Unsere Rinder sind keine Klima-Killer
Verlogene Debatte
Doch wie schauen die Fakten in Österreich aus? Der Sektor Landwirtschaft ist in Österreich für rund zehn Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, versorgt aber gleichzeitig die gesamte Bevölkerung mit hochwertigen, klimaschonend produzierten Lebensmitteln.
Faktenlage ist anders
Fazit: Die Landwirtschaft verursacht nur einen geringen Teil der Treibhausgasemissionen. Sie ist aber gleichzeitig vom Klimawandel hauptbetroffen und hat daher schon ein großes Interesse an klimafreundlicher, nachhaltiger Bewirtschaftung.
Rinderhaltung: Wichtig für Wirtschaft und Tourismus
Heimisches Rindfleisch: EU-weit am klimafreundlichsten
- Um 55 Prozent mehr Treibhausgase. Ein EU-Durchschnittsrind erzeugt um 55 Prozent mehr Treibhausgase als ein österreichisches Rind. Während ein Rind im EU-Durchschnitt bei der Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch 22 Kilogramm Treibhausgas ausstößt, verursacht ein österreichisches Rind nur 14,2 Kilogramm Treibhausgas je Kilogramm Rindfleisch. Ein brasilianisches Rind verursacht mit 80 Kilogramm gar 5,6-mal so viele Treibhausgasemissionen je Kilogramm Rindfleisch wie ein österreichisches Rind.
- Fütterung und Haltung machts. Rindfleisch aus Österreich ist besonders klimaschonend, weil heimische Rinder überwiegend Gras und Heu fressen, wenig Kraftfutter bekommen und keine Regenwälder abgeholzt werden müssen. Auch die Weidehaltung trägt zum Klimaschutz bei.
- Heimische Haltung alternativlos. Mit der Aufgabe der Rinderhaltung in Österreich, wie sie von manchen gefordert wird, kann das Problem des Klimawandels nicht gelöst werden. Sie hätte aber zur Folge, dass der Produktionsausfall von Drittstaaten wie Brasilien übernommen würde. Dies wäre jedoch weitaus klimaschädlicher, da in diesen Ländern der Treibhausgasausstoß deutlich höher ist.
- Herkunft kennzeichnen. Daher fordert die Bauernvertretung eine umfassende Herkunftskennzeichnung und lehnt das geplante Mercosur-Handelsabkommen mit Südamerika ab. Ein verstärkter Rindfleischimport aus Südamerika als Preis dafür, dass die Autoindustrie mehr Fahrzeuge nach Südamerika exportieren kann, ist inakzeptabel. Es ist nicht nachvollziehbar, dass man in der EU die Standards deutlich anheben will und gleichzeitig Handelsabkommen mit Staaten abschließt, in denen der Umwelt- und der Klimaschutz eine untergeordnete Rolle spielen.
Milch aus Österreich: Europameister bei niedrigen Treibhausgasen
- Um 40 Prozent mehr Treibhausgase. Eine EU-Durchschnittskuh verursacht um 40 Prozent mehr Treibhausgase als eine österreichische Kuh. Während eine Milchkuh im EU-Durchschnitt bei der Produktion von einem Kilogramm Milch 1,4 Kilogramm Treibhausgas ausstößt, verursacht eine österreichische Milchkuh nur ein Kilogramm Treibhausgas je Kilogramm Milch.
- Klimaeffiziente Milchproduktion. Die Milchproduktion ist in den vergangenen Jahrzehnten viel klimaeffizienter geworden. Die Methanemissionen für die Erzeugung von einem Kilogramm Milch sind in den vergangenen 25 Jahren um fast ein Drittel zurückgegangen. Methan entsteht bei Rindern durch natürliche Prozesse. Milchkühe mit höherer Milchleistung sind ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz. Eine Kuh mit einer DurchschnittsMilchleistung von zehn Litern pro Tag verursacht 40 Gramm Methanemissionen je Liter. Eine Kuh mit einer Milchleistung von im Schnitt 30 Litern pro Tag verursacht hingegen nur 15 Gramm Methanemissionen je Liter Milch.
