So tickt die junge Landwirtschaft: Voller Innovationsgeist, Tatendrang und Optimismus
Eine starke junge Generation kommt auf den Höfen nach
„Viel Gutes verspricht die künftige Generation auf den steirischen Bauernhöfen. Es kommt eine starke Generation nach, die sich klar von der älteren unterscheidet, die mit großer Bereitschaft die Höfe weiterführen will und feste Pläne für die Zukunft hat“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Die junge Generation zeichnet sich vor allem durch eine besonders gute Ausbildung, Innovationsgeist, Optimismus, Mut und Tatendrang sowie hohes Selbstbewusstsein aus. „Damit verfügt die junge Landwirtschaft über bestes Rüstzeug, die künftigen Herausforderungen wie eine sichere Versorgung mit heimischen Lebensmitteln auch in Krisenzeiten, Klimawandel, Tierwohl und Digitalisierung zu meistern“, betont Titschenbacher. Unter dem Motto „Future Farm Rockers – wir spielen Zukunftsmusik“ steht heuer im europäischen Jahr der Jugend auch die Woche der Landwirtschaft vom 9. bis 15. Mai ganz im Zeichen der jungen Generation. Dazu finden steiermarkweit zahlreiche Veranstaltungen auf Bauernhöfen statt.
Studie: So tickt die bäuerliche Jugend
Einen tiefen Einblick in die Lebens- und Wertewelt der Jugend auf den Höfen gibt die österreichweite Jugendstudie von Leopold Kirner, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien. Kirner: „In vielen Punkten ticken die Jugendlichen in der Stadt und vom Land sehr ähnlich. So ist etwa das Internet bei allen die Freizeitbeschäftigung Nummer 1. Auch eine ausgewogene Work-Life-Balance sowie gute Beziehungen und Freundschaften sind städtischer und ländlicher Jugend gleich wichtig. Die ländliche Jugend beschäftigt sich darüber hinaus aber auch intensiv mit den Tieren und der Natur.“ Besonders auffallend ist, dass die ländliche Jugend – im Speziellen die Hofübernehmerinnen und Hofübernehmer – sehr fixe Pläne für die Zukunft hat und überaus optimistisch ist, diese auch umsetzen zu können. Um bei ihrer beruflichen Tätigkeit zufrieden sein zu können, muss für die Jugend der Arbeitsplatz sicher und die Arbeit sinnvoll sein. Ganz wichtig: Neben dem Beruf muss es ausreichend Platz für Freizeit und Familie geben. „Als Trendsetterinnen stechen vor allem junge Frauen hervor. Sie setzen auf gesunde Lebensführung, gesunde Ernährung, sind sozial orientiert und besonders natur- und umweltbewusst sowie innovativ“, erläutert der Studienautor.
Vizepräsidentin Maria Pein: Hohe Tierwohlstandards sind der Jugend wichtig – Umsetzung muss möglich sein!
Die Top-Anliegen der jungen Generation sind in Bezug auf die Landwirtschaft hohe Tierwohlstandards und hohe Lebensmittelqualität. „Damit werden sie den Wünschen der Gesellschaft voll gerecht. Jedoch müssen sie in der Umsetzung insbesondere beim Bau von tierfreundlichen Ställen auch entsprechend unterstützt werden, damit sie ihre ambitionierten und zukunftsweisenden Pläne auch verwirklichen können“, fordert Vizepräsidentin Maria Pein.
Trotz Zukunftsoptimismus hat junge Generation auch Sorgen
Laut Kirner-Studie beunruhigen die jungen Menschen auf den Bauernhöfen vor allem die Umweltverschmutzung und der Klimawandel. Aber auch, dass es zu familiären Problemen, Krankheiten und Krieg kommen kann, macht der nächsten Generation Sorgen. Unterschiede gibt es diesbezüglich weniger zwischen Stadt und Land als zwischen Burschen und Mädchen. Die jungen Frauen erweisen sich als deutlich besorgter als die männliche Jugend.
Stimmen der jungen Landwirtschaft
Florian Hörmann (22), Oberaich, Milchviehbetrieb, Hofübernehmer: „Ich blicke positiv in die Zukunft, weil regionale Lebensmittel heutzutage mehr wertgeschätzt werden. Ich will unseren Betrieb vom Nebenerwerb in den Vollerwerb überführen, ohne die Anzahl der Tiere zu erhöhen. Tierwohl ist mir ein besonderes Anliegen, bin offen für Neues und interessiere mich auch für eine zusätzliche Sparte, die mir Freude bereitet.“
Ulrike Kreimer (26), Neudorf bei St. Ruprecht/Raab, Apfelkönigin, Hofübernehmerin: „Sinnvolle Arbeit, die Spaß macht und eine sichere Arbeit, sind mir sehr wichtig. Ich wünsche mir von der Bevölkerung, dass sie sich für unsere Tätigkeiten interessiert und unsere Leistungen auch anerkennt. Mir ist neben meiner guten Ausbildung auch die ständige Weiterbildung sehr wichtig, um den landwirtschaftlichen Betrieb in herausfordernden Zeiten gut führen zu können.“
Nina Schweinzger (32), Labuttendorf, Hennenhalterin und Nudelherstellerin, Hofübernehmerin: „Besonderes Augenmerk lege ich auf das Tierwohl. Denn wenn es meinen Freilandhennen gut geht, dann kann ich auch gesunde Lebensmittel wie unsere hausgemachten Nudeln herstellen. Ausdrücklich lege ich Wert auf Qualität und nicht auf Quantität oder Masse, denn für mich sind regionale Zutaten und die gute Zusammenarbeit mit meinen Berufskolleginnen und Berufskollegen entscheidend.“
Simone Wechtitsch (20), Großklein, Weinbäuerin und Buschenschänkerin, Hofübernehmerin: „Herausfordernd sind die Kostensteigerungen – von den Betriebsmitteln über die teurer gewordenen Maschinen bis hin zu den explodierenden Energiekosten – mit denen wir konfrontiert sind. Mir sind der Austausch mit Gleichgesinnten meines Alters, der Zusammenhalt und das Miteinander sehr wichtig. Daher bin ich sehr optimistisch, dass wir alles schaffen werden. Wenn ich mir etwas vornehme, dann ziehe ich es auch durch: So will ich Weinbaumeisterin werden. Besonders stolz bin ich auf meinen ersten eigenen Wein, den Muskateller, den ich gekeltert habe. Das Wissen und Schaffen meiner Eltern ist meine Grundlage, dennoch sind mir die Umsetzung neuer Ideen wie beispielsweise in der Kellerwirtschaft sehr wichtig.“
Heinrich Ertl (22), Oberkurzheim, Mutterkuhhaltung mit Ackerbau und Forstwirtschaft, Hofübernehmer: „Ich bin hochmotiviert den Betrieb meiner Eltern weiterzuführen und den Hof zumindest in der bestehenden Größe wiederum an meine Nachkommen weiterzugeben. Sehr wichtig ist mir auch ein gutes Miteinander mit meinen Eltern und Freunden. Für die eigene Familie und Kinder möchte ich ausreichend Zeit haben – das ist mir ein Herzensanliegen. Wertvoll ist mir das Arbeiten in der Natur, diesen Wert möchte ich an meine Kinder weitergeben.“