Starke Bäuerinnen braucht das Land
Heute ist internationaler Frauentag. Er entstand rund um den Ersten Weltkrieg im Kampf um das Frauenwahlrecht und die Gleichberechtigungsbestrebungen.
Die Gleichberechtigung ist vielfach auf den Betrieben angekommen. Rund 40 Prozent aller Bauernhöfe in der Steiermark werden von Frauen geführt, ansonsten steht die partnerschaftliche Betriebsführung hoch im Kurs: Ohne Frauen geht es in der Landwirtschaft nicht, sie managen mit Leidenschaft Haus und Hof und sie stehen für hochwertige Lebensmittel aus der Region. Zusätzlich engagieren sich viele Bäuerinnen neben Familie und Hof noch ehrenamtlich in Vereinen und tragen wesentlich zu einem guten Gelingen des sozialen Lebens am Land bei.
Die Gleichberechtigung ist vielfach auf den Betrieben angekommen. Rund 40 Prozent aller Bauernhöfe in der Steiermark werden von Frauen geführt, ansonsten steht die partnerschaftliche Betriebsführung hoch im Kurs: Ohne Frauen geht es in der Landwirtschaft nicht, sie managen mit Leidenschaft Haus und Hof und sie stehen für hochwertige Lebensmittel aus der Region. Zusätzlich engagieren sich viele Bäuerinnen neben Familie und Hof noch ehrenamtlich in Vereinen und tragen wesentlich zu einem guten Gelingen des sozialen Lebens am Land bei.
Gut ausgebildet
Das Bäuerinnenbild hat sich in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich gewandelt – selbstbewusste, gut ausgebildete und engagierte Frauen bringen unzählige Talente und Fähigkeiten in die heimischen Betriebe ein. Sie übernehmen Verantwortung für ganze Betriebszweige: Das zeigt sich auch an der steigenden Teilnahme bei Weiterbildungsveranstaltungen, wie beispielsweise in der Forstwirtschaft.
Auch die Sparten Urlaub am Bauernhof, Direktvermarktung oder Green Care sind vielfach weiblich. Im direkten Kontakt mit Gästen und Kunden fungieren sie als Botschafterinnen der heimischen Landwirtschaft und stärken das positive Image der Landwirtschaft.
Auch die Sparten Urlaub am Bauernhof, Direktvermarktung oder Green Care sind vielfach weiblich. Im direkten Kontakt mit Gästen und Kunden fungieren sie als Botschafterinnen der heimischen Landwirtschaft und stärken das positive Image der Landwirtschaft.
Bäuerinnen-Charta
Die Gleichberechtigung bei der politischen Arbeit sowie in den agrarischen Gremien und Organisationen ist den Bäuerinnen sehr wichtig. Daher hat die Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Bäuerinnen 2017 die Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung in der Land- und Forstwirtschaft ins Leben gerufen. Ziel sind mindestens 30 Prozent Frauen in allen land- und forstwirtschaftlichen Entscheidungsgremien. Aus diesem Grund wäre es wichtig, dass sich neben den zehn Organisationen, die in der Steiermark die Charta bereits unterzeichnet haben, weitere agrarische Verbände finden, die ebenfalls einen Beitrag zur Gleichberechtigung der Frauen in der land- und forstwirtschaftlichen Führungsebene leisten wollen.
Männer und Frauen bringen unterschiedliche Perspektiven in die politische Diskussion ein, die zu fundierten Ergebnissen führen und die wiederum für eine positive Weiterentwicklung der Land- und Forstwirtschaft dringend notwendig sind.
Männer und Frauen bringen unterschiedliche Perspektiven in die politische Diskussion ein, die zu fundierten Ergebnissen führen und die wiederum für eine positive Weiterentwicklung der Land- und Forstwirtschaft dringend notwendig sind.
Sei stolz, Bäuerin zu sein!
Aus der Sicht einer Mutter, Schwiegermutter und Übergeberin will ich für uns und auch für mich als Bäuerin den Weltfrauentag beleuchten.
Für mich zählt der Beruf Bäuerin zu den wirklich herausforderndsten und vielseitigsten. Warum? Aufgrund der sehr unterschiedlichen Betriebsformen, der Verschiedenheiten in der Familienstruktur, aber auch der sehr unterschiedlichen Herkünfte und Ausbildungen der Frauen auf den Höfen. Dennoch wird uns immer wieder gezeigt – das darf uns stolz machen – dass sich nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch jetzt, und ich glaube auch in Zukunft, viele Frauen für diesen Beruf entscheiden. Unsere Betriebe brauchen die Frauen!
Meine Einstellung wird oftmals kritisch hinterfragt, denn für mich ist es egal, wie sich die Frauen am Betrieb einbringen, ich freue mich über jede einzelne. Auch gerade wir, die Übergeber-Generation, müssen lernen, den jungen Frauen auf unseren Höfen die nötige Zeit zu geben, ihren Platz zu finden. Wir dürfen neue Ideen zulassen.
Und das sollen wir auch, denn ich frage euch: „Habt ihr euren Betrieb genauso weitergeführt, wie es von euch verlangt wurde? Oder hattet auch ihr neue Ideen? Wolltet ihr diese Ideen umsetzen? Durftet ihr oder doch nicht? Wie ist es euch damit ergangen?“
Schon nach zwei Jahren Ehe haben damals meine Eltern die Betriebsführung übertragen – im Vertrauen, aber nicht wissend, wie wir es machen. Auch wir haben das Vertrauen in unsere Kinder, vor allem auch in unsere Schwiegertochter. Sie ist jetzt „die Bäuerin“ am Hof. Es kommen so manche neue Ideen, diese Projekte werden uns vorgestellt, wir diskutieren darüber, aber die Entscheidung und die Verantwortung dafür liegt nicht mehr bei uns.
Der Weltfrauentag, der Muttertag oder sonst irgendein Tag: Braucht es diese?
Ein klares Ja. Viele sollten diese Tage zum Anlass nehmen, aufmerksam zu machen auf die Rolle der Frauen. Dies gilt natürlich für alle Frauen, weltweit. Der Weltfrauentag meiner Berufsgruppe, meinen Bäuerinnen!
Seid stolz, eine Frau zu sein, seid stolz, eine Bäuerin zu sein.
Auguste Maier, Landesbäuerin und Direktvermarkterin
Auguste Maier, Landesbäuerin und Direktvermarkterin
Viel tun, wenig meckern
Am Betrieb von Sonja Trummer in St. Anna am Aigen wird viel gemeckert. Das liegt aber keineswegs an der engagierten und innovativen Bäuerin, sondern an der großen Ziegenschar, die dort gehalten wird. „Aktuell sind es 45 Muttertiere und mehr als 90 Kitze“, gibt Sonja Trummer Einblick in den Milchmädchen-Ziegenhof, den sie gemeinsam mit Partner Günter Schöllauf überaus erfolgreich betreibt.
Dabei ist Sonja Trummer eine Quereinsteigerin in die Landwirtschaft. „Ich habe Bandagistin gelernt und vor mittlerweile 13 Jahren einen Ziegenbock geschenkt bekommen. Bald gesellten sich einige Ziegen dazu. Mit ihnen bin ich dann zu meinem Mann auf den Hof gezogen und wir sind mehr und mehr in die Ziegenzucht und die Produktion von Ziegenprodukten hineingewachsen. Vieles war Learning by doing. Motto: Wo Wille und Leidenschaft, da auch ein Weg! Eine Frau zu sein, hat Sonja Trummer diesbezüglich weder als Vor- noch als Nachteil erlebt: „Klar wurde ich anfangs belächelt. Aber als sich der Erfolg einstellte, kam auch die Akzeptanz. Und die Zusammenarbeit mit Landwirten, egal ob männlich oder weiblich, hat immer bestens funktioniert.“ Dennoch würde sich Trummer wünschen, dass die Landwirtschaft etwas frauenlastiger wäre. Wenngleich: „Ohne Männer, die uns zur Seite stehen, wäre das Ganze auch nicht machbar.“
Ich nehm’s mit Humor
Als Mädchen wollte sie alles andere als Landwirtin werden, heute ist Viktoria Brandner eine Vollblut- und Vorzeigebäuerin. Der Weg dorthin war nicht immer einfach, aber: „Wenn man etwas mit Begeisterung macht, dann schafft man das“, betont die 39-jährige Bergbäuerin. Sie schupft in Kleinsölk einen Bio-Betrieb mit Milchviehhaltung sowie Bergschafen, einer Noriker-Stute, Hühnern usw. Viktorias Mann ist berufstätig und so bleibt ihr rund um Haus und Hof viel zu tun. „Jetzt sind die vier Kinder bereits groß, aber rückblickend frage ich mich schon manchmal, wie ich das alles geschafft habe“, betont Brandner. Vor allem, weil es am Hof auch keine Oma gegeben hat, die ihr zur Hand hätte gehen können. Brandners „Rezept“: „Ich bin ein sehr positiver Mensch und habe viel Humor.“
Wie sie als Bäuerin gesehen wird? „Unterschiedlich. Die einen sehen mich als Vorbild. Andere genau als Gegenteil. Motto: Tu dir das nicht an! Was mich stört, ist, dass ich öfters zu hören kriege, dass ich keine landwirtschaftliche Ausbildung habe. Aber ich habe Kurse gemacht und arbeite jetzt seit 20 Jahren in der Landwirtschaft, habe also enorm viel Praxis.“ Nachdem Kritik hier vor allem von weiblicher Seite kommt, wäre Brandners Wunsch: „Wir Frauen sollten etwas toleranter im Umgang miteinander sein und uns mehr unterstützen.“
Wir machen halbe-halbe
Bei uns gibt es Chef und Chefin und die machen halbe-halbe“, lacht Karin Forcher, wenn sie von ihrer Arbeit erzählt. Der Bio-Bergbauernhof mit Mutterkuh- und Masthendlhaltung sowie Direktvermarktung in St. Peter ob Judenburg ist für sie und ihren Mann ein „Fulltime-Job“. Dass sie diesen so gut im Griff haben, liegt vor allem am perfekten internen Management und einer guten Zeiteinteilung. Und: „Wir teilen uns die Arbeit sehr gut auf. Mein Mann ist für die Rinder zuständig, ich für die Hendl.“ Die damit verbundene körperliche Arbeit sieht Karin Forcher nicht als große Herausforderung: „Das ist vielfach eine Ansichtssache. Ich betrachte etwa Heuarbeiten nicht als schwere Arbeit, sondern als etwas, dass mir Freude macht. Genauso ist das mit der Betreuung der Tiere. Mein Arbeitsalltag bedeutet weitgehend Entspannung und Zufriedenheit.
Dennoch: Die Krebskrankheit ihres Mannes und die schwere Demenzerkrankung des Schwiegervaters haben auch die so gut organisierte und starke Bäuerin ins Wanken gebracht. Nicht zuletzt, weil zur Arbeit am Hof und zur Pflege auch noch Unverständnis von außen hinzugekommen ist: „Da hätte ich mir manchmal mehr Toleranz und Verständnis gewünscht. Aber wenn Situationen unerträglich werden, darf man sie beenden oder so umstrukturieren, dass es für alle Beteiligten wieder passt.“
Frau muss sich behaupten
Was will denn das Pupperl da, die hat ja keine Ahnung! Ein Vorurteil, mit dem Christina Bäuchel als Quereinsteigerin in die Landwirtschaft durchaus konfrontiert war – das sie aber ganz schnell aus der Welt geräumt hatte. „Am Anfang muss man sich schon behaupten. Aber sobald man gesehen hat, die kann was, die packt an und bringt etwas weiter, war das kein Thema mehr. Im Gegenteil: Meine Arbeit wird bestens angenommen und geschätzt“, freut sich die innovative „Unternehmerin in der Landwirtschaft“, wie Christina Bäuchel sich nennt. Unternehmerin war sie auch, bevor sie zu ihrem Mann auf den Weinbaubetrieb nach Mooskirchen gezogen ist: „Ich habe ein Studio für Tanzen, Sport und Schönheit betrieben. Corona hat das Geschäft jedoch lahm gelegt und ich bin voll in den Betrieb meines Mannes eingestiegen. Wir haben in kürzester Zeit einen 24-Stunden-Hofladen hochgezogen, bieten unsere eigenen Produkte, aber auch vieles von anderen Bauern an. Ich produziere mit Begeisterung Pestos, Marmeladen und Mehlspeisen. Mein Mann macht Wein und Edelbrände.“ Außerdem kümmert sich die Mutter eines sechs Wochen alten Sohnes um Marketing und Werbung, bildet sich, jetzt vor allem online, laufend weiter, betreut Kunden usw. Und sie schwärmt: „Mein Mann und ich sind eine super Kombination!“
Wir müssen uns zeigen
Dass man nicht unbedingt von einem landwirtschaftlichen Betrieb stammen muss, um eine erfolgreiche Bäuerin zu sein, beweist die Heimschuherin Daniela Posch. Sie hat Drogistin gelernt und ist über die Liebe zur Landwirtschaft gekommen: „Durch die Fleischhauerei meiner Eltern war mir die Branche aber nicht ganz fremd.“ Heute steht die 40-jährige in der Landwirtschaft voll und ganz ihre Frau. Und: „Ich stehe dabei natürlich auch mit Gummistiefeln im Dreck und mit dem Hochdruckreiniger im Stall – ich bin mir für absolut nichts zu schade.“ Die Poschs führen einen Vollerwerbsbetrieb mit Schweine- und Hendlmast, Ackerbau und Hendldirektvermarktung. „Hendlmast und Direktvermarktung sind dabei mein Bereich“, erzählt die quirlige Bäuerin, die ab 1. April auch das Amt der Leibnitzer Bezirksbäuerin übernimmt. Gerade was solche Funktionen angeht, sieht sie Frauen durchaus noch benachteiligt: „Da muss man immer schauen, wie man Kinder, Haushalt und Hof-Arbeit unter einen Hut bekommt und sich freispielt.“ Was ihr auch Unbehagen macht: „Bei Frauen ist das optische Kriterium immer noch dominant. Sie müssen doppelt beweisen, das sie auch etwas können.“ Sie will deshalb dazu beitragen, das Bild selbstbewusster, engagierter, gut ausgebildeter Bäuerinnen verstärkt nach außen zu tragen.
Hoch auf starke Frauen
„Ich brauche keinen Mann, der mir den Hof macht“, lacht Veronika Almer – die engagierte Bäuerin schupft mit ihrer 67-jährigen Mutter ganz alleine den Betrieb. Das heißt: Eine Ochsenmast mit 35 Stück Vieh, Forstwirtschaft, Grün- und Ackerland. Dabei war das gar nicht der Plan der 36-jährigen Birkfelderin, die zunächst in der Lehrlingsstelle der Landwirtschaftskammer gearbeitet hat. Als ihr Bruder wegzog, kehrte sie heim und hat 2010 den Betrieb übernommen. „Jetzt haben wir eine Weiberwirtschaft, wie ich es liebevoll nenne“, erzählt die Absolventin der HLA für Land- und Ernährungswissenschaft der Grazer Schulschwestern. Wenngleich: „Anfangs habe ich schon öfter ‚die schafft das nicht‘ gehört. Dann kam Bewunderung und jetzt ist es völlig normal und akzeptiert.“ Almer, die Humor als eine ihrer „Geheimwaffen“ nennt, hat mittlerweile auch ihren Perfektionismus abgelegt: „Ich brauche niemandem etwas zu beweisen.“
Was sie generell ärgert: „Bäuerinnen werden nach wie vor oft ‚nur‘ als Mehlspeisenköchinnen und Lebensmittel-Botschafterinnen gesehen. Frauen leisten auf den Höfen aber weit mehr.“ Ihre Kraft holt sie sich aus der Natur, ihre Stärke hat Almer vor allem von ihrer Mutter: „Mein Vater war nach einem Forstunfall querschnittgelähmt, ich war damals eineinhalb, meine Geschwister zehn und elf.
Nur das Können zählt
WAS machst du? Eine Frage, die Katharina Fleischhacker oftmals hört, wenn sie ihren Beruf nennt, denn: „Es ist einfach ungewöhnlich, dass ich eine Försterin bin.“ Schon in der Schule musste sich die 23-jährige Markt Hartmannsdorferin behaupten: „Wir waren fünf Mädchen und 25 Burschen in der Klasse. Inzwischen gibt es mehr Mädchen.“ Warum sie den Fuß in eine Männerdomäne gesetzt hat? „Wir haben zuhause einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb. Mein Vater hat von der forstwirtschaftlichen Schule in Bruck gehört. Ich war gleich Feuer und Flamme für diese Ausbildung.“ Mittlerweile arbeitet Katharina Fleischhacker in einem Ziviltechnischen Forstbüro und ist dort für Revierbetreuung, Gutachten oder auch waldwirtschaftliche Pläne zuständig. Sich als Frau in dieser Männerdomäne zu behaupten, war anfangs nicht ganz leicht: „Man muss sich schon beweisen, weil manche skeptisch sind, dass eine Frau das schaffen kann. Das finde ich aber auch gut so, denn es hat mich angespornt. Ich will das Gegenteil beweisen. Grundsätzlich würde ich mir aber weniger Vorurteile wünschen. Wichtig ist, ob man die Arbeit kann, und nicht, ob sie von einer Frau oder einem Mann gemacht wird.“ Mit ihrer Begeisterung für Natur und Wald hat Katharina Fleischhacker auch ihre Schwester angesteckt, sie ist eine weitere Frau in der Forstschule.“