- Züchterische Maßnahmen und Verbesserungen im Herdenmanagement haben dazu beigetragen, dass die Milchleistung bei stabiler Nutzungsdauer und Tiergesundheit deutlich erhöht werden konnte. Die Lebensleistung der Kühe konnte von 1990 bis 2019 um über 50 Prozent gesteigert werden. Damit konnte die Effizienz der Milchproduktion massiv verbessert und der Treibhausgasausstoß pro Kilogramm Milch deutlich reduziert werden.
- Hofeigenes und GVO-freies Futter. Die heimische Milcherzeugung zählt weltweit zu den klimafreundlichsten, weil unsere Milchkühe viel hofeigenes Futter fressen und die Milch GVO-frei produziert wird, d.h. keine Eiweißfuttermittel aus Südamerika importiert werden und damit der Regenwald geschützt wird.
Fleisch und Milch aus Gras
Da Wiederkäuer die Möglichkeit besitzen, hochwertige Eiweiße aus für Menschen nicht essbarer Biomasse zu produzieren, können sie ein Drittel des täglichen Eiweißbedarfs der Menschen herstellen, ohne in Konkurrenz mit dem Menschen zu treten. Deshalb würde man bei rein pflanzlicher Ernährung der Bevölkerung mehr Ackerfläche benötigen als bei einer Landwirtschaft mit Tierhaltung, um die erforderliche Eiweißmenge für die menschliche Ernährung zu gewinnen. Große Teile der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind nur für die Herstellung tierischer Lebensmittel geeignet. Würde die Tierhaltung aufgegeben oder reduziert, würden viele Regionen massiv verwalden und Lebensqualität würde verloren gehen.
Rinder werden wichtiger werden
- Mit weniger Fläche mehr Menschen ernähren. Der Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche weltweit ist heute schon dramatisch und in Zukunft wächst auch noch die Bevölkerung. Universitätsprofessor Wilhelm Windisch, Ordinarius für Tierernährung an der Technischen Universität München, zeigt anschaulich anhand eines Fußballfeldes (unten), wie wenig landwirtschaftliche Nutzfläche eigentlich pro Kopf weltweit zur Verfügung steht.
- Fußballfeld muss bald fünf Menschen ernähren. Die Fläche eines Fußballfeldes (0,74 Hektar) muss derzeit reichen, um 3,2 Menschen ein Jahr lang zu ernähren. Das Bevölkerungswachstum, zusammen mit dem Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche durch Baumaßnahmen auf der einen und Versalzung, Versteppung, Erosion auf der anderen Seite, wird dazu führen, dass im Jahr 2050 sogar fünf Menschen von der gleichen Fläche – einem Fußballfeld – ernährt werden müssen.
- Nur Strafräume sind Ackerflächen. In diesem Fußballfeld ist ein großer Teil Grasland und ungeeignet für den Ackerbau. Weltweit liegt der Graslandanteil bei knapp über 70 Prozent. Wenn man das jetzt auf ein Fußballfeld umlegt, sind im weltweiten Durchschnitt tatsächlich nur die beiden Strafräume (Grafik unten) als Acker nutzbar.
- Herausforderung Ernährung. Nach dem Klimawandel ist die Ernährung der Menschheit von dieser kleinen Fläche die zweite ganz große Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Somit sagt die Logik: Wir können sie nur angehen durch nachhaltige Intensivierung.
- Rinder bedeutsam. Weltweit werden Wiederkäuer große Bedeutung haben, weil über 70 Prozent des Spielfeldes aus Grasland bestehen, das vom Menschen nicht direkt verzehrt werden kann.
- Ein Kilo veganes Essen erzeugt vier Kilo nicht essbare Biomasse. Und auch auf den Feldern wächst kein Korn, sondern immer eine ganze Pflanze, von der wir Menschen nur einen kleinen Teil nutzen. Damit diese Pflanze überhaupt gedeiht, müssen wir sogar noch andere Pflanzen als Zwischenkulturen anbauen, die alle für den Menschen nicht essbar sind. Als Faustformel kann man sich merken: ein Kilogramm „veganes“ Lebensmittel erzeugt vier Kilogramm nicht essbare Biomasse. Nur über Nutztiere kann man diese nicht essbare Biomasse in Lebensmittel umwandeln.