Bio ohne Tiere geht für Manuel Hauer gar nicht und mit Schweinen kennt er sich aus. So ist er im Vorjahr mit neuen Holzställen in die Schweinehaltung eingestiegen. Die Gründe, die hinter dem Holzbau und der Buchtenstruktur stecken und wie er Zucht, Aufzucht und Mast managt, haben wir bei einem Rundgang erfahren.
Auf den ersten Blick fallen die Holzbauten wohltuend ins Auge. Erst beim zweiten Mal Hinschauen erfasst man die Futtersilos und ordnet die vier Holzgebäude als Stall ein: Umgeben von Äckern stehen vier rund 50 Meter lange und zwischen 6,8 und 13 Meter breite, etwa vier Meter hohe Gebäude aus Holz am Rande von Großgerharts bei Thaya im Waldviertel.
Holz als Baustoff sorgt für Nachhaltigkeit
„In jedem der vier Außenklimaställe sind nur der Boden und eine Wand aus Beton. Der Rest ist aus Holz, denn auch bei einem Schweinestall ist Holz als Baustoff für innen und außen einfach nachhaltiger“, begründet Manuel Hauer, der einige Jahre als Betriebsleiter in Schweinebetrieben in Deutschland, Holland und Ungarn Erfahrungen gesammelt hat. Nun sind seine eigenen Ställe seit November 2021 mit Schweinen belegt, auf Basis von 100 Zuchtsauenplätzen. „Hundert Zuchtsauen ist eine Größe, mit der man Mäster gut bedienen kann“, ist Manuel überzeugt. „Derzeit beliefere ich drei Stammkunden.“
Hygiene: Jeder Produktionsbereich hat sein eigenes Gebäude
Aus Hygienegründen hat er für jeden Produktionsbereich ein eigenes Gebäude errichtet: zwei Abferkelställe, einen Aufzuchtstall und einen zweihäusigen Wartestall. Dabei hat er eine strikte Hygienegrenze zwischen Schwarz- und Weißbereich gezogen. „Im Osten, dem Schwarzbereich, habe ich Misthaufen und Güllegrube positioniert und in diese Richtung wird ausgemistet“, verdeutlicht der Schweinehalter. „Der Weißbereich mit Siloanlage und Futteranlieferung ist im Westen.“
Strukturierte Buchten und planbefestigter Auslauf
Alle Ställe sind mit strukturierten Buchten mit getrennten Liege- und Aktivitätsbereichen ausgestattet sowie mit einem Auslauf, dessen Überdachungsanteil der EU Bioverordnung entspricht. Die Ausläufe sind alle nach Süden ausgerichtet. „So kommt viel Sonne in den Stall. Sie ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Tierärzte“, versichert Manuel.
Jeder Auslauf ist planbefestigt. Am äußeren Rand des Auslaufs verläuft über die gesamte Breite eine schmale Metallplatte mit Schlitzen, über die Flüssigkeiten abrinnen. Dort sind auch die Tränken platziert.
Temperiertes Trink- wasser in Ringleitung
Das Trinkwasser stammt vom Hofbrunnen, wird beheizt und über eine Ringleitung im Kreis gepumpt. Stroh aus eigener Produktion streut der Schweinehalter in jeden Stall mit Hilfe des Hoftracs ein, ausgenommen im Wartestall. Dort hebt Manuel mit dem Hoftrac die Strohballen über Tore an der Stallaußenseite auf die Strohbühne, von der aus er händisch einstreut. Mit dem Hoftrac werden auch alle Ställe entmistet: Im Wartebereich und der Abferkelung geschieht das einmal pro Woche, in der Ferkelaufzucht und Mast zweimal wöchentlich.
Heu, Kleegras- und Maisganzpflanzensilage
An Raufutter bietet er allen Schweinen Heu und Kleegrassilage ad libitum an. Maisganzpflanzensilage rationiert er. Von Hand befüllt Manuel die Raufen für das Raufutter in der Abferkelung und in der Ferkelaufzucht. Im Wartestall kommt das Raufutter gleich in den Barren zum Fertigfutter, das er aus eigenem Getreide mischen und in die Silos am Hof abfüllen lässt. Die automatische Kettenfütterung hat er so programmiert, dass sie fünf Mischungen herstellt: tragend, säugend, Absetzstarter Ferkel, Ferkelfutter sowie eine Mischung für Mittel- und Endmast. Die Mischungen teilt ein Dosierer automatisch gruppenweise zu.
Stabile Gruppen und gleichzeitiges Fressen
Die gesamte Stallplanung basiert auf stabilen Gruppen und darauf, dass alle Tiere gleichzeitig fressen können, auch die Ferkel. Deshalb ist in jedem Stall das Fressplatzverhältnis 1:1. „An den Plänen habe ich lange selbst getüftelt und sie dann mit Werner Hagmüller vom Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein und mit der Firma Schauer umgesetzt“, berichtet Manuel. „Teilweise waren Sonderanfertigungen notwendig, die inklusive Erschließung, Schottern der Flächen und der Technik 12.000 Euro netto pro Zuchtsauenplatz ausmachen. Für mich kommt nicht in Frage, dass auch nur ein Schwein den anderen beim Fressen zuschauen muss, weil nicht genügend Fressplätze vorhanden sind.“
Zweihäusiger Wartestall mit Strohbühne
Der Schweinehalter hat sich für den Dreiwochen-Rhythmus mit fixem Tagesablauf entschieden. Der Wartestall besteht aus zwei Gebäuden, getrennt durch einen nicht überdachten Laufgang. Das eine Gebäude beherbergt die Liegebuchten, über denen die Strohbühne angeordnet ist. „Das habe ich mir von Rinderställen abgeschaut“, schmunzelt Manuel. „Über jeder Bucht ist im Boden der Strohbühne eine Falltür eingebaut, über die ich das Stroh einfach über der Liegefläche abwerfe.“
Sucheber "Borsti"
Im zweiten Gebäude befinden sich der Kontrollgang und der Barren mit den Einzelfressplätzen. Den Wartestall hat er so geplant, dass er eine zwölfköpfige Sauengruppe wieder teilen kann. „Manche Sauen sind sehr abgesäugt, deshalb gliedere ich sie je nach Kondition in zwei Gruppen zu je sechs Tieren“, begründet Manuel. „So haben alle Sauen zwischen 21 und 30 Tagen nach dem Absetzen wieder halbwegs die gleiche Kondition vor dem Belegen. Das habe ich bei der Planung ebenfalls schon berücksichtigt.“ Sucheber „Borsti“ hilft ihm, den richtigen Besamungszeitpunkt zu bestimmen. Das Sperma bezieht er von PIG Austria. „Ich bin sehr zufrieden mit der Genetik und dem Lieferservice“, betont Manuel. „Das funktioniert einmalig gut.“
Freie Abferkelung in „WelCon“ Bucht
Für die Abferkelung stehen zwei Ställe mit insgesamt 39 „WelCon“ Abferkelbuchten zur Verfügung. Jede Bucht misst 7,5 Quadratmeter plus Auslauf und gliedert sich in Ferkelnest, Liege- und Fressbereich, wobei der Fressbereich vom Liegebereich getrennt ist. „Damit ist die Bucht sehr platzsparend, obwohl sie alle notwendigen Funktionsbereiche sehr gut anbietet. Die Sauen bauen sich mit Stroh Nester“, betont Manuel. „Die Tiere können die Tür zum Fressbereich selbst öffnen und auch wieder eigenständig verlassen.“
Abferkelbucht mit Betonfertigelementen
Der Boden in der Abferkelbucht besteht aus Betonfertigelementen, die mit einem vertieften Rautenmuster versehen sind. „Normaler Beton wird mit der Zeit rau und die Ferkel stoßen sich beim Saugen mit den Gelenken daran, die sich dann entzünden“, erklärt Manuel. „Das passiert beim Rautenboden nicht.“
Während der Abferkelzeit sechs Kontrollen am Tag
Das Ferkelnest ist an die Abferkelkiste angegliedert, es liegt direkt am Bediengang und ist mit einer Deckelheizung ausgestattet. „Diese Bucht schafft genügend Platz für die freie und problemlose Abferkelung im Außenklimastall“, begründet Manuel. „Die Sauen haben Ruhe und können sich nach Bedarf bewegen.“ Die Ferkelverluste – erdrückte und tot geborene – liegen zwischen 4,5 und fünf Prozent. Während der Abferkelzeit kontrolliert der Schweinehalter sechs Mal am Tag die Sauen und nutzt auch Kameras dazu. „Nach der Geburt werte ich bei jeder Zuchtsau Gesäuge, Muttereigenschaften und Verhalten aus und notiere die Ergebnisse in der Sauenkarte“, erklärt Manuel. „Ebenso, ob die Sau in den Liegebereich kotet und wie schnell die Ferkel wachsen.“ Bei einer Gruppe mit zwei Würfen je Sau setzt er durchschnittlich 20 bis 22 Ferkel ab.
Mit Keimlingen kommen Ferkel ins Fressen
„Damit die Ferkel so rasch wie möglich ins Fressen kommen, streue ich ab einer Woche nach der Geburt eine Handvoll Keimlinge pro Gruppe und Tag übers Futter“, verrät der Schweinehalter. „Ich merke den Unterschied zwischen Füttern mit Keimlingen und Ferkelstarter oder nur mit Ferkelstarter.“
Die Kulturen für die Keimlinge baut er mit Wicke, Erbse, Ackerbohne und Hafer als Stützfrucht in dieser Mischung am Feld an. Dazu kommt Triticale. „Die Keimlinge stelle ich mit einem Keimrad her“, erklärt Manuel. „Wie es funktioniert, zeige ich am Tag der offenen Tür am 6. August auf unserem Hof in Großgerharts.“
Biojungsauen waren schwer zu bekommen
„Die Jungsauen remontiere ich zur Gänze aus der eigenen Herde“, so der Schweinehalter. Die Remontierungsrate beträgt 35 bis 40 Prozent.
Mit 60 Stück besitzt Manuel österreichweit die meisten reinrassigen biozertifizierten Edelschweinsauen. „Ich musste sie konventionell zukaufen. Es war so gut wie unmöglich, so viele mit Biostatus zu bekommen, vor allem gesund und PRRS-frei“, denkt er zurück. „Seit 21. Juli ist die Umstellungszeit vorbei.“ Diese Jungsauen hat er bereits besamt zugekauft und im November des Vorjahres eingestallt. Dazu zählen auch 40 Stück F1 Fortuna Sauen.
Nach dem gelungenen Start will Manuel nächstes Jahr bei den Arbeitskreisen „Ferkelproduktion“ und „Mast“ mitmachen. Derzeit ist er noch dabei, den Sauenplaner zu befüllen.
Photovoltaikanlage sorgt für den Strom
Strom zum Heizen der Ferkelkisten bezieht er aus der eigenen Photovoltaikanlage. Doch er wird mehr Energie benötigen. „In der Abferkelung ist eine Bodenheizung verlegt, die ich mit Energie aus einer Biogasanlage versorgen möchte“, so Manuel. „Die Biogasanlage soll den Mist der Mastschweine in Energie umwandeln, denn in zwei bis drei Jahren plane ich, den Großteil der eigenen Ferkel zu mästen.“
Keimraum in Planung
Im Maststall mit 50 Mastplätzen stehen derzeit 40 Schweine. „Noch mäste ich nur die schwächeren Ferkel selber“, erklärt der Schweinehalter, der aktuell noch mit der Baustelle ausgelastet ist, doch schon an die nächste denkt: „Da ich von der Wirkung der Keimlinge im Futter überzeugt bin und das Keimrad gut funktioniert, werde ich demnächst noch einen eigenen Keimraum bauen.“
Betriebsspiegel
Betriebsführer Manuel (32), Absolvent HLBLA St. Florian und Mutter Elisabeth (53) in einer GmbH
Mitarbeiter Alexander Angerer, LW Facharbeiter
Bewirtschaftete Fläche 110 ha mit Partnerbetrieb, davon 10 Hektar Auslauf für Geflügel (Weide), 3 ha Grünland, 97 ha Ackerbau
Tierhaltung 100 Zuchtplätze: 60 Edelschweinsauen, 40 F1 Fortunasauen