Stütze für den Waldumbau
Waldbauern, Forstbetriebe und Waldbewirtschafter erbringen unverzichtbare Leistungen für die Gesellschaft, die Erhaltung unserer Kulturlandschaft und nicht zuletzt für die heimische Wirtschaft. Immerhin generiert der Forst- und Holzsektor ein Sechstel der steirischen Wirtschaftsleistung! Demgegenüber stehen die Herausforderungen, denen sich die gesamte Forstbranche heute stellen muss: Wir sind betroffen von der Klimakrise, gebeutelt durch Sturm und Borkenkäfer, gefordert von einem sprunghaften Holzmarkt, steigenden Erntekosten, einem Mangel an Arbeitskräften, einer verschärften EU-Gesetzgebung und vielem mehr.
Schulterschluss
Der starke Schulterschluss der Landwirtschaftskammern mit den Land- & Forstbetrieben und den Waldverbänden hilft uns auf nationaler und europäischer Ebene wichtige Akzente zu setzen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Betrieben zugutekommen. Als aktuelles Beispiel dient der Waldfonds (Kasten), der von der Bundesregierung mit 430 Millionen Euro bestückt wurde und von dem die Waldbewirtschaftenden, die Wertschöpfungskette Forst und Holz, das Klima und die Allgemeinheit profitieren. In Richtung EU-Kommission pochen wir gemeinsam mit auf Fakten basierender Interessenvertretung auf eine praxistaugliche Gesetzgebung und Politik. Das Beispiel der „Entwaldungsfreien Lieferkette (EUDR)“, die für die Forst- und Holzbranche in der vorliegenden Form einen enormen bürokratischen Aufwand erzeugen würde, unterstreicht die Bedeutung.
Bildung und Beratung
Ziel der Landwirtschaftskammer ist es, durch Beratung, Förderung und Schulung die wirtschaftliche Ertragskraft der Betriebe zu erhalten und zu verbessern. Dazu bietet die Forstabteilung 20 Beratungsprodukte an. Im Mittelpunkt steht die Planung und Steuerung der Waldbewirtschaftung. Es werden Pflege- und Nutzungsstrategien entwickelt, die entsprechend den Standortbedingungen, der klimafitten Baumartenzusammensetzung und den langfristigen Zielen der Eigentümer planmäßig erfasst werden. Zukünftige Klima- und Umweltveränderungen sind über die dynamische Waldtypisierung berücksichtigt. Geeignete Baumarten reduzieren das Ausfallrisiko in der Waldbewirtschaftung. In der Ausbildungsstätte Pichl wird ein Schwerpunkt auf Unfallverhütung und Arbeitssicherheit gelegt. Rund 150 Forstfacharbeiter und 15 Meister der Forstwirtschaft werden jährlich ausgebildet. Über ein breites Bildungsangebot für den Forst-, Holz- und Energiebereich erreichen wir jährlich rund 5.000 Personen.
Erneuerbare Energien
In der Steiermark sind wir mit erneuerbaren Energien auf Erfolgskurs. 130.000 Haushalte sind an Biomassenahwärmeanlagen angeschlossen. Weitere 130.000 verwenden Biomasse in Kleinfeueranlagen. Über das Energiereferat der Kammer werden wichtige Schwerpunkte für die bäuerlichen Betriebe gesetzt. Im vergangenen Jahr wurden 1.200 Beratungen zu Strom- und Wärmeversorgung nachgefragt und durchgeführt. Auch in Krisenzeiten beweisen sich die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe als Garanten für Versorgungssicherheit. Durch intensive Lobbying-Arbeit auf europäischer Ebene ist es gelungen, Biomasse auch in Zukunft als wichtigsten erneuerbaren Energieträger abzusichern.
Erfolgsfaktor Waldfonds
Der im Jahr 2020 von der Bundesregierung aufgelegte Waldfonds setzt wichtige Impulse für die heimische Forst- und Holzwirtschaft. Er zielt auf die Entwicklung klimafitter Wälder, die Förderung der Biodiversität im Wald und auf eine verstärkte Verwendung des Rohstoffes Holz als aktiver Beitrag zum Klimaschutz ab. Von den für die Steiermark zur Verfügung gestellten Mittel in der Höhe von 41,3 Millionen Euro sind bereits 76 Prozent in rund 25.000 Projekten gebunden. In der Maßnahme 1, Wiederaufforstung, stehen noch 2,4 Millionen zur Verfügung. Dabei muss gewährleistet werden, dass sich mehr als 75 Prozent der aufgeforsteten Pflanzen an der klimastabilen Waldgesellschaft orientieren. Zur Entwicklung klimafitter Wälder in der Maßnahme 2 können noch 4,6 Millionen beantragt werden.
Um die Schäden durch Borkenkäfer abzufedern, werden die Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz sowie die mechanische Entrindung gefördert. Der Waldfonds umfasst zudem Waldbrandprävention und Forschung.
Erreichte Meilensteine in der Forstwirtschaft und am Energiesektor
- Klimastabiler Wald. Die Dynamische Waldtypisierung ist das Beratungstool für die Königsdisziplin Waldbau. Damit ist es möglich, mit einem Blick in die Zukunft, Entscheidungen für geeignete Baumarten zu treffen. Jede Fläche wird mit Klimaprognosen und standortgerechten Baumarten verknüpft. Diese Infos unterstützen Waldbewirtschaftende dabei, eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu sichern.
- Managementplan Forst. Das Online-Programm „Managementplan Forst“ auf stmk.lko.at/forstprogramme ist ein Planungswerkzeug, das Waldbesitzer bei der Erstellung eines Waldwirtschaftsplans unterstützt. Das Programm liefert Aussagen über den aktuellen Waldzustand, Baumarten, Alter, Zuwachs, Sortimentsverteilung, Hiebsatz, Biodiversität und eine digitale Forstkarte zur räumlichen Orientierung.
- Projekt Waldpower. Guter Waldbau und rechtzeitige Pflegeeingriffe sind die beste Anpassungsstrategie gegen die Veränderungen des Klimawandels. 206 Bäuerinnen und Bauern absolvierten die Ausbildung „Waldpower“. Durch ein praxisnahes Kurskonzept konnte im Rahmen des Projektes das Bewusstsein für Waldpflege nachhaltig gestärkt und Wissen auf die steirischen Waldflächen gebracht werden.
- Ausbildung für Rundholzübernehmer. Die Personen, die das Rundholz in den Sägewerken übernehmen und bewerten, werden seit zwei Jahren in speziellen Schulungsprogrammen fortgebildet. Die Richtlinien, Vereinbarungen und Normen dazu wurden über das Kooperationsabkommen FHP von der Landwirtschaftskammer partnerschaftlich verhandelt und erstellt. Das steigert die Qualität der Holzübernahme.
- Graderaktion und Wegebau. Der Hofwegebau der Landwirtschaftskammer ist eine tragende Säule des ländlichen Wegenetzes. In der Förderperiode LE 2014–2020 wurden 152 Projekte mit einer Bausumme von über 37 Millionen Euro umgesetzt. Zudem sorgt die „Graderaktion“ für die Instandhaltung von 2.000 Kilometern geschotterten Hofzufahrten. Jährlich werden über 30 Kilometer Forststraßen geplant.
- Energie-Unabhängigkeit. Ein Meilenstein war das Förderprogramm „Versorgungssicherheit im ländlichen Raum – Energieautarke Bauernhöfe“. Im Rahmen der Energieberatung wurden in den Bereichen PV, Speicher, Energiemanagement und Biomasseanlagen 3.000 Fälle positiv bearbeitet. Dies trug dazu bei, dass landwirtschaftliche Betriebe unabhängiger von fossilen Energien wurden – ein Vorteil während der Energiekrise.
- Artenreicher Wirtschaftswald. Die Forschung zur Artenvielfalt an Fauna, Flora und Bodenleben im Lehrforst der FAST Pichl haben europaweit Pioniercharakter. Es ist gelungen den Beweis zu erbringen, dass Biotop- und Artenschutz im Wald auf vielfältige Weise von nachhaltiger Bewirtschaftung erbracht werden. Damit gelingt es ökologische, ökonomische und soziale Ansprüche in einer Balance zu halten.
- Wald in Frauenhänden. 2011 als zartes (Forst-)Pflänzchen gekeimt, ist „Wald in Frauenhänden“ heute eine Marke. In ganz Österreich gibt es Waldspaziergänge für Frauen nach steirischem Vorbild. Und neun Länder Europas haben im Interreg Danube Projekt „Forests in Women´s Hands“ (Fem4Forests) dieses Best-practice-Beispiel kennengelernt und übernommen.
Woran die Experten der Landwirtschaftskammer arbeiten
- Strom, Warme, grünes Gas. Bäuerliche Betriebe haben bereits vor vielen Jahren in die Energiewende investiert und liefern auch in Zukunft einen unverzichtbaren Beitrag zur sicheren, nachhaltigen und leistbaren Energieversorgung der Steiermark. Die Modernisierung sowie der Bau von neuen Bioenergieanlagen zur Produktion von Strom, Wärme und grünem Gas ist ein Schwerpunkt unserer kommenden Arbeit.
- Aktive Waldwirtschaft. Ziel der Landwirtschaftskammer ist es, die nachhaltige Bewirtschaftung, den Erhalt der Wälder und die Wertschätzung des privaten Waldbesitzes zu stärken. Durch Beratung, Förderung, Schulung, fachpolitische Vertretung und Kooperation sichern wir die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige, wirtschaftlich tragfähige und klimastabile Waldbewirtschaftung durch die Eigentümer.
- Unterstützung der Holzgeschäfte. Holzgeschäfte sind anspruchsvoll. Bei Kaufvertragsinhalten, den komplexen Prozessen von der Anlieferung über die Vermessung und Sortierung bis hin zur Abrechnung berät und unterstützt die Landwirtschaftskammer alle Waldbewirtschaftenden – persönlich oder über Broschüren und Fachartikel. Das trägt dazu bei, das Holzgeschäft erfolgreich durchzuführen.
- Beratungsoffensive Klimawandel. Aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung schafft Wert für kommende Generationen und macht ihn fit für den Klimawandel. Die Kammer steht den steirischen Waldbesitzern umfassend bei sämtlichen Anliegen zur Seite – von der standortgerechten Aufforstung und forstlichen Förderung über die Wertermittlung bis hin zum fertigen Bewirtschaftungskonzept.
- CO₂- Abgeltung. Die CO₂-Bindung im Wald ist ein zentraler Beitrag zum Klimaschutz und bietet künftig Chancen auf zusätzliches Einkommen. Durch den Verkauf von CO₂-Gutschriften soll die Klimaschutzleistung des Waldes marktgerecht honoriert werden. Noch fehlen jedoch klare EU-Regeln für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt. An deren Gestaltung arbeitet die LK Steiermark aktiv mit.
Spielt Bioenergie unter den erneuerbaren Energieträgern nur eine kleine Rolle?
Falsch! Zwei Drittel der erneuerbaren Energie: Mit einem Anteil von 68 Prozent ist die Bioenergie in der Steiermark der mit Abstand wichtigste erneuerbare Energieträger. In der Steiermark werden 120.000 Haushalte mit Wärme aus 650 Biomasseheizwerken versorgt. Hinzu kommen 130.000 Haushalte mit Biomassekleinfeuerungen auf Basis von Scheitholz, Pellets oder Hackschnitzel. Die Nutzung von klimafreundlicher Bioenergie stellt somit das Rückgrat der sicheren und leistbaren heimische Wärmeversorgung dar. Zentral für die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit bei Strom und Wärme ist der Erhalt der rohstoffgebunden Kraftwerkskapazitäten. Diese sind zum Ausgleich der Stromverbrauchsspitzen im Winter und Dunkelflauten (kein Wind, keine Sonne) unbedingt erforderlich. Dazu zählen insbesondere auch die 37 Biogasanlagen, die bedarfsgerecht Strom, Wärme und grünes Gas produzieren können.
Stimmt es, dass der Managementplan Forst auch die CO2-Speicherwirkung ausweist?
Richtig! CO₂-Speicherwirkung ausgewiesen: Der von der Landwirtschaftskammer Steiermark entwickelte Managementplan Forst weist die CO₂-Speicherwirkung auf Bestandesebene für jede Baumart und Wuchsklasse aus. Die mit dem kostenlosen Internetwerkzeug „Managementplan Forst“ erstellten Waldwirtschaftspläne (stmk.lko.at/forstprogramme) beinhalten neben klassischen Kennzahlen wie Vorrat, Zuwachs, Sortimentsverteilung und Hiebsatz auch umfassende Analysen zu Klimawandel, Biodiversität und zur CO₂-Speicherung. Grundlage dieser Auswertungen sind die im System berechneten Bestandesdaten Holzvorrat und Zuwachs. Daraus lässt sich die Kohlenstoffbindung des Waldes ermitteln. Damit wird der Managementplan Forst zu einem zentralen Instrument für nachhaltiges Monitoring, Dokumentation, Planung, Waldbewertung und die Darstellung der CO₂-Speicherleistung als Basis für Zertifikate und Klimaschutzstrategien.
Ist unser Wirtschaftswald arm an Artenvielfalt und Biodiversität?
Falsch! Beweis erbracht: Die Artenvielfalt in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ist vollkommen unterschätzt – sie ist besonders hoch. Das untermauert ein wissenschaftliches Projekt im Lehrforst der Forstlichen Ausbildungsstätte in Pichl im Mürztal. Das exemplarische Basisdateninventar für steirische Waldstandorte ist mit Abstand das größte waldökologische Projekt der Steiermark und Österreichs und kann als Leuchtturmprojekt der Biodiversitätsforschung angesehen werden. Der heimische Wald ist in vielerlei Hinsicht, was Artenvielfalt, Genetik und Lebensräume betrifft, weit unterbewertet. Der Wald ist das größte Ökosystem der Steiermark. Von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wurden im Lehrforst der Landwirtschaftskammer Steiermark bemerkenswerte 2.975 unterschiedliche Arten der Tier- und Pflanzenwelt für mehrere Waldgesellschaften dokumentiert. Darunter finden sich 59 Vogel- und 780 Pilzarten.