, doch sämtliche Flüssiggasschiffe sind beladen nach Asien unterwegs.
So reagieren Ackerbauern auf die teuren Düngemittelpreise
Der Wirtschaftsdünger unserer Mastrinder reicht nicht für unseren Düngebedarf aus. Ich habe für meinen Betrieb und jenen meiner Frau bereits im Herbst nach passenden Handelsdüngerangeboten gesucht. Bei einem Volldünger 15/15/15 habe ich zugeschlagen, obwohl wir normalerweise nicht mit diesem Dünger arbeiten. Dieser Volldünger war etwa ein Drittel teurer als in normalen Jahren. Auf die übliche Phosphor-Unterfußdüngung verzichten wir dafür im kommenden Jahr. Beim Stickstoffdünger haben wir uns mit der Hälfte der benötigten Menge eingedeckt, um uns abzusichern. Dieser war dreimal so teuer. Wenn Stickstoff so teuer bleibt, ist es für uns eine Option, in die Soja-Saatgutvermehrung einzusteigen und somit auch wieder den Düngebedarf zu senken. Ich bleibe am Markt ständig auf der Suche nach Angeboten. Wir arbeiten seit Jahrzehnten mit Winterbegrünungen und optimierter Bodenbearbeitung und sind daher überzeugt, dass wir Nährstoffreserven im Boden haben. Daher wollen wir auch generell die Düngung im nächsten Jahr reduzieren. Was uns in der Situation noch entgegenkommt, ist die jahrelange Zusammenarbeit mit drei Biogasanlagen – sie beziehen Silage und wir Biogasgülle.
Die stark gestiegen Preise für Handelsdünger stellen auch uns vor dem Frühjahrsanbau 2022 vor große Herausforderungen. Als tierhaltender Betrieb haben wir nicht noch mehr Spielraum für Alternativkulturen mit einem geringeren Nährstoffbedarf in der Fruchtfolge, da wir ohnehin schon seit Jahren mit einer weiten Fruchtfolge mit Leguminosenanteil (Sojabohne) arbeiten.
Der eigene Wirtschaftsdünger ist in Zeiten wie diesen natürlich noch wertvoller, durch Gülleanalysen und bodennaher Ausbringung setzen wir die Gülle sehr effizient ein. Durch den Anbau von abfrostenden aber auch von winterharten Zwischenfrüchten versuchen wir Nährstoffe im Boden zu binden, welche dann für die darauffolgende Hauptkultur zur Verfügung stehen. Als Betrieb im Regionalprogramm sind unsere Möglichkeiten für einen bedarfsgerechten Düngemitteleinsatz ohnehin sehr eingeschränkt. Um diesen weiter zu optimieren, nutzen wir für unsere Flächen die exakte, schlagbezogene Düngerberechnung durch die Umweltberaterinnen und -berater in der Bezirkskammer. So können auch die Kosten für den zugekauften mineralischen Stickstoffdünger in Grenzen gehalten werden.
Ich werde beim Düngemittelkauf noch zuwarten und hoffe darauf, dass sich die Lage etwas entspannt.
Auf einem Fünftel meiner Flächen baue ich ohnehin Sojabohne an. Hier rechne ich aber damit, dass die Nachfrage nach Soja-Saatgut steigen wird – es wird spannend, wie die Verfügbarkeit sein wird. Noch habe ich keine Anbaukontrakte abgeschlossen.
Auf der Hälfte meiner Flächen baue ich Mais an und auf zehn Prozent Kürbis. Bei diesen beiden Kulturen, die den Dünger ja erst später brauchen, kann ich noch die weitere Preisentwicklung abwarten, bevor ich den Stickstoffdünger kaufen muss. Auf 15 Prozent der Flächen baue ich Dinkel an, hier brauche ich den Dünger schon früher, das macht aber in Summe nicht so viel an Menge aus.
Bei der Stickstoffdüngung zu sparen ist für mich keine Option. Dafür sind die Produktpreise zu gut. Allerdings werde ich aufgrund der derzeitigen Preissituation den Stickstoff gestaffelt kaufen und immer nach guten Angeboten Ausschau halten.
Auch bei Phosphor werde ich nicht sparen. Was ich aber reduzieren werde, ist die Kali-Düngung. Mich hat die Geschwindigkeit mit der der Markt aus dem Ruder gelaufen ist, sehr überrascht.