Unsere Rinder sind keine Klima-Killer
Die Klimadiskussion ist in der medialen und politischen Debatte angekommen. Das ist gut so, denn viel zu lange wurde diese für unser Überleben so wichtige Zukunftsfrage beiseitegeschoben. Die EU geht in der globalen Klimapolitik mit ambitionierten Klimazielen voran und verpflichtet die Mitgliedsstaaten und damit auch die einzelnen Sektoren, die Treibhausgasemissionen zu senken.
Verlogene Debatte
Insbesondere Branchen mit sehr hohen Treibhausgasemissionen versuchen, von der eigenen Verantwortung abzulenken. Und auch gewisse NGOs verfolgen ihre eigenen Ziele oder lassen sich vor den Karren der globalen Fossilenergielobby spannen. So wird immer wieder mit irreführenden Medienberichten versucht, den Rindern den schwarzen Peter zuzuschieben und sie für den Klimawandel verantwortlich zu machen.
Doch wie schauen die Fakten in Österreich aus? Der Sektor Landwirtschaft ist in Österreich für rund zehn Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, versorgt aber gleichzeitig die gesamte Bevölkerung mit hochwertigen, klimaschonend produzierten Lebensmitteln.
Doch wie schauen die Fakten in Österreich aus? Der Sektor Landwirtschaft ist in Österreich für rund zehn Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, versorgt aber gleichzeitig die gesamte Bevölkerung mit hochwertigen, klimaschonend produzierten Lebensmitteln.
Faktenlage ist anders
90 Prozent der Emissionen werden von den Sektoren Verkehr, Energie, Industrie, Gebäude, Abfallwirtschaft und fluorierte Gase ausgestoßen. Hauptverursacher des Klimawandels ist die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle. Während die agrarischen Treibhausgasemissionen von 1990 bis 2019 insgesamt um 14,3 Prozent zurückgingen, stiegen sie aus dem Verkehr um 74,4 Prozent. Der Rückgang der Emissionen aus der Landwirtschaft beruht unter anderem darauf, dass sich der Rinderbestand von 1990 bis 2019 um 26 Prozent von 2,6 Millionen auf 1,9 Millionen Rinder verringert hat. Die Milchkühe sind in diesem Zeitraum sogar um 42,1 Prozent weniger geworden. Während 1990 in Österreich noch 904.617 Milchkühe gehalten wurden, waren es 2019 nur mehr 524.068 Milchkühe. Die Milchmenge ist aber von 3,4 auf 3,8 Millionen Tonnen angestiegen (+12,9 Prozent). Rinder sowie Wiederkäuer stoßen bei der Verdauung von faserreichem Futter im Pansen Methan aus und tragen somit mit 4,9 Prozent zu den gesamten Treibhausgasemissionen in Österreich bei. Die Landwirtschaft verursacht als produzierender Sektor naturbedingt bei der Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln Emissionen. Sie ist aber zugleich in der Lage, große Mengen an Kohlenstoff in Böden und Biomasse zu speichern.
Fazit: Die Landwirtschaft verursacht nur einen geringen Teil der Treibhausgasemissionen. Sie ist aber gleichzeitig vom Klimawandel hauptbetroffen und hat daher schon ein großes Interesse an klimafreundlicher, nachhaltiger Bewirtschaftung.
Fazit: Die Landwirtschaft verursacht nur einen geringen Teil der Treibhausgasemissionen. Sie ist aber gleichzeitig vom Klimawandel hauptbetroffen und hat daher schon ein großes Interesse an klimafreundlicher, nachhaltiger Bewirtschaftung.
Rinderhaltung: Wichtig für Wirtschaft und Tourismus
Die tägliche Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern schafft Wertschöpfung und Einkommen im ländlichen Raum, sichert wertvolle Arbeitsplätze und ist wichtige Grundlage für den Tourismus. Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft in Österreich lag im Jahr 2020 bei 9,4 Milliarden Euro. Davon entfielen 77,6 Prozent auf die landwirtschaftliche Produktion (7,7 Milliarden Euro) und 22,4 Prozent auf die forstwirtschaftliche Produktion (1,7 Milliarden Euro). Innerhalb der landwirtschaftlichen Produktion haben die tierischen Erzeugnisse mit 46,8 Prozent den größten Anteil, gefolgt von den pflanzlichen mit 43,3 Prozent und den landwirtschaftlichen Dienstleistungen und Nebentätigkeiten mit 9,9 Prozent. Mit Milch wird ein Produktionswert von 1,4 Milliarden Euro erzielt, gefolgt von den Sparten Schweine (831 Millionen Euro), Rinder und Kälber ( 765 Millionen Euro), Eier (295 Millionen Euro), Geflügel (208 Millionen Euro) und sonstige Tiere wie Einhufer, Schafe oder Ziegen (52 Millionen Euro). 136.000 Erwerbstätige sind in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. In vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen erwirtschafteten im Jahr 2019 rund 126.500 Beschäftigte in rund 7.000 Unternehmen Umsatzerlöse von 44,5 Milliarden Euro. Das Offenhalten der Kulturlandschaft durch Wiederkäuer hat hohe Bedeutung für den florierenden Tourismus.
Heimisches Rindfleisch: EU-weit am klimafreundlichsten
Die heimische Rindfleischerzeugung ist EU-weit am klimafreundlichsten.
- Um 55 Prozent mehr Treibhausgase. Ein EU-Durchschnittsrind erzeugt um 55 Prozent mehr Treibhausgase als ein österreichisches Rind. Während ein Rind im EU-Durchschnitt bei der Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch 22 Kilogramm Treibhausgas ausstößt, verursacht ein österreichisches Rind nur 14,2 Kilogramm Treibhausgas je Kilogramm Rindfleisch. Ein brasilianisches Rind verursacht mit 80 Kilogramm gar 5,6-mal so viele Treibhausgasemissionen je Kilogramm Rindfleisch wie ein österreichisches Rind.
- Fütterung und Haltung machts. Rindfleisch aus Österreich ist besonders klimaschonend, weil heimische Rinder überwiegend Gras und Heu fressen, wenig Kraftfutter bekommen und keine Regenwälder abgeholzt werden müssen. Auch die Weidehaltung trägt zum Klimaschutz bei.
- Heimische Haltung alternativlos. Mit der Aufgabe der Rinderhaltung in Österreich, wie sie von manchen gefordert wird, kann das Problem des Klimawandels nicht gelöst werden. Sie hätte aber zur Folge, dass der Produktionsausfall von Drittstaaten wie Brasilien übernommen würde. Dies wäre jedoch weitaus klimaschädlicher, da in diesen Ländern der Treibhausgasausstoß deutlich höher ist.
- Herkunft kennzeichnen. Daher fordert die Bauernvertretung eine umfassende Herkunftskennzeichnung und lehnt das geplante Mercosur-Handelsabkommen mit Südamerika ab. Ein verstärkter Rindfleischimport aus Südamerika als Preis dafür, dass die Autoindustrie mehr Fahrzeuge nach Südamerika exportieren kann, ist inakzeptabel. Es ist nicht nachvollziehbar, dass man in der EU die Standards deutlich anheben will und gleichzeitig Handelsabkommen mit Staaten abschließt, in denen der Umwelt- und der Klimaschutz eine untergeordnete Rolle spielen.
Milch aus Österreich: Europameister bei niedrigen Treibhausgasen
Österreichische Milchkühe verursachen EU-weit die niedrigsten Treibhausgasemissionen.
- Um 40 Prozent mehr Treibhausgase. Eine EU-Durchschnittskuh verursacht um 40 Prozent mehr Treibhausgase als eine österreichische Kuh. Während eine Milchkuh im EU-Durchschnitt bei der Produktion von einem Kilogramm Milch 1,4 Kilogramm Treibhausgas ausstößt, verursacht eine österreichische Milchkuh nur ein Kilogramm Treibhausgas je Kilogramm Milch.
- Klimaeffiziente Milchproduktion. Die Milchproduktion ist in den vergangenen Jahrzehnten viel klimaeffizienter geworden. Die Methanemissionen für die Erzeugung von einem Kilogramm Milch sind in den vergangenen 25 Jahren um fast ein Drittel zurückgegangen. Methan entsteht bei Rindern durch natürliche Prozesse. Milchkühe mit höherer Milchleistung sind ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz. Eine Kuh mit einer DurchschnittsMilchleistung von zehn Litern pro Tag verursacht 40 Gramm Methanemissionen je Liter. Eine Kuh mit einer Milchleistung von im Schnitt 30 Litern pro Tag verursacht hingegen nur 15 Gramm Methanemissionen je Liter Milch.
- Züchterische Maßnahmen und Verbesserungen im Herdenmanagement haben dazu beigetragen, dass die Milchleistung bei stabiler Nutzungsdauer und Tiergesundheit deutlich erhöht werden konnte. Die Lebensleistung der Kühe konnte von 1990 bis 2019 um über 50 Prozent gesteigert werden. Damit konnte die Effizienz der Milchproduktion massiv verbessert und der Treibhausgasausstoß pro Kilogramm Milch deutlich reduziert werden.
- Hofeigenes und GVO-freies Futter. Die heimische Milcherzeugung zählt weltweit zu den klimafreundlichsten, weil unsere Milchkühe viel hofeigenes Futter fressen und die Milch GVO-frei produziert wird, d.h. keine Eiweißfuttermittel aus Südamerika importiert werden und damit der Regenwald geschützt wird.
Fleisch und Milch aus Gras
Gras kann der Mensch nicht essen. Wiederkäuer erzeugen daraus die wertvollen Lebensmittel Fleisch und Milch. Damit sind Rinder, Schafe oder Ziegen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Rinder, Schafe oder Ziegen leisten somit auch einen wertvollen Beitrag zur Ernährungssicherung. 71 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Grünland und ein großer Teil davon kann aufgrund der klimatischen Bedingungen, der Höhenlage oder der Hangneigung auch nur als Grünland genutzt werden. Ein Umbrechen des Grünlandes zu Ackerland würde zudem den im Humus gebunden Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid freisetzen. In Österreich liegt der Grünlandanteil bei 47,1 Prozent, in der Steiermark bei 59,4 Prozent.
Da Wiederkäuer die Möglichkeit besitzen, hochwertige Eiweiße aus für Menschen nicht essbarer Biomasse zu produzieren, können sie ein Drittel des täglichen Eiweißbedarfs der Menschen herstellen, ohne in Konkurrenz mit dem Menschen zu treten. Deshalb würde man bei rein pflanzlicher Ernährung der Bevölkerung mehr Ackerfläche benötigen als bei einer Landwirtschaft mit Tierhaltung, um die erforderliche Eiweißmenge für die menschliche Ernährung zu gewinnen. Große Teile der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind nur für die Herstellung tierischer Lebensmittel geeignet. Würde die Tierhaltung aufgegeben oder reduziert, würden viele Regionen massiv verwalden und Lebensqualität würde verloren gehen.
Da Wiederkäuer die Möglichkeit besitzen, hochwertige Eiweiße aus für Menschen nicht essbarer Biomasse zu produzieren, können sie ein Drittel des täglichen Eiweißbedarfs der Menschen herstellen, ohne in Konkurrenz mit dem Menschen zu treten. Deshalb würde man bei rein pflanzlicher Ernährung der Bevölkerung mehr Ackerfläche benötigen als bei einer Landwirtschaft mit Tierhaltung, um die erforderliche Eiweißmenge für die menschliche Ernährung zu gewinnen. Große Teile der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind nur für die Herstellung tierischer Lebensmittel geeignet. Würde die Tierhaltung aufgegeben oder reduziert, würden viele Regionen massiv verwalden und Lebensqualität würde verloren gehen.
Rinder werden wichtiger werden
- Mit weniger Fläche mehr Menschen ernähren. Der Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche weltweit ist heute schon dramatisch und in Zukunft wächst auch noch die Bevölkerung. Universitätsprofessor Wilhelm Windisch, Ordinarius für Tierernährung an der Technischen Universität München, zeigt anschaulich anhand eines Fußballfeldes (unten), wie wenig landwirtschaftliche Nutzfläche eigentlich pro Kopf weltweit zur Verfügung steht.
- Fußballfeld muss bald fünf Menschen ernähren. Die Fläche eines Fußballfeldes (0,74 Hektar) muss derzeit reichen, um 3,2 Menschen ein Jahr lang zu ernähren. Das Bevölkerungswachstum, zusammen mit dem Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche durch Baumaßnahmen auf der einen und Versalzung, Versteppung, Erosion auf der anderen Seite, wird dazu führen, dass im Jahr 2050 sogar fünf Menschen von der gleichen Fläche – einem Fußballfeld – ernährt werden müssen.
- Nur Strafräume sind Ackerflächen. In diesem Fußballfeld ist ein großer Teil Grasland und ungeeignet für den Ackerbau. Weltweit liegt der Graslandanteil bei knapp über 70 Prozent. Wenn man das jetzt auf ein Fußballfeld umlegt, sind im weltweiten Durchschnitt tatsächlich nur die beiden Strafräume (Grafik unten) als Acker nutzbar.
- Herausforderung Ernährung. Nach dem Klimawandel ist die Ernährung der Menschheit von dieser kleinen Fläche die zweite ganz große Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Somit sagt die Logik: Wir können sie nur angehen durch nachhaltige Intensivierung.
- Rinder bedeutsam. Weltweit werden Wiederkäuer große Bedeutung haben, weil über 70 Prozent des Spielfeldes aus Grasland bestehen, das vom Menschen nicht direkt verzehrt werden kann.
- Ein Kilo veganes Essen erzeugt vier Kilo nicht essbare Biomasse. Und auch auf den Feldern wächst kein Korn, sondern immer eine ganze Pflanze, von der wir Menschen nur einen kleinen Teil nutzen. Damit diese Pflanze überhaupt gedeiht, müssen wir sogar noch andere Pflanzen als Zwischenkulturen anbauen, die alle für den Menschen nicht essbar sind. Als Faustformel kann man sich merken: ein Kilogramm „veganes“ Lebensmittel erzeugt vier Kilogramm nicht essbare Biomasse. Nur über Nutztiere kann man diese nicht essbare Biomasse in Lebensmittel umwandeln